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Werthe, in Industrie und materieller Kultur sehr viel, in der Religion endlich alles. Als die ursprünglichste Gestalt der Religion bei den Semiten bezeichnet Renan den Monotheismus, der ihm aber als etwas todtes und starres, ja als ein Minimum von Religion entgegentritt; sein Endurtheil über die Semiten ist schliesslich, dass er sie, zumal den Indogermanen gegenüber, eine sehr niedrig stehende Völkerfamilie nennt, mit seinen eigenen Worten une race in

férieure".

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Dieses Urtheil blieb in den meisten Kreisen der Gebildeten bis heut maassgebend (wenn man den von Renan allen Semiten zugeschriebenen Monotheismus wegthut, sogar auch in gelehrten). Nur geringer oder nicht genug beachteter Widerspruch ist seither dagegen erhoben worden, so z. B. von Ewald zerstreut in verschiedenen seiner Aufsätze und Schriften; in zusammenhängender systematischer Weise nur vom geistvollen Königsberger Theologen R. F. Grau mit seinem Buch,,Semiten und Indogermanen in ihrer Beziehung zu Religion und Wissenschaft, eine Apologie des Christenthums vom Standpunct der Völkerpsychologie" (Stuttg. 1864, 2. Aufl. 1866) und später noch von D. Chwolson (Die semitischen Völker. Versuch einer Charakteristik. Berlin 1872).

Ewald's und Chwolson's Einsprüche können hier rasch übergangen werden. Ersterer hält den Polytheismus für das ursprüngliche bei den Semiten und will ferner in übergrosser Entrüstung gegen Renan's „race inférieure" den Semiten manches vindiciren, was sie doch nie besessen oder wenigstens selbständig aus

gebildet (so dramatische Poesie, Philosophie und Wissenschaft, wenigsten in Anfängen den Hebräern); letzterer, Chwolson, wird zwar den Semiten in ihren Schattenseiten, um vorderhand diesen Ausdruck zu gebrauchen, mehr gerecht, ist aber vielfach unklar, auch merkt man bald, dass hier der jüdische Gelehrte eine Apologie der Semiten schreibt. Denn wenn Chwolson, worin er nicht Unrecht hat, Renan völlige religiöse Unbefangenheit abspricht, besonders was seine nähere Erklärung des Wesens des Monotheismus im alten Testament anlangt, so geht dagegen ihm selbst das richtige Verständnis des Christenthums ab, des Christenthums, das zwar von semitischem Boden ausging und auf anderm als dem des a.-t. Monotheismus erwachsen kaum zu denken wäre, in welchem aber Indogermanenthum und Semitismus vermählt erst das geworden sind, was eines oder das andere vorher nie gewesen, ja in welchem beide vereinigt erst ihre beiderseitigen Glanzseiten entfalten sollten.

Grau endlich steht scheinbar ganz auf dem Standpunct Renans: in Kunst, Wissenschaft und Staatsleben spricht er fast noch schärfer als Renan den Semiten beinah alles ab, Industrie und die materielle Seite der Kultur übergeht er hier in seinem Buch (wofür wir aus einer neueren Schrift,,Ursprünge und Ziele unserer Kulturentwikelung" über das Verhältniss sowohl von Indogermanen wie Semiten zu dieser Seite der menschlichen Gesittung Grau's Ansicht erfahren), nur eines schreibt er ihnen als eigenthümlich zu, die Religion. Der grosse Unterschied von Renan aber spricht sich in folgendem Satze Grau's aus: „Alle

die Mächte aber, in denen die Indogermanen gross sind, sprechen wir den Semiten nicht ab, um sie zu erniedrigen, sondern sie zu erhöhen. Ihren wahren Werth wird man erst erkennen, wenn ihnen der falsche Schmuck genommen ist, den eine frühere Zeit ihnen vielfältig angelegt hat, und der nicht dazu dient, ihr ächtes Wesen erscheinen zu lassen, sondern zu verdecken. Es ist aber das Verdienst Renan's, zuerst deutlich erkannt und ausgesprochen zu haben, was die Semiten nicht sind, wenn er auch als pantheistischer Philosoph nicht im Stande ist, zu erkennen, was sie sind. Nicht dadurch wird man der Bedeutung der Semiten gerecht, dass man ihnen, wie noch Ewald thut, alles zuschreiben zu müssen glaubt, in welchem die Indogermanen sich auszeichnen; in solcher Nebenordnung werden jene doch nur übelfahren. Denn manches wesentliche, wie Plastik und Malerei, fehlt ihnen gänzlich; anderes kann ihnen nur zugerechnet werden, wenn man den Begriffen Gewalt anthut. Vielmehr wird ihnen dadurch ihr Recht und ihre Ehre widerfahren, wenn ihnen abgesprochen wird, was sie nicht besitzen, aber ganz und voll zugesprochen, was sie wirklich sind und haben. Diese ihnen zukommende Bedeutung und Würde aber ist ihnen, wie sich ergeben wird, so eigenthümlich, dass sie dieselbe mit keinem Volk der Erde zu theilen haben."

