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C. Aurelius Cotta, der Bewunderer des Antonius, ferner am ersten Tag noch der Augur Q. Mucius Scaevola,1) am zweiten der Sieger über die Cimbrer Q. Lutatius Catulus und sein Stiefbruder C. Julius Caesar Strabo. Die Hauptpersonen teilen sich so in den Stoff, dass sie zusammen das Fundament aufbauen, Antonius den Stoff des zweiten, Crassus den des dritten Buchs behandelt. Die Schrift ist die beste der rhetorischen Schriften Ciceros. Sie hält sich einmal frei von den dürren Regeln der Schule und behandelt die Materie vom Gesichtspunkt des Nützlichen aus, hütet sich aber auch, blosser Routine das Wort zu reden. Sie zeigt Begeisterung für den Gegenstand und hält den Blick auf das Ganze gerichtet. Nur das Kapitel über den Witz (2, 54) tritt so stark hervor, dass man von einem Exkurse reden kann. Durch die dialogische Form kommt ein anmutiger Wechsel in die Rede, auch können dadurch die verschiedenen Seiten der Betrachtung zur Geltung kommen. Dem Ausdruck ist alle Sorgfalt zugewandt.

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Im Nov. 55 schrieb Cicero an Atticus (4, 13, 2): De libris oratoriis factum est a me diligenter: diu multumque in manibus fuerunt; describas licet. 13, 19, 4 sagt er von dieser Schrift: sunt etiam „de oratore" nostri tres (libri), mihi vehementer probati: in eis quoque eae personae sunt, ut mihi tacendum fuerit, Crassus enim loquitur, Scaevola, Antonius, Catulus senex, C. Julius, frater Catuli, Cotta, Sulpicius; puero me hic sermo inducitur, ut nullae esse possent partes meae. Quae autem his temporibus scripsi, 'Aqıototéλɛlov morem habent, in quo sermo ita inducitur ceterorum, ut penes ipsum sit principatus. Auch über diese Schrift gibt SPENGEL treffende Bemerkungen (Rh. Mus. 18, 495): Die sprechenden Hauptpersonen, Crassus und Antonius, drücken nur die Überzeugung des Verfassers über die Rhetorik aus. Cicero, der durch die Macht der Rede seine hohe Bedeutung erlangt hatte, wollte sich näher aussprechen, was er für Beredsamkeit halte, was dazu gehöre, worin sie bestehe. Die gewöhnlichen Lehrbücher (der autor ad Herennium) galten ihm als zu trivial, um sie einer Beachtung wert zu halten, daher er überall dagegen eifert; und doch waren sie es, die ihn gross gezogen hatten, und die er noch einige Jahre später in der Verteidigung Milos so genau befolgte. In der Person des Antonius belehrt er uns, wie er seine Reden technisch ausarbeitete, aber Cicero war mehr; mit grosser Begabung verband er ausgebreitete Kenntnisse auf dem Gebiete der Philosophie; er hatte sich in den verschiedenen Schulen umgesehen, nicht als Zweck, um einer philosophischen Sekte anzuhängen, sondern nur als Mittel, um seine Rhetorik über die gewöhnliche triviale Kunst zu erheben. Im Gegensatze zum Antonius, der sich strenge an sein Handwerk zu halten und nicht darüber hinauszugehen scheint, aber auch nur scheint, vertritt Crassus die Rolle eines philosophischen Redners, der alles umfasst, was den Redner stärken und erheben kann. In der Verachtung der gewöhnlichen rhetorischen Lehrbücher stimmen beide überein; beide sagen nur, was Cicero selbst will, auch da wo sie einander entgegen sind. Wenn Antonius den Crassus und seine philosophischen Tendenzen widerlegt, so soll damit nur angedeutet werden, dass man dieses philosophische Studium nicht missverstehe; nicht qua philosophus müsse man Philosophie kennen lernen, sondern qua orator. ... Auch der dritte Sprecher über iocus und facetiae gibt nur Ciceros Ansichten."

