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mußte daher auch universeller im Leben wirken. Dieses allgemein Magische der Griechen spricht sich in ihrer Mythologie am vollkommensten aus, und wir müssen die Magie bei ihnen in der Mythologie studiren. Wie bei allen alten Völkern, war es auch bei den Griechen wirklich so gemeint, wie sie es aussprachen, was sie von ihren Göttern und den Verhältnissen zu ihnen dachten, und es war keine zufällige Erfindung oder fremde Einpflanzung oder müßige Zuthat. Wie sie in ihrer poetischen Anlage— gleichsam in einem idiosomnambulen Zustande -die Natur mit ihren Kräften durchfühlten, so bildeten sie es den Naturgegenständen ein; je lebendiger und klarer ihre Anschauungen und je geschäftiger ihres Naturells sowohl, als ihrer so vortheilhaften geogra= phischen Lage halber — der Verkehr ihrer Phantasie durch das Entgegenwirken der mannichfaltigsten äußern Formen wurde, um so mehr kamen sie in Versuchung, die unangemessenen elementarischen Naturformen mit Menschenkräften und Menschengestalten zu vertauschen. Die Phantasiebilder lösten sich auf diese Weise von den Gegenständen ab, die sie veranlaßten, und nahmen ein subjectiv selbstständiges Leben an, daß der Uneingeweihte wohl etwas ganz Unkenntliches vor sich haben mochte. Das Ganze wurde so zu einer symbolischen Welt, in welcher der Anthropomorphismus in Griechenland zur Blüthe und zu einer solchen Vollendung gelangt ist, dessen Wurzeln in das dunkle Gefühl der fernsten Urzeit hinabreichten. Wie früher im Orient die Weltanschauung mehr eine geistig ideelle des Ueberfinnlichen war, so wurde es bei den Griechen mehr eine realistisch sinnliche des Naturuniversums.

Demnach liegt es an der Hand anzunehmen, daß die Naturkräfte in die Mythologie symbolisirt übertragen wurden, und daß auch das, was sich auf das magische Hellsehen und Wirken bezicht, nicht minder darin enthalten sein wird. Wenn schon andere Naturforscher diese Vermuthung als gegründet ausgesprochen haben, und wenn namentlich Schweigger (über die samothracischen Mysterien) die allgemeinen Naturkräfte, wie die der Elektricität in den Götterbildern, als des Kastor und Pollur, des Jupiter und Hercules zc. symbolisirt ansah; so gehe ich noch weiter und getraue mir den oben aufgestellten Sat:,,das ganze Griechenthum ist eine lebendige Magie," aus der ganzen Mythologie zu erweisen, und hoffe, wenn nicht die volle Wahrheit, doch wenig=

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stens ebenso viel Wahrscheinlichkeit herauszubringen, als es Andern für ihre Themata gelungen ist.

§. 224.

Man muß zwischen Magie und Zauberkunst der Griechen unterscheiden. Die Magie wurde nach übereinstimmenden historischen Merkmalen aus dem Driente nach Europa verpflanzt, wie es schon Liedemann in seiner Preisschrift: quae fuerit artium magicarum origo dargelegt hat, und wie auch die Philosophie überhaupt aus dem Oriente kam (Diogenes Laert. prooem.). Auch der fremde Ursprung der Dämonologie wird mit bestimmten Zeugnissen alter Schriftsteller daher geleitet (Plutarch. de defectu orac. c. 10. „εἴτε μάγων τῶν περὶ Ζωροάστρην ὁ λόγος οὐτός ἐστιν, εἴτε Θράκιος ἀπ' Ὀρφέως εἴτ ̓ Αἰγύπτιος ἢ Φρύγιος. Etwas ganz Anderes ist es aber mit der Zauberkunst; der Begriff derselben als yoŋtelu kommt viel später vor, und zwar erst als die Scheidung der Philosophie von der Religion angefangen wurde. Die Bestimmung des Wesens der eigentlichen Zauberkunst ergiebt sich nicht aus Platon, Cicero und Andern, besonders nicht aus den Lexikographen unter den Bedeutungen von μayiu, yoŋtɛíɑ i., sondern nur aus der Zusammenstellung der Ansichten und Nachrichten von ihrer Ausübung bei den alten Schriftstellern mit besonderer Rücksicht auf die Blüthezeit derselben bei den Griechen und Römern, und hierauf gründet sich als Hauptsah (nach Wachsmuth's Untersuchungen) die Erklärung: „die Zauberkunst sucht, unabhängig und gehaßt von den alten und obern Landesgöttern, in den Lauf der Natur einzugreifen und selbst die Götter zu zwingen."

