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feit ist. 6) Wenn Jemand hier spräche: Ist denn nicht auch nöthig, gute Werke zu thun? Antwort: Unsere guten Werke können nicht Vergebung der Sünden verdienen, denn diese Ehre gehört allein dem eingeborenen Sohn Gottes; dazu ist unsere schwache Natur voll Blindheit, Ungehorsam und Sünde, daß menschliche Tugend sehr gering und unrein bleibt. So wir aber durch Glauben an den Mittler Jesum Vergebung erlangen und Erben des ewigen Lebens werden, daß solcher Glaube und Trost nicht ein fauler Gedanke, sondern ein Werk, damit der heilige Geist ein neues Licht im Herzen anzündet, daß wir nun' nicht zweifeln an Gottes Zorn oder Gnade, sondern erschrecken vor Gottes Zorn wider die Sünde und fallen doch nicht in Verzweiflung und Haß wider Gott, sondern erkennen die Barmherzigkeit, die nur durch Christum erlanget, wissen, daß wir schließen sollen, daß uns Gott gewißlich annimmt, will erhören, helfen und endlich die ewige Seligkeit geben, heben also an, in herzlichem Gehorsam zu leben, wollen nicht ohne Gott seyn wie die Heiden, auch nicht ohne Gottes Wort selber Gößen und Gögendienst machen wie die Papisten, sondern sehen in Gottes Wort, welche Werke Gott fordere und sich gefallen lasse und heben an, Gott mit denselbigen Werken zu ehren. Und find allen gottfürchtigen Menschen fürnemlich fünf Fragen von Werken zu merken, nemlich: 1. Welche Werke find nöthig und Gott gefällig? Antwort: Davon soll man wissen, daß menschliche Vernunft nicht eigene Werke und Gottesdienst erdichten soll, sondern soll in der Regel bleiben, die uns vorgestellt in zehn Geboten, und wie die im Evangelio erkläret werden. Darin sind alle hohen Werke gegen Gott und nügliche Werke in diesem Leben gegen den Nächsten gefasset, nem lich Gott erkennen, fürchten, ihm vertrauen, ihn lieben, anrufen, ihm danken, sein Evangelium erkennen und helfen ausbreiten, predigen, die Sacramente recht brauchen, darnach in deinem Amt und Stand treulich dienen, helfen die große Last der Regierung tragen, der Obrigkeit in billigen Sachen gehorsam seyn, friedlich, mild, geduldig; Unzucht, Ehebruch, Schwelgerei meiden, Niemand betrügen oder überseßen, im Kaufen und Verkaufen wahrhaftig seyn. Dieses sind die rechten hohen Gottesdienste, welche die Gottesfürchtigen fleißig betrachten, daß sie verstehen lernen, daß es nicht geringe Werke find, sind auch nicht leicht und bedürfen großer Uebung des Glaubens, daß Gott mithelfe, wie die folgenden Fragen melden werden. 2) Dieweil der Mensch so schwach ist, und der Teufel viel Anfechtungen erregt, wie können wir in diesem Gehorsam also leben, daß wir nicht in des Teufels Strick, in Sünde und Schande fallen, nicht Schaden thun uns oder Anderen? Antwort: Darum spricht Christus: Ohne mich könnet ihr nichts thun. Diesen Herrn sollst du anrufen, der gibt den heiligen Geist, uns zu stärken und zu helfen. 3) Es bleibet aber gleichwohl Sünde im Heiligen: wie wird denn der Schwache, Unreine gehorsam, Gott gefällig? Antwort: Die Werke find nicht Gott gefällig vonwegen ihrer Vollkommenheit, sondern dieweil dich