150. Brutus de claris oratoribus. Zwischen der Schrift de oratore und dem Brutus liegt ein Zeitraum von nahezu zehn Jahren. Die Zeit, in welcher der Brutus entstand, war für Cicero eine Zeit der unfreiwilligen Musse, welche ihm das siegreiche Vorgehen Caesars auferlegt hatte. Die

') Über den Grund des Verschwindens des Q. Mucius Scaevola nach dem ersten Gespräch spricht sich Cicero ad Attic. 4, 16, 3 aus: Quod in iis libris, quos laudas, personam desideras Scaevolae, non eam temere dimovi, sed fecit idem in nodrɛig deus ille noster Plato, der auch den alten Kephalos, um ihn nicht so lange an den Gesprächen festzuhalten, verschwinden liess: multo ego

magis hoc mihi cavendum putavi in Scaevola, qui et aetate et valetudine erat ea, qua esse meministi, et iis honoribus, ut vix satis decorum videretur eum plures dies esse in Crassi Tusculano; et erat primi libri sermo non alienus a Scaevolae studiis, reliqui libri tɛ%vokoyiav habent, ut scis: huic ioculatorem senem illum, ut noras, interesse sane nolui.

aus.

Schrift wurde im J. 46 verfasst. Seit dem Erscheinen des Buchs de oratore waren aber auch andere, Cicero feindliche rhetorische Bestrebungen zur Geltung gekommen. Die Opposition ging von den Jungattikern Cicero hatte für seine mühsam errungene rednerische Position zu fürchten; er bekämpfte daher die neue Richtung durch mehrere Schriften. Zu denselben gehört auch der Brutus, in dem Cicero die Entwicklung der römischen Beredsamkeit bis auf seine Zeit gibt. Die Schrift hat die Form eines Gesprächs, das zwischen Cicero, M. Brutus und Atticus, ehe Brutus nach Gallien ging, im J. 46 stattgefunden haben sollte. Allein im Grunde haben wir einen Vortrag Ciceros, der hie und da von den Mitanwesenden unterbrochen wird, um die Sache nach einer andern Seite hin zu beleuchten. Es werden ausserordentlich viele Redner vorgeführt; die Behandlung derselben ist eine sehr ungleiche, oft erhalten wir nur eine Namenreihe mit dürren Bemerkungen, dann fesseln uns wieder glänzende Charakteristiken wie die des Hortensius, auch die Darlegung des eigenen Entwicklungsgangs Ciceros flösst uns grosses Interesse ein. Dadurch, dass der Verfasser nicht bloss die römischen Redner aufzählt, sondern auch charakterisiert und kritisiert, gewinnt er zugleich die Gelegenheit, seine rhetorische Richtung zu verteidigen und die nach seiner Ansicht unberechtigten Bestrebungen zurückzuweisen. Die Angriffe richten sich besonders gegen die Jungattiker. Da auch Brutus mit dieser Strömung geht (vgl. § 139), so verfolgt Cicero zugleich den Zweck, diesen Mann, auf den er in Bezug auf die Beredsamkeit die grössten Hoffnungen baut, zu seiner Richtung zu bekehren. Durch diese Bezugnahme wird auch „Brutus" im Titel der Schrift gerechtfertigt. Für die Gewinnung des Materials dient ihm als Leitfaden der Annalis des Atticus, auch annalistische Werke und Varro sind benützt. Das Werk ist eines der wichtigsten Denkmäler für die römische Litteraturgeschichte.

