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Erste Betrachtung.

Es ist die Zeit der Leiden unsers Herrn und Hei

landes, Jesu Chrifti, welche wir gewöhnlicherweise bezeichnen mit dem Ausdruck der Fastenzeit, und welche im Verlauf des Kirchenjahres mit dieser Woche ihren Anfang genommen. Bestimmt und angeordnet worden ist sie von der Kirche, sowohl das unaussprechlich tiefe Leiden des Erlösers nach den verschiedenen Stufen seiner Entwickelung bis zu seinem Tode zu betrachten, als auch den Zusammenhang dieses seines Leidens mit unserer Erlösung aufzufassen, und uns zu inniger lebendiger Theilnahme daran zu bewegen. Hochheilig war von jeher diese Zeit in der christlichen Kirche, vielfach verändert das Leben der Menschen darin, und ausgezeichnet durch Entsagung und Buße, durch ein tiefes Gefühl der Wemuth und Trauer. Freuden und Lustbarkeiten ließ man dieser Zeit unmittelbar vorhergehen, blos zu dem Zweck, um durch den Gegensah und Unterschied diese Zeit der Trauer desto mehr hervorzuheben, und je mehr man noch die wahre Bedeutung jener Freudenzeit und dieser Leidenszeit erkannte, um so uner

laubter und unzulässiger war es, auch diese Zeit des höchsten Ernstes noch zu unterbrechen und zu entweihen durch das Geräusch wilder Vergnügungen, und sich selbst in den Tagen der Leiden unsers Herrn den wilden Freuden der Welt zu überlassen.

Je mehr nun wir, die wir uns zur Betrachtung des göttlichen Worts vereinigen, keine andre Absicht haben können, als mit Ernst und Andacht unsern Erlöser auch in seinen Leiden zu begleiten und ihm nachzufolgen bis in seinen Tod, um so mehr lasset uns auch dabei bleiben und uns dieses Mal streng und ausschließlich an diesen Zweck unserer Betrachtungen halten. Zu diesem Ende werde ich euch an diesem und den folgenden Sonntagen, die unserer gemeinschaftlichen Erbauung vergönnet sind, mit Einschluß des Todestages Jesu Christi, eine zusammenhängende Reihe von Betrachtungen darbieten, derenHauptgegenstand die Leidensgeschichte des Erlösers seyn wird und welche diesen Theil seines Erlösungswerkes zu unserer Erbauung entwickeln soll. In diesen nächsten drei Betrachtungen werden wir ihn erkennen, wie er verrathen wird von Judas, verläugnet von Petrus, gestraft von der weltlichen Macht. In allen diesen Betrachtungen aber wollen wir vorzüglich den lebendigen Zusammenhang der Leidensgeschichte Jesu mit unserm Leben und Handeln und die erlösende Beziehung derselben auf uns hervorzuheben suchen. Hiezu schenke Gott uns seinen gnådigen Beistand.

Matth. 26, 14-25, 47-50. 27, 3-5.

Da ging hin der Zwölfen einer, mit Wamen Judas Ischa: rioth zu den Hohepriestern. Und sprach: was wollt ihr mir geben? ich will ihn euch verrathen. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. Und von dem an fuchte er Gelegenheit, daß er ihn verriethe. Aber am ersten Tage der füßen Brodte traten die Jünger zu Jesu und sprachen zu ihm: wo willst du, daß wir dir bereiten, das Osterlamm zu essen? Er sprach: gehet hin in die Stadt zu einem und sprecher zu ihm: der Meister läßt dir sagen: meine Zeit ist hin, ich will bei dir Offern halten mit meinen Jüngern. Und die Jünger thaten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Osterlamm. Und am Abend setzte er sich zu Tische mit den Zwölfen. Und da sie aßen, sprach er: wahrlich ich sage euch, einer unter euch wird mich verrathen. Und sie wurden sehr betrübt and hoben an, ein jeglicher unter ihnen, und sagten zu ihm: Herr, bin ich's? Er antwortete und sprach: der mit der Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verrathen. Des Menschen Sohn gehet zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht: doch webe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verrathen wird. Es wäre ihm besser, daß der: felbige Mensch nie geboren wåre. Da antwortete Judas, der ihn verrieth, und sprach: bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: du sagsk's. Stehet auf, laffet uns geben; siehe er ist da, der mich verråth. Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfen einer, und mit ihm eine große Schaar, mit Schwerdtern und Staugen, von den Hohepriestern und Aeltesten des Volks. Und der Verråther hatte ihnen ein zei: chen gegeben und gesagt: welchen ich küssen werde, der iff's, den greifet. Und alsobald trat er zu Jesu und sprach: gegrüßet seist du, Rabbi, und küssete

