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(Leipzig 1879) und unabhängig davon durch kleinere Arbeiten der assyriologischen Schule Friedrich Delitzsch's 22; vorbereitet war sie freilich schon durch Gesenius, Fleischer, Nöldeke und andere hervorragende Semitisten, wie ich an andern Orten schon gelegentlich hervorgehoben habe. 23 Nur wenige alte Sprachen sind es, die nicht zu jenen beiden Sprachstämmen, dem indogermanischen und semitischen gehören, so das alt-ägyptische, das sumerisch-akkadische, (in Europa) das etruskische und wahrscheinlich das für uns verloren gegangene alt-iberische; da jedes derselben so ziemlich den einzigen uns noch erhaltenen Repräsentanten von den Sprachfamilien, zu denen sie gehören, bildet und wir ohnehin mit den beiden ersten uns im zweiten Heft noch näher zu befassen haben, so bleiben wir jetzt bei indogermanisch und semitisch als den besten Beispielen, wie man sich, um die obigen Worte zu wiederholen, die Entstehung und Entwicklung von Sprachstämmen oder Sprachfamilien denn eigentlich zu denken habe. Mit dem letzten Ausdruck, nemlich Sprachfamilie, ist fast schon die Beantwortung gegeben, denn ein genealogisches Verhältnis ist logisch das einzig denkbare bei dem oben angeführten Sachverhalt; eine gleiche Verbalendung, wie in skt. bhara-ti (,,er trägt"), lat. fer-t, deutsch (sie ge-)bier-t oder wie in skt. bharâ-mí (ich trage), altirisch beri-m (dass.) oder ein und dieselbe Nominativendung wie in skt. nava-s, gr. véo-S, lat. novu-s, goth. niuji-s, lit nauje-s (,,neu) setzt nothwendig eine einheitliche Grundform für diese alle voraus, eine einheitliche Grundsprache für alle die Einzelsprachen, aus denen die obigen Beispiele genommen sind. Wenn die so zu erschliessenden Grundformen in diesem Fall fast ganz wie die Sanskritformen lauten, so folgt daraus nicht etwa, dass wir nun im Sanskrit die Muttersprache der übrigen arischen Sprachen haben (ein früher viel verbreiteter Irrthum), sondern nur, dass hier eben das Sanskrit gerade die älteste Form bewahrt hat; in andern Fällen hat das lateinische, in andern das griechische die dem ältesten am nächsten kommende Form erhalten. Nehmen wir die obigen Wörter als Hommel, Die Semiten. I.

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Beispiele nicht blos für die Grammatik, sondern auch für den Wortschatz, so geht daraus zunächst hervor, dass alle indogermanischen Sprachen (darunter Sprachen von Völkern, die als solche nachweislich nie mit einander historische Berührungen hatten, wie z. B. Kelten und Inder, oder Römer und Inder) eine Wurzel bhar*) für den Begriff „tragen“, nav für den von ,,neu" verwendeten, dass ferner alle einmal -s als Nominativendung, -m (i) und -t(i) als Endung der 1. und 3. Person Sing. beim Verbum gebrauchten. Die weitere unabweisbare Consequenz ist aber die, dass es einst eine vorgeschichtliche Zeit gegeben haben muss, wo alle indogermanischen Völker noch eine Volkseinheit mit einer gemeinsamen Sprache bildeten. Diese Sprache, und zwar in dem letzten Stadium bevor die noch vereinigten Indogermanen sich zu trennen und zu wandern anfingen, kann die wissenschaftliche Sprachvergleichung noch ziemlich reconstruiren, wenigstens in den Hauptformen und wichtigsten Wörtern, und nennt die so gewonnene und neuerschlossene Grundsprache urindogermanisch. Den sicheren Boden verlassen und mit reinen Hypothesen operiren heisst dagegen, wenn man nun z. B. für jenes bharâmi,,ich trage" eine noch frühere Form ansetzen will, etwa bhar + ama (=tragen da ich), wie man es wirklich that. Es kann einmal in einer vorindogermanischen Periode derartige noch rein agglutinirende Formen gegeben haben, aber zunächst ist es besser, solche mehr gewagten Restructionen, die für die Wissenschaft ja doch nur Vermuthungen bleiben. können, noch aus dem Spiel zu lassen.

