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nachtheiligen Beleuchtung erscheint.' Ihre Schatten wirft auch diese weit über die engeren Grenzen des hebräischen Alterthums hinaus, wie das später eingehender gezeigt werden soll. Gewiss ist vieles einzelne anfechtbar, und in manchen Punkten wird die neue Schule allzugewagte, dem System zu lieb aufgestellte Behauptungen noch zu widerrufen haben, aber der Kern der für die Pentateuchkritik neu gewonnenen Resultate scheint mir wenigstens für alle Zukunft festzustehen.]*)

Ueber zwanzig Jahre sind es nun, dass das gelehrte und anziehend geschriebene Werk Ernst Renan's: „Histoire générale des langues Semitiques" erschienen ist, und Renan selbst ist heut der erste, der mit Freude bekennt, dass sein Buch durch die Resultate der Assyriologie zur Hälfte antiquirt ist. Daher wird auch meine Darstellung von ganz andern Gesichtspunkten ausgehen müssen, und wenn auch dieselbe diesmal noch in mancher Hinsicht lücken- und mangelhaft ausfällt, so kann ich doch eines gleich jetzt zuversichtlich aussprechen, dass sie wenigstens eine ganz neue sein wird. Es soll in ihr versucht werden, zum erstenmal systematisch die Resultate der assyrischen Entzifferungen, soweit sie uns bis jetzt sicher vorliegen, dem Gesammtgebäude des Semitismus einzufügen.

Bisher hat man sich ausser in theologischen Kreisen und von Seite der wenigen Gelehrten, die sich mit einer oder der andern semitischen Sprache beschäftigt haben, nicht viel um die Geschichte und den Zusam

*) Das in eckige Klammern eingeschlossene wurde erst bei einer spätern Wiederholung dieser Vorlesungen hinzugesetzt.

menhang der semitischen Völker bekümmert. Wenn auch schon seit dem 17. Jahrhundert, ja beinahe seit dem Mittelalter die Einheit derselben erkannt worden war, so hat man doch nie weitere Schlüsse aus ihr für die Kulturgeschichte gezogen. Und als vollends im Anfang unseres Jahrhunderts das Sanskrit in Europa bekannt wurde und dessen ungeahnte Verwandtschaft mit unsern occidentalischen Sprachen, da wurde nun über der neuentstandenen indogermanischen Sprachwissenschaft und den aus ihr zum Theil erst in den letzten zwanzig Jahren gezogenen Resultaten für die älteste Geschichte unserer Völkerfamilie, ganz vergessen, dass auch einer semitischen Sprachwissenschaft und einem vergleichenden Studium der semitischen Literaturen, Geschichte und Stammeseigenthümlichkeiten ähnliche, ja vielleicht noch grössere Erfolge blühen dürften, sobald nur einmal die Semitologen ihre Aufmerksamkeit diesem Felde zuwenden würden. Renan, der bekannte Pariser Orientalist, war einer der wenigen, die diese Lücke erkannten und ernstlich bestrebt waren, sie auszufüllen. Sein schon genanntes Werk erschien im Jahre 1855 und machte mit Recht grosses Aufsehen. Unterdessen aber, zumal in diesem Jahrzehnt *), befestigten sich die neugewonnenen philologischen Resultate der Assyriologie besonders durch die Verdienste A. H. Sayce's, Friedrich Delitzsch's und François Lenormant's immer mehr, und erst den Bemühungen dieser Gelehrten wie des vor allem um die Einbürgerung der Assyriologie in Deutschland

*) Ich erinnere daran, dass diese Vorträge 1878 geschrieben sind.