Die angesetzte Zeit des Gesprächs des J. 46 ergibt sich aus 46, 171; Brutus war eben im Begriff, auf die Weisung Caesars hin nach Gallien cisalpina abzugehen. Als Brutus in Gallien war, schrieb Cicero den Orator, in dem bereits des Brutus gedacht wird (7, 23). Das Ziel seiner Schrift spricht er klar aus 5, 20 expone nobis quod quaerimus. Quidnam est id? inquam. Quod mihi nuper in Tusculano inchoavisti de oratoribus, quando esse coepissent, qui etiam et quales fuissent. 69,244 volo hoc perspici, omnibus conquisitis qui in multitudine dicere ausi sint, memoria quidem dignos perpaucos, verum qui omnino nomen habuerint, non ita multos fuisse. In der Aufzählung will sich Cicero auf die Lebenden beschränken, vgl. 65, 231 in hoc sermone nostro statui neminem eorum qui virerent nominare, ne vos curiosius eliceretis ex me, quid de quoque iudicarem, allein einigemal weiss es Cicero doch einzurichten, dass auch Lebende erwähnt werden.

Der handschriftliche Titel ist Brutus de claris oratoribus. Diese Verbindung von einem Eigennamen und der Inhaltsangabe ist eine Eigentümlichkeit der Logistorici Varros.

Über die Benützung des liber annalis des Atticus vgl. 3, 14 und 15 (NAUMANN, De fontibus et fide Bruti Cic., Halle 1883 p. 6). Ausserdem citiert er die Annalen des Fannius (21, 82 87,299). JORDAN erachtet es für wahrscheinlich, dass die Aufzählung der Redner vor den punischen Kriegen (14, 53-57) unmittelbar oder mittelbar sich anlehnt an fingierte Reden in einem annalistischen Werke, vielleicht des Valerius Antias" (Hermes 6, 213).

151. Orator ad M. Brutum. Im Brutus hatte Cicero die Geschichte der Beredsamkeit bis zu der Stufe, die er erklommen, zur Darstellung gebracht. Schon in dieser Schrift leuchtet der Gedanke durch, dass Cicero den Höhepunkt in der römischen Beredsamkeit erreicht. Es galt nun, seine rednerische Richtung als die allein berechtigte hinzustellen. Dies

geschieht in der Weise, dass er ein Bild des vollkommenen Redners, ein rednerisches Ideal in der Schrift „Orator" entwirft. Sie ist auf Aufforderung des Brutus, der damals Statthalter der Provinz Gallia cisalpina war, im J. 46 abgefasst (10, 34) und ihm auch gewidmet. Nach seiner Anschauung ist nur derjenige ein vollkommener Redner, welcher alle Töne anzuschlagen und für jeden Gegenstand den richtigen Ton zu finden weiss, also über alle Stilarten verfügen kann. Damit ist der Standpunkt der Jungattiker verurteilt, welche nur den schlichten Stil, das tenue genus dicendi, kultivierten. Sehr ausführlich spricht er sich am Schluss über den rednerischen Numerus aus. Es ist nicht zweifelhaft, dass er auch in dieser Hinsicht Angriffe abzuwehren hatte. Sonach stellt sich auch diese Schrift als eine Apologie seiner rhetorischen Kunst dar. Trotz der glänzenden Diktion, welche diese Schrift auszeichnet, erhält der Leser doch keinen völlig befriedigenden Eindruck, weil die tiefgehende, prinzipielle Gestaltung der Gedanken fehlt. Der Verfasser hielt grosse Stücke auf diese Schrift, auch von Quintilian wird sie hoch geschätzt (1, 6, 18).

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Ep. 15, 20, 1 Oratorem meum sic enim inscripsi Sabino tuo commendavi. Nach dem Inhalt wird die Schrift einigemal (Ep. 12, 17, 2, ad Attic. 14, 20, 3) durch de optimo genere dicendi bezeichnet.

neque

Sein Ziel legt der Verfasser öfters dar z. B. 14, 43 nulla praecepta ponemus enim id suscepimus sed excellentis eloquentiae speciem et formam adumbrabimus; nec quibus rebus ea paretur exponemus, sed qualis nobis esse videatur.

