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zu Ehren und dem heiligen chriftlichen Glauben zu Stärke gereichen möge; weil aber dieß eine große Sache sei, welche das ganze Commun gemeiner Christenheit betreffe, so mögen sie sich nicht übereilen: „Wo auch solches im heiligen Evangelio gegründet, so werden ungezweifelt mehr Leute das auch Daraus vermerken und dem anhängig werden; und wenn das beschehe, so möchte die Veränderung mit dem gemeinen Haufen beständiglich und sonder Beschwerung vorgenommen werden." Ueberdieß sei nicht außer Acht zu lassen, was, weil die Kirchen und Klöster gemeiniglich auf Meßhalten gestiftet seien, folgen müßte, wenn man die Messen fahren ließ; „denn ihr wisset, wenn die Ursache abgehet, so vergehet damit die Folge und Wirkung der Ursachen." Man möge darum auf die Weise in die Sache sehen, daß nichts vorgenommen noch unterstanden werde, daraus Zwiespältigkeit, Aufruhr und Beschwerung erfolgen möchte. Der Ausschuß seßte auf dieses Schreiben hin die Berathungen fort, und daneben wurden auch wiederholt Disputationen über die Lehre von der Messe gehalten. Melanchthon selbst trat noch gegen Ende Octobers in 65 Thesen gegeu den Meßopferdienst auf 3o), Jonas bearbeitete in gleicher Weise auf der Kanzel seine Zuhörer. Die Ca nonifer beschwerten sich bei dem Churfürsten sehr bitter über die aufreizenden Predigten des neuen Probstes, und Spalatin erachtete es für geboten, Jonas in einem Schreiben vom 9. November 31) vor allzu großem Eifer zu warnen: „Ich liebte dich immer, darum wünschte ich, daß du alles besser und umsichtiger betriebest. Es ist schnell gesprochen, schnell gehandelt, aber oft wäre es besser, wenn nur nach reiflichster Ueberlegung gesprochen und gehandelt worden wäre. Ich möchte dir freundlich rathen, daß du dort keine Aenderung zulassest, so weit es von dir abhängt, noch etwas auf der Kanzel sagest, was die Bande des Friedens und der Ruhe mehr lockert als fester knüpft. Du erinnerst dich meines Urtheils über deine Erfurter Predigt, du weißt auch, was daraus folgte. Willst du nicht Einigkeit pflanzen, so trenne wenigstens die Einigen nicht." Spalatin hätte es nicht ungern gesehen, wenn Jonas wegen der in Wittenberg wüthenden Pest bei dem Fürsten um einen Urlaub zu einer Reise nach Nordhausen eingekommen wäre! Aber schon am 12. November schrieb Helt an den Churfürften, daß die Bewegung immer drohender um sich greife: Niemand thue Einhalt und aufreizende Predigten der Neuerer wiederholen sich immer wieder, zumeist in der Klosterkirche; in denselben werde das Volk zum Haß, ja zu Gewaltthaten gegen die Mönche und zu Zerstörung der Klöster geheßt; 13 Mönche seien ausgelaufen, treiben fich in der Stadt um und reizen Bürger und Studenten gegen ihren Prior und die zurückgebliebenen treuen Mönche, so daß fie feine Stunde in ihrem Kloster sicher seien. Mit Anfang Decembers ergriff die bisher auf das Augustinerkloster beschränkt gewesene Bewegung die Stadtgemeinde und Universität. Am 3. December berichtet der Senat an den Churfürsten,,, daß etliche von der hohen Schule bei uns und auch etliche Laien von den Mitbürgern