Wenn ich nun gleich jetzt meine eigene Ansicht aussprechen soll, so stimme ich mit Grau und Renan im ganzen und grossen zuerst in der negativen Seite überein, nämlich in den Dingen, die diese beiden Gelehrten den Semiten absprechen zu müssen glauben,

doch mit der nachher im einzelnen weiter auszuführenden Beschränkung, dass dies blos den Indogermanen gegenüber, also nur relativ, der Fall ist; denn absolut dies thun zu wollen, wäre den Thatsachen der Kulturgeschichte gegenüber eine Ungerechtigkeit, wie sie schreiender gar nicht gedacht werden könnte. Ferner wiederspreche ich Renan auf das entschiedenste darin dass er die Semiten eine „,race inferieure" nennt, denn schon das allein, was die Semiten in Kunst, Wissenschaft und Staatsleben wirklich geleistet haben mag es nun den anologen Leistungen der Indogermanen noch so sehr nachstehen verbietet sie einen unbegabten Völkerzweig zu heissen. Endlich aber stimme ich Grau vollständig bei, wenn er (auch bei der Annahme, dass die Semiten in all dem genannten in der That so viel wie nichts geleistet hätten) nur wegen der Religion, d. h. des Monotheismus, der ihnen eigen ist, und wegen des Christenthums, welches aus dem alttestamentlichen Monotheismus heraus wenn auch in der Folge mehr auf indogermanisches Erdreich verpflanzt für alle Völker der Erde Blüthen und Früchte getragen wenn er, sage ich, nur dieses Geschenkes halber die Semiten hoch über alle Nationen stellt. Zugleich muss hier erwähnt werden, dass Renan und Grau sogar in dem Punct, wo sie am weitesten auseinander gehen, doch auf einer Grundvoraussetzung stehen, nämlich auf der, dass wirklich die Semiten von Anfang an Monotheisten gewesen sind. Der Unterschied zwischen beiden Gelehrten ist eben der, wie sie diese Thatsachen beleuchten und erklären, indem Renan nur todt und leer erscheint, was von Grau mit ein

gehenderem Verständnis des Wesens und der Geschichte des Juden- wie Christenthums als lebensvoll, grossartig und herrlich bezeichnet wird. Nun ist aber längst die herrschende Anschauung der Wissenschaft, zumal der alt-testamentlichen, dass nicht nur die Semiten überhaupt Polytheisten waren, sondern dass nicht einmal die Hebräer von Anfang einen Gott verehrt, sondern die Jahve-Religion sich erst allmählig aus einer polytheistischen heraus sich entwickelt habe. Bei solcher Sachlage, die man bisher noch dazu für sehr gut begründet hielt, und wo Renan mit seiner Annahme des ursprünglichen Monotheismus bei den Semiten heut noch allen Orientalisten, ganz abgesehen von seinen sonstigen Folgerungen, schroff und allein gegenübersteht, wäre es überhaupt unnöthig, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Die Dinge stehen aber anders, meine Herren, und der Monotheismus der Semiten, nicht blos der der Hebräer, sondern der ganzen semitischen Rasse, hat sich vor den Waffen der Wissenschaft nicht zu scheuen. Wiederum ist es die Assyriologie, welche die Beweise an die Hand gibt, dass die meisten Götter, die man bisher für rein semitisch gehalten, ganz andern Ursprungs, nämlich sumerisch-akkadisch sind, und somit der herrschenden Idee des ursprünglichen Polytheismus des semitischen Volksstammes die Hauptstützen entzogen werden, so sehr sich auch die jetzt den Ton angebende Schule noch vielleicht Jahre lang dagegen sträuben wird. Das ist es, was ich, meine Ansicht über die völkerpsychologische Stellung der Semiten gleich Renan und Grau auf den ursprünglichen Monotheismus derselben

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