Über seinen Idealredner vgl. 21, 69 erit eloquens is qui in foro causisque civilibus ita dicet, ut probet, ut delectet, ut flectat. 29, 100 is est eloquens, qui et humilia subtiliter et magna graviter et mediocria temperate potest dicere. 36, 123 is erit eloquens, qui ad id, quodcumque decebit, poterit accommodare orationem. Quod cum statuerit, tum ut quidque erit dicendum ita dicet, nec satura ieiune nec grandia minute nec item contra, sed erit rebus ipsis par et aequalis oratio. 29, 102 sucht Cicero an seinen Reden zu zeigen, dass er je nach der Sache auch eine verschiedene Darstellung gewählt: nulla est ullo in genere laus oratoris, cuius in nostris orationibus non sit aliqua, si non perfectio, at conatus tamen atque adumbratio (103).

Den Numerus behandelt er, wie er sagt, ausführlicher als irgend jemand vor ihm (52, 174 67, 226), er disponiert (52, 174): primum origo, deinde causa, post natura, tum ad extremum usus ipse explicetur orationis aptae atque numerosae. WUEST, De clausula rhetorica quae praecepit Cicero quatenus in Orationibus secutus sit, Strassb. 1881. ERNST MÜLLER, De numero Ciceroniano, Kieler Diss. 1886.

Ep. 6, 18, 4 oratorem meum tanto opere a te probari vehementer gaudes; mihi quidem sie persuadeo, me quidquid habuerim iudicii de dicendo, in illum librum contulisse: qui si est talis, qualem tibi videri scribis, ego quoque aliquid sum; sin aliter, non recuso, quin quantum de illo libro tantundem de mei iudici fama detrahatur.

152. De optimo genere oratorum. Auch diese kleine Schrift steht mit der Opposition gegen die Jungattiker in Verbindung. Es handelt sich um die Stilmuster. Die Jungattiker verehrten Lysias als ihr Ideal unter den attischen Rednern. Cicero sieht das als eine Einseitigkeit an, er macht geltend, dass auch Demosthenes zu den attischen Rednern gehöre. Dass hier ebenfalls echte Beredsamkeit vorliege, sollte durch eine gut lateinische, keineswegs streng wörtliche Übersetzung der Rede des Demosthenes für den Kranz und der parallelen Rede des Äschines der römischen Welt gezeigt werden. Zu dieser Übersetzung bildete das vorliegende Schriftchen die Einleitung. Allein von dieser Übersetzung ist uns keine Spur erhalten. Es ist daher überhaupt fraglich, ob Cicero sein Vorhaben wirklich ausführte und die Vorrede nicht zu einer Zeit geschrieben ward, in der die Reden

noch gar nicht übersetzt waren. 1) Der Titel wenigstens hätte wohl anders lauten müssen. Über die Zeit des Schriftchens haben wir keine positive Angabe; allein da dasselbe eine Ergänzung zu dem Brutus und dem Orator bildet, wird es auch in derselben Zeit erschienen sein.

4, 13 intellegitur, quoniam Graecorum oratorum praestantissimi sint ei qui fuerunt Athenis, eorum autem princeps facile Demosthenes, hunc si qui imitetur, eum et Attice dicturum et optime. Sed cum in eo magnus error esset, quale esset id dicendi genus, putari mihi suscipiendum laborem utilem studiosis, mihi quidem ipsi non necessarium. Converti enim ex Atticis duorum eloquentissimorum nobilissimas orationes inter seque contrarias, Aeschini et Demostheni; nec converti ut interpres, sed ut orator, sententiis isdem et earum formis tamquam figuris, verbis ad nostram consuetudinem aptis; in quibus non verbum pro verbo necesse habui reddere, sed genus omne verborum vimque servavi. Non enim ea me adnumerare lectori putavi oportere, sed tamquam appendere. Hic labor meus hoc adsequetur, ut nostri homines, quid ab illis exigant, qui se Atticos volunt, et ad quam eos quasi formulam dicendi revocent, intellegant. Und am Schluss heisst es 7, 23: Quorum ego orationes si ut spero ita expressero, virtutibus utens illorum omnibus, id est sententiis et earum figuris et rerum ordine, verba persequens eatenus ut ea non abhorreant a more nostro Graecis omnia conversa non erunt, tamen ut generis eiusdem sint elaboravimus regula, ad quam eorum dirigantur orationes qui Attice volent dicere. PHILIPPSON, Fleckeis. J. 133, 425.

