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Alfred von Kremer in seiner „,Culturgeschichte des Orients unter den Chalifen" schlagend nachgewiesen, dieselbe vor und im Anbeginn des Islams noch unter der ganzen Ommajadenzeit „eine durchaus würdige, selbständige und hochgeachete, ja es herrschte durch einige Zeit eine ritterliche Verehrung des schönen Geschlechts, man besang die Frauen in liebeglühenden Gedichten und verklärte ihr Bild mit dem ganzen Zauber der Poesie. In den Erzählungen aus dem alten Sagenkreis der nordarabischen Stämme galt nichts für edler, ruhmvoller und nachahmungswerther, als wenn ein Ritter mit Verachtung jeder Gefahr, selbst mit Aufopferung des eigenen Lebens die Frauen vor Schmach und Entführung schützt. Eine Frau zu verletzen oder zu tödten galt deshalb als die schmachvollste, ehrloseste That, und schon in der frühesten Epoche des mohammedanischen Kriegsrechtes war es Gesetz, dass die Frauen und Kinder der Feinde, selbst wenn sie Nichtmuhammedaner waren, nicht getödtet oder mishandelt werden durften, ausser wenn sie am Kampfe Theil nahmen." (Daselbst, Band II, S. 102 f.),,Das zweifelhafte Verdienst, zuerst die hohe Stellung des Weibes angegriffen und herabgedrückt zu haben, gebührt zunächst den griessgrämigen und fanatischen Theologen des Islams (den Vorläufern und Anbahnern jener oben charakterisirten scholastischen Richtung, die überhaupt dem Volks- und Geistesleben des Islam so verderblich wurde). Allein derlei gelehrte Schrullen gleissnerischer Sonderlinge hätten nie genügende Wirkung haben können, um die sociale Stellung der Frau einer so durchgreifenden Aenderung

zu unterziehen, wie dies später erfolgte. Es traten andere, innere Ursachen hinzu, und zwar nächst dem Verfall der alten arabischen Aristokratie" (daselbst, S. 104 f.) ,,vor allem die an die Stelle der standesgemässen Ehe, auf die man früher so hohen Werth gelegt hatte, tretende Maitressenwirthschaft und Alleinherrschaft der Hetären. Je mehr man sich, besonders zu Anfang des äusserlich auf den höchsten Gipfel der Macht und Kultur gelangten Abassidenreiches, auf diese Abwege verlor, desto eifersüchtiger glaubte man die legitimen aber vernachlässigten Ehegattinnen behüten und bewachen lassen zu sollen. Und hiemit war der erste Schritt gethan zu der eigentlichen, das Weib so sehr entwürdigenden Haremswirthschaft, welche die mit allen Gaben der Natur (und des Geistes) so reich ausgestattete Morgenländerin zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist." (Daselbst S. 104 f. und 106 f.) Während früher zwar auch schon Polygamie erlaubt und hie und da auch von den Reicheren geübt war, war in diesem Fall doch immer eine die Vertraute des Herzens, die Geliebte der Jugend, die Gebieterin des Haushalts, die freie edelgeborene Gattin, die andern waren Nebenweiber, die eine Stelle einnahmen, welche zwischen der erstern und dem Hausgesinde die Mitte hielt,,,von nun an aber bewachen Eunuchen das Harem, die legitime Frau wird nun in den höheren Ständen gewöhnlich vernachlässigt und statt ihr herrschen am Hof (und in den Häusern der Vornehmen) die Sängerinnen, Odalisken und die Eunuchen." (S. 107.)

Der Semitismus also, meine Herren, ist, wie wir sehen, reingewaschen von diesen Auswüchsen der

späteren muhammedanischen Kultur. Hat ja sogar ein feiner Beobachter des Semitenthums den Charakter der Semiten dem der Indogermanen gegenüber (und wie ich glaube nach mehr als einer Seite hin mit gewissem Recht) zu bezeichnen versucht als das

ewig weibliche.

ANHANG.

Sprachlicher Excurs.

