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es wohl ein Leben nach dem Tode gebe. Da nun Gott seine Seele nicht verließ, erschien ihm im Traume ein Jüngling, hell. glänzend und würdig des Anblickes, und sprach zu ihm: folge mir. Als dieser ihm folgte, kam er zu einer Stadt, wo er zur rechten Seite Töne des lieblichsten Gesanges vernahm. Da ́er nun gern gewußt hätte, was dies wäre, sagte der Jüngling: es seien die Lobgesänge der Seligen und Heiligen. Er erwachte, der Traum entfloh, er dachte aber so weit noch nach, als man über einen Traum zu denken pflegt. In einer andern Nacht, siehe! da erschien ihm der nämliche Jüngling wieder, und fragte, ob er ihn kenne? Er antwortete, daß er ihn gut kenne, worauf der Jüngling weiter fragte, woher ihn denn kenne? Gennadius konnte genau Antwort geben, konnte den ganzen Traum, die Gesänge der Heiligen ohne Anstoß erzählen, weil ihm Alles noch in frischem Andenken war. Dann fragte ihn der Jüngling, ob er das, was er soeben erzählt habe, im Schlafe oder wachend gesehen habe. Im Schlafe, antwortete er. Du weißt es recht gut und haft Alles wohl behalten, sagte der Jüngling; es ist wahr, du haft es im Schlafe gesehen, und wisse, was du jeht siehst, siehst du auch im Schlafe. Jest sprach der lehrende Jüngling: wo ist denn nun dein Leib? Gennadius: In meiner Schlafkammer. Der Jüngling: Aber weißt du, daß deine Augen jezt an deinen Körper gebunden zugeschlossen und unthätig sind? Gennadius: Ich weiß es. Der Jüngling: Was sind denn also das für Augen, mit denen du mich siehst? Da wußte Gennadius nicht, was er antworten sollte und schwieg. Da er zögerte, erklärte ihm der Jüngling das, was er ihn mit diesen Fragen lehren wollte, und fuhr fort: Wie die Augen deines Leibes jeht, da du im Bette liegst und schläfft, unthätig und unwirksam sind, und dennoch jene Augen, mit denen du mich siehst und dies ganze Gesicht wahrnimmst, wahrhaftig sind, so wirst du auch nach dem Tode alsdann, wenn die Augen deines Leibes nicht mehr thätig sind, doch noch eine Lebenskraft zum Leben und eine Empfindungskraft zum Empfinden haben. Laß dich also in keinen Zweifel mehr ein, ob nach dem Tode ein anderes Leben sei. — So ward mir, bezeugte der glaubwürdige Mann, aller Zweifel benommen. Und wer belehrte ihn wohl anders, als die Vorsicht und Erbarmung Gottes ? "'

Dritte Abtheilung.

Das Wahrsagen.

§. 81.

Cicero hat schon eine eigene Schrift über das Wahrsagen verfertigt, welche einen Schaß enthält für alle zu der Magie gehörigen Gegenstände. Er fängt dieselbe auf eine, für unsere Geschichte höchst merkwürdige Weise, folgendermaßen an.

,,Es ist ein alter und von den Heldenzeiten her von allen Völkern einstimmig angenommener Glaube, daß es unter den Menschen ein Wahrsagen gebe (esse divinationem), d. i. ein Vorgefühl, eine Wissenschaft künftiger Dinge. Eine herrliche Gabe fürwahr, durch die die sterbliche Natur der Götterkraft sehr nahe kommt. Ich sehe kein Volk, weder so menschlich und gelehrt, noch so roh und ungelehrt, welches nicht an die Vorbedeutung künftiger Dinge glaubte, die einige verstehen und vorhersagen können. Was ist es also für eine Verwegenheit, durch das Alter befestigte und ehrwürdige Dinge durch Verleumdung über den Haufen stoßen zu wollen (quae est igitur calliditas, res vetustate robustas calumniando velle pervertere)."

Cicero bespricht diesen Gegenstand so lehrreich und anziehend, daß wir wohl etwas weitläufiger ihn mit seinen eigenen Worten anhören können.

habeamus.