Der Begriff der Magie als Zauberkunst wird durch die Vorstellung des Fatums verwirrt (,,Fato, a quo multum magia remota est, vel potius omnino sublata. Quae enim relinquitur vis cantaminibus et veneficiis, si fatum rei cuiusque, velati violentissimus torrens neque retineri potest, neque impelli?" Apulejus de Magia). Denn Zauberkraft und Schicksal stehen sich entgegen. Um so leichter gelingt es also der Zauberkunft, die viel geringere Macht der Götter zu zwingen, welche ohnehin dem stygischen Fato untergeordnet ist. Omne nefas superi prima jam

voce precantis Concedunt, carmenque timent audire secundum. — Plurima surgunt vim factura deis." (Lucan.) bei Apulejus (Met. 3. 60.),,inexpugnabili magicae disciplinae potestate, und Coeca numinum coactorum violentia." Diese Ansicht wird besonders in den ersten Jahrhunderten des Christenthums sehr ausgebildet und die Götter müssen da nach gewissen Formeln gleich erscheinen (Jamb. de myster. Aeg. 6. 4.). So ging es über zu den neuen Zaubersprüchen, z. B. durch Numa's Beschwörungsformeln des Jupiter Elicius; des Tullus Hostilius (der durch das nicht Rechtmachen vom Blize erschlagen wurde) bis zur Crystallomantia, Lecantomantia und Hydromantia (Psellus de Daemon. Apulejus etc.) und bis zu den Zaubereien des Mittelalters.

Die Mythologie mit ihrem magischen Inhalte war also schon lange fertig, noch ehe die Goetie als falscher Auswuchs entstanden ist. Der Glaube an geheime Offenbarungen, Naturkräfte und Wunderheilungen ist wohl immer auch bei den Griechen da gewesen, aber nicht der eigentliche Zauberglaube. „Die Vorstellung von einer Kraft, die in den Lauf der Natur eingreift, wodurch Menschen selbst die Götter zwingen können, ist ungriechisch, sagt Wachsmuth. Jedes ungewöhnliche Wissen, jede höhere Kraft gehört den Göttern und kann nur mit ihrer Hülfe geübt werden; die Weltregierung überhaupt ist noch so kindlich gestaltet, daß für Menschenkraft gar kein Raum bleibt, da die Götter unmittelbar selbst eingreifen. Die Vorstellung einer in größern Umrissen bestimmten Ordnung der Dinge, eines Schicksals, oder einer ununterbrochenen Verkettung von natürlichen Ursachen und Wirkungen ist zu erhaben, und wenn auch ohne Zweifel schon damals gedacht, doch zu schwer in ihrer Anwendung auf das Leben, als daß sie sich neben oder aus den Kindesanschauungen von der Götterkraft und ihrem Einflusse auf die Weltregierung zur Reinheit gestalten konnte. Den einzelnen

auffallenden sinnlichen Erscheinungen wird eine einzelne versinnlichte Ursache, ein Gott unterlegt. Dies vereinzelte Einwirken der Götter auf das Menschenleben erscheint den Griechen der alten Zeit als der natürliche Gang der Dinge, und dieser ist daher von einer allgemeinen Norm noch so entfernt, daß für das, was wohl natürlich und außernatürlich genannt wird, noch kein

Begriff da ist, indem bei dieser providentia specialissima der Götter sich dergleichen Grenzen nicht bilden konnten. Alles er klärt sich aus Götternähe und Götterkraft und für ein régas gilt eine von den Göttern gesandte Erscheinung, deren Bestimmung man sich nicht erklären kann; das Wunderbare liegt also nicht darin, daß sie da ist, sondern daß sie etwas ungewöhnliches, Götterzorn und dergleichen zu bedeuten hat. Daraus bestimmt sich die Verchrung der Götter; die Furcht, der Wunsch, das Leiden x. wird unmittelbar auf die Götter bezogen, wie die Bitte, de Dank, die Sühne. Und wenn ein Mensch mehr weiß und vermag als Andere, so ist auch dies Göttergabe, dahin gehört also auch die Kenntniß von den vermeintlichen Wunderkräften da Natur." (a. a. D. S. 214).

