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I.

Also zunächst in jeder Aufopferung und Liebe spiegelt sich uns das Leiden Christi ab.

1° Das nåmlich ist die erste Reihe von Leiden, die wir antreffen im Leben des Heilandes, solche, die ihm aus seiner unendlichen, grånzenlosen Liebe erwuchsen, womit er der Welt sich weihte und aufs opferte, wie er selbst spricht: Niemand hat größere Liebe, denn wer sein Leben låsset für seine Freunde. Und das ist nun auch das erste, weshalb der Herr der That der Maria ein bleibend Gedächtniß, einen unsterblichen Ruhm, ein mit dem Evangelio selbst unvergångliches Andenken sicherte, daß sie diese Liebe in ihm nicht nur anerkannte, sondern ihm auch in solcher Aufopferung ähnlich ward. Eine Liebe hatte sie zu erkennen gegeben, die reiner, erhabener, schdner in ihrer Art wohl kaum gedacht werden kann. Eine Liebe hatte sie ihm bezeuget, die nicht, wie die gewöhnliche, eigennüßig nur den långern oder alleis nigen Besit, sondern vielmehr den nahe und sicher bevorstehenden Verlust nur im Auge hatte. Einen Ausdruck von Wehmuth, eine Zartheit und Innige keit des Gefühls hatte sie in die eine That der Sals bung des Herrn gelegt, womit sie im Geiste sich schon in seinen Tod versenkte, womit sie gleichsam seinem Leiden und Sterben voraneilte, und wie die trauernde Liebe eines Hinterbliebenen im herzzerrei

Benden

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Benden Schmerz noch einmal das Angesicht eines geliebten Todten enthüllet, um sich das theure Bild unvergånglich tief einzuprågen, dann aber mit zitternder Hand den Schleier für immer fallen läßt, so sehen wir Maria hier schon am Grabe ihres göttlichen Freundes, so sehen wir sie schon mit ihm als einem Gestorbenen, als einem Leichnam, beschäftigt, während er, noch gegenwärtig, lebendig, mit ihr zu Tische fißt. Johannes erzählt noch dazu, sie habe mit ungefälschter köstlicher Narde nicht nur das Haupt, sondern auch die Füße Jesu gesalbt und mit ihrem Haar seine Füße getrocknet: das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe. Welch eine Liebe, die sich mitten im heitern Genusse der Gegen. wart schon das bittere Künftige so lebendig vergegenwärtigt, den nahen, bangen Augenblick des Scheidens, der Trennung, und die sich nur in solcher Liebe des Schmerzes genügt, um den Schmerz der Liebe, aber darin zugleich die Wonne der Liebe, desto tiefer und inniger zu empfinden. Ja, köstlich war, was sie gab und aufopferte, das Beste, was sie hatte; doch köstlicher noch, was sie war, die Absicht, der Sinn, die Empfindung, womit sie die Gabe begleitete. Was sie zerbrach über dem Haupte des Herrn, es war nur ein Sinnbild der bald unterbrochenen, für immer aufgelöseten persönlichen Gemeinschaft und Liebe; was sie an edlen Wassern vergoß über seinem heiligen Haupte, es war nur ein Sinn

