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Erklärung hin, läßt sich aber selbst durch das Mitwissen des Herrn um seine verruchte That nicht mehr abschrecken von ihr. Ja, damit sie wenigstens vor ihm selbst in ihrer ganzen Gråßlichkeit erscheine, diese furchtbare That, und ihm keine, keine Entschuldigung übrig bleibe, kündigt der Herr ihm jezt noch zugleich den ganzen Fluch und Unsegen derselben, den furchtbarsten Lohn, die bitterste Strafe dafür an. Des Menschen Sohn, spricht er, geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht, doch wehe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verrathen wird; es wäre ihm besser, daß derselbige Mensch nie geboren wåre. Sterben, und sterben, will der Erlöser sagen, ist ein Unterschied; ich zwar gehe dahin in den Tod und nehme die Schuld der fremden Sünde auf mein schuldloses Haupt, um sie zu tilgen an der Welt, die unter solcher Last endlich vergehen müßte; mein Verråther aber häuft die Last der eigenen Sünde auf sein schuldbeladenes Haupt und sie kann nie von ihm genommen werden und getilgt. Sehet da, geliebte Freunde, den Anfang der ungeheuren Strafe des Judas, schon da, als die That des Verraths noch nicht einmal hervorgegangen war aus seiner in Selbstsucht und Grimm gegen das Gute entzündeten und empörten Seele; nicht einmal der Trost wird ihm zu Theil, dessen gemeine Verbrecher genießen, daß der Gedanke der Greuelthat unerkannt.

bleibt von Menschen und verborgen in dem einsamen Herzen.

Nach diesem Anfang der Strafe endiget er dann selbst in der völligen Verzweifelung und im Selbstmord.

Nach geschehener Verurtheilung des Herrn zum Tode regt sich noch einmal, wie in lehter, banger Todeszuckung, ein besseres Gefühl in der Seele des Judas; er sieht sich gezwungen, dem Verurtheilten das Zeugniß der Unschuld zu geben und wirft den Preis des Verraths den Feinden desselben vor die Füße. Da er sahe, daß er verurtheilt war, heißt es, gereuete es ihn und brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohepriestern und Aeltesten und sprach: ich habe übel gethan, daß ich unschuldig Blut verrathen habe.. Sie aber sprachen: was gehet das uns an! da siehe du zu. Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hob sich davon und erhenkte sich selbst. Aus diesem Ende des Judas erhellet, daß es mit jenem bessern Gefühle selbst nur ein leerer Schein gewesen war. Schwerlich konnte der Verråther hoffen, dadurch, daß er seinen Herrn und Meister jegt für unschuldig erklärte, noch irgend etwas in dem Schicksale desselben zu åndern; noch weniger läßt sich diese Erklärung als einen Beweis der Ehrfurcht und Liebe gegen ihn ansehen; am wenigsten dachte er daran, sich für ihn aufzuopfern und durch den Tod. eines Schuldigen das Leben eines Unschuldigen zu

erkaufen. Sondern sich selbst allein und dem quảlenden Bewußtseyn der Schuld zu genügen, sah er fich zu dem allen gezwungen; wie schon früher, der bessern Erkenntniß ungeachtet, sein Herz gegen jedes Gefühl der Dankbarkeit und Liebe abgeftumpft und des Verrathes fähig gewesen war, so giebt er auchy jekt bloß der Wahrheit die Ehre, ohne deswegen der Liebe und Ehrfurcht Raum in sich zu vergönnen, und nur, damit er selbst ganz und vollständig zu der verdienten Strafe komme und die innere Zerrissenheit seiner Seele bis zur Verzweifelung steige, und damit er selbst sich vor Angst und Weh nicht mehr zu lassen wisse und das Ende seiner zeitlichen Qual in der Selbstvernichtung suche und finde, tritt ihm selbst zur äußersten Verdammniß und als ein furchtbarer Plagegeist der Gedanke und die Erklårung der Unschuld des Verrathenen aus seiner blutbefleckten Seele hervor. Und so reißt er, gegen alles außer sich und gegen alles in sich selbst er= grimmt und erboßt, den Lebensfaden ab für diese Welt, nicht bedenkend, daß damit allein das Ende seines Jammers und seiner Qual noch nicht gekommen sey und ein noch fürchterlicheres Gericht seiner warte in einer andern Welt. O! welch ein Ende des Verräthers gegen das des Verrathenen! Ift es nicht, als ob die heilige Geschichte absichtlich Beide einander gegenüber gestellt habe, um durch die Darstellung und Scheidung des Lichts von der Fin

sterniß beide erst recht bemerklich zu machen und. desto mehr hervorzuheben und uns zugleich einen Blick in die Hölle und in den Himmel zu vergönnen? Ja, wenn wir zitternd stehen an dem Abgrunde der einen und in grausenvoller Wuch gegen sich selbst den feigen Verråther sich selbst verfluchen hören, so laffet uns auf der andern Seite an dem Anblicke des unschuldsvoll Verrathenen und Leidenden unser beleidigtes Gefühl wiederum beruhigen, mit ihm lieber die Dornenbahn der Leiden wandeln und an seinem Kreuze tragen helfen, als auf irgend eine Weise seinem Verråther ähnlich seyn, so lasset uns um so fester und inniger an Den uns halten und anschließen, der schon in diesem herben Anfang seiner Leiden sagen konnte: ich habe die Welt überwunden.

Zweite

Zweite Betrachtung.

Den herben Anfang der lehten Leiden unsers Heilandes haben wir in unserer vorigen Betrachtung mit einander erwogen. Aus der Mitte seiner Junger und Freunde erhebt sich der, der ihn verråth und ihn den Hånden seiner Feinde überliefert. Wir kommen heute, nach dem schon angegebenen Gange dieser Fastenbetrachtungen, auf die Verläugnung des Herrn durch Petrus. Schwer ist zu sagen, was den Erlöser tiefer krånken und schmerzen mußte, ob jener Verrath des Judas Ischarioth, oder diese Verläugnung von Simon Petrus. Jener war, wie wir in unserer lehten Betrachtung erkannt haben, jeder zeit und von Anfang an unter den Feinden des Herrn gewesen, obgleich er die Maske des Freundes angenommen; er hatte, wie die anderen Jünger, in vertrautem Umgange mit dem Erlöser, seine Herrlichkeit zwar wohl gesehen und erkannt, aber nie ein Gefühl der Dankbarkeit, der Liebe und Bewunderung davon aufgenommen in seine schwarze Seele; beherrscht von niedrigen Leidenschaften, von

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