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nicht ein Gott von ferne sei, der sich um uns Menschen nicht bekümmere (wie die Schwäche der durch die Erbsünde verderbten menschlichen Vernunft träumt), sondern ein Gott, der nahe ist. Darum gab Gott von Anfang der Welt sein Wort und die heilige Schrift, damit wir, in der Erkenntniß seines Willens von Tag zu Tag wachsend, uns freuen in Gott, seine Gegenwart in seinen Wunderwerken anbeten, um im Glauben und Geist einen Vorschmack des ewigen Lebens zu empfangen, um aus so vielen Fluthen und Fährlichkeiten des Reiches des Todes und der Hölle hindurchzudringen zur vollkommenen Erkenntniß Gottes, um endlich Gottes selbst, des Lebens, der Herrlichkeit und ewigen Seligkeit theilhaftig zu werden. Das ist jenes höchste Gut, jene wahre und vollkommene Weisheit, nach welcher uns verlangt, jene einzige, völlige Seligkeit, nach welcher die Philosophen und Weisen dieser Welt außer der Schrift forschten. Aber Gott ließ sie weit von Gott abirren auf ihren Wegen. Der wahre Gründer jener Religion und Theologie ist nicht ein Mercur, irgend ein Heroe oder berühmter Weiser, sondern der lebendige und wahre Gott selbst, der Himmel und Erde gegründet hat. Darum ist diese wahre Theologie nicht eine solche Wissenschaft, welche sich bloß auf dieses vergängliche Leben und die Schattengestalt dieser Welt bezöge, wie die Architectur und andere Künste nur auf den Nugen dieses Lebens abheben und nur von Wenigen erlernt werden; vielmehr find zu dieser wahren Erkenntniß Gottes alle Menschen geschaffen, und jener göttliche Geist des Menschen, jene feine Structur des menschlichen Körpers und aller Organe und Glieder ist nicht dazu bestimmt, um nur die Künste im Dienste des sterblichen Lebens zu üben, sondern um jene unermeßliche Weisheit und Güte Gottes zu erkennen, sondern um in der Betrachtung der Größe, Fülle und Macht des in ihnen wirkenden Gottes sich in Gott und allen seinen Werken zu freuen und seinen Namen zu preisen, wie Christus selbst bezeugt: Das ist das ewige Leben, daß sie dich, den einzig wahren Gott und den du gesandt hast, Jesum Christum erkennen, das ist jenes Leben, Heil und Seligkeit, darin beruht die ganze Kraft jenes überschwänglichen Trostes und Heils, zu welcher wir Menschen von Gott geschaffen und berufen sind, daß wir in diesem Leben durch das Wort und den heiligen Geist mehr und mehr erleuchtet werden in der wahren Erkenntniß Gottes, daß hier in der Kirche anhebe die Erneurung und Wiederherstellung der verderbten Natur, das Himmelreich und die Gerechtigkeit und das ewige Leben, damit wir einst jenseits uns vollkommen in Gott freuen mit unaussprechlicher Freude und den unbeschreibbaren Strom aller Güte Gottes und die vollkommene Gemeinschaft mit der Gottheit genießen. Beherzigen wir also, daß die Theologie nicht eine solche elende Erkenntniß ist, welche nur diesem zeitlichen Leben Magddienste leistet, wie die übrigen Künste, obschon dieselben, so lange dieses Leben währt, ihren Ruhm haben, sondern jene von oben stammende Weisheit, zu deren Erkenntniß der Mensch von Anfang an

Pressel, Jonas.

