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verläugnet; furchtbar bethört uns der Wahn, daß wir durch eine heimliche Sünde uns an unserm Erlóser nicht vergehen und ihm nicht schaden werden, und wir schaden uns selbst am meisten, wir krånken und beleidigen uns selbst am tiefsten, wir betrüben seinen heiligen Geist in uns.

Näher betrachtet bestand die Schuld des Petrus vorzüglich darin, daß in einem unbewachten Augenblicke seine Menschenfurcht größer war, als seine Gottesfurcht.

Treu und redlich hatte Petrus bis dahin seinen Herrn und Meister begleitet durch alle Abwechselungen seines Lebens; mit ganzer Seele der Sache des Herrn zugethan, hatte er bei verschiedenen Gelegenheiten seinen reinen, heiligen Eifer dafür bewiesen; mit einem grånzenlosen Vertrauen hatte der Herr ihn geehrt und durch wiederholte Ermahnungen, durch deutliche Vorstellungen alles dessen, was er um seinetwillen nicht nur zu thun, sondern auch zu. leiden haben werde, ihn in seinen heiligsten Gelübden und Vorsägen befestigt. Jest war der Augenblick der Prüfung gekommen; indeß der Herr im Innern des Pallastes vor seinem geistlichen Richter stand, stand Petrus im Vorhofe unter den Versuchungen der Welt; obgleich nur zaghaft von ferne gefolgt, wie es in unserm Terte heißt, wurde er da bald für einen Anhänger des Angeklagten erkannt; den spåhenden Augen einer Magd, den argwöhni

schen Reden der anderen Diener und ihrem gemeinen Wih und Hohn ausgefeßt, ward er der Verbindung mit Dem beschuldigt, der seiner Strafe bereits entgegen ging, an der auch er eben deshalb Theil haben würde, und dieser Schmach sowohl auszuweichen, als jenem Hohn ein Ende zu machen, spricht er: ich kenne den Menschen nicht, und schämt sich seines göttlichen Freundes, und denkt nur an seine eigene Erhaltung und Sicherheit, und sucht durch eine ausgesprochene Unwahrheit das Leiden und Ungemach, das ihn bedroht, von sich abzuwenden. Gesezt, die Sache des Herrn, der Petrus bis dahin mit so treuem Eifer gedient, wåre unerlaubt und verwerf lich gewesen in sich selbst, hätte, ohne alle die höheren und heiligeren Zwecke der Erlösung und Versöhnung der Welt mit Gott, nur den Ümsturz der bestehenden Ordnung der Dinge, nur Verwirrung im Staat, nur gehässige, selbstsüchtige Zwecke beabsichtigt, gewiß, wir würden die That des Petrus alsdann ganz begreiflich und in der Ordnung finden, denn diese Verläugnung des Herrn, der er sich schuldig machte, diese Unwahrheit, die er sich erlaubte, diese Weltklugheit, womit er die ihn Fragenden nur betrog, wäre dann nur die Fortsehung derselbigen verwerflichen Gesinnung gewesen, deren man ihn verdächtig und schuldig gefunden. Petrus aber, der hohe und heilige Apostel, sank in seiner Verläugnung des Herrn um so tiefer, je reiner und heiliger die Sache

selbst war, der er diente, je größer und entschiedener es die Sache Gottes selber war, für die er zu sprechen hatte, ja je mehr er selbst die unendliche Gnade Gottes in Christo erkannt hatte und ein heiliges Werkzeug derselben zu seyn gewürdiget worden war. Doch, wie sehr er auch diesen Beruf fühlte, für Christum und seine Sache zu wirken, so hatte er doch noch nicht gelernt, für sie auch zu leiden, die Schmach Christi zu theilen, den Hohn und Spott der Welt um Christi willen auf sich zu nehmen und ihm sein Kreuz nachzutragen, welches doch zu treuer Jüngerschaft Jesu Christi mit gehört. So geschah, daß in einem unbewachten Augenblicke seine Menschenfurcht größer war, als seine Gottesfurcht und er sich eine Schuld zuzog, die um so schwerer und unerträglicher ihm selbst auf's Herz fiel, je mehr er selbst dem Erlöser geweiht und durch seinen Geist geheiligt war.