sich heute früh unterstanden, den Priestern in der Pfarrkirchen das Amt der Messen in der Maße, wie zuvor der Brauch gewest, nicht gestatten zu halten; besonders die der Universität verwandt, haben bloße Messer unter den Röcken gehabt, so der Priester vor den Altar getreten, die Messebücher ihm weggetragen, und die Priester von den Altären trieben. Ganz frühe im Finstern haben etliche zu den Priestern, die die Gezeiten unfrer lieben Frauen in gemeldter Pfarrenkirchen singen, mit Steinen geworfen, die dann unserer lieben Frauen Messe auch haben fallen lassen.“ Am 4. December wiederholten sich die Unruhen: der Senat mußte den Mönchen eine Wache geben, denn Drohbriefe, am Barfüßerkloster angeschlagen, ließen einen Ueberfall befürchten. Der zur Beilegung der Sache niedergesetzte Ausschuß erklärte, daß er sich nicht zu einer einhelligen Antwort vereinigen könne, da die Anfichten der Mitglieder zu verschieden seien; als Urheber der Unordnung bezeichnete er etliche Erfurter Studenten. Unterdessen dauerte das Predigen wider die Messe fort; Carlstadt erklärte, schon der Name,, Messe" sei unevangelisch. Eine Anzahl Universitätsmitglieder, welche der Abschaffung der Messe günstig waren, unter ihnen Carlstadt und Melanchthon, seßten eine Erklärung an den Churfürsten auf, welche sie den übrigen Mitgliedern des Senats und Capitels am 8. December mittheilten; diese aber weigerten sich, sie zu unter schreiben; nur der Probst Jonas und Feldkirch schlossen sich an. In diesem Separatvotum wird erklärt, das wären unerträgliche Mißbräuche im Meßcultus, daß die Messe nur um Eigennußes oder um der Fundation willen, also gezwungen ohne alle Begierde und Durst der Gnaden gehalten werde; die Abschaffung dieses ärgerlichen Mißbrauchs sei ganz ungefährlich; darauf, daß der flaren Schriftwahrheit alle Uebrigen zufallen werden, sei nicht zu hoffen noch zu warten; es werde immer Pharisäer und Schriftgelehrte geben, die um zeitlichen Nußens willen der noch so flar verkündeten Schriftwahrheit widerstreben; man solle doch den vom Herrn selbst den Aposteln überlieferten Nitus nicht so verachten: es sei zwar,, wenig an der Form und Weise gelegen," aber heutiges Tags sei es dahin gekommen, daß förmliche Gottesläßterung und gewaltsame Beraubung und Verkürzung des Christenvolks in der Messe verübt werde; follte über der nöthigen Reform Zwiespalt entstehen, so treffe die Schuld allein die, welche aus Neid und Geiz Gottes Wort widerstreben; um ihrer willen dürfe man nicht zurückweichen: Christus müsse seinen Feinden zum Stein des Anstoßes und zum Aergerniß werden. Am 19. December ließ der Churfürst den Wittenberger Universitätsmitgliedern den Befehl eröffnen, daß fie sich jeder Reorganisation eines neuen Meßcultus zu enthalten haben und den Ihren nichts der Art gestatten sollen; indeß follten fte,,die Sache in weiter und mehr Bedenken nehmen, auch davon. disputiren, schreiben, lesen und predigen,“ und dabei das vernünftige Maaß einhalten,,,also daß nichts anders dann die Ehre Christi darin gesucht werde." Offenbar war jezt auch der Churfürft dahin gestimmt, der Bewe

gung zu ihrem Recht zu verhelfen. Von dem Recht des Predigers hatte Jonas bereits unumschränkten Gebrauch gemacht; am Tage aller Heiligen, schreibt er seinem Freunde Lange, habe er dreimal in dem von allen päbstlichen Insignien gesäuberten Tempel mit großem Freimuth gepredigt 2). Carlstadt hatte schon länger keine Messe mehr gehalten; wenn die Reihe ihn getroffen hätte, standen andere Domherren für ihn ein. Weil er aber heftig gegen die Messe predigte, kündigten ihm Jene die Stellvertretung, worauf er in einer Predigt vom 22. December die Erklärung gab: wenn sie ihn also zum Messehalten zwingen, so werde er, wenn seine Zeit komme, am nächsten Neujahrssest eine, evangelische Meß“ halten, wie sie Chriftus gehalten und eingeseßt habe. Troß eines fürstlichen Verbots wagte er schon am Christfest den entscheidenden Schritt: nach einer Predigt, die er über die Empfahung des heiligen Sacraments hielt, trat er von der Kanzel weg in den Altar, las den Meßcanon bis zum Evangelium, ließ dann aber die Ceremonien des ,,Schirmen und Fechten mit den Creußen“ und den ganzen Opferdienst samt der Elevation weg, theilte Brod und Wein dem Volk mit den von Christus bei der Einsegung gebrauchten Austheilungsworten aus ohne vorgängige Beichte, und das Volk blieb nun von allen anderen Messen weg. Die Aufregung steigerte sich durch die zwei Tage darauf am Johannistag erfolgende Ankunft der Zwickauer Propheten in Wittenberg. Noch vor dem Neujahr hielt die Gemeinde zu Wittenberg dem Rath sechs Artikel vor 33), unter der bestimmtesten Erklärung, daß sie entschlossen seien,,,dabei zu bleiben, ihr Hab und Gut, Leiß und Leben darüber zu lassen." Sie lauteten: 1) Man soll einen Jeden Gottes Wort frei predigen lassen, denn das Wort Gottes mag und will nit gefangen seyn ; 2) alle gezwungene Messe foll abgethan werden:,, dann es hat mancher Pfaff 5, 6, 7 Meß oder mehr Messen den Tag in der Wochen zu halten, da er keine mit Andacht, Hunger, Begierd, aus Lieb, mit Lust und Freud, ja auch mit gutem Gewissen halten kann; 3) solle man abthun Requiem, Begängniß, Vigilien, Brüderschaft, Hochzeitmessen, Votivmeffen, weil die Meß niemand nuß sei denn dem, der ißt und trinkt sein Fleisch und Blut; 4) soll niemandem verboten noch verhalten seyn, was man nennt beider Gestalt das Fleisch und Blut Christi, wer es begehrt; 5) seien abzuthun Bier- und Schankhäuser, da man ungebührlich Saufen hält; 6) sollen Hurhäuser, die in der Stadt viel sein, es sei unter den Studenten, Pfaffen, Bürgern, Hausleuten, offentlich Hurereihalten gestraft, getilgt und abgethan werden, unangesehen, daß fie unter dem Rector oder Bischof gehören. Der Rath übersandte diese Artikel sofort dem Fürsten, der sagen ließ, man solle warten,, bis er eine Ordnung fürschlug.“ „Es wird aber lang; mittler Zeit will die Gemein nit gesättigt seyn, sondern am Neuen Jahrstag mehr dann tausend Menschen, beide Hoftien und aus dem Kelch, gespeist worden. Item auch so viel auf den Sonntag darnach (5. Januar), desgleichen auf der heiligen drei König Tag mit Fleisch und Blut

