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o der armen Andacht, die unser Pfarrer und Priester hat in seiner Messe. Und ist auch nun so weit geprediget, ausgeschrieben und in die Herzen gegangen, daß gar nahe kein Dorf oder Städtlein so klein, auch in fremden Fürstenthumen, es habe viel Messen, Votiven und andre lassen abgehen. Und ob hier gesagt würde, wir wären der kleinste Hauf der Christenheit, so hat doch dem Evangelio allezeit der kleinste Haufe angehangen, und wird auch wohl so zugehen bis zum Ende der Welt, und soll darum die gött. liche Wahrheit nicht verachtet werden. Denn wenn man lange umgehet, so muß doch ein jeder in seinem Herzen inwendig durch den heiligen Geist dessen gewiß werden, daß er sprechen könne, das ist Gottes Wort und Wahrheit und andres, wenn gleich Kaiser, Könige und alle Engel dawider wären. Sonst würd er in der Todesstunde, wenn ers von dem Teufel erhalten soll, nicht bestehen. Darum ist nicht auf solch Argument der Vernunft, sondern Gottes Willen, Werk und Beruf Acht zu haben. Sind wir nun oder Andere dazu berufen, das Evangelium zu predigen oder schreiben, so müssen wir ihm selbst mit den Mißbräuchen seine Schande aufthun und unangesehen die Menschen endlich es auf Gott wagen. Wir dürfen auch nicht denken, es sei nun das Gotteswort aufkommen, wir wollten noch mit der Zeit wohl dazu thun. Eine folche helle Offenbarung des Evangelii und der reinen Wahrheit ist gemeiniglich als ein Uebergang, Plaßregen oder Sonnenblick gewesen. Als lange Gott Leute schicket, die er berufen, dadurch er das Evangelium und sein Wort ausschreiet, also lange gehets rein. Denn es ist des Evangelii Art, daß es eine lebendige Stimme sey. So nun Gott durch die Propheten denjenigen, so Gottes Wort verachten, dräuet, er wolle Hunger auf Erden schicken, nicht Hunger des Brods oder Durst des Wassers, sondern zu hören das Wort Gottes: so ist wohl möglich, wenn wir zu lange harren, wenn wir gleich fünftig daran thun wollen, daß dennoch sein Geist, Wort oder Werk würde da seyn, und mittler Zeit durch menschliche Sazung Gottes Zorn durch Absterben oder Ermordung der Prediger würde einbrechen. So ist auch unser Leben kurz, und gehet gemeiniglich also, daß die Zeit, so wir uns in Sachen zu schicken gedenken, wird abgeschnitten und eilends verronnen. Auch ist in dieser Sache nicht zu denken, daß man forthin zusehen und erwarten wolle, bis daß die Höchsten und Größten in der Welt und der meiste Haufe diese Lehre annehme. Gottes Werke find wunderlich; vielleicht steht es jetzt am höchsten. Alle Werke Gottes gehen gern also, wenn sie im Schwange gehen, so achtet ihrer niemand; wenn sie vorüber seyn, so wird man ihrer erst gewahr. Wir sollten wohi was recht und göttlich ist, E. Ch. F. G. unbemühet, auf unser Gewissen thun; aber sie haben schreiben wollen. Wenn aber der mißbräuchliche Gottesdienst ewig bleiben sollte, wie er jegund ist: was E. Ch. F. G. dann mit mir schaffen wollen, will ich E. Ch. F. G. in Unterthänigkeit gar heimgestellt haben."