§. 225.

Wie das Licht dem Schatten vorhergeht, so die Magie der Zauberkunst; aus dem Brauche entsteht der Mißbrauch, neben der Wahrheit läuft der Irrthum her. Ohne die frühere Magic des instinctiven Hellsehens und des geistigen Wirkungsvermögens würden die Zauberkünfte nicht erfunden worden sein. Die Symbole, welche das ekstatische Hellsehen in der Mythologie nieder gelegt hatte, waren freilich nicht Jedem verständlich und ihre Deutung kann von verschiedenen Seiten versucht werden; aber die wahre Auslegung blieb in den Mysterien wahrscheinlich den Priestern allein verständlich. Wenn durch das Hellsehen, wie wir beim Magnetismus sehen, welches in dem Tempelschlaf der Drakel methodisch behandelt wurde, die Naturkräfte in ihren mannichfachen Wirkungen entdeckt und erkannt werden: so ist die Vermuthung wohl nicht ohne Grund, daß die Tempelgeheimnisse vorzüglich in der magischen Wissenschaft und in dem Gebrauch dieser Naturkräfte bestanden haben, welche mit dem religiösen Cultus so eng verbunden, also natürlich auch in der Mythologie enthalten sein mußten. Es ist demnach einleuchtend, daß sowohl die Gabe des Weissagens und die Wirkungen der Wunderkräfte, als die näch sten Gegenstände der Magie den Inhalt der Tempelgeheimnisse ausmachten und daß dieselben sich nicht weniger in der Mythologie reflectiren. Die Inschriften in den Tempeln, die man gefunden

hat, und die schon sehr frühe, unter Andern von Hippokrates gefammelt wurden, beziehen sich in der That, insoweit man sie auch nur sehr unvollkommen verstanden hat, auf jene Objecte der Magie; auf Wirkungen der Natur- und Arzneikräfte, und in der Mythologie figuriren am hervorstechendsten und zahlreichsten die Götterärzte, sowie auch sämmtliche elementaren Naturkräfte, wie ich in der Folge zeigen werde. Schon bei Homer ist Päan der erste Arzt, der heilt; von ihm kommt der unter die Götter aufgenommene Asklepios, dessen Söhne Machaon und Podalirius. Den Sonnengott Apollo; die aus Jupiter's Haupte entsprungene Minerva; der Venus Zaubergürtel; Pluto's Reich der Unterwelt und Jupiter's Olymp mit seinen elektrischen Donnerkräften; die Schlüssel führende Cybele, deren tanzende Priester weissagten; des Bacchus Thaten und Erfindungen zc. will ich nur beiläufig hier erwähnen, um den Leser aufmerksam zu machen, daß man keinen Schritt in der Mythologie weiter macht, ohne auf magischen Boden zu treten.

Charakteristisch ist auch der ursprünglich bei den Griechen fehlende Begriff der Dämonen als Mittelwesen, ganz entsprechend dem Mangel der Vorstellung von zwei moralisch einander feindselig entgegen wirkenden Urkräften, wie es im Oriente stattgefunden hat, ein weiterer Beweis von der eigenthümlichen griechischen rein menschlichen Magie. Die feindseligen Gewalten in dem griechischen Mythos, die sich gegen einander erheben, sind nicht zu verwechseln mit dem Begriffe des Guten und Bösen, welchen die Griechen noch nicht auf die Gottheit anwandten. Noch zu Homer's Zeit wandelten die Götter, den Menschen nahe, unter ihnen; die Ideen des Ueberfinnlich - Göttlichen hatten sich noch nicht so von dem allgemein sinnlichen Naturzusammenhang abgelöst. Sobald sich aber der Raum dehnt und die Kluft zwischen Sinnlichem und Uebersinnlichem, zwischen Gott und Mensch größer wird, und überhaupt sobald die Vorstellungen von den Göttern sich reinigen, und aus dem Dämmerschein zu mehr Klarheit sich gestalten, ohne jedoch noch ganz das Object außer dem Subject in der Anschauung zu erfassen: so sucht der Mensch das nächste beste Hülfsmittel, jene Kluft auszufüllen und ein Mittelglied zwischen sich und dem höchsten Unerreichbaren zu finden. Die Griechen konnten daher später ebenso gut selbst darauf kommen,

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