Christi gespeist, item Carlstadt predigt alle Freitag zweimal, ich glaub, daß alles das Volk in der Stadt dabei sey; die vor nie oder wenig zur Predigt gangen seyn, versäumen jeßtund keine.“

be

Bis hierher ging Probst Jonas mit Carlstadt Hand in Hand; zufrieden schreibt er an Lange am 10. Januar 152234): Am Chrift- und Erscheinungsfeste und am Neujahrstage habe in Wittenberg fast die ganze Stadt und Bürgerschaft unter beiderlei Gestalt communicirt; zwar würden fie darüber verlästert, aber das Volk sei durch Luthers Schriften so entflammt, daß es sich selbst beiderlei Gestalt nehmen würde, wenn man es ihm nicht gäbe. Jonas und Melanchthon waren zugegen, als Carlstadt sich am Stephanstage 1521 mit einem adeligen aber armen Mädchen verlobte und sie am 20. Januar, nach geschehener Anzeige bei dem Churfürsten, heimführte 35). Bereits dachte Jonas selbst alles Ernstes daran, dem Pabst zum Troß diesem Beispiel, an welches sich unmittelbar mehrere andere angereiht hatten, zu folgen 36). Schon am 5. Februar 1522 berichtet Melanchthon die Ausführung dieses Planes an Einsiedel: „Ich thue euch zu wissen, daß unser Probst D. Jonas gefreit hat, eine Felkin (Katharina Falk), also nennt man das Geschlecht. Ich meine je, wir machen uns zu schaffen." Um das Volk zu belehren, sollten regelmäßige Morgen- und Abendandachten eingeführt werden, erstere wollte Jonas mit Zugrundelegung des alten Testaments, sonders der Psalmen, leßtere Carlstadt mit Erklärung des neuen Testaments halten. Am 24. Januar nahmen Rath und Universität zu Wittenberg eine von Carlstadt verfaßte Gemeindeordnung an, welche die Grundlage der von Luther und seinen Freunden in der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts ausgeführten Organisationen des Cultus, der Armen- und Kirchenpflege ist. Nach dieser Ordnung sollte vor Allem aus sämmtlichen Kircheneinkünften ein gemeiner Kasten gebildet werden, doch mit Belaffung der jeweiligen Pfründner in ihrem Einkommen bis zu ihrem Tod oder Austritt, wofür sie dann, statt Messe und Vigilien, Seelsorge üben und arme Kranke besuchen sollten. Aus diesem Kasten sollten Arme unterstüßt und armer Leute Kinder zur Schule geschickt werden; da er nicht ausreichte, sollten die nöthigen Mittel durch eine nach dem Vermögen zu berechnende jährliche Steuer aufgebracht werden, zu welcher auch die Priester beizuziehen wären. Carlstadt fügte noch zwei Geseße hinzu: 1) daß zur Vermeidung der Abgötterei Bilder und Altäre in den Kirchen abgethan und nur drei Altäre ohne Bilder, als hinreichend, stehen gelassen werden sollen; 2) daß die Messe streng nach der Einseßung Christi zu halten sei; doch wolle man zur Erbauung die Gefänge, soweit sie nicht den Heiligencult in sich schließen, zulassen; hiernach habe der ganze Canon maior und minor als nicht schrift. gemäß wegzufallen, während die Communicanten die Hostie und den Kelch selbst in die Hand nehmen mögen. Die Bilderabschaffung allein wurde in dieser Ordnung fistirt. Um so eifriger drang Carlstadt und sein Verbün