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153. De partitione oratoria (Partitiones oratoriae). Auch einen rhetorischen Katechismus schrieb Cicero, es ist das Schriftchen über die rhetorische Einteilung. Dasselbe gibt uns eine kurze Darstellung der rhetorischen Begriffe in der Form eines Gesprächs, das zwischen Cicero und seinem Sohn auf dem Land gehalten wird. Aber auch hier haben wir den Scheindialog, d. h. der Vater dociert, der Sohn streut hie und da einige Worte ein. In drei Teilen wird der Stoff abgehandelt: 1) die Lehre von der rednerischen Thätigkeit (1,1-7, 26); 2) die Lehre von der Rede und ihren Teilen (8, 27-17, 60); 3) endlich die Lehre vom Thema (18, 61-Schluss). Die Zeit des leblosen Gesprächs lässt sich nicht sicher bestimmen, wahrscheinlich fällt sie in dieselbe Zeit, in der der Brutus und Orator geschrieben wurden.

Die Disposition ergibt sich aus 18, 61 quoniam et de ipso oratore et de oratione dixisti, expone eum mihi nunc, quem ex tribus extremum proposuisti, quaestionis locum. Da Cicero diese Schrift nicht mehr erwähnt, wollte Angelus Decembrius dieselbe für unecht erklären, mit Unrecht vgl. DRUMANN 6, 293. Quintilian citiert bereits dieselbe unter dem Namen Ciceros (3, 3, 7).

154. Ad C. Trebatium Topica. Die Topik definiert Cicero als die Wissenschaft, die Beweise aufzufinden, indem sie uns die tono, loci aufzeigt, aus denen sie gewonnen werden. Es sind dies einmal loci, welche in der Sache selbst liegen, oder loci, welche ausserhalb der Sache liegen. Die ersten erfahren eine vielfache Gliederung; die Behandlung der zweiten ist eine ganz kurze. Mit 21, 79 beginnt eine neue Partie, welche bis zum Schluss reicht und mit der Topik nur schwachen Zusammenhang hat (vgl. 23, 87). Es ist eine Erörterung über das Thema.) Die Beispiele sind mit Vorliebe aus dem juristischen Leben entnommen, ohne Zweifel

1) Bei Hirtius liegt ja derselbe Vorgang vor; vgl. § 122.

2) SPENGEL, Rh. Mus. 18, 497: „Mit § 78 war erklärt und geleistet, was Trebatius wissen wollte; das Weitere hat mit der Topik nichts zu thun, sondern ist die Rhetorik und

ihre Einteilung, die er anderswo schon gegeben hatte; er hatte das Buch zugleich auch für das Publikum bestimmt (§ 72) und deswegen für geeignet gehalten, noch anderes hinzuzufügen. Daher sagt er 26, 100 plura quam a te desiderata erant, sum complexus.