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geschaffen und mit jenem Geist aus dem Geiste Gottes begabt ist. So verschieden darum die Berufskreise der Menschen sind, sei es daß sie die Rechte oder die Medicin oder das Kriegswesen studiren, sei es daß sie in philosophischer Muße oder im Staatsdienst leben, verbinden sie dieß alles nicht mit der Theologie, so sind sie von ihrem göttlichen und himmlischen Ursprung entartet. Wie wir immer auf dem ungestümen Meer dieses Lebens umherirren, oft auch Schiffbruch leiden, wenn hier Nahrungssorgen, dort Ruhmsucht uns quälen, so gilt es doch in diesem Hafen Ruhe zu finden, und wir haben aufgehört Menschen zu seyn und führen nicht ein menschliches, sondern ein thierisches Leben, sobald uns nicht Anfang, Mittel und Ende alles Menschlichen die Theologie ist. So ist denn keine Beschäftigung des Menschen würdiger, keine Wissenschaft vorzüglicher, als die wahre Erkenntniß Gottes und der Religion. Fragen wir etwa nach dem ersten Studenten und zugleich Doctor der Theologie, so war es Adam, welcher Gott selbst zum Lehrer hatte, welcher vor seinem Fall ein vom heiligen Geist erleuchteter Theolog war, dem es außer Christus keiner zuvorthat. Wäre Adam nicht gefallen, so wären alle Menschen von Natur Theologen gewesen, so wäre die ganze Erde nichts Anderes, als eine weite, zahlreich besuchte, theologische Schule mitten im Paradies, als in einem Garten oder in einer philosophischen Halle, in welcher Schüler fäßen und sich ergingen, die die Engel zu Mitschülern, Gott selber zum Lehrer hätten. Alles wäre voll Licht, Leben und unaussprechlicher Freude; nichts wüßte man von jenen Dunkelheiten, traurigen Gedanken und Sorgen der Menschen, wie wir sie jezt allenthalben gewahr werden. Nachdem aber unsere Stammeltern durch den Betrug des Teufels gefallen sind, ward jene göttliche herrliche Natur des Menschen greulich verderbt, geschwächt und in den Kräften des Körpers und der Seele zerrüttet. Und jene anfängliche Sünde breitete sich weit auf alle Nachkommen Adams aus, so daß jezt in allen Menschen, che sie Christo einverleibt werden, furchtbare Blindheit herrscht, daß sie weder Gott so deutlich erkennen, noch in irgend einem Geschöpf Gottes Nähe und wirksame Gegenwart so sehen mögen, und seit diesem Fall ist die theologische Schule, welche ohne denselben über den ganzen Erdboden ausgebreitet wäre, auf so enge Grenzen beschränkt, daß seit Adam und den Patriarchen die Kirche zu allen Zeiten ein kleines Häuflein war. Denn nach jenem furchtbaren Schaden, den das Menschengeschlecht erlitt, blieben die wahre Erkenntniß Gottes und seines Wortes und die Spuren der paradiesischen Schule nur in Wenigen. Die Theologie ist jene reine Lehre, zu welcher unsere Natur von Anfang an begabt ward, zu welcher wir geschaffen, am Kreuz um hohen Preis erkauft und wiedergewonnen sind, fie ist jene Erkenntniß, durch welche Adam, Abel, Noah, Seth und Andere, während bereits das ganze Menschengeschlecht der Gewalt des Satans unterworfen war, schon in diesem Leben aus dem Reiche des Todes sich herauswanden zum Leben und aus Sünde und Nacht zum Ursprung

des Paradieses und himmlischen Reiches. Da es nun keine herrlichere Philosophie noch höhere Weisheit gibt, als Gott und seine Werke zu erkennen, so sollen alle Menschen mit allem Fleiß darnach trachten, daß sie, obschon dieses Leben der Jurisprudenz, Medicin und anderer Künste nicht entbehren kann, doch alle diese Dinge und diese ganze Welt gebrauchen, als gebrauchten fie sie nicht, und ihr ganzes Leben dahin richten, daß sie durch das Studium der wahren Religion und die Uebung des Wortes Gottes zu diesem Ursprung der ersten Schöpfung und des himmlischen Adels zurückkehren. Mag immerhin die Theologie, weil sie auf irdischen Erwerb nicht Jagd macht und jenen Wind und Rauch weltlichen Ruhmes nicht hat, vor den Menschen verachtet seyn: aber welch ein unermeßlicher Schaß ist sie in den Augen Gottes!" Jonas schließt seinen Vortrag mit einer eindringlichen Ermahnung an die studirende Jugend, die Religion zu ehren und zu lieben. und die Theologie, obschon die Theologen Menschen seien, hoch zu achten.

