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ten, Jonas habe den Namen Coci oder Koch nur scherzweise von seinen Freunden empfangen, weil er auf seiner später zu erwähnenden Reise zu Erasmus in unwirthbaren Gegenden die Bereitung der Speisen selbst besorgt habe. Diese Vermuthung stellt sich schon dadurch als irrig heraus, daß sich der Name Koch für Jonas schon vor dieser Reise findet. Vielmehr werden wir denen beistimmen, welche den Familiennamen K o ch aufrecht erhalten und annehmen, der Vater des Theologen habe nach damaliger Sitte sich gewöhnlich nach seinem Taufnamen Jonas genannt, weßwegen sich der Sohn Jodocus Jonae schrieb, bis diese patronymische Bezeichnung später in Folge des häufigen Gebrauchs zum Familiennamen wurde. Genug, Justus Jonas hieß von Hause aus Jodocus Koch, Jonä Sohn.

Seine Geburtsstätte war die an Theologen fruchtbare Reichsstadı Nordhausen, an der Zorpa in der preußischen Provinz Sachsen: wie sich dieselbe eines hohen Alterthums rühmte und den Kaiser Theodosius oder gar Merovig als ihren Gründer pries, so sollte in ihr auch die Reformation von ihren ersten Anfängen an gaftliche Aufnahme finden. Der Vater des Reformators war ein in der Stadt angesehener Mann und Bürgermeister, ausgezeichnet durch Klugheit und Beredtsamkeit und für die damaligen Zeiten wohl unterrichtet und gelehrt. Jodocus wurde am 5. Juni 1493 geboren. Aus der im Elternhause verflossenen und verschlossenen Kindheitszeit hat uns nur die Sage einen Zug aufbewahrt, der das Walten der Vorsehung über dem zu Großem auserwählten Rüstzeug des Herrn verherrlicht. Als der Vater im Jahre 1500 an der Pest gefährlich krank lag und die Zwiebel, die er zur Ausziehung des Gifts auf der Peftdrüse liegen gehabt, neben sich auf die Bank legte, griff der nichts ahnende Sohn nach ihr und verzehrte sie, ohne daß er dadurch Schaden genommen hätte! Der Vater wünschte seinem Sohne eine sorgfältige Erziehung und gelehrte Bildung angedeihen zu lassen, und der aufgeweckte, talentvolle Knabe erhielt den ersten Unterricht in der öffentlichen Schule seiner Vaterstadt. Hier machte derselbe so rasche Fortschritte, daß er schon in seinem dreizehnten Jahre die Universität Erfurt beziehen konnte, um fich dort nach des Vaters Willen erst den humanistischen Studien, dann der Rechtsgelehrsamkeit zu widmen.

Die im Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts gestiftete Erfurter Universität genoß bis in den Anfang des folgenden hinein eines Ansehens in Deutschland, daß, wie Luther sich einmal ausdrückte, alle anderen dagegen als kleine Schüßenschulen galten. Das erste Jahrzehent des sechszehnten Jahrhunderts war das lezte ihrer Blüthe, welcher sofort der Ausbruch bürgerlicher Unruhen in der Stadt für immer ein Ende machte. Zu Anfang des Jahres 1505, also fast gleichzeitig mit Jonas, war aus Frankenberg in Hessen der fiebenzehnjährige Eoban Hesse nach Erfurt gekommen, der Dichterkönig seiner Zeit, wie ihn Luther, der christliche Ovid, wie ihn Erasmus nennt. Frühzeitig trat Jonas in das engste Freundschaftsverhältniß mit ihm und