deter Gabriel Didymus in den Predigten darauf. Er sagte:,,Gott hafset und meidet Bildniß und achtet sie für einen Greuel und spricht, daß alle Menschen in seinen Augen sollen seyn, wie die Ding, welche sie lieben. Bildniß sind greulich; folget, daß wir auch greulich werden, so wir sie lieben." Jezt fing Carlstadt an, sich zu überstürzen, gegen die Schulen und gegen die Obrigkeiten zu predigen und damit den Bildersturm zu veranlassen. Von diesem Augenblicke an gingen seine Wege und die des Probstes auseinander; gegenüber dem Maßlosen hielt Jonas Maaß. Die churfürstlichen Commissäre citirten den Rector, Probst Jonas, Carlstadt, Melanchthon, Amsdorf, zwei vom Capitel und Amsdorf nach Eulenburg zu einer Unterhandlung; diese erschienen den 12. Februar daselbst und den folgenden Tag wurden die Verhandlungen geführt: Carlstadt mußte zugeben, daß er die Unruhen in Wittenberg veranlaßt habe; die Universität vertrat mit Bestimmtheit die Aenderungen, welche in der Messe vorgenommen worden seien als recht und evangelisch, erklärte aber ausdrücklich, daß allein der Obrig keit und ihren Vertretern das Recht zustehe, Hand an die Bilder zu legen; „daß aber etliche ungeschickt damit sein umgangen, ist ohne unsere Schuld und Zuthun, auch seind die Uebertreter ein Theils vom Rath gestraft, etliche seind entwichen"; Carlstadt mußte versprechen,,,sich hinfürder dergleichen Predigens zu enthalten, und wo es nicht geschehe, wollt er willig Straf darum leiden." Amsdorf übernahm das Predigtamt und erbot sich, auf der Kanzel das Volk zur Ordnung zu weisen. Aber freilich war mit allen diesen Unterhandlungen der Bewegung in Wittenberg kein Damm entgegengeseßt; Melanchthon wußte nur Einen, der das,, Bis hieher und nicht weiter!" sprechen könnte, und bestürmte Luthern um seine Rückkehr. Luther, sobald er das Gefährliche der Lage erkannte, verließ auch die Wartburg und schrieb unterwegs den 5. März 1522 den bekannten Heldenbrief an den Churfürsten. Am folgenden Tag traf er in Wittenberg ein und fällte am 7. März in einem Brief an Spalatin ein gewaltiges Urtheil über die Wittenberger Vorfälle: „Ich verdamme als ein Greuel der Papisten Messe, daraus fie ein Opfer und gut Werk machen, dadurch der Mensch Gott versöhnet wird. Ich aber will nicht Hand anlegen, noch Jemand, so ohn Glauben ist, bereden, viel weniger zwingen, daß er sie selbst mit Gewalt abthue, allein treib und verdamme ich solchen Mißbrauch der Messen durch 8 Wort. Wers glaubt, der glaube es und folge ungenöthigt, wers aber nicht glauben will, der lasse und fahre immerhin, denn Niemand soll zum Glauben und was den Glauben belanget, gezwungen, sondern durchs Wort gezogen und gewonnen werden. Wer alsdann ungezwungen gläubet, wird willig folgen. Ich verwerfe auch die Bilder, die man ehret, aber durchs Wort; treibe die Leute nicht, daß sie sie verbrennen sollen, sondern daß sie ihre Zuversicht und Vertrauen nicht darauf seßen, wie bisher geschehen und noch geschieht. Sie würden von ihnen selbst fallen, wenn das Volk, recht durchs Wort unterweiset, wüßte, daß fie Preffel, Jonas. 3

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