Gott angenommen hat um Chrifti willen durch deinen Glauben, und du nun deine Schwachheit beklagest und doch anhängest, Gottes Gebot zu befolgen, sollst du wissen, daß Gott dieser Gehorsam im gläubigen Herzen auch gefällt um des Herrn Christi willen, der unser Fürbitter und Hoherpriester ist und unsere Anrufung, Werk und Leiden vor Gott bringet und die übrige Schwachheit gnädiglich ergibt. Dieß ist je ein großer Troft, daß Gott unsere elende, bettlerische Werke dennoch will annehmen und reichlich belohnen. 4) Welche Ursachen sollen uns zu guten Werken antreiben? Antwort: Vornemlich diese drei Ursachen: Gottes ernster Wille, den er durch die Predigt der Buße und seine Gebote geoffenbart, das Leiden unseres Heilandes und die Erhaltung der geschenkten Gnade und Seligkeit. 5) Dieweil in Heiligen Sünde bleibet, und sie doch nicht in Sünde wissentlich willigen sollen, wie ist Unterschied der Sünden? Antwort: Dieser Unterschied ist sehr fleißig zu merken. In den Heiligen bleibet angeborene Schwachheit samt vielen bösen Neigungen, denen sie doch widerstreben; aber es bleibet nicht in ihnen Sünde wider das Gewissen oder böses Vornehmen, denn rechter Glaube oder Vertrauen zu Gott kann nicht im Herzen zugleich seyn samt bösem Gewissen oder bösem Vornehmen." - Hierauf wird von der vornehmsten Uebung des Glaubens, dem Gebet gehandelt. Beten sei der höchste Gottesdienst, den Niemand denn allein die Christen thun können. Schließlich werden sechszehn Unterschiede zwischen der Lehre der päbstlichen und der evangelischen Kirche mit aller Schärfe und Bestimmtheit aufgezählt die ganze Schrift ist ein wahres Kleinod in schlichter Behandlung der evangelischen Heilslehre und läßt uns ahnen, von welchem Erfolg die mündlichen Vorträge des Probstes zu Wittenberg begleitet sein mußten.

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5.

Der Docent der Theologie und der Schriftsteller.

Neben dem Kirchenamt wirkte Jonas mit reichem Segen als Mitglied der Wittenberger Universität und der theologischen Facultät. Dreimal wurde ihm die Würde und Bürde des Rectoratamts übertragen: im Sommersemester 1526, im Winter 1531/32 und 1536/37. In seinen Vorlesungen, die er täglich und, nach Luthers Beispiel, abwechselnd in lateinischer und deutscher Sprache hielt, beschäftigte er sich vorzüglich mit der Erklärung biblischer Bücher, und zwar so, daß er nicht bei der rein grammatischen Erklärung fich begnügte, sondern auch, gleich einem Melanchthon und Brenz, die praktische Anwendung der aus einer richtigen Erklärung hervorgegangenen Erkenntniß zeigte und die schriftwidrigen Lehren der römischen Kirche klar und

Flegreich widerlegte. Ein Beispiel seiner praktischen Exegese bieten seine erst im Jahr 1524 lateinisch, im folgenden Jahr deutsch erschienenen Anmerkungen zur Apostelgeschichte 14). In der Widmung an Herzog Johann Friedrich bemerkt Jonas:,,Wiewol nun, nachdem durch die unaussprechlich Gnad Gottes das Evangelium wieder herfürkommen ist, dieses Buch der Aposteln Geschicht nit sonderlich viel Auslegung bedürfte, sondern die Händel und Thaten selbst, die auch jezt zu unsern Zeiten vollbracht und gehandelt werden, machen uns nit allein das Buch klarer zu verstehen, sondern auch die andere heilige Geschrift: dieweil wir gänzlich sehen, daß auch gleich das jezt die wahrhaften Chriften leiden, das die Apostel zu ihren Zeiten gelitten haben; dazu wird das Evangelium jezt eben mit solcher Gotteslästerung, Schmach und Unehr empfangen, als es zu derselben Zeit aufgenommen ward: Jedoch damit ich auch etwas aus der heiligen Geschrift in dieser Schul den Zuhörern vorzulesen hätt, habe ich deßhalb am Meisten dieß Buch des Neuen Testaments auszulegen und zu erklären in die Hand genommen, damit es durch diese kleinen Annotationen (fie gelten gleich viel oder wenig) doch dennoch desto flärer zu verstehen wäre, und damit ich die frommen Chriften reizte und bewegte, die Werk Gottes zu betrachten, die jezt gleich solchermaß im Schwank gehen und gehandelt werden als zu der Aposteln Zeiten. Dann fürwar, wir wandeln jezt im großen Licht des Worts Gottes und ohne allen Zweifel in so großem, als es seit der Aposteln Zeit nit gewesen ist. Es geschehen jezt täglich wohl so große Wunderzeichen, als etwa geschehen sind. Dann wer wollt den so behenden Lauf des Worts Gottes und diese so urplögliche Verwandlung der Bräuch und Wesen nit für ein groß mächtiges Wunderzeichen halten? Wer wollt den Luther, der ein rechtgeschaffener Prediger ist des Evangelii, jezt zu unsern Zeiten, nit billig dem Paulo vergleichen? welcher doch bisher (zugleich wie Paulus von der Verbündniß der vierzig Männer und von so vielen arglistigen Betrüglichkeiten der Feind erlöst und behalten ift worden) auch gleich von so vielen Weisen dieser Welt bestritten, und doch noch, wiewohl die Päbst toben und rasen, der Teufel unwillig und das ganz höllisch Geschwürm und höllischen Porten nit gern sehen, im Leben ist. Aber das sind die großmächtigen Werk und Wunder Gottes, und wiewohl wirs vor Augen haben, sehen wirs doch nit. Dann hätten wir Augen in diesen Händeln, so würden wir sehen, wie die Geschicht dieses Buchs sich so sein mit der Erfahrenheit und den Geschichten dieser Zeit concordirt und zusammenreimt, und wir würden Gott von Herzen danksagen, daß er uns jezt wiederum das wahr Ansehen der chriftlichen Kirchen hätt zu erkennen gegeben. Dann endlich die wahrhaft christlich Kirch ist hie fein ausgestrichen und abgemalt; so jemand derselben Gestalt etwas zulegt oder zuthut, der macht eine teuflische Hure und nit eine Braut Chrifti daraus. Die chriftlich Kirch ist nichts anders, dann eine Versammlung der Auserwählten und Gläubigen, welche da glaubt in Chriftum, und die da hat das lauter und rein Wort Gottes; denn