Troß dieser eindringlichen, von Luthern unterstüßten Vorstellung willigte

der Churfürst aus Furcht, bei dem Kaiser anzustoßen, so bald nicht in diese Veränderungen, ja er drohte sogar mit Einziehung der Einfünfte der Kirche, wenn die alte Kirchenordnung nicht gehandhabt würde. Der Haß des Fürsten hatte sich besonders auf Jonas geworfen, so daß Luther wiederholt seinen Freund gegen Spalatin in Schuß nehmen mußte. Luther fürchtet, man werde den unentbehrlichen Mann, den man durch Entziehung der Präbende kränken wolle, zum Wegzug nöthigen. „Gilt dir,“ sagt er, „mein Zeugniß etwas, so ist Jonas unschuldig; ich allein trage die Schuld. Du aber glaubst alsbald den lügnerischen und tempelräuberischen Canonikern und wirfft auf ihn Verdacht. Bekannt ist die Art des Fürsten, der uns geringschäßt. So ehren wir das Evangelium, daß wir seinen Dienern nicht einmal eine kleine Präbende auf Lebensdauer gönnen, während wir Andern gern Reichthümer hinwerfen, damit sie unsern Gott verlästern. Jonas ist ein Mann, den man um schwer Geld kaufen und dem Lande erhalten sollte, ihr aber taxiret ihn geringer als Stroh und Heu." Doch gab der Churfürst später so weit nach, daß er erklärte, sich einer in der Furcht Gottes und auf friedlichem Wege unternommenen Reformation nicht widerseßen und Vorschläge zu einer besseren Verwendung der Stiftseinkünfte zum Nugen der Universität entgegennehmen zu wollen; und so kam es endlich, Dank der Beharrlichkeit des Probstes, zu Anfang des Jahrs 1525 dahin, daß die Reformation der Stiftskirche gemäß den oben von Jonas aufgestellten Vorschägen ins Leben trat. Für das sanguinisch-cholerische Temperament unseres Jonas war dieser langsame Gang der Reformirung des Stiftes sicher eine schwere Geduldsprobe, aber er bestand sie, um nur desto gestählter und kräftiger aus ihr hervorzugehen und die darin gemachten Erfahrungen bei der Einführung der Reformation in anderen Ländern, wie wir unten sehen werden, desto nugbringender anzuwenden. Als Prediger in der Stiftskirche war er unermüdlich, die Gabe der Beredtsamkeit, die ihm angeboren war, auf Zinsen anzulegen. Bekannt ist der uns von Mathesius aufbewahrte Ausspruch Melanchthons: „, Doctor Pomeranus ist ein Grammaticus, der legt sich auf die Worte des Textes; ich bin ein dialecticus, sehe drauf, wie der Text an einander hangt, und was sich christlich und mit gutem Grund draus spinnen und folgern will laffen; Doctor Jonas ist ein orator, der kann die Worte des Textes herrlich und deutlich aussprechen, erklären und zum Markt richten, Dr. Martinus ift omnia in omnibus." Als Mathesius im Jahr 1529 nach Wittenberg kam, hörte er Jonas etliche Psalmen und „im Schloß“ den Katechismus auslegen. Seine Predigten blieben streng bei dem Textwort und zeichneten sich ebenso sehr durch große Klarheit und einfältige Durchfichtigkeit, als durch herzgewinnendes Feuer aus. Als einst Luthers Hausfrau die Predigten eines. Johann Polner auf Kosten Dr. Pomers lobte, gab ihr Luther zur Antwort 38): „J. Polner predigt, wie ihr Weiber pflegt zu reden, dann was ihnen mit einfällt, das sagen sie auch,“ und sprach: „Dr. Jonas pflegte zu