,,Die Wahrsagung ist zweierlei, eine künstliche oder natürliche. Die künstliche besteht theils aus der Voraussehung, Vermuthung, theils aus einer langen Erfahrung: die natürliche besteht darin, daß die Seele innerlich das Göttliche ergreift, daher wir reines Herzens sein sollten - haustos, libatosque animos Das künstliche Wahrsagen hat folgende Arten. Erstens das Wahrsagen aus den Eingeweiden der Thiere, und was man aus dem Bliße und Gewittern entnehmen kann; dann aus dem Vogelflug; aus den Gestirnen; aus den Loosen; aus den Vorbedeutungen und Wunderzeichen (ostenta). Bei allem diesen muß man mehr nach der Wirklichkeit als nach der Ursache

fragen, man soll die Beispiele aller Völker beachten, und wenn man gleich die Ursachen nicht angeben kann, so kann man sie doch auch nicht bezweifeln, weil sie wirklich vorgefallen find. Wenn also Einiges falsch ist, Anderes nicht ganz so, wie man es vorhergesagt hat; so ist doch das Wahrsagen nicht aufgehoben, ebensowenig, als wie die Augen, welche nicht immer Dienste versehen, im Allgemeinen nichtsdestoweniger sehen und zum Sehen da sind. Gott will nicht, daß man dieses Alles wisse, aber er will, daß man davon Gebrauch mache."

Merkwürdig sind einige Beispiele von Vorbedeutungen und den Loosen (sortes), die hier angeführt zu werden verdienen. Kurz vor der Schlacht von Leuktra bekamen die Lacedämonier eine wichtige Vorbedeutung. In dem Tempel des Hercules fingen die Waffen von selbst an zu erklingen und das Bild des Hercules von vielem Schweiß zu triefen. Zu derselben Zeit sind auch zu Theben, wie Kallisthenes erzählt, die Schlösser und Riegel in dem Tempel des Hercules aufgesprungen, und die Waffen, welche fest an den Wänden hingen, sind auf dem Boden gefunden worden. Die böotischen Wahrsager verkündigten Sieg den Thebanern. Zur selben Zeit wurde den Lacedämoniern auf vielerlei Weise das Unglück von Leuktra vorbedeutet, denn auch die Bildsäulen des Lysander, welcher der vornehmste Lacedämonier war, und welche zu Delphi standen, wurden mit rauhen Ge wächsen und wilden Kräutern bewachsen, und die goldenen Sterne, die von den Lacedämoniern nach jener gewonnenen Seeschlacht des Lysander jenen Bildsäulen aufgesett wurden, sind kurz vor der Schlacht bei Leuktra herunter gefallen. Allein das größte Vorzeichen war jenes der Spartaner, da sie den Jupiter von Dodona um Rath fragten, wie es sich wohl wegen des künftigen Sieges verhielte. Diese sezten den Sack, in welchem sie die Loose hatten, nieder, und ein Affe, welchen sich der König der Molosser zum Vergnügen hielt, verwirrte alle diese Loose, und auch das Uebrige, was dazu gehörte, und streute sie allenthalben auseinander. Die Priester antworteten darauf gleich: die Lacedämonier möchten nur auf ihr Heil und nicht auf den Sieg bedacht sein.

Vor jener merkwürdigen Niederlage des Flaminius sind in Gallien und in den benachbarten Landen so heftige Erdbeben ge

wesen, daß selbst Städte eingefallen sind; die Erde sank an vielen Orten ein und das Meer ist in die Flüsse zurückgewichen. Jenem phrygischen Mydas, da er noch ein Knabe war, haben die Ameisen, als er eingeschlafen war, eine Menge Weizenkörner in den Mund getragen, woraus man prophezeite: er werde sehr reich werden, was auch erfolgte. Und dem großen Plato haben sich die Bienen, da er noch in einer kleinen Wiege schlief, auf seinen Mund gescht. Es wurde geantwortet: seine Rede werde von einer außerordentlichen Lieblichkeit sein. Die Amme des Roscius sah in der Nacht, als sie von ungefähr erwachte, den in der Wiege schlafenden Knaben mit einer Menge Schlangen umstrict, bei deren Anblick erschrocken sie um Hülfe schrie. Der Vater des Roscius trug das Kind zu den Wahrsagern, welche ihm antworteten: nichts würde berühmter und vornehmer als dieser Knabe sein. Auch die Römer hatten vor ihrer Niederlage in der Teuto= burger Schlacht sehr bedeutende Vorzeichen. Der Himmel ver kündete ihnen auf vielerlei Weise seinen Zorn. Der Tempel des Kriegsgottes in Rom war vom Blige getroffen und verbrannt, die Bildsäulen der Siegesgöttin, die nach Germanien hinüberdrohten, wurden durch ein Erdbeben nach Italien zu umgewandt; Alpengipfel stürzten ein, und aus ihrem geöffneten Munde stiegen furchtbare Feuersäulen.