bild der Thränen, in denen ihre heilige Seele zerrann; was sie von Wohlgerüchen über ihn ausschüttete, es war der zarte Duft einer himmlischen Liebe, womit sie sein Herz erquickte. Und was sie so sinnig gemeint, so fein gedacht, so tief und innig empfunden hatte, das fand nun auch an seinem heiligen Herzen bald sein sicheres Verständniß und die bestimmteste Auslegung. Daß sie diese Salbe hat auf meinen Leib gegossen, spricht er, das hat sie gethan, mich zum Grabe zu bestatten. Und so tritt der Herr in der Gemeinschaft der Liebe nun auch mit ihr in die Gemeinschaft des Schmerzes; ihr Leiden ist ganz das seinige, wie sein Leiden das ihrige war, und zum Vorschein, ja im eigentlichen Sinne, zum Vorschein kommt in ihrem Leiden sein bald darauf beginnendes Leiden. Und gehet zurück, so tief ihr wollet, in das vorchriftliche Alterthum, oder blicket in die Zeiten des herrschenden christlichen Glaubens, in welche ihr wollet, überall, wo eine Seele in reiner, heiliger Liebe litt, wo eine Liebe stårker war, als der Tod, wo sich ein Leben in Liebe erschöpfte und aufopferte, da erblicket ihr auch einen Zug der Aehnlichkeit mit dem Leiden und Sterben Jesu Christi, da war es im wesentlichen sein Leiden, welches darin sich vorbildete oder wiederholte: denn Gethsemane ist nur der Ort, aber die Welt der Liebe der Schauplah seines unendlichen, immerwährenden Leidens.

II.

Nicht weniger aber ist ferner jedes Leiden um der Treue willen im Guten, als Christi Leiden anzusehen.

Dieses ist die zweite Reihe von Leiden, von denen wir das Leben Jesu Christi durchflochten finden; sie waren die unausbleiblichen Folgen seines feurigen Eifers für alles Gute, seines ernsten Kampfes wider das Böse um ihn her, seiner Treue in der Erfüllung des göttlichen Willens, seines heiligen, nur den edelsten und erhabensten Zwecken gewidmeten Lebens. Wo diese göttlichen Kräfte sich entwickeln und sehen lassen in dieser Welt, da regen sie auch schon durch ihre bloße Erscheinung alle Kräfte der Hölle, allen Haß und Widerspruch, alle Feindseligkeit und Verfolgung gegen sich auf, und namenlose Leiden entspringen dem geheiligten Herzen allein aus dieser Quelle. So ging es auch der Maria mit ihrer That, auf daß ihr auch in dieser Hinsicht das Leiden Christi nicht fremd bliebe. Kaum bricht der Sonnenblick einer unvergleichlichen Liebe aus ihrer Seele hervor in dieser That, als sich auch schon ein schwarzes Ungewitter über ihrem Haupte zusammenzieht. Ein Unhold bricht herein mit rohem Tadel; Judas Ischarioth, der Verräther Chrifti, fühlt durch den Anblick solcher Liebe sich selbst im Innersten der Seele beschämt, entrüstet und ergrimmt; mit rauher Stimme fähret er sie an, die Bebende, mit harter,

gefühlloser Hand entblåttert und zerreißt er die edelste Blüthe eines frommen, weiblichen Gemüths und giebt ihm bittere Schmerzen. Eine Verschwendung nennt er das, was doch, so selten, so einzig in seiner Art, durch diese Anwendung und diesen Gebrauch so hoch geheiligt war. Als ein Wohlthäter will er sich lieber damit erweisen gegen die Armen, und die Reichste macht er arm durch seine Hårte, die Glücklichste betrübt er tief durch seine Heftigkeit, die Schuldloseste verkennt, beleidiget er so hart. Johannes aber sehet hier hinzu: das sagte er aber nicht, daß er nach den Armen fragte, sondern weil er ein Dieb war und hatte den Beutel und trug, was eingelegt war. Unser Heiland aber spricht: Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.— Ach die Nüßlichkeitsmenschen, deren einer dieser Judas Ischarioth war, die den Werth des Göttlichen nach irdischem Maaß und Gewicht berechnen, und die wohl fragen, ob man Thrånen der Liebe auch brauchen könne im Handel und Wandel, und die den Delberg, der durch die blutigen Schweißtropfen des Welterlösers getrånkt und geheiligt ist, nicht besser benußen zu können denken, als daß sie ihr Vieh darauf weiden lassen. Gewiß, keine tiefere, brennendere Wunden giebt es, als die, welche dem geheiligten Herzen von der Unempfindlichkeit und Gleichgültigkeit, von der Rohheit und dem höhnischen Spott der Welt geschlagen werden; kein Schmerz ist bitterer und ver

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