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Schrift einen heiligen Ernst erheische, und sie vor Feinden warnen, die sich diesen frommen Versuchen entgegenstellen. Zu diesem Studium dürfe man nemlich kein rohes, böswilliges, zanksüchtiges und eigensinniges, sondern solle ein reines und offenes, kein getheiltes, sondern ein einfaches, kein darniederliegendes oder kaltes, sondern ein sehnsüchtiges brennendes und lebendiges Herz herzubringen. Zuerst warnt Jonas vor den Fesseln der Tradition, welche meist schon von den eigenen Familiengliedern der Jugend angelegt würden. Schon in der Wiege sauge man irrige Meinungen ein, in dem Elternhause lerne man nur jene irdische Weisheit, die Künfte des Gewinns, der Welt Brauch: „Dort lernen wir das Geld bewundern und fast als einen Gott anstaunen, hier dem Reichen schmeicheln, hier schmugige und unzüch tige Reden, hier auf ein weichliches Leben alle Stücke halten, hier an nichts Anderes als an feine Speisen und große Gastmahle denken. Von dieser falschen Erziehung datirt sich der Verfall der Kirche; daher die Entartung der Orden, daher der Luxus und die Goldgier der Priester, daher der Mangel geistiger Speise, daher jener Hunger, nicht nach Brot, sondern nach Gottes Wort. Denn wo Christi Wort verachtet wird, wo man nicht am Ersten nach dem Reich Gottes trachtet, mit dem alles Uebrige uns zufällt, da ist alle Fülle nur ein Schaden. Was soll ich aber von denen sagen, die unter Christi Fahne dienen und den Namen von Hirten und Priestern tragen, aber alles eher thun, als auch nur eine Stunde auf das Lesen der heiligen Schrift verwenden oder dieselbe ihren Untergebenen auch nur gönnen? Was find die wichtigen Fragen, welche Erzbischöfe und Bischöfe bei ihren Versammlungen alles Ernstes besprechen? Etwa: wie es um die christlichen Gemeinden stehe, ob sie gelehrte und geschickte Prediger in ihren Diöcesen haben, in welchem Zustande sich die Schulen befinden? Nein, von dem allem nichts, sondern von Jagden, Bauten, Steuern, Adelstiteln, hohen Ahnen und Reiten! Das sind ihnen die wichtigsten Gegenstände, über welche sie sich mit so ernster Miene berathen. Haben sie aber Verwandte, die einen innern Zug zum Studium der Thologie haben, so halten sie dieselben davon ab, während sie beim Anblick eines Schielenden oder Lahmen alsbald ausrufen: Das ist ein Theologe von Geburt!" Sodann mahnt Jonas, mit welcher Gesinnung man zum Lesen der heiligen Schrift herantreten solle. Habe Quintilian bemerkt, man könne seine Fortschritte an nichts besser messen als an dem steigenden Wohlgefallen, das man an Cicero trage; so sage er, daß der die Theologie recht betreibe, der je mehr er nach Christo seufze, desto mehr in seinem Gewissen geängstet werde. Ein Hauptfeind des Studiums sei der Bauchgößendienst; hieraus stammten alle anderen Fehler: Habsucht, Luxus, Wollust, Jähzorn, Haß und Parteisucht. Den Bauch aber mache man zu seinem Gott nicht nur, wenn man ein Feinschmecker, sondern auch wenn man ein Vielfresser sei. Ein voller Bauch studire nicht gern. In manchen Klöstern sei zwar das Fleischessen verboten, aber ganze Schiffsladungen von Fischen werden in ihnen