durch ihn in den Dichterkreis ein, welcher die strebsame Jugend Erfurts unter der Aegide des Gothaer Canonicus Conrad Mutian vereinigte. Von diesem ließen sich außer einem Eoban Heffe andere talentvolle Studirende, wie Crotus, Eberbach, Draconites in ihren humanistischen Studien leiten und wurden von ihm ebensowohl vor sittlichen Auswüchsen bewahrt, als zum Bruch mit der alten Geistesrichtung und zur Beförderung der neuen angefeuert. Ein edler Wetteifer und eine herzliche Freundschaft umschlang diesen Kreis junger Dichter: in der schönen vierten Idylle der großentheils im Jahr 1508 verfaßten bucolischen Gedichte läßt z. B.. Eoban den Mutian, der den Namen Thrasybulus führt, als Schiedsrichter auftreten, um einen zwischen Jonas und Petrejus unter den Namen von Tityrus und Battus geführten Sängerstreit friedlich zu schlichten. "Dieser Freundeskreis wirkte auf die Bildung unseres Jonas nachhaltiger als die Unterweisung der damaligen Docenten Erfurts, unter welchen keiner in Beziehung zu Jonas besonders genannt wird. Schon im Jahr 1507 war Jonas Baccalaureus und 1510, also in einem Alter von 17 Jahren, Magister geworden. Zwar erging sich Mutian in bitterm Spott über die academischen Grade, weil er in ihnen das hauptsächlichste Herrschaftsmittel der Sophisten und es unwürdig fand, wenn. Männer von wahrer Bildung sich Anstrengungen unterzögen, um zu jenen leeren barbarischen Titeln zu gelangen; „, wo die Vernunft den Vorfiß führt,“ äußerte er,,,da bedarf es keiner Doctoren": doch gestattete er seinen jungen Freunden die Anbequemung an die alte Sitte, weil ihnen das durch diese Titel erworbene Ansehen im Kampfe gegen die Sophisten zu Statten käme; „ich will doch (schrieb er an Einen derselben), daß du dir den Magistertitel erwirbst, damit du unter dieser Maske die Unmündigen in der Dunkelheit in Schrecken sebest!" Einen besonderen Lebens- und Schicksalsgefährten gewann Jonas an Tilemann Plattener aus Stolberg, der gleichzeitig mit ihm in Erfurt Student, Baccalaureus und Magister, sowie auch nachmals in Wittenberg Doctor wurde. Vielleicht kam er auch schon damals durch Crotus in Bekanntschaft mit Ulrich von Hutten. Wie es scheint, hatte er bisher mehr den humanistischen Studien als dem Studium der Rechtswissenschaft obgelegen 5).

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Im Jahre 1511 übersiedelte Jonas zur Vollendung seiner Studien auf die Universität Wittenberg. Während der neu aufblühende Ruhm dieser Schule ihn anzog, war ihm der Aufenthalt in Erfurt seit den stürmischen Ereignissen des Michaelisfestes im Jahr 1510 verleidet. Bei der Feier des Kirchweihfestes in der Michaelispfarre war es zwischen Studirenden und Landsknechten zu einem Wortwechsel, dann zu einem Handgemenge und endlich zu einem offenen Straßenkampf gekommen. Die Bürger nahmen für die Landsknechte Partei, die Musensöhne mußten sich vor der Uebermacht in ihr großes Collegium zurückziehen, in welchem sie sich verschanzten und auf die Belagerer mit Handbüchsen feuerten. Als aber diese zwei Kanonen vorführten

ergriffen die Studenten abermals die Flucht. In wilder Wuth bemächtigten sich die Belagerer des menschenleeren Gebäudes, demolirten Hörsäle und Wohnungen der Studirenden, zertrümmerten Katheder und Bänke, zerschnitten und verbrannten die alten Privilegien und Urkunden der Universität, richteten bedeutenden Schaden in den Bibliothekräumen an und plünderten, was irgend Werth für sie hatte. Zwar ahndete der Rath am folgenden Tag mit aller Strenge die Zügellosigkeit des Pöbels, aber der Verfall der Universität datirt von diesem Ereignisse. Zahlreiche Schaaren von Studirenden wanderten aus; auch der junge Dichterkreis verließ die unruhige Stadt: erst Eoban, um sich nach dem fernen Norden zu wenden, dann Crotus, der nach Fulda übersiedelt, Heinrich Eberbach, der eine Reise nach Wien antritt, Petrejus, welcher gleichfalls seinen Weg nach Wien' nimmt, und Jonas, welcher sich nebst mehreren andern erfurtischen Magistern in Wittenberg immatriculiren läßt ®).

Ueber den vierjährigen Aufenthalt unseres Jonas in Wittenberg fehlen fast alle Nachrichten. Mit Ernst lag er den juristischen Studien ob und nahm die Würde eines Baccalaureus der Rechte an; da er in den geistlichen Stand zu treten beabsichtigte, zog er sicher auch die Theologie in den Kreis seiner Studien, und es läßt sich erwarten, daß er bereits damals mit Luthern in Berührung trat, obwohl sich keine bestimmten Spuren hiervon finden. Jedenfalls gab dieser Aufenthalt in Wittenberg seinem Geiste eine vorherrschende Richtung zur Theologie, seinem Charakter eine Festigkeit, wie sie in den Kreisen der Humanisten nicht zu finden war.