aus Rücksicht auf den Adressaten. Eigentümlich ist die Entstehung des Schriftchens, über die uns die Vorrede berichtet. Der Rechtsgelehrte C. Trebatius befand sich bei Cicero auf dessen Tusculanum; er stiess hier in der Bibliothek auf die Topik des Aristoteles. Er fragte Cicero nach dem Inhalt der Schrift und als er darüber Aufschluss erhalten, zeigte er Verlangen, Näheres über diese Disziplin zu erfahren. Allein von der Lektüre des Buchs schreckte ihn die Dunkelheit desselben ab; ein berühmter Rhetor aber, an den ihn Cicero wies, wusste auch nichts von der Sache. Cicero machte sich nun selbst an die Bearbeitung der Materie und zwar geschah dies auf einer Seereise von Velia nach Rhegium im J. 44, wie er hinzufügt, ohne Bücher. Nach der Vorrede sollte man meinen, eine Bearbeitung der Aristotelischen Topik vor sich zu haben. Auch sagt er Ep. 7, 19 in einem Brief an Trebatius, dass er sich entschlossen habe, die Topica Aristotelia" zu bearbeiten. Allein eine Vergleichung der beiden Schriften zeigt, dass dies nicht der Fall ist und dass die ciceronische Topik so gut wie nichts mit der aristotelischen gemein hat. Zur Erklärung dieses eigentümlichen Widerspruchs werden zwei Ansichten aufgestellt; nach der einen hat Cicero bei dem Worte Aristotelia in der Vorrede und in dem Briefe nicht auf eine Bearbeitung der aristotelischen Schrift hinweisen, sondern nur ganz allgemein die Topik als eine aristotelische Erfindung charakterisieren wollen; nach der zweiten wäre Cicero (im ersten Teil) dem Akademiker Antiochus gefolgt und hätte irrtümlich dessen Lehre für die aristotelische gehalten. Zu den Topica schrieb Boethius einen Kommentar, der bis 20, 77 reicht (Orelli V 1, 269).

Cicero schreibt Ep. 7, 19 am 28. Juli 44 von Rhegion aus ut primum Velia navigare coepi, institui Topica Aristotelea conscribere. Eum librum tibi misi Rhegio. Top. 1, 5 haec cum mecum libros non haberem, memoria repetita in ipsa navigatione conscripsi tibique ex itinere misi.

Die Definition der Topik lautet 1,2 disciplina inveniendorum argumentorum, der loci 2,8 = eae quasi sedes, e quibus argumenta promuntur. Es heisst weiter: ex eis locis, in quibus argumenta inclusa sunt, alii in eo ipso, de quo agitur, haerent, alii adsumuntur extrinsecus. Eine zusammenfassende Übersicht der inneren argumenta erhalten wir 18, 71 Perfecta est omnis argumentorum inveniendorum praeceptio, ut, cum profectus sis a definitione, a partitione, a notatione, a coniugatis, a genere, a forma, a similitudine, a differentia, a contrariis, ab adiunctis, a consequentibus, ab antecedentibus, a repugnantibus, a causis, ab effectis, a comparatione maiorum, minorum, parium, nulla praeterea sedes argumenti quaerenda sit und dann geht er auf die argumenta extrinsecus allata über; de iis pauca dicamus.

Eine Vergleichung der aristotelischen und ciceronischen Topik nimmt KLEIN, De fontibus Topic. Cic., Bonn 1844 (p. 25) vor und erhält das Resultat (p. 33): multum, quod ad summam vel caput attinet artis dialecticae, utraque topica inter se differre nemo est, quin intellegat. Auch im einzelnen zeigen sich tiefgreifende Unterschiede, vgl. p. 35-48. Dieser Thatsache stehe weder die Vorrede noch Ep. 7, 19 entgegen, denn (p. 54) nequaquam per verba illa (Ep. 7, 19) vel in topicorum prooemio iudicarit sua topica esse compendium commentariumre Aristotelicorum librorum. Dagegen hält WALLIES, De fontibus Topicorum Ciceronis, Halle 1878 p. 48 für die Quelle des ersten Teils der Topica (bis c. 21) den Akademiker Antiochus, der seine Topik als aristotelisch hingestellt; auch Cicero sei dieses Glaubens gewesen (p. 46). Der Versuch HAMMERS, De Cic. Topicis, Landau 1879, eine grössere Anzahl von Stellen auf die aristotelische Topik zurückzuführen, ist nicht gelungen (p. 5—17).

Von den rhetorischen Schriften Ciceros sind die wertvollsten und anmutigsten die Werke de oratore, Brutus und der Orator, lauter Schöpfungen seines reiferen Alters. Alle diese drei Schriften sind von dem Gedanken getragen, dass die ciceronische Beredsamkeit die höchste Stufe der römi

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