verschlungen, die größten Fässer Weins geleert. „Heutiges Tags füllen und erweitern die meisten Klosterbrüder, wenn sie ihre Gebete hergemurmelt haben, ihren Bauch also mit Fischen, daß man glauben sollte, sie seien nur zum Essen geboren, nur zum Schlafen tauglich.“ Es gelte, dem Fleisch ab= zusterben, das Herz zu reinigen und allen irdischen Begierden zu entsagen. Jonas schließt mit einem begeisterten Loblied auf den Apostel Paulus: ,,Folgen wir dem himmlischen Lehrer Paulus. Denn dieser Paulus ist es, von welchem vor vielen Jahrhunderten der Dritte der Patriarchen, Jakob in der Nähe seines Todes weissagte: „,,,Benjamin ist ein reißender Wolf; des Morgens wird er Raub fressen, aber des Abends wird er den Raub austheilen."" Paulus ist jener junge Benjamite, der entzückt ward in das Paradies bis in den dritten Himmel und hörte unaussprechliche Worte, welche kein Mensch aussprechen kann. Er ist über die Fürsten Zebulon und über die Fürsten Naphtalim, er ist das Brüllen des Löwen aus dem Stamme Juda, er ist die Posaune des Evangeliums, er der reißende Strom der christlichen Beredtsamkeit, er der Donnerer der Heiden, er jener Herrscher des Erdballs, dem Rom sich unterwarf, dem das gelehrte Griechenland diente, der dem Apostelfürsten Petrus ins Angesicht widerstand. Er ists, der den Stolz der Juden brach, der die gelehrtesten Synagogen von Dan bis Berseba zum Schweigen brachte und die Philosophen Athens und alle Weltweisheit verachtete. Ihn nehmet mit den Galatern auf als einen Engel Gottes, wie Jesum Christum; seine ganz von Feuer flammenden Briefe leset und bewahret in einem feinen Herzen. Tausend Bibliotheken hat ausgelesen, wer nur den einzigen Paulus versteht."

Es war wohl die Kunde von diesem glaubensmuthigen Auftreten, welche Luthern bestimmte, in einem am 21. Juni 1520 an Jonas geschriebenen Briefe diesem seine Freude und seinen Glückwunsch auszudrücken, daß er aus dem stürmischen Meere der menschlichen Rechtsgelehrsamkeit im Hafen der heiligen Schrift gelandet sei. Auch der Leipziger Professor Petrus Mosellanus schrieb am 5. August 1520: er wünsche vor Allem dem Paulus, dem Heerführer der Christen Glück, daß er den Jonas zum Erklärer bekommen habe post tot theologistas, sanctarum scripturarum enervatores verius quam enarratores; dann der Erfurter Schule, welche, wenn Jonas so fortmache, größeren Ruhm erlangen müßte, als ihn einft Plato seiner Academie erworben hätte; endlich ihm selbst, daß ihm der heilige Geist in den Sinn gegeben habe, seine Gaben zu seinem und Vieler Heil anzuwenden; nur solle sich Jonas erinnern, daß er Maß halte und suche was zum Frieden dient: seditiosa oratio non minus mihi displicet quam seditio ipsa, quae semper, ut optime cadant omnia, plus mali secum quam boni apportat!

Jonas galt bereits für eine der ersten Zierden der Erfurter Hochschule. Ein Beweis von dem Vertrauen, welches man ebenso sehr in seinen Eifer für das Wohl der Universität als in seine Geschäftsgewandtheit seßte, war

es auch, daß er im Jahre 1520 mit zwei älteren Professoren, Matthias Meyger und Bernhard Ebeling, als Abgeordneter der Academie nach Hildesheim gesandt wurde, um mit dem dortigen Probste Tilemann Brandis wegen einer von diesem beabsichtigten Stiftung zu unterhandeln, welche nach einigen Jahren unter dem Namen des Collegii Saxonici zu Erfurt ins Leben trat.