2.

Der Canonicus und Professor zu Erfurt.

Die Zerstörung des großen Erfurter Collegiums hatte dem Eindringen des neuen Geistes auf der Universität Bahn gebrochen. Die alten Bursenverhältnisse und mit ihnen der überwachende Einfluß der älteren Lehrer auf die in den Bursen zusammenlebenden und in strenger Aufsicht gegängelten Studenten konnten nicht wieder hergestellt werden. Zwar hatte sich die Universität nicht entblödet, sich, wenn auch in mildester Form für die Unterdrückung des Reuchlin’schen „Augenspiegels“ auszusprechen und die kölnischen Theologen als ihre Mitbrüder und zu jeder Zeit verehrungswürdige Gönner" zu begrüßen: um so mehr aber wurde Mutian der Friedliebende angefeuert, die getreue Schaar seiner Humanisten gegen die Scholastiker ins Treffen zu führen. Die Jugend zu Erfurt nahm offen für Reuchlin gegen die alten Docenten Partei, und das ganze Jahr 1514 hindurch war die Universität durch tumul

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tuarische Auftritte beunruhigt. Mutian predigte unaufhörlich mit Wort und Schrift den Seinigen einen Feldzug gegen die „Barbaren“, und auf seinen Wink kehrte der zerstreute Dichterbund nach Erfurt zurück, zuerst Eoban, der fich schon im Sommer 1514 wieder einstellte, dann im Laufe des folgenden Jahres die Uebrigen, unter ihnen auch Justus Jonas 7), der in Wittenberg sein Studium der Rechtswissenschaft so weit absolvirt hatte, daß er von der Erfurter Juristenfacultät am 12. April 1516 in die Zahl ihrer Baccalaureen aufgenommen oder, wie man es nannte, nostrificirt wurde.

Das Jahr 1516 war für die Universität Erfurt ein äußerst bewegtes: die unter Mutians Aegide wieder geschaarten Mitglieder des Dichterbundes liefen mit einander Sturm wider den alten scholastischen Geist; Reuchlin war ihr Gefeierter, die Satire ihre Waffe; schon war das alte System der kirchlichen Scholastik also aus den Fugen gegangen, daß es schwer war, keine Satire zu schreiben! Zu Anfang des Jahres 1516 erschien das erste, noch vor Ablauf des gleichen Jahres das zweite Buch der „Briefe der Dunkelmänner", ein Erzeugniß des Erfurter Dichterbundes, ein Bligstrahl, zündender als alle römischen Bannstrahlen! Jonas nahm an diesen Briefen keinen unmittelbaren Antheil 8), in so innigem Freundschaftsbund er auch damals mit den Verfassern dieser Briefe lebte. In ernstem Studium und strenger Arbeit an sich selbst rang er nach Wahrheit, durch sein Naturell und den Einfluß seines Wittenberger Aufenthaltes vor den Ausschweifungen bewahrt, zu welchen die rein formelle Bildung des Humanismus häufig Anlaß bot. Sehr günstig wirkte auf ihn Mutian, mit dem er fleißig Briefe wechselte, und welcher bei dem jungen Dichterkreis vor Allem auf sittlichen Gehalt und Vertiefung in die Wissenschaften drang. Bereits bildeten die alten Juristen eine Opposition gegen die durch humanistische Studien gebildeten Fachgenossen; sie nannten diese verächtlich Dichter, als ob ihnen alles positive Wissen des Rechts abginge. Mutian in einem Brief an unsern Jonas vindicirt sich und den Seinigen den Titel eines Juristen, denn „ein Jurist sei ein gelehrter Mann und redlicher und uneigennüßiger Vertreter der besten Geseze," während er seinen Gegnern, die sich Juristen nennen, die Definition unterschiebt: „Ein Doctor Juris und ruhmrediger Jurist ist ein schlechter Mensch, mit schlechten Künsten, schlechtem Recht und schlechtem Brauch ausgerüstet." Nachdem Jonas im October 1517 eine Reise nach Nordhausen angetreten und von dort den Leipziger Markt besucht hatte, ward er am 27. August 1518 zum Licentiaten der Rechte befördert und erhielt ein Canonicat an der Severifirche. Wie Eoban schon seit dem Jahr 1516 das Amt eines öffentlichen Lehrers an der Universität bekleidete, so trat nun auch Jonas als öffentlicher Docent auf und trug mit Jenem und seinen übrigen Freun den, einem Euricius Cordes, Johannes Lange, Johann Draconites u. A. das Seinige zu dem leider nur kurzdauernden Aufschwung der Erfurter Hochschule bei. Mutian zog sich, sobald Reuchlin durch seine Jünger gerächt war, wieder