Es giebt solcher Vorbedeutungen in Menge auch aus der neuern Zeit vielfach gesammelt, und es haben sich unter denselben insbesondere die Loose am längsten und allgemeinsten erhalten. Die alten Deutschen, welche ebenfalls dem Wahrsagen sehr er geben waren, hatten diese Looszeichen am allermeisten; die sie noch behielten, als sie bereits zum Christenthum übergegangen waren. So entnahm man auch Vorzeichen aus dem Flug und Geschrei der Vögel; aus dem Krähen der Hähne; aus dem Wegziehen der Zugvögel; aus dem Schreien der Eulen und Krächzen der Raben; Vorzeichen auf Wetter, Glück und Unglück, auf Feuer, Krieg und Sterben. In Deutschland haben sich diese Arten des Wahrsagens so ausgebreitet, daß mehrere Verordnungen dagegen erlassen wurden. So ist durch die kur sächsische Constitution von 1572 und die Policeiordnung von 1661 für diejenigen die Strafe des Schwerts gesezt, die sich unterstehen, aus der Teufelskunst wahrzusagen oder mit dem

Teufel durch Krystalle oder andere Wege Gespräch zu halten und sich von ihm geschehener oder künftiger Dinge Bericht und Erkundigung zu erholen.

§. 82.

Keines der alten Völker war so allgemein von der Gabe der Weissagung überzeugt, als die Griechen, selbst die Juden nicht ausgenommen. Ein fo feinsinniges und aufgeklärtes Volk, wie die Griechen, mußte darauf eine besondere Aufmerksamkeit richten, was nicht blos von dem Priesterthum und dem Drakelwesen abhängen konnte. Wie bei ihnen das poetische Talent in so hohem Grade entwickelt war: so konnte es nicht fehlen, daß sie auf die innere Einsprache des Genius, nicht nur im Traume, sondern auch in den Ahnungen und Vorgefühlen achteten; sie kannten daher nicht nur das natürliche Wahrsagen, sondern sie hielten auch sehr viel auf das künstliche, wodurch die Seele geschickt gemacht wurde, Zukünftiges vorzuempfinden, was sie na türlich den Göttern zuschrieben, weil sie überhaupt alle Wirkungen von diesen abhängig hielten. Denn die Götter, die alles Künftige und Vergangene wissen, theilen es aus Liebe zu den Menschen diesen entweder freiwillig, oder ihren Bitten entsprechend mit und geben daher oft gewisse Zeichen im voraus (oqueĩa), damit die Menschen sich darnach richten können.

οἰωνιστική

Die Griechen unterschieden vorzüglich vier Claffen ́ folcher göttlicher Zeichen: 1) die Vögel; 2) Stimmen φήμαι; 3) symbolische Zeichen zutreffender Begegniffe, ovußora, und 4) Opferzeichen. Aus dem Flug und den Stimmen der Vögel zu weissagen - oloviotixý — war bei den Griechen schon eine der ältesten und allgemeinsten Arten der Divination, so daß von ihr häufig die ganze Kunst benannt wird; olwvòs und ögvis werden wie im Lateinischen/ avis, ganz allgemein im Sinne von Vorzeichen überhaupt gebraucht; olwvonóhes wird wie Anger, ἐποιωνίζεσθαι als Glück bedeutender Zurüf gebraucht. Da die Vögel ihrer Drganisation halber eine sehr feine atmosphärische Vorempfindung für Wetterveränderungen haben; da ferner ihr Kommen und Fortziehen von kosmischen Verhältnissen abhängt, und sie ohnehin in dem freiesten Elemente leben und sich ebenso

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