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sagen: Man soll die Kriegsknechte nicht alle ansprechen, die einem begegnen! Und es ist wahr, Dr. Pomer nimmt bisweilen etliche mit, so ihm begegnen. Aber das ist ein närrischer Prediger, der da meinet, er will Alles sagen, was ihm einfällt." Dagegen gedenkt auch Luther eines Anstoßes, welchen der Kanzelvortrag des Jonas bei Manchen erregte, wenn er sagt 39): „Die Gebrechen an Predigern siehet man bald; wenn gleich ein frommer Prediger zehn Tugenden hätte und nur einen Mangel, derselbige verfinsterte alle Tugenden und Gaben. So böse ist die Welt jegund! Doctor Jonas hat alle Tugenden, die einer haben mag, allein daß er sich oft räuspert, das kann man dem guten Mann nicht zu gut halten!" Für die neue Gottesdienstordnung wirkte Jonas auch dadurch mit, daß er nicht nur, wie Luther dankbar bezeugt, am Werk der Bibelüberseßung mitwirkte, sondern auch zum ersten Wittenberger Gesangbuch durch sein aus dem 124. Psalm entstandenes Lied: Wo Gott der Herr nicht bei uns hält" einen höchst dankenswerthen Beitrag lieferte 40). Ebenso wichtig und erfolgreich waren die Dienste, welche er bei den sächsischen Kirchenvisitationen leistete. Bei der ersten, auf Befehl des Churfürsten Johann in den Jahren 1528 und 1529 veranstalteten Kirchenvisitation wurde ihm mit Luther und Bugenhagen und einigen weltlichen Räthen das Visitationsgeschäft im Kurkreise und dem meißnischen Landestheile übertragen; und bei der zweiten von dem Churfürsten Johann Friedrich angeordneten Visitation im Jahr 1533 vollzog er dasselbe Geschäft in Verbindung mit Bugenhagen. Bei dieser leßteren Visitation wurde auf Luthers, Jonas' und Bugenhagens Vorschlag die eidliche Verpflichtung aller derer, welche ein geistliches Amt übernehmen sollten, auf die in der Augsburgischen Confession enthaltene reine Lehre des Evangeliums geseßlich eingeführt. Jonas trat dabei mit aller Autorität auf, denn, sagt er,,,wir sind je zu diesen christlichen Sachen befehlhabende Diener und tragen aus Gehorsam und fürnehmlich Gott zu Ehren diese Arbeit." Die Aufgabe der Visitatoren war sehr schwierig; es galt nicht nur Prediger zu finden, sondern auch Besoldungen für sie auszuwerfen; wiederholt klagt Jonas bitter über die habsüchtige Verwendung der Kirchengüter 11). Schließlich ist bei diesem Abschnitt zu erwähnen, daß im Jahr 1525 Jonas und Agricola mit der Abfassung eines Katechismus betraut wurden 42). Jonas, der zu dieser Arbeit besonders begabt gewesen wäre, fand damals keine Zeit dazu; dagegen gab er nicht bloß zu Anfang des Jahres 1539 eine lateinische Ueberseßung des Brandenburger Katechismus heraus, welche später von Cranmer abermals ins Englische übertragen wurde 13), sondern zeigte auch seine Befähigung zu solcher volksthümlichen Behandlung der christlichen Dogmen durch seine in Wittenberg 1542 erschienene Schrift: „Christlicher und kurzer Unterricht von Vergebung der Sünde und Seligkeit durch Justum Jonam Dr. Dabei findest du etlichen vornehmen Unterschied zwischen reiner christlicher Lehre des Evangelii und der abgöttischen papistischen Lehre." Da die Schrift,

von welcher wir aus der Berliner Bibliothek eine Abschrift bekommen, sehr selten und bisher unter den Schriften Jonä gar nicht genannt worden ist, geben wir von ihr einen kurzen Auszug:

,,1) Worauf stehet deine Seligkeit? Antwort: Auf der bloßen Gnade Gottes. Also wenn mein Herz vor Gottes Zorn wider meine Sünde erschrickt und wahrhaftige Angst, Furcht und Leid fühlet, soll ich mit rechtem Glauben das Evangelium fassen, gewiß und fest glauben, daß mir der ewige lebendige Gott meine Sünde um seines eingebornen Sohnes Jesu Christi willen aus seiner Barmherzigkeit, nicht von wegen meines Verdienstes vergeben will. Rom. 3, 28. Ephef. 2, 5. 8. 2) Wie geschiehet solches in uns? Antwort: Als Adam und Eva durch den Teufel betrogen den jämmerlichen Fall gethan, von Gott gewichen und nun nicht anders haben denken können, denn daß sie von Gott ewiglich müßten verworfen seyn, und wäre also gewesen, so Gott nicht Gnade erzeiget hätte und diesen unergründlichen Rath beschlossen, seinen Sohn zu senden und ihn zur Versöhnung zu machen: da hat Gott noch im Paradies zwo Predigten selbst angefangen, nemlich die Sünd angezeigt und gestraft, und dabei einen Trost gegeben und zugesagt vom fünftigen Samen, der des Teufels Werk, Sünd und Tod vertilgen und wiederum Gerechtigkeit und ewiges Leben anrichten würde. Diese zwei Predigten hat Gott für und für wunderbarlich durch die Väter und die Propheten erhalten und wiederum angerichtet; wie auch unser Heiland Befehl thut von diesen zwei Stücken und spricht zu den Aposteln, fie sollen predigen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden. Und daß solche Predigt ein göttlicher großer Ernst set, ist klar bewiesen am Herrn Christo. Denn wiewohl Gott die Sünde mit vielen grausamen Plagen in der Welt, Tod und allerlei Elend, mit Kriegen und Verwüstungen strafet, so ist doch fein größeres Zeugniß des ernstlichen Zornes wider die Sünde denn dieses, daß keine andere Person den ewigen Gott hat versühnen mögen, denn allein der eingeborene Sohn Jesus Christus. Wer den Zorn gering achtet, achtet auch dieses Opfer gering. Dagegen hat auch Gott seine große Liebe gegen uns nicht höher beweisen können, denn damit, daß er seinen Sohn für uns gegeben; durch dieses Pfand macht er uns seiner Gnade gewiß. Also wirket nun Gott in seiner Kirche für und für durch diese zwei Predigten, strafet die Sünde, daß wir Gottes Zorn erkennen, groß achten, erschrecken; dagegen gibt er auch Vergebung der Sünde um des Mittlers willen Jesu Christi denen, so solches mit Glauben annehmen, nimmt sie an und fähet an in ihnen durch den heiligen Geist ein neues Licht und Erkenntniß Gottes und Gehorsam und machet sie zu Erben des ewigen Lebens. 3) Warum hoffest du auf Gnade? Antwort: Drei große Ursachen sind, darum man also lehret von der Gnade, nemlich die erste, daß man dem Heiland und Mittler Christo gebührende Ehre gebe, der allein der Versühner ist, die andere, daß dein Herz einen gewissen beständigen Trost habe und könne