welche den Geist Gottes haben, welche durch den Geist Christi getrieben werden, und bei welchen da ist die rein Predigt oder Verkündigung und der Glaub des lautern Worts Gottes, dieselben find Söhne Gottes und sind die christlich Kirch. Ich bitt dich darum, sag mir: So wir diese St. Lucas Histori durchgründen und betrachten, wo findet man darin das prächtlich und brausend Leben der Bischöfe? Wo find die übergüldten Tempel? Und wo find so viel Zertheilung und Trennung der Mönch? Sondern wir sehen allein, daß die Apostel beflissen find gewesen, daß das Wort Gottes im Schwank blieb, zunähme und allenthalben gelobt und geehrt würde. Wie närrisch und gottsläßterig aber diese Rede sei, wenn sie sagen: Ei, diese Einfältigkeit und fleißig Sorg des Worts Gottes, diese Vollkommenheit und die apostolisch Heiligkeit ist in der ersten angehenden christlichen Kirchen gewesen, da man die Heiden und Juden hat befehren müssen; nun aber ist der christlich Glaub eingepflanzt, nun find in der Welt viel christlich Kirchen gebaut. Ja, ich sprich noch: Ob solches den Bischöfen zugehör, wird ein jeder frommer Christ leichtlich aus allen Worten dieser Histori vernehmen. Die zarten und holdseligen Leut meinen also, die Apostel hätten sich darum also gemüht, damit ihre Nachkommen möchten müßig gehn, und hätten also mit Arbeit und mit Schmerzen die Ketten des Evangelii ganz an das End ge= duldet und gelitten, damit nun die Pfaffen und Münch ihren Leib desto rubiger und sanfter möchten auswarten; und gleich als wär fein Teufel mehr oder als hielts nun die Welt und das Fleisch mit dem Evangelio, und gleich als hätt der Apostel umsonst vermahnt: Halt an, es sei zu der Zeit oder nit zu der Zeit. Was ist es aber von Nöthen, E. F. G. viel Geschwäß davon zu machen? E. G. werden solches durch den scharfen Verstand, den E. G. in den heiligen Sachen haben, aus eigenem Hirn viel baß aus dem heiligen Luca versteben."