Dass heutzutage auch bei uns in Deutschland sich ein grösseres Publikum für den Bau der verschiedenen menschlichen Sprachstämme interessirt, ist in erster Linie Werken wie Max Müller's sprachwissenschaftlichen Vorlesungen zu verdanken. Ich darf es deshalb wohl wagen, eine kurze Skizze der Eigenthümlichkeiten der semitischen Grammatik zu geben, und werde bemüht sein, in so populärer Fassung als möglich dies zu thun. Zunächst schliesst sich dieser Excurs an die S. 12 nach der relativen Alterthümlichkeit und Ursprünglichkeit unternommene Anordnung und Aufzählung der semitischen Sprachen an, gleichsam als eine Art Illustrirung dazu. Es muss aber gleich hier davor gewarnt werden, in jener Aufeinanderfolge eine nun den sprachgeschichtlichen Verhältnissen entsprechende Chronologie der semitischen Sprachentwicklung der ältesten Zeit erblicken zu wollen. Eine solche hoffe ich später am Schluss dieser Vorträge in den Kapiteln über ,,die ursemitische Kultur und die Geschichte der semitischen Sprachtrennung" zu entwerfen; man wird dann sehen, dass sich dieselbe keineswegs mit jener Reihenfolge deckt, mit andern Worten, dass sich nicht nothwendig deshalb auch zuerst arabisch, dann äthiopisch, dann assyrisch, dann hebräisch, dann aramäisch (oder etwa umgekehrt: zuerst aramäisch, dann hebräisch, dann assyrisch etc.) vom noch vereinigten ursemitischen abgezweigt haben müsse. Dagegen ist es am Platz, hier einige Worte zu sagen.

über das, was man eigentlich unter Ausdrücken, wie indogermanische, semitische Grundsprache (urindogermanisch, ursemitisch etc.) versteht, oder kurz, wie man sich die Entstehung und Entwicklung von Sprachstämmen oder Sprachfamilien zu denken habe. Es ist merkwürdig, wie unklare Begriffe gerade hier bei so vielen Gebildeten sich nochfinden.

Wenn in einem Kreis von Sprachen die Hauptelemente der Grammatik sich auf einen gleichen Typus zurückführen lassen, was man leicht schon bei oberflächlicher Vergleichung des Verbal- und Nominalbaus erkennen kann, dann liegt die Vermuthung nahe, dass diese Sprachen in einem engeren verwandtschaftlichen Verhältnis stehen. Zur Gewissheit wird dies vollends erhoben, wenn man noch findet, dass die charakteristischsten Bestandtheile des Wortschatzes, vor allem die Zahlwörter, Personalpronomina, wie die meisten sogenannten concreten Begriffe der Sprache, nämlich die Namen für Körpertheile, Thiere, Pflanzen, Geräthe etc. oder Verba wie essen, trinken, schlafen, regnen (im Gegensatz zu mehr allgemeinen Begriffen, wie glänzen, ziehen, Freude, Unglück etc.) gleich oder doch so ähnlich lauten, dass ein Zufall ausgeschlossen bleiben muss. Die Wissenschaft solcher Untersuchungen ist jung; sie ist wie so viele andere bahnbrechende Forschungszweige erst eine Tochter unseres neunzehnten Jahrhunderts. So war allmählich sicher erkannt und bewiesen worden, dass vornehmlich zwei grosse Sprachstämme es sind, denen die Kultursprachen der alten Welt in ihren Sprachdenkmälern von der ältesten Zeiten bis in die nachchristliche Zeit herein, angehören: einerseits der indogermanische oder arische mit dem altindischen (Sanskrit), altpersischen, griechischen, lateinischen, germanischen, slawischen und keltischen als Hauptzweigen, und andrerseits der semitische, wenn man auch bei letzterem ohne eigentliche nähere Begründung sich mehr mit der allgemeinen Erkenntnis des Factums begnügte. Denn eine semitische Sprachvergleichung als Wissenschaft existirt eigentlich doch erst seit wenigen Jahren, inaugurirt vor allem durch Bernhard Stade's Lehrbuch der hebräischen Grammatik"

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