Troß der vielen Berufsgeschäfte, welche dem Probst in Wittenberg oblagen und die derselbe mit der pünktlichsten Gewissenhaftigkeit erfüllte, fand der fleißige Mann noch Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten, mit welchen er den Gang der Reformation in weiteren Kreisen zu fördern bemüht war. Er hatte hierzu unbestreitbar einen inneren Beruf, denn seine Gabe der schriftlichen Darstellung stand hinter der der mündlichen Rede nicht zurück. Mit gleicher Leichtigkeit und Gewandtheit drückte er sich in der lateinischen und deutschen Sprache aus; Melanchthon bekannte, daß ihm Jonas in der Muttersprache an Eleganz weit überlegen sei 47), und wenn der deutsche Styl des Jonas auch nicht die Reinheit und Kraft des Lutherischen erreicht, so wird er doch auch von keinem der übrigen Reformatoren übertroffen. Vermöge dieser Gewandtheit im Ausdruck eignete er sich auch vorzüglich zum Uebersezer aus und in beide Sprachen, wie wir unten sehen werden. Uebrigens waren seine Schriften meist Gelegenheitsschriften, zum augenblicklichen Gebrauch gefertigt und darum auch häufig der lezten Feile entbehrend, so daß die Wissenschaft durch dieselben eben keine wesentliche Förderung oder Erweiterung gefunden hat. Seine erste Schrift von Wittenberg aus war gegen den Konstanzer Vicar Johannes Faber gerichtet, gewidmet unter dem 10. August 1523 dem Wilhelm Reyffenstein 48). Luther hatte den jungen Ehemann aufgefordert, als Vertheidiger der Priesterehe aufzutreten und damit seine eigene Sache zu führen. Mit tiefer Verachtung behandelt er den aufgeblasenen, mit römischen und griechischen Citaten, die er falsch verstehe, um sich werfenden ungelehrten Kämpen des römischen Stuhles, den Luther bloß mit stiller Verachtung strafe, und welchen auch er nicht. sowohl widerlegen als ihm seine Anmaßung und Thorheit aufdecken wolle. Faber habe sein dicleibiges Buch im erbärmlichsten Latein geschrieben, und wenn er sich in seinem Briefe an Pabst Hadrian mit Mangel an Zeit entschuldige, so sei ihm zu erwidern, daß ihm nicht Muße, sondern Geist, Styl und alle pro

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fane und heilige Bildung abgehe. Nicht auf heidnische Schriftsteller, welche die Ehe schmähen, wolle fich Jonas, gleich seinem Gegner, berufen, sondern auf Gottes Wort. Wenn es heiße: Gott schuf sie ein Männlein und ein Fräulein", so folge, daß beide Geschlechter gottgefällig seien, daß weder das Weib den Mann, noch der Mann das Weib verachten dürfe. Darum seien jene Urtheile gottlos: das Weib ist ein nothwendiges Uebel, es gebe nichts Schlimmeres als das Weib u. s. w. Die Verbindung beider sei eine natürliche, von Gott gesegte: „wie das Feuer brennen, das Wasser feuchten muß, weil beide so geschaffen sind, so muß der Mann nach dem Weib und das Weib nach dem Mann verlangen. Denn das Wort:,,Wachset und mehret cuch!" ist nicht ein Gesez oder eine Vorschrift, sondern ein lebendiges und kräftiges Wort Gottes, ja ein Werk Gottes, das in der Natur zu schaffen und wirken nicht aufhört. So wenig es in meinem Willen steht, sondern ein Werk der Natur und Schöpfung ist, daß ich ein Mann bin, so wenig hängt diese Fortpflanzung und dieser Zug zum Weib von mir ab, sondern ist mir angeboren und von Natur eingeprägt." Die größte Zahl der Patriarchen und Gottesmänner seit der Schöpfung der Welt habe darum nicht im Cölibat, sondern in der Ehe gelebt; schon im ersten Buch Mosis sei so viel von den Ehen der Väter, den Verlobten, Frauen, Geburtstagen der Kinder die Rede, daß nur die übertriebene Keuschheit eines Faber davon nichts gelesen habe. Ein Paulus rede von der Keuschheit als einer besonderen seltenen Gabe, die ganze Schrift erlaube die Ehe. Besonders zweckmäßig und dienstlich aber sei gerade die Ehe für die Pfarrherren: „Ist es nemlich zumeist eines Bischofs Pflicht, für die Bedürfnisse Aller zu sorgen, Alle zu trösten und zu berathen, so. gut er kann, so weiß Niemand besser, was die Menschen mit Frau und Kindern, in der Erhaltung und Leitung des Haushaltes, furz in jenem ganzen heiligen Kreuz der Ehe (welches ihr verläumderischen Heuchler Beschwerden zu nennen pfleget) leiden, als wer es täglich in seinem eigenen Haus erfährt. Ihr Müßiggänger, vollen Bäuche und unreinen Unverheiratheten könnt euch in eurem geistlichen Stande (denn auch Satan ist ein Geist) keine Vorstellung von dem machen, was fromme und rechtschaffene Ehegatten erfahren." Die Ehe sei ein großer Segen. „Wunderbar nimmt Gott seine Heiligen und Gläubigen in die Schule, er selbst verbindet die Ehegatten; die meisten Ehen, welche zuerst einige Jahre bitter sind, werden nachher freudenreich. Scheint in der Ehe etwas beschwerlich, so sind daran die fleischlichen Menschen selbst Schuld, welche ohne Glauben und ohne Gott ihre Wahl treffen und die Werke Gottes nicht recht betrachten. Die Ehe ist die allerheiligste Sache, welche gerade um dessen willen, wegen dessen ihr sie fliehet, wegen des damit verbundenen Kreuzes am preiswürdigsten ist. Nicht die Lebensweise von euch faulen und fleischlichen Priestern, sondern die Ehe ist der rechte geistliche Stand. Ihr mästet mit euren Reichthümern und eurem Wohlleben ohne alles Gefühl des Kreuzes in Ruhe die bösen

