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In Reih' und Glied.

Roman

von

Friedrich Spielhagen.

Erster Theil.

Elfte Auflage.

Leipzig.

Verlag von L. Staadmann.

1897.

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Erftes Capitel.

Es war an einem Spätsommerabend. Die Sonne stand schon hinter den Wäldern, aber ihre Strahlen erreichten noch den wolkenlosen Zenith, von dem ein Meer weichsten, mildesten Lichtes auf die müde Erde herabsank. Kein leisester Hauch regte die stattlichen Wipfel der prachtvollen Eichen und Buchen. In der lautlosen Stille vernahm man deutlicher das Zirpen der Schwalben, die mit ihren Jungen um den Giebel des Försterhauses kreisten. Die Glocke aus dem Dorfe Tuchheim, das jenseit des Hügelrückens und wohl eine halbe Stunde von der Försterei entfernt lag, flang so hell herüber, man konnte mit Bequemlichkeit die Schläge zählen.

Es ist sieben Uhr, sagte einer von den zwei Männern, die vor der Hausthür auf der Bank links unter der alten Linde saßen, indem er eine große Uhr in einem Doppelgehäuse von Tomback aus der Tasche seiner schwarzen Weste nahm und vor die kurzsichtigen Augen hielt; sieben Uhr, ich muß fort.

Nicht doch, lieber Anton, erwiederte der Andere. Malchen hat darauf gerechnet, daß Ihr zum Abend hier bleibt; Du hörst, wie sie in der Küche rumort; ich habe die Witterung. von Eierkuchen nicht wahr, Ponto?

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Und er legte die braune Hand auf den Kopf eines schönen, langhaarigen Hühnerhundes, der sich schweiswedelnd an seine Kniee schmiegte.

Anton antwortete nicht; er ließ das Haupt wieder auf die Brust sinken und starrte auf den Boden. Von Zeit zu Spielhagen, In Reih' und Glied. I.

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Beit Hustete er leise. Der Förster dampfte mächtig aus einer kurzen Meerschaumpfeife; seine scharfen blauen Augen blickten nach einem Raubvogel, der in ungeheurer Höhe seine Kreise durch den sonnig hellen Aether zog.

So saßen sie eine kleine Weile.

In Anton's düsterem Gesichte zuckte es unruhevoll. Ein Entschluß, der ihm schwer werden mochte, schien sich aus seiner Seele loszuringen. Er hüstelte stärker als zuvor, schaute verstohlen nach dem Bruder hinüber, seßte ein paarmal zum Reden an, hüstelte wieder und sagte endlich:

Höre, Friz!

Was giebt's, Anton? erwiederte der Förster, ohne seine Augen von dem kleinen beweglichen schwarzen Punkte in der Höhe abzuwenden.

Du könntest mir einen Gefallen, einen großen Gefallen erweisen.

Von Herzen gern, sagte der Förster.

Wie stehst Du jezt mit dem gnädigen Herrn?

Nun, ich denke, nicht schlechter als gewöhnlich — weshalb? erwiederte der Förster, die rechte, zusammengeballte Hand an die Backe legend und über den ausgestreckten Daumen nach dem Raubvogel visirend, den er jetzt deutlich als einen Bussard erkannte.

Ich

ich möchte Deine Vermittlung in Anspruch nehmen in einer Sache, deren Entscheidung allein oder doch fast allein von ihm abhängt, und an der mir, das heißt nicht sowohl meinetwegen als im Interesse Leo's, sehr viel gelegen ist. Aber Du hörst nicht, was ich sage.

Doch, doch, Bruder, erwiederte der Förster.

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Der Bussard, seiner Beute sicher, fiel wie ein Stein in gerader Linie herunter und verschwand hinter dem Walde. Der Förster wandte sich zu dem Bruder und wiederholte:

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Doch, doch! Ich bin ganz Ohr. Du hast ein Anliegen

bei dem gnädigen Herrn sagtest Du nicht so?

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Der alte Gemeindeschreiber Müller in Tuchheim ist gestern gestorben, erwiederte der Andere in einer Aufregung, die seine

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bleichen Wangen mit einer hektischen Röthe übergoß und ihm das Athmen hörbar erschwerte; es wird eine Neuwahl stattfinden; die Stelle bringt über fünfzig Thaler ein; wenn der Freiherr mir seine Stimme giebt und sich für mich beim Landrath verwendet, ließe es sich wohl machen, daß ich in diese Stelle rückte.

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Der Förster nahm die Pfeife aus dem Munde, blickte den Bruder verwundert an, schüttelte dann den Kopf und sagte: Gemeindeschreiber in Tuchheim! Ei, ei, Anton, Du würdest es dabei so wenig aushalten als bei irgend einer andern Hantierung. Du würdest nach vier Wochen was sage ich nach vier Tagen, kommen und brummen: Mag Der oder Jener Gemeindeschreiber sein; der Teufel hole die langweilige Arbeit, die mich von meinen Büchern abzieht. Nun, Anton, ich wollte Dich nicht kränken. Du bist ein gescheidter Kopf und hättest was Besseres verdient, als in dem elenden Nest, dem Feldheim, zu verkümmern; aber Du hast Dich nicht in's Leben finden können, Anton, nicht in die Menschen schicken können. Sie haben's auf dem Schlosse gut mit Dir gemeint, wie mit uns Allen. Du hast Dir dein Lager selbst machen wollen; es ist nicht meine oder eines Andern Schuld, daß es so hart gerathen ist.

Der Förster klopfte seine Pfeife aus, während er das sagte, und weil er dabei lauter sprechen mußte, um gehört zu werden, kam es wohl, daß seine Worte rauher klangen, als sie gemeint waren. Die hagere Gestalt des bleichen Mannes an seiner Seite zuckte zusammen; er schloß die Augen wie in einem plöglichen physischen Schmerz.

Es ist hart, sehr hart gerathen, sagte er tonlos.

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Nun, nun, beschwichtigte der Förster, wir haben Jeder unser Theil zu tragen. Wie wir's tragen das ist die Hauptsache. Dabei hängt gar viel von uns ab: ob wir's auf die leichte oder schwere Achsel nehmen, und ob wir ein wenig Geduld haben oder partout mit dem Kopfe durch die Fangneze wollen. Aber, um auf Deine Idee zurückzukommen -

Bemühe Dich nicht, rief der Andere aufspringend; ich

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