Unterdessen hatte die reformatorische Bewegung in Erfurt immer größere Ausdehnung gewonnen. Am 15. Juni 1520 war in Rom die Bulle gegen Luther ausgegangen, Eck war mit der Ausführung derselben beauftragt. Noch ehe der Inhalt der Bulle in Erfurt bekannt war, brachte sie die ganze Universität in fieberhafte Erregung, von welcher sogar die theologische Facultät angesteckt wurde. Eck galt als ein neuer Hochstraten, Cordus ließ seine Epigramme gegen ihn los, und die Theologen gaben eine runde abschlagende Antwort, als Eck sie aufforderte, die Bulle zu veröffentlichen. Ec begab sich auf selbst nach Erfurt, um selbst die Bulle als päbstlicher Nuntius anzuschlagen. Die theologische Facultät kam ihm durch einen öffentlichen Anschlag zuvor 17), in welchem sie allen Freunden und Gönnern der christlichen und evangelischen Wahrheit kund that, daß nach längeren gottlosen Rathschlägen von einigen gottlosen Schriftgelehrten und Pharisäern, die sich fälschlich den Namen Theologen beilegten, auf Einflüstern des Satans der Beschluß gefaßt sei, ein Schreiben öffentlich anzuschlagen, das den hochgelehrten Martin Luther aus der Kirche ausschließe und der Hölle überantworte. Einhellig, ohne Ausnahme hätten aber sämmtliche theologische Lehrer der Universität erkannt und erklärten es hiermit nach reifer Ueberlegung unbedenklich, daß Martin bisher gut und christlich geschrieben habe, wenn anders bei den Propheten, Evangelisten und St. Paulus Wahrheit zu finden sei. Darum ergehe an alle Angehörige der Universität, welche Christum oder die mit seinem theuren Blut versiegelte Wahrheit liebten und denen das Heil ihrer Seele am Herzen läge, die Aufforderung, sich zu er heben, männlich für die Vertheidigung des Wortes Christi einzustehen, ja mit Händen und Füßen den wüthenden Verläumdern Luthers Widerstand zu leisten. Sobald jene tyrannische und mehr als teuflische Excommunication an dem Universitätsbrett angeschlagen sei, möchten sie männlich und unerschrocken, sei es in Haufen oder einzeln, beim hellen Tageslicht herantreten und jene dämonische Excommunication in Stücke zerreißen, auch auf jede andere Weise das gottlose Machwerk der Eck'schen Partei verunehren und befchimpfen. Es sei Pflicht, jenes nichtswürdige Geschlecht der Pharisäer zu verfolgen, die jedes Mittel für erlaubt hielten, um den unschuldigen Vertheidiger der Wahrheit mit Schmach und Schande zu beladen, und sich dadurch den Dank des römischen Pabstes zu verdienen hofften. Doch sie und ihren Hirten erwarte gemeinsames Verderben, und das Schicksal, welches sie Luthern zugedacht, werde über sie selbst hereinbrechen. — Solch eine kühne und unbesonnene Sprache hatte keine andere deutsche Universität in Luthers

Sache geführt. Unbegreiflich müßte uns insbesondere erscheinen, daß selbst die älteren Mitglieder der Facultät diese Erklärung einstimmig unterschrieben, wüßten wir nicht aus der Geschichte, wie im politischen und firch. lichen Leben es Zeiten der Aufregung und Bewegung gibt, in denen auch die Ruhigsten von der Strömung der Geister gleich einem ansteckenden Nervenfieber mit fortgerissen werden. Ueberdieß mochte auch der persönliche Haß gegen den Executor der Bulle das Seinige zu diesem Beschluß beigetragen haben. Natürlich ließ sich die academische Jugend nicht schlecht finden, der Ermahnung ihrer Lehrer Folge zu leisten. Wie es scheint, noch ehe es nur zum Anschlagen der Bulle kam, belagerten die Studenten die Wohnung Ecks, so daß dieser kaum seines Lebens sicher war; die gedruckten Exemplare der Bulle wurden dem Buchdrucker entrissen, in Stücke zerriffen, beschimpft und ins Wasser geworfen: „sei es doch eine Blase (bulla), darum möge sie im Wasser schwimmen!"