Wenden wir uns nun zu den semitischen Sprachen, von deren Bau ich in folgenden Seiten ein kurzes Bild zu geben beabsichtige, so gilt hier ganz das gleiche, wie es eben für die indogermanischen Sprachen ausgeführt wurde, und auch

*) Griech. pέow wurde eben nur deshalb übergangen, weil bei ihm wie bei den meisten Verben im griechischen die 1. Person Sing. nicht mit -u gebildet wird und ebenso sich in der 3. Sing. das urspr. -ti verschliffen hat.

hier ist festzuhalten, dass man unter ursemitisch zunächst nur die Sprache der noch vereinigten Semiten im letzten Stadium vor der Trennung verstehen darf, zumal es beim semitischen, wie sich später zeigen wird, fast noch näher liegt, Schlüsse auf ein noch früheres Stadium der Sprache (das ich vorsemitisch nennen möchte) zu ziehen, wenigstens mit viel grösserer Berechtigung als beim indogermanischen; um so mehr muss man also hier scheiden, um keine Verwirrung anzurichten.

Wenn ich nun kurz die Hauptcharacteristica der semitischen Sprachfamilie, die sich alle bereits in dem im obigen Sinn verstandenen ursemitisch gefunden haben müssen, und wodurch sich dieselbe scharf von andern Sprachfamilien, vor allem der indogermanischen, abhebt24, aufzähle, so wüsste ich mich in den meisten Punkten keiner besseren und präciseren Einkleidung zu bedienen als der, welche Stade in der Einleitung seiner trefflichen Grammatik (S. 15 ff.) gegeben hat: I),,Alle flexionsfähigen Wurzeln [besser: Stämme] sind oder gelten wenigstens für die Flexion als mindestens dreilautig" (daher der von Stade vorgeschlagene Name: Triliteralsprachen), z. B. katama er hat bedeckt, barku Blitz, kishâdu (sh hier ein Laut) Hals etc. Ausgenommen sind nur die Deutewurzeln (z. B. mâ was, lâ nicht, annu dieser, shu'a er) und viele Stämme,,,welche sich nur schwer der gewöhnlichen Abbeugung fügen und ganz deutlich die Zeichen ihrer Entstehung aus (vorsemitischen nur zweiconsonantigen) Wurzeln an sich tragen und uns auf eine ältere (eben die vorsemitische) Periode der Sprache hinweisen, in welcher der Triliteralismus nur erst in Ansätzen vorhanden war25, 2),,Die Stellung des Vocales innerhalb des Stammes (Stade: der Wurzel) trägt nichts zur Bedeutung desselben aus." 3),,Die Verschiedenheit der Vocale innerhalb der drei Stammconsonanten bedingt nicht Verschiedenheit der Bedeutung des Stammes" (also z. B. katala er hat getödtet, jaktulu er tödtet oder wird tödten, katlu Tödtung, tödten, kâtilu tödtend, Tödter, kitâlu, das zu tödten suchen d. i. kämpfen, katûlu getödtet überall die