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verdienten Eberhard Schrader gelang es, das schon vorher erkannte Factum der engen Zusammengehörigkeit des assyrisch-babylonischen zu den semitischen Sprachen auch in allgemeine Anerkennung bei der gelehrten Welt zu bringen. Zu dieser Errungenschaft kam in den letzten Jahren noch eine neue, die Kenntniss eines vor und noch neben dem semitischen babylonisch-assyrisch in ältester Zeit in Babylonien bestehenden nicht-semitischen Elements, des sogenannten sumerisch-akkadischen oder protochaldäischen, dessen Träger Besitzer einer uralten Kultur waren; von dieser Kultur überkamen die semitischen Babylonier Schrift, Religion und andere tief ins Volksleben einschneidende Dinge, die man kurz vorher noch für semitischen Ursprungs gehalten hatte. Eine andere Wissenschaft ferner, die Aegyptologie, hat gerade in den letzten Jahrzehnten immer grössere Fortschritte gemacht, welche uns in Bezug auf die historischen und viele kulturgeschichtlichen Resultate seit einem Jahr in zwei herrlichen, fast abschliessend zu nennenden Werken gesammelt vorliegen, der aegyptischen Geschichte von Brugsch (über 800 Seiten stark) und der Geschichte der orientalischen Völker im Alterthum vom Pariser Aegyptologen Maspero (deutsch von Pietschmann). Ein Blick in diese Bücher lehrt uns, wie wichtig die aegyptische Geschichte für die Entwicklung des Semitismus gewesen; man denke nur an Abraham's Reise nach Aegypten, an die Eroberungszüge der Pharaonen des 2. Jahrtausends v. Chr. nach Syrien und Mesopotamien, an die Knechtschaft Israels in Aegypten, die Entlehnung der phönikisch-semiti

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schen Schrift (der auch wir unsere occidentalischen Alfabete verdanken) aus der aegyptisch-hieratischen der Papyrosrollen und vieles andere. Ferner wird jetzt versucht, eine wissenschaftliche semitische Sprachvergleichung nach dem Muster und der Methode der indogermanischen aufzubauen und aus ihr vielleicht mit noch mehr Glück als es dort für das indogermanische Urvolk geschehen, den ältesten Kulturzustand wie die ursprünglichen Wohnsitze der Semiten zu bestimmen.5 Streiten ja heut noch die Indogermanisten darum, ob die Urheimat der Indogermanen in Europa oder in Asien zu suchen sei; ich werde Ihnen aber im weitern Verlauf zeigen, dass die semitische Sprach- und Kulturwissenschaft Mittel besitzt, nicht blos die Ursitze der Semiten, sondern auch die der Indogermanen (und zwar für Asien) zu bestimmen", Beweise, von deren Möglichkeit man noch vor drei Jahren kaum eine Ahnung hatte, und auf welche zuerst für die Ursitze der Semiten hingewiesen zu haben das Verdienst Alfred von Kremer's ist.

Aus alle dem, meine Herren, sehen Sie deutlich, wie von Grund aus anders heutzutage auch die allgemeinste Charakteristik der semitischen Sprachen und Völker ausfallen muss als vor zwanzig Jahren, wie schwierig ein solcher Versuch ist, wie viele Mängel ihm noch anhaften werden, aber auch wie viel neues gesichertes Material dadurch verwerthet und allgemein zugänglich gemacht werden kann.

Die durch ihren ganzen Bau der indogermanischen und andern uns bekannten Sprachfamilien streng

geschieden und enggeschlossen gegenüberstehende Sprachengruppe, zu der das hebräische, arabische und aramäische gehört, nannte man früher wohl allgemein orientalische, seit Schlözer's und Eichhorn's Vorgang (gegen Ende des vorigen Jahrhunderts) aber semitische Sprachen; der letztere Name ist geblieben, und da wir heut nun noch weitere dieser Sprachen wir können ruhig sagen, beinahe alle übrigen, die je im Alterthum existirt genau kennen, so hat man sich gewöhnt, auch die sie redenden Völker die semitischen Völker zu nennen. Wenn wir uns nun umsehen, woher dieser Name semitisch von Schlözer genommen wurde, so wird gleich einleuchten, wie unglücklich derselbe gewählt worden ist. Da nämlich in der sog. Völkertafel im 10. Capitel des 1. Buches Mose (Gen. 10) ausser Elam, Assur und Lud noch der Stammvater der Aramäer oder Syrer Aram und ferner Arpakschad (nach derselben Völkertafel der Stammvater der Araber und Hebräer) als Söhne Sem's figuriren, also die Repräsentanten derjenigen Sprachen dieses Stammes, welche man eben gegen Ende des vorigen Jahrhunderts allein kannte, während man vom elamitischen, lydischen und assyrischen noch nichts wusste, so schien es ja, als ob kein besserer Name denn semitisch für den in Frage kommenden Sprachstamm hätte gefunden werden können.

Der Name ist jetzt nicht mehr auszurotten (der viel bessere, von Renan vorgeschlagene Name syroarabisch' analog der Bezeichnung indogermanisch kam eben zu spät) und er hat, wie wir gleich sehen werden, viele Verwirrung angerichtet. Von den Elamitern

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