Geister; in der Ehe zieht und bildet Gott durch das tägliche Kreuz zu Glauben und Liebe." Der Hauptnußen der Ehe sei aber die Keuschheit. „Du weißt, daß du ein gutes Geschöpf Gottes befizest, ein schwaches Gefäß, mit welchem du nach Gottes Willen Nachficht haben sollst, eine Gehilfin, welcher du gleichfalls helfen und an ihr Liebe üben und sie im Gesez des Herrn unterweisen sollst. Sie dient dir gleichfalls in Ordnung des Haushalts, in Erziehung der Kinder und ist deines Winkes gewärtig. Du theilst mit dieser theuren Lebensgefährtin Freud und Leid, Tisch und Ruhestätte. Nichts Frohes mag dir begegnen, worüber nicht aus Vieler Munde Gott gedankt wird; nichts Schweres, was du allein trügest. Erfreut dich deine Frau mit Kindern, welche dein Bild auf der Stirne tragen: welch' ein Kirchlein erbaut fie dir dann innerhalb den Wänden deines Hauses! Welch' eine schöne Gelegen. heit, ja Nothwendigkeit ist dir gegeben, im Schooß deiner Familie dich in Lehre und Ermahnung zu üben, um nachher öffentlich desto mehr Nußen zu schaffen. Betrachtest du jene Beispiele der Schrift und lässest jene selbsterwählten Heiligkeiten und Einöden außer Acht: welche Klöster und Einsiedeleien, welche Höhlen der Mönche möchtest du diesem ehelichen Leben an die Seite stellen? Solche Kirchen, Schulen und Stiftshütten waren die Familien der Väter, eines Abraham u. s. w. So lehrten jene Männer Gottes in keuscher Umarmung ihre Gattinnen, beim Spielzeug ihre Söhne und Töchter das Evangelium." Jonas zeigt dann, was die angebliche Keuschheit der Priester sei: Rom sei ein großes Hurenhaus, die Cardinäle und Prälaten hätten offen und ohne Scheu Buhlerinnen; bei den legten Reichstagen habe sich die ses gezeigt; von Rom kämen Redensarten wie: Si non caste, tamen caute etc. Nachdem er noch die mehr als kindischen Beweise seines Gegners mit vieler Jronie abgewiesen hatte, schließt er mit den Worten (Hebr. 13, 4.): „Die Ehe soll ehrlich gehalten werden und das Ehebette unbefleckt; die Huren aber und Ehebrecher wird Gott richten."

Einen noch viel heftigeren Federkrieg, in welchem er nicht allezeit Maaß hielt, führte Jonas in den Jahren 1532 bis 1534 mit dem abtrünnigen Georg Wizel. Dieser 1501 zu Vach in Hessen geboren, war anfänglich. im Kloster, verließ aber dasselbe um das Jahr 1521, um in Wittenberg Theologie zu studiren. Sofort betheiligte er sich am Bauernkriege, ward gefangen und zum Tode verurtheilt, jedoch auf Luthers und des Kanzlers Brück Fürsprache begnadigt und von Luthern als Pfarrer zu Niemeck bei Wittenberg angestellt, wo er heirathete. Wegen seiner Hinneigung zu den arianischen Lehren des Campanus und wegen seines ungeordneten Lebenswandels wurde er 1531 zu Bilniß gefangen gehalten und später aus dem Lande des Churfürsten Friedrich ausgewiesen; er begab sich nach Leipzig, wo er von Herzog Georg in Schuß genommen und als Prediger angestellt wurde. Der Apostate wußte nichts Eiligeres zu thun, als,, Aphorismen über gute Werke" zu schreiben, in welchen er Luthern, dem er das Leben

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