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Grundbedeutung des tödtens, wogegen man in indogermanischen Sprachen z. B. lat. fugam und fagum, alam und alma, paratus und partus, im deutschen laben, leben, loben etc. vergleiche). 4),,Da somit die Bedeutung des Stammes (Stade: der Wurzel) an der Consonantengruppe haftet, so ist consonantischer Wandel nur in sehr engen Grenzen möglich“ und da nur innerhalb der festesten Lautgesetze. ,,Dagegen bedient sich das Semitische in ausgedehntester Weise des Vocalwandels, um damit alle die feineren Nuancirungen der Bedeutung sinnenfällig zu machen, welche Idem Wort im Unterschied zum einfachen Stamm wie zu andern Wörtern eignen“ (vgl. nur die obigen Beispiele).,,Hieraus erklärt es sich, dass auch die Möglichkeit des mechanischen Wandels der Vocale eine sehr beschränkte ist und Präfixe und Suffixe viel mehr trifft als den Stamm selbst"; vgl. z. B. ass. iktul für jaktul, hebr. -hem für -humû (Suffix der 3. pl.),,Infolge dessen unterscheiden sich die semitischen Sprachen in grammatischen Dingen kaum mehr von einander, als etwa die germanischen oder slawischen"; vor dem deshalb so oft angewendeten Ausdruck,semitische Dialekte' statt sem. Sprachen' ist jedoch als vor einem durchaus falschen und irreführenden zu warnen. Dagegen hatte jede einzelne semitische Sprache ihre Dialekte (vgl. z. B. die vielen aramäischen Dialekte), und nur in diesem Sinne darf innerhalb des semitischen von Dialekten gesprochen werden.27

Bei dem nun folgenden skizzenhaften Abriss der charakteristischesten Formen der ursemitischen Grammatik wird, da ich überall die in den einzelnen semitischen Sprachen entsprechenden Bildungen gebe, auch der Laie einen kurzen und richtigen Einblick in das gegenseitige Verhältniss dieser Sprachen thun können, und hier ist auch Gelegenheit, noch einige Einzelheiten, die nur dem semitischen eigenthümlich sind, zu beobachten. Ich bezeichne solche mit einem vorgesetzten Kreuz. (Eine solche sei gleich hier nachgetragen: Zwei anl. Cons. wie z. B. in „greifen“, „bringen“ etc. sind im sem. unmöglich.)

a) Lautbestand.

Ausser den auch in andern Sprachen gewöhnlichen 6, p, m; g, k; d, t, n; z (wie im franz. u. engl.), s, sch*); l, r, w, j; h, ch noch

eine Art aspirirter Dentalen (oder schon im ursem. Spiranten?), nämlich dh und th; dann eine Reihe sog. emphatischer (ganz hinten im Mund gesprochener) Laute, nämlich ein derartiges k, d, t, th, s, ch (gewöhnlich in der Transscription durch einen Punkt unterhalb unterschieden), ferner der Spiritus lenis (vor jedem eine Silbe oder ein Wort beginnenden Vocal), der im semitischen aber ursprünglich stets als wirklicher Consonant gefühlt und in der Schrift bezeichnet wurde (akala, sa ala z. B. gerade so dreiconsonantische Stämme wie kabara, auch in der Flexion), und endlich ein ganz ohne andere Analogie dastehender, von uns Europäern fast undefinirbarer Laut, das sog. Ajin mit seiner emphatischen Potenz Ghajin (letzteres ein Laut etwa zwischen g und r).

Als Vocale hatte das ursemitische (wie noch das arabische und assyrische) nur a, i, u mit den Diphtongen ai und au.

Einige der wenigen aber festen Lautgesetze wird man bei den im weitern folgenden Paradigmen zu beobachten Gelegenheit haben; es existiren solche fast nur bei den Zischlauten. b) Verbum.

Das semitische unterscheidet äusserlich keine eigentlichen Zeiten, nur

† eine vollendete und unvollendete Handlung (Perfect und Imperfect). Für erstere wurde ein Mittelding zwischen Nomen und Verbum gewählt, nämlich eine Art Participium (besser Verbaladjectiv) mit ziemlich loser Anfügung der Personalpronomina vgl. Note 17 und Anm., letztere konnte doppelt ausgedrückt werden, nämlich (z. B. vom Stamm kabar)

*) Ausserdem noch ein zwischen s und sch stehender (wahrscheinlich dem sch näher kommender) Zischlaut, der im südsem. mit s, im nordsem. mit sch zusammengefallen ist.

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