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Lasset uns nun aber auch noch andrerseits die Strafe betrachten, in der Petrus für seine Missethat büßen mußte.

Durch einen Blick des Herrn wird Petrus über sich selbst zur Besinnung gebracht, das ist der erste Theil der Strafe, die er für sein Vergehen leiden mußte. Nachdem das Verhör im Saal des Hohepriesters geendigt war, wurde der Herr von den Knechten gehalten heraus

geführt, und warf im Vorübergehen einen Blick auf Petrum, der diesen auf's tiefste bewegte und erschütterte und ihm wie ein zweischneidiges Schwert in feine schuldige Seele drang. Und der Herr wandte sich, heißt es in unserm Terte, und sahe Petrum an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: ehe denn der Hahn, kråhet, wirst du mich dreimal verlåugnen. War er aber vorher durch die Verläugnung des Herrn sich selbst nur zu untreu geworden und ganz aus sich, aus seinem sonstigen Character und seiner bisherigen Gesinnung und Denkart herausgetreten, hatte er gewissermaßen bei jenem Spott und Hohn, dem er ausgeseßt war, bei der Menschenfurcht, die ihn ergriffen, bei der Unwahrheit, die er sich erlaubt hatte, sein edleres Selbst verloren, so fühlte er nun sich plößlich auf sich selbst wieder zurückgeworfen, sich selbst wiederges geben; aber mitten im hellen Glanze seiner heiligen Seele stand der dunkle Flecken einer unbegreiflichen Missethat, einer schweren Versündigung an seinem heiligen Freund und Lehrer, und der Blick, den der -Herr auf ihn geworfen, brannte, wie ein verzehrendes Feuer, auf seiner Seele. An diesem vielsagenden Blicke des Herrn entzündete sich auf einmal die alte Liebe und Jüngerschaft wieder, der Gedanke an die frühere innige Gemeinschaft mit dem Erlöser und an alle die Seligkeit, die ihm darin zu Theil geworden war. Bei diesem vielsagenden Blicke stellte sich das

Bild seines heiligen Freundes selbst, in seiner ganzen frühern Hoheit und Herrlichkeit und in seiner gegen wärtigen Schmach und Erniedrigung, in des Petrus erschütterter Seele dar und machte einen bittern, herzzerreißenden Abstich gegen die kleinmüthige, ver zagte und auf die eigene Rettung nur bedacht ge wesene Klugheit des Jüngers. An diesem Blicke erwachte insonderheit die Erinnerung an alle frühere Worte und Lehren seines göttlichen Freundes und an die Sicherheit, womit er schon damals ihn ganz durchschaut hatte, da er sprach: ehe der Hahn kråhet, wirst du mich dreimal verläugnen. Sehet da die Strafe, die herbe, bittere Strafe, die dem Petrus zu Theil wurde und die Allen zu Theil wird, die, wie er, sich an Jesu Christo versündigen. Nur Täuschung, 'nur Schein und leere Vorspiegelung ist alles Glück und Wohlseyn, alle Sicherheit oder Freude, die wir uns durch irgend eine Verläugnung des Herrn zu verschaffen meinen; der äußere Vortheil kehrt sich zu einem innern Schaden und Nachtheil, die äußere Ruhe zu einer innern Unruhe und Zerrissenheit, das äußere Glück und Wohlseyn, das wir auf solchem Wege erwerben, zu unserem innern Elend und Verderben um; bittere Marter und Gewissensbisse lassen uns dann zu keinem ungetrübten und reinen Genuß der so erworbenen Vortheile kommen, und strafend verfolgt uns auf allen Wegen der Gedanke an den Alleinreinen und Heiligen, dem

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