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drückte ist, jener öffentlichen Verfündigung an ihm einen Zusah von Schuld und Schande, der nichts in der ganzen Geschichte zur Seite zu stellen und deren grausenerregendes Bild zur Warnung für alle Zeiten aufgestellet ist. Und dieses lasset uns jeht mit einander näher betrachten.

Luc. 22, 63-71. 23, 1-31.

Wenn wir das alles, was Lucas uns in diesem seinem Evangelium von der Behandlung erzählt, welche Jesu von der Obrigkeit widerfuhr, mit den Nachrichten, welche Matthäus und Johannes uns davon geben, vergleichen und sie daraus ergänzen und vervollständigen, so entsteht das Bild einer Ungerechtigkeit, welcher nichts Aehnliches vorkommt im ganzen Umfange der Weltgeschichte, und die, obgleich an Anderen oft wiederholt, dennoch nicht ih, res Gleichen hat, weil sie an Dem verübt wurde, der der gerechteste und unschuldigste aller Menschen war und der auch in dieser Beziehung seines Gleichen nicht hatte in dem ganzen Menschengeschlecht. Den Anschein einer Verdammung nach Urtheil und Recht soll die Verurtheilung des Herrn gewinnen, die aus anderen Ursachen schon als seine Strafe be schlossen und festgeseßt war und die in ihrem ganzen Verlauf die Gestalt der offenbarsten Gewaltthätigkeit nicht verbergen kann. Befragt, ob er sich auch zu den Verbrechen bekenne, die man ihm vorwarf,

antwortet der Herr wenig oder nichts darauf, wohl wissend, daß, wie er auch antworten möchte, nichts mehr hinreichen würde, das über ihn beschlossene Schicksal von ihm abzuwenden. Lasset sie uns daher nåher betrachten,

die Ungerechtigkeit der Obrigkeit, die den Herrn verdammte,

und wie bei Judas und Petrus, so auch hier zu« nächst die Schuld und sodann die Strafe derselben in Erwägung ziehen.

I.

Die Schuld der Obrigkeit, die den Herrn verdammte und bestrafte, bestand wesentlich darin, daß fie sowohl des Gesezes als der Macht mißbrauchte.

Nie ist das Gefeß mehr gemißbraucht worden, als bei der Verurtheilung des Herrn. Ein Ausfluß der göttlichen Liebe, die das Böse nicht will herrschen lassen, eine unaussprechliche Wohlthar Gottes, der den Menschen, als sein Geschöpf, nicht will durch die Sünde verderben und zerstören lassen, eine heilige Schranke und Grånze, die niemand ungestraft überschreiten darf, ist das Geseh: denn Gottes Wille selbst verkündiget sich darin und mit dem Ernst und der Feierlichkeit göttlicher Kraft und Würde erhebt es sich in und unter allen Menschen, ermahnend und warnend, gebietend und verbietend, strafend und züchtigend, gegen jede Uebertretung und

Uebelthat. Aber was ist so gut, so edel und heilig, daß es von Menschen nicht gemißbraucht würde; was aber ist strafbarer und entseßlicher, als wenn eben das, was der Ungerechtigkeit, der Leidenschaft, der Bosheit steuern foll, zur Ausführung einer Ungerechtigkeit, zur Begünstigung der Leidenschaft, zur Befriedigung der Bosheit angewendet, wenn das Geseß zur Unterdrückung der Unschuld selbst gemißbraucht und zum Werkzeug der Miffethat in der Hand des Richters selber wird. Dieß war der Fall bei der Verurtheilung des Herrn. Wir haben ein Gesez, und nach dem Geseß muß er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht, erklärten die versammelten Hohepriester und Aeltesten, als seine Richter. Das Gefeß, welches Gotteslåsterungen verbietet, wandten sie an auf den, der der Sohn Gottes selber war und sich frei und offen dafür erklärte, und so ward eben dieses Geseß durch ihre Behandlung und Anwendung selbst zu einer Gotteslåsterung. Doch da sie zugleich fühlten, wie übel und ungerecht hier das Geseß gegen den Reinsten und Gerechtesten aller Menschen geltend gemacht und in Anwendung gebracht würde; da sie wohl einfahen, wie hier nicht nur das Verbrechen, dessen man ihn beschuldigte, sondern überhaupt keines, auch nicht die geringste Missethat und Sünde, in dem Angeklagten zu finden sey, und daß hier ein Fall eintrete, wie er bei keinem andern Menschen anzutreffen