ihn. Da aber sahe Judas, der ihn verrathen hatte, daß er verdammet war zum Tode, gereuete es ihm, und er brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohepriestern und den Aeltesten. Und sprach: ich habe übel gethan, daß ich unschuldig Blut verrathen habe. Sie sprachen: was gehet dies uns an? da siehe du zu. Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hob sich davon, ging hin und erhenkte sich selbst.

Neben den beiden Thaten der schönsten und heiligsten Liebe, welche in dieser Geschichtserzählung beschrieben werden, ragt zugleich die That der verruchtesten Bosheit hervor, welche jemals begangen worden. Auf der einen Seite erblicken wir des Lazarus Schwester, Maria, mit dem Opfer der edelsten Liebe und im Begriff, den Herrn zu salben, und, wie er es selbst deutet, ihm die lehte Ehre zu erweisen, und ihn zum Grabe zu bestatten, wofür der Herr ihr die Ehre erweiset, zu erklären, daß, wo das Evangelium der Liebe in der Welt verkündiget werde, auch diese schöne und rührende Handlung werde in Ehren gehalten werden und im Gedächtniß bleiben. Auf der andern Seite stiftete der Herr in feierlicher Einfehung das Mahl der Liebe und der innigen Gemeinschaft mit ihm für alle feine Jünger, um ihnen auch darin noch kurz vor seinem Tode ein Denkmal seiner ewigen Zuneigung zu hinterlassen. Mitten dazwischen entwickelt sich schon die grausenhafte That sei nes Verråthers, und tritt, wie ein blutig Zeichen am Himmel, mitten in diesen Kreis der heiligen Liebe,

und da mit ihr das Todesleiden des Herrn zunächst

begann, so lasset uns jezt

das Furchtbare in der That des Judas betrachten, und zwar so, daß wir zuerst die tiefe Schuld des Judas und hernach die bittere Strafe desselben erkennen.

I.

Die tiefe Schuld des Judas bestand zunächst wesentlich darin, daß er als ein Jünger des Herrn solche Unthat begann und ausführte.

Wenn Einer, dem das Leben und die Lehre Jesu Christi gänzlich fremd geblieben war, und der nie Gelegenheit gehabt hatte, sich davon näher zu unterrichten, sich den Hohepriestern angeboten und sich bereit erklärt håtte, ihn den Hånden seiner Feinde zu überliefern, was wäre es gewesen? Schwerlich hätten wir das einen Verrath nennen können, denn dieser sehet eine nåhere und vertraute Bekanntschaft, die Ueberzeugung von der Güte und den edlen Eigenschaften des Andern, ein Verhältniß der Liebe und Zuneigung voraus, wovon wenigstens irgend etwas muß an den Verråther gekommen seyn, wie wenig auch die ihm erwiesene Liebe seinerseits mag erwiedert worden seyn. Denn schwerlich können wir auf der andern Seite so weit gehen, zu sagen, auch ein solcher Verråther, obwohl er in das Aeußere eines solchen Verhältnisses eingegangen, sich als ein Jünger und

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