schließen, daß gewißlich es Gottes Wille sei, die Sünden zu vergeben, und daß sie dir auch gewißlich vergeben werden; die dritte, daß man Gott recht anrufen könne. Denn wer diese Lehre vom Glauben nicht weiß, kann Gott nicht anrufen, sondern er zweifelt, fliehet von Gott, denket, Gott will dein Gebet nicht annehmen, kann nichts Gutes von Gott erwarten und bleibet in großem Zorn wider Gottes Regierung. Darum ist hier zu bedenken, wie hoch diese Lehre vom Glauben nöthig, dieweil ohne diese keine rechte Anrufung seyn kann. Es ist auch zu betrachten, welchen Schaden der Teufel gethan hat durch Unterdrückung dieser Lehre, daß rechte Anrufung verloschen ist und find viele heidnische Gottesdienste aufgekommen, die zu strafen nöthig ist. 4) Wie bist du solches gewiß? Antwort: Die Gewißheit dieses Glau bens kommt aus flarem ausgedrucktem göttlichen Befehl und göttlicher Verheißung, und diesem Wort hat Gott von Anfang an Zeugniß gegeben mit allerlei Wunderwerken, auch mit Todtenauferwecken, daß nicht zu bezweifeln, der göttliche Wille sei, also um Christi willen Gnade zu erzeigen. Und dieses Licht muß in allen Heiligen von Anfang bis zu Ende leuchten, daß ihr gewiß befindet, daß sie nicht Trost haben an eigener Reinigkeit, sondern an Gottes verheißener Gnade durch den Mittler. 5) Ist auch in diesem Artikel Unterschied zwischen christlicher Lehre und dem päbstlichen Jrrthum? Antwort: Es sind viele Punkte, worin ein Unterschied ist, wollen aber hier etliche wenige erzählen, damit die Gegenlehre desto klarer werde. Die Päbstlichen sagen, wie die Vernunft von ihr selbst dichtet und wie die Heiden gedenken: man solle allezeit zweifeln, ob uns Gott gnädig sei und annehme. Dieser Zweifel ist stracks wider die Lehre vom Glauben und ist ganz ein heidnischer Wahn, ist doch so tief in die Leute eingewurzelt, daß man es schwerlich ausrotten kann, und ist eben so viel, als sprächen fie: Gott ist nicht wahrhaft, was er dir zugesagt hat durch seinen Sohn, das sollst du nicht glauben. So schreiet aber die christliche Lehre dagegen, daß man diesem Zweifel widerstreben soll und gewißlich schließen und glauben, daß uns Gott um Christi willen gnädig seyn wolle: Zum Andern ist dieser Unterschied: die Päbstlicheu dichten, man verdiene Vergebung der Sünden und sei gerecht vonwegen eigner Werk und Erfüllung des göttlichen Gesezes, und sagen weiter: dieweil aber Niemand wiffe, wenn er Werke genug habe oder rein genug sei, so soll man allezeit im Zweifel bleiben; es sei auch die Absolution vergeblich, wenn die Reue nicht genugsam ist. Diese ihre Reden sind eitel Lästerungen wider Christum, wider die göttliche Verheißung, wider die Lehre vom Glauben, und stecken in der päbstlichen Meinung viel mehr Irrthümer, als nemlich daß alle Menschen Gottes Gesetz erfüllen können, daß die großen Schäden, Zweifel an Gottes Zorn oder Verheißung, böse Neigung, Kaltseyn in Gottes Furcht und Liebe, Ungeduld in schuldigen Leiden und dergl. viel unordentlicher Neigung nicht Sünde seien. Und es ist öffentlich, daß sie nicht recht lehren, was Geseß, Sünde, Verheißung und Gerechtig

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