sey, der, wenn auch eines bestimmten Verbrechens mit Unrecht beschuldigt, doch immer ein Sünder ist und nie ganz unschuldig leidet; da sie das alles, wo nicht erkannten, doch fühlten, so gereicht es den Richtern selbst zum Verdruß, daß das Verbrechen nach ihrem Wunsch nicht erscheinen will, so bieten fie künstliche Mittel auf, um wenigstens den Schein davon auf ihn zu bringen, so suchen sie falsche Zeugen, wie Matthäus berichtet, die auch nur mühsam zu finden waren, deren Aussagen sodann nicht stimmen wollten und deren schlechteste Zeugnisse endlich für gut genug befunden wurden, um das Geset gegen ihn in Anwendung zu bringen. So übertre= ten sie selbst, indem sie dieses Geseß mißbrauchen, jenes Gebot im Geseß Gottes: du sollst kein falsch Zeugniß reden wider deinen Nächsten.

Nicht weniger aber sehen wir hier auch die Macht gemißbraucht. Alle wahre Geseze haben ih ren Ursprung aus der göttlichen Allmacht; nur sie und kein Mensch an und für sich vermag ein Gefeß zu, geben: denn alle weise und heilige Geseße, dergleichen alle wahre Geseße sind, haben ihre Quelle an Dem, der die Weisheit und Heiligkeit selber ist: beide aber, die göttliche Weisheit und Heiligkeit in Eins gedacht, geben uns den Begriff der göttlichen Allmacht. Kein wahres Gefeß giebt es daher auch` unter den Menschen, das nicht zugleich begleitet wåre von der Macht, so wie es andrerseits auch

keine wahre Macht giebt unter den Menschen, die nicht zugleich gesehmäßig wäre, oder die geseklos verfahren wollte. Wo beide sich einander loslassen, trennen und sich einander entgegenseßen, da hebt der Mißbrauch an, da verschwindet das Göttliche in der Macht, wie in dem Geseß, und wie das machtlose Gesez in sich selbst zerfällt, so verwandelt die gefeßlose Macht sich in Willkühr und Gewaltthätigkeit. Dieß war der Fall bei der Verurtheilung des Herrn. Es war schon an und für sich in der schlechten Verfassung des jüdischen Landes gegründet, daß das Gesez von der Macht getrennt, jenes bei den Juden, diese bei den Römern war, daß Pilatus, als römischer Landpfleger mit der Macht bekleidet, nur auszuführen hatte, was das jüdische Gesez mit sich brachte, mochte es auch noch so schlecht und ungerecht angewendet seyn; daher Pilatus, obwohl nicht von so schlechter Gesinnung gegen Jefum, wie seine jüdischen Richter, sich doch nur als Werkzeug ihrer Ränke und Bosheit fühlte, nachdem sie von ihrem Gefeß gesprochen, wonach er verdammt wurde, und es auch deshalb heißt in unserm Text: da das Pila, tus hörete, fürchtete er sich noch mehr. Aus demselbigen Grunde aber geschah auch, daß der Herr, nachdem er den Hohepriestern bestimmt und deutlich genug geantwortet hatte, doch dem Pilatus nicht mehr Rede stehen wollte, ihm keine Antwort gab auf seine Fragen, zumal er auch als ein Römer und

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