Ueber die Art, wie Jonas sein theologisches Lehramt auffaßte, geben uns zwei von ihm gehaltene academische Festreden Aufschluß. Die erste derselben hielt er am 18. Juni 1533 als Decan der theologischen Facultät, als er in Gegenwart des Churfürsten von Sachsen und vieler anderer fürstlichen Personen einen feierlichen Promotionsact vornahm, bei welchem er an Caspar Cruciger, Johann Bugenhagen und den hamburgischen Superintendenten Johann Aepinus die theologische Doctorwürde ertheilte. Er sprach von den Graden in der Theologie). Der Doctorgrad sei ein öffentliches Zeugniß der Gelehrsamkeit und Frömmigkeit, mit dem man billig sehr sparsam fei. Die Doctorgrade seien eingeführt worden, damit nicht ohne Weiteres Leute als Lehrer der Kirchen zugelassen würden, die nicht vorher geprüft feien. Darum hätte auch Wittenberg die alte Sitte beibehalten, um so viel möglich Ungeprüfte von den Kirchen ferne zu halten und den zum Lehramt Berufenen ein öffentliches Zeugniß ihrer Berufung und Lehre auszustellen. Nie aber sei in der Kirche hierbei strengere Prüfung der Geister mehr geboten

gewesen, als eben jezt, wo der Teufel seine gottlosen Lehren da und dort ausbreite durch Ungelehrte und Neophyten, welche keinen ordentlichen Unterricht empfangen und keine Uebung in theologischen Disputationen gehabt hätten, und die gleich einem Cadmus plöglich bewaffnet aus der Erde erstehen, die Lehrer werden, ohne Lehrer gehabt zu haben, und ohne Uebung und Erfahrung nichts zu ihrem Amt mitbringen, als Hochmuth und Anmaßung. Ferner hätten diese Grade auch den Nußen, daß eine solche Auszeichnung nur denen ausgestellt werden dürfe, welche mehrere Jahre hindurch andere Erfahrenere gehört und gesehen hätten, was diese über große und zweifelhafte Fragen urtheilten. Denn wenn man sich auf den Ausspruch Johannis berufe, daß die Salbung lehre, so werde diese Salbung gewiß nicht ohne Unterricht und große Anstrengungen erlangt. „Glaubt Einer mit einem Mal ohne Schule und Uebung durch die Salbung ein Theologe zu werden, wie etwa ein Hirte Hesiod von den Musen durch eines Griffels Geschenk zum Dichter geschlagen worden seyn soll, so ist er in großem Irrthum und versteht nicht, was die Salbung ist. Diese kann vorerst ohne Kenntniß des Worts nicht bestehen; aber wenn man auch schon etwas von dem Wort gekostet hat, so nimmt dasselbe nicht sofort alle Mackeln von der Seele. Plato sagt, ihm scheine der schon glücklich genug, dem es auch nur im Greisenalter glücke, die Lehren der Weisheit und Wahrheit zu faffen. Sagte dieser Weise das von den Dingen, welche der Verstand ergreifen und verstehen kann: wie viel mehr gilt sein Wort von den geistlichen Dingen, welche nur im Kampf und in langer Uebung ergriffen werden.“ Am Schluß seiner Rede hebt Jonas hervor, daß der Doctorgrad nicht zu ́Reichthümern, Ruhm und Genüssen den Weg öffne, sondern zu den größten Mühen und beschwerlichsten Sorgen, zu Gefahren aller Art, mit denen das Bekenntniß der Wahrheit verknüpft sei. — Die zweite der genannten Reden wurde im Jahr 1539 über das Studium der Theologie gehalten 46). „Die Theologie (sagt er) ist diejenige Lehre, durch welche man in der Kirche lehrt und lernt die wahre Erkenntniß der Weisheit und des Willens Gottes. Denn die heilige Schrift, welche wir von den Patriarchen, Propheten und Aposteln erhielten, welche die heiligen Männer Gottes nicht durch eigenen Willen, sondern getrieben vom heiligen Geist uns mittheilten, und welche diese ganze Lehre, die wir Theologie nennen, umfaßt, hat keinen andern Zweck, als uns jene unbegreifliche und unbegrenzte Güte und Barmherzigkeit Gottes erkennen zu lehren, damit wir in diesem Leben zuerst im Wort und in den göttlichen Verheißungen die Erkenntniß der Weisheit und des Willens Gottes durch den Glauben ergreifen und dann in allen Creaturen, im Himmel, auf Erden, im Meer und in dieser ganzen Weltenmaschine, ja selbst in dem wunderbaren Kunstwerk unseres eigenen Körpers jene unermeßliche und unbegrenzte Güte Gottes, die täglichen Wunderwerke und göttliche Allgegenwart und die Größe seiner Werke und seine mannigfaltige Weisheit betrachten, daß er nemlich

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