Erfurt schien Luthers Sache zu der seinigen gemacht zu haben. Als im October 1520 Crotus zum Universitätsrector gewählt wurde, feierte die neue Richtung einen neuen glänzenden Triumph. Doch als ob Trotus ahnte, wie schnell der Glanz Erfurts wieder erblassen sollte, verewigte er das Gedächtniß jener Tage, indem er seinem Rectoratsbericht in der Universitätsmatrikel eine ebenso geschmackvoll als finnreich gefertigte, mit heral. dischen Farben versehene Wappentafel zur Seite seßen ließ. Sie enthält die Wappen der hervorragendsten Mitglieder des eobanischen Bundes und jener Männer, die in einem besonders nahen und einflußreichen Verhältniß zu demselben standen 18). In der Mitte befindet sich des Crotus eigenes Wappen: ein aus blauen Wolken hervorgehender goldener Arm, mit einem schwarzen, mit Gold beschlagenen Jägerhorn. Oben thront Eobans weißer Schwan mit schwarzem Schnabel und Füßen, rechts aufwärts gegen blaue Wolken aufblickend, im goldenen Felde. An den vier Ecken der Tafel find die Wappen der vier großen Lehrer in etwas vergrößertem Maßstab angebracht: Reuchlins rother Adler mit Flammen, Mutians rothe Rose mit hervorstehenden grünen Kelchblättern, Erasmus' goldene Terminussäule und Luthers weiße Rose mit hervorragenden grünen Kelchblättern, in der Mitte ein rothes Herz mit einem goldenen Patriarchenkreuze. Rechts und links von Eoban find die Wappen Ulrich von Huttens: zwei linksgehende rothe Schrägbalken in goldenem Felde; Justus Jonas': ein blauer Wallfischkopf, der einen natürlich gefärbten Menschen auszuspeien scheint, in goldenem Felde; des Justus Mucius: ein goldenes Monogramm aus den Buchstaben X P, unten in einen Pfeil geendigt; Philipp Melanch thons: ein goldenes Kreuz, um das sich eine Schlange windet, im blauen Felde; Joachim Camerarius': drei schwarze Raben in silbernem Felde; Johann Lange's: ein weißes Kaninchen, das zwischen nätürlich gefärbten Felsen rechts aufwärts hervorspringt, in rothem Felde; Adam Crato's:

Bressel, Jonas.

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ein brauner Weinstock mit grünem Laube und Trauben im goldenen Felde; Heinrich Eberbach 8: ein schwarzer, links aufspringender Eber in goldenem Felde; Johann Draco's: ein schwarzer Drache in goldenem Felde; Urbanus Regius': ein goldener rechtsgehender Schrägbalken mit den Buchstaben C. M. T. (Christus mundum transigit) und in jedem Winkel eine weiße Rose im goldenen Felde; und Georg Forchheims: ein schwarzes Monogramm aus den Buchstaben G. P. in goldenem Felde. Welch' - eine Gallerie von Helden des Geistes, weld)' eine Elite vou Vorkämpfern der Wahrheit aber wie kurze Zeit währt es, daß sie friedlich neben einander stehen, wie bald zerstreut sie das Geschick und der verschiedene Zug der Geister!

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3.

Ruf nach Wittenberg.

Der Probst an der Allerheiligenkirche zu Wittenberg Henning Göde war am 21. Januar 1521 gestorben. Der Kurfürst wandte sich an Mutian, den Canonicus von Gotha, durch welchen er bereits im Jahre 1508 Spalatin an seinen Hof bekommen hatte, daß er ihm für eine tüchtige Beseßung der ansehnlichen und einflußreichen Stelle bedacht sei. Er schrieb am 12. Februar an Mutian: „Wenn du selbst diesen Ruf annimmst, erweisest du uns einen sonderen Gefallen. Beharrst du aber in deinem seligen Stillleben, so leiste uns wenigstens den Dienst, uns einen geeigneten Mann für die erledigte wichtige Stelle in Vorschlag zu bringen. Weil uns von mehreren Seiten Jodocus Jonas empfohlen wird, so bitten wir dich, falls du gleichfalls denselben diesem Posten gewachsen erachtest, ihn in möglichster Bälde zu dir zu rufen und ihn auszuforschen, ob er geneigt sei, in die Stelle Göde's einzutreten und als ordentlicher Professor die Lection des kanonischen Rechts zu übernehmen.“ Schließlich wird Mutian ersucht, die Unterhandlungen mit umsicht und Treue und heimlich zu führen und sogleich zu antworten. In der gleichen Richtung schrieb auch Spalatin an Mutian. Dieser antwortete am 1. März: Wir haben Jonas gewonnen. Ein solcher Nachfolger Hennings sollte überall in Deutschland gesucht und um jeden Preis herbeigelockt werden: so ist er in der Theologie zu Hause, so im Rechte bewandert, so in seinem Wandel unsträflich, daß er nie genug nach Verdienst gelobt werden kann. Seine Predigten sind bei der Gemeinde so beliebt, daß die Kirchen voll sind, ihn zu hören; seine Vorlesungen werden von den Studenten so geschäßt, daß sie schaarenweise herbeiströmen. Er ist dem ehrwür digen Vater Staupig wohl bekannt, dem Herrn Martin sehr theuer. Was bedarfs vieler Worte? Er liebt Wittenberg und wird gern den Wohusiß

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