in sein Stillleben zu Gotha zurück, ohne sich bewegen zu lassen nochmals den öffentlichen Schauplaß zu betreten o). Seit seinem Rückzug spielte Eoban den König des neuen Gelehrtenstaates, in welchem namentlich seit der Abreise des unruhigen Crotus eine friedlichere Stimmung eingetreten war, indem der Reuchlincultus mit dem Erasmuscultus vertauscht, aus den Reuchlinisten begeisterte Erasmianer wurden. Reuchlin wußte es den Erfurtern wenig Dank, daß sie ihn auf den Schild erhoben hatten: um so herablassender nahm Erasmus die Anbetung an, welche ihm vom Königreich Eobans gezollt wurde. Eben hatte Erasmus seine Stellung in England mit der eines Rathes des jungen Königs Carl von Spanien vertauscht und sich in den Niederlanden angesiedelt, von wo aus ohnedem seine Einwirkung auf Deutschland eine größere werden mußte. Der erfurtische Kreis, dem schwärmerische Bewunderung zum Bedürfniß geworden war, kannte bald keine majestätischere Größe als die des Erasmus. Man zürnte der eigenen Verblendung, jene,,kostbare Perle" so lange nicht geachtet zu haben; Spalatin schrieb 1517 an Erasmus: „Ich war sofort der Deinige, sobald ich deine Schriften gesehen hatte;" als die Sonne, die mit ihren Strahlen alles Dunkel erhellt, wurde Erasmus gepriesen; Eoban und Jonas fühlten sich mit der verehrungsvollsten Begeisterung zu dem Gelehrten hingezogen, in welchem sie den Stein der Weisen gefunden zu haben wähnten. Natürlich verlangte die feurigen Anbeter, nicht blos aus der Ferne, sondern in der Nähe dem gefeierten Herrscher im Reiche des Geistes ihre Huldigungen darzubringen: von Erfurt aus bildeten sich viele gelehrte Wallfahrten nach Rotterdam, wie man sie ehedem zu einem Heiligen anzustellen pflegte. Je beschwerlicher und gefährlicher die Reise zu diesem neuen Delphischen Orakel war, desto verlockender war sie auch für die schwärmerische Phantasie der liebebedürftigen Jünglinge. Der König Goban eröffnete im Jahre 1518 in Begleitung des Berter den Zug der Wallfahrer, indem er zu Fuß nach den Niederlanden pilgerte und in einer zierlichen poetischen Epistel den gefeierten Lehrer begrüßte: „Schon lange warst du mir ein göttliches Wesen“, redete er ihn an, „so sehr fesselten mich deine Schriften, die dir den Ruhm der Unsterblichkeit sichern werden." Er traf den Erasmus frank, sehr beschäftigt und vornehm herablassend: ob aber auch nur eine einzige Unterredung der Preis der mühevollen Pilgerfahrt war, kam er doch so entzückt von dem Anblick des Mannes zurück, daß er auch bei seinen Freunden das Verlangen erweckte, in persönlichen Umgang mit Erasmus zu treten. So unternahm denn furze Zeit später auch Jonas mit seinem Freunde Schalbus dieselbe Wallfahrt zu Pferde. In einem überschwänglichen Briefe vom 26. April 1519 kündigte Schalbus dem Erasmus ihre Ankunft an: „Durch so viele Wälder," beginnt er, „durch so viele von ansteckenden Krankheiten heimgesuchte Städte sind wir, Erasmus, zu dir vorgedrungen, Jonas und ich, und, guter Gott, wie sind wir zur glücklichen Stunde angelangt! So wenig gereute uns die lange und beschwerliche Reise,

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