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über den tiefen Berfall der menschlichen Natur, und eben

über diese Leiden des Herrn im Kampf

mit dem Mißtrauen der Menschen lasset uns jest nach Anleitung unsers Textes einige Betrachtungen anstellen, und die vorzüglich. sten Aeußerungen des Mißtrauens, wie sie unser Text enthält, bemerklich machen.

I.

Es bringt aber schon die ganze Natur des Mißtrauens, mit welchem der Herr hier zu kämpfen, wovon er so viel zu leiden hatte, dieses mit sich, daß es das Böse in sich hinüberwerfe auf Andere.

Dieses wird uns besonders durch das Verhåltniß des Erlösers zu seinen Feinden vom Anfang unsers Textes herein anschaulich gemacht. Durch seine ganze Erscheinung erklärt der Herr alle Menschen für Sünder: doch damit sie ihn nicht betrachten möchten als einen folchen, auf welchen diese Erfahrung auch anzuwenden sey, erklärt er ausdrücklich: wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen. Da er aber noch gar hinzufeßt, alle Guten müßten ihn halten für den, wofür er sich ausgebe, er sey das Wort Gottes, und wer von Gott sen, der höre auch Gottes Wort, da er sogar strafend hinzuseßt: ihr aber send nicht von Gott, so erwacht der Stolz; so können seine Feinde nicht mehr umhin, die wahre Meinung ihres Herzens über ihn zu erklären; so

will der Nationalhochmuth eine solche Beschuldi. gung nicht an sich kommen lassen, daß sie, Nachkommen Abrahams, nicht von Gott erwählt, und schon als Sprößlinge dieses Stammes zugleich Gots tes Lieblinge seyen; so antworteten sie, du sprichst wie ein Erbfeind der Juden, du hegst samaritani schen Groll, und ein böser Geist ist es, der aus dir spricht, du hast einen Teufel. Was in ihnen der Irrthum und Fehler war, daß sie abhängig wa ren von der Beschränktheit eines Volks und Stam, mes, das sehen sie auch in dem Erlöser voraus, als den eigentlichen Grund seiner Denkart; was in ih nen mächtig und herrschend war, der böse Geist der Lüge und des Wahns, das übertragen sie auch auf den Heiligsten unsers Geschlechtes; was in ihnen das Natürliche und Gewöhnliche, das Allgemeine und eigentlich Verwerfliche ist, das machen sie zum Spiegel, worin sich auch der Sohn Gottes be schauen soll, das erheben sie zu einem Geseß, dem auch der Heiland der Welt unterworfen seyn soll. Ach so schwer, so schwer wird es für die entartete, verwilderte, im Bösen so sehr befangene mensch, liche Natur, als sey es unvermeidlich, als gehöre es wesentlich zur menschlichen Natur, so schwer wird es ihr, an die reine, tadel- und fleckenlose Güte eines Menschen zu glauben, daß wir uns wohl denken können, wie diese Erfahrung die Lei den des Herrn unaussprechlich vermehren mußte.

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So zur Gewohnheit, zur andern Natur geworden ist durch die verkehrte Erziehung und Bildung, durch das Leben in der Welt und die Menge von Erfahrungen das Mißtrauen, der Verdacht und Argwohn in den Seelen der Menschen, daß es ihnen unmöglich scheint, eine reine Liebe der Wahrheit, eine uneigennüßige Triebfeder, eine edle Absicht, eine völlige Reinheit von selbstsüchtigen Beweggründen bei Anderen zu entdecken oder vorauszusehen. So tief eingewurzelt ist in die von Gott gut geschaffene Natur des Menschen das Bôse und das Bewußtseyn desselben, daß es sich unwillkürlich hinüberwirft in die Gesinnungen Anderer und sie kaum jemals umhinkönnen, es auch Anderen anzudichten und anzulügen, auch wo es in der That und Wahrs heit gar nicht vorhanden ist. Denn ist nicht selbst von Schriftgelehrten unserer Tage oft schon jener Ausspruch des Herrn: wer von euch kann mich einer Sünde zeihen, so ausgelegt worden, als håtte er nur sagen wollen: wer von euch kann mich grober Laster und Vergehungen überweisen; liegt nicht auch bei einer solchen Auslegung die heimliche Voraussehung im Hintergrunde, daß auch der Erlöser der Menschen zwar weiser und besser, als sie alle, also dem Grade nach zwar verschieden von ihnen, im Wesentlichen aber ihnen ganz gleich, also im Grunde seines Wesens nur sey, wie unser einer; ja ist es nicht selbst in unseren Tagen klar heraus ge

sagt worden, er sey in der allgemeinen menschlichen Sündhaftigkeit nur im geringsten und fast unmerklichen Maaße befangen, aber keinesweges von ihr gänzlich frei gewesen. O! sehet hier, gel. Fr., den schauderhaften Gipfel der Wirksamkeit der Sünde in unserer Natur, die es nicht lassen kann, fich mit ihren unreinen Bewegungen und Trieben auch der reinsten und heiligsten Seele anzudichten, und mit ihren giftigen Ausdünstungen auch den Klarsten Spiegel göttlicher Hoheit und Würde zu beflecken. Solche sind es, denen der Herr noch jeßt, wie dazumal seinen Feinden, zuruft: ich habe keinen Teufel: sondern ich ehre meinen Vater und Ihr unehret mich.

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Zum andern ist es denn auch der Natur des Mißtrauens gemäß, daß es das Auffallende besonders ergreift, um sich daran zu ent wickeln.

Nachdem der Herr zur Beschåmung seiner Feinde noch zuleht gesagt hatte: ich suche nicht meine Ehre, es ist aber Einer, der sie suchet und richtet, so macht er hiervon zugleich eine allgemeine Anwendung, knüpfet noch einen Ausspruch daran, der seinen Feinden sehr auffallend ist. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch so Jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Hieran bricht nun, was in ihnen ist, sogleich aufs

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neue hervor; hierdurch hoffen sie ihn in Widersprů che mit sich selbst zu verwickeln; hierin sehen sie nur eine von ihnen begierig ergriffene Bestätigung dessen, was sie ihm schon vorgeworfen, daß ein bdser Geist aus ihm rede, daß er nicht die nöthige Achtung habe vor Abraham und den Propheten, und sich für mehr halte, denn diese. Da sprachen die Juden zu ihm: nun erkennen wir, daß du einen Teufel hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: so jemand mein Wort hålt, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist du mehr, denn unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst? Aehnliches hatte der Herr schon oft gesagt. Das ist das ewige Leben, daß sie dich und den du gesandt hast, erkennen. Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe. So sagt er nun auch: wer mein Wort hålt, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich, und versteht dieses keinesweges von dem zeitlichen Tode, sondern von den Folgen der Sünde für das ewige Leben. Allein die Gegner des Herrn in unserm Evangelio, einmal von Mißtrauen und Argwohn ents flammt, wollen die Rede des Herrn nicht verstehen, und wie leicht es ihnen auch werden konnte, sie im Sinne Jesu zu deuten, so halten sie sich doch nur an die äußere auffallende Seite derselben, verdrehen

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