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Erlöser die Regel giebt: hebet eure Häupter auf"!

Kann er damit sagen wollen: der Besiegte folle stolz seyn gegen den Sieger? Würde das in der Natur eines solchen Verhältnisses liegen? Und würde es jenem ein freundlicheres Loos be= reiten? Oder könnte man jene Aeusserung des heiligsten Selbstgefühls halten wollen für einen Ruf zu Aufstand und Empórung? Wo hätte Der zu Unterdrükten also geredet, der ein folgsames, ruhiges Betragen gegen Herrscher, und nicht allein gegen die,, gütigen und gelinden", sondern auch ,,gegen die Wunderlichen" als Pflicht empfahl? Ein Wort des Muthes, des guten Muthes, der mit einem ähnlichen Bewußtseyn von innerer Kraft und Grösse alle anderen Seelen auch erfüllen mögte, ist der Ausspruch: „,,hebet eure Häupter auf". Weder die Frechheit, die alle Verhältnisse mit Füßen tritt, noch die Tollkühnheit, die bei ihrem Wollen ihr Können aus der Acht läßt, und even darum, indem sie zur Wehre sich sehr, zu Schanden wird, predigt der Freund der Menschen. Mag die Welt lieber widerstreben; sein Muth soll zum Dulden führen, Mag sie gegen den Strom einer Drangfalvollen Zeit an. schwimmen wollen; sein Muth will nur stärken,

das Unabånderliche zu tragen mit Bürd' und Weisheit.

Und woher, Freunde, kommt dieser edle Muth? die Antwort ist leicht. Wem Sorge fürs

Irdische das Herz beschwert"; der kann das Haupt nicht erheben. Wem das böse Gewissen den Blik niederschlägt; dir wagt nicht das Haupt zu erheben. Wem der Geist nicht eine höhere Ordnung der Dinge nachweiset: von welcher aus das Menschenleben geleitet wird; wohin soll der das Haupt erheben? Ein hoher Sinn, ein reines Herz, ein fester Glaube, sehet da die Quellen des åchten Muthes.

Kennet Ihr keine andern Güter als die Gůter der Zeit, sind sie der Hauptnerv' Eurer Lebenskraft, ist es Eure vornehmste und einzige Frage:,,was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden"? So seid Ihr verloren, wenn Ihr nun darben sollet. ,,Trachtet dagegen am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit; und Ihr werdet fühlen, daß Euch alles zufallen músse".

Habet Ihr neben den Feinden, die das Land heimsuchen, auch nur einen Feind, der das Herz quålt; verbindet sich mit ausseren Drangfalen der innere Vorwurf, daß Ihr sie verdient; erkennet Ihr

selbst Euch nicht würdig zu entfliehen dem, das geschehen wird"; so seid Ihr verloren, wenn die Trübsal an Eure Thür klopft. Fürchtet aber Gott und that recht, dann scheuet Ihr Menschen nicht". „Wer ist, der Euch schaden könnte, so Ihr dem Guten nachkommt"! „Verbrecher flie= hen, und Nemand jagt sie, aber der Gerechte ist getrost, wie ein junger Löwe". Fehlet Euch eine christliche Weltansicht; wisset Ihr Euch nicht in der Nähe eines heiligen, liebenden und Alles wohlmachenden Geistes, habet Ihr Euch nicht ge= wöhnt, vor Dem, Euch zu demüthigen, der alle Haare auf unserem Haupte gezählet hat, und überschwenglich thun kann über alles, was wir bitten und verstehen“, lebet Ihr ohne Gott; so seld Ihr verloren, und müsset abfallen, wenn die „Zeit der Anfechtung" nahet. Betrachtet Euch jedoch als seine Kinder,

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ein Kind kann nicht sehen, daß es im Hause seines Vaters sei, ohne gutes Muthes zu werden! Auch Ihr werdet Muth haben; „mit Gott werdet Ihr Thaten thun"; Euch wird seyn, als hörtet Ihr seine Stimme: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerech=

tigkeit".

Das, Brüder, das ist Christenmuth

in stürmischen Zeiten, und wie es in der Welt

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Lasset uns endlich die Hoffnung nicht vergessen. Sie ist in stürmischer Zeit eben so wich, tig, als Aufmerksamkeit und Muth, wo von christlicher Bereitung auf ferne Tage die Rede ist.

Es muß ihnen alles auf der Stelle klar seyn, es muß keine Dunkelheit im Gange der Dinge zurükbleiben, die Saat der Zeit muß auflaufen vor ihren Augen, wenn die Menschen, wie wir sie gewöhnlich finden, hoffen sollen. Wo die Entwikkelung der Begebenheiten noch verhül. let, oder das Ende noch fern ist, da ,,werfen sie ihr Vertrauen weg"; und tåglich hätte man Ursach ihnen zuzurufen: „Geduld aber ist Euch Noth, auf daß Ihr den Willen Gottes thut, und die Verheissung empfahet".

Was ist uns denn verheissen, christliche Brůder? Das im allgemeinen: „daß jede Trúbfal, die, wenn sie da ist, uns zwar nicht Freude dünket, sondern Traurigkeit, darnach geben wird eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit allen, die durch sie geübt sind". Ein „Darnach" also, ein heiteres Darnach" folgt jeder Trübsal.

Schon das Wesen eines Sturmes bringt es mit sich, daß er ewig nicht dauern kann. Im Kreise der Natur nåmlich, wie auf dem Gebiete der Sitten entsteht er nur da, wo streitende Kräfte ihr verlorenes Gleichgewicht wieder zu erhalten suchen. Wie er also da noch nicht ist, wo dies Gleichgewicht noch Statt findet, so ist er da nicht mehr, oder muß von Stund' an fich legen, wo und wann es zurükkehrt. Gleich dem Feuer, das sich um so schneller verzehrt, je wilder es lodert, nahet auch der Sturm, je heftiger er brauset, desto mehr seinem Ziel. E stürmt, damit Ruhe werde. Keiner wird demnach,, über sein Vermögen versucht, sondern jede Versuchung gewinnt so ein Ende im Staate Gottes, daß wir es ertragen können“. Je grösser irgendwo ein Leidens-Maaß ist, desto gewisser werden da die Tage verkürzet ". Je unnatürlicher und gespannter für ein Volk oder für den einzelnen Menschen ein Zustand ist, desto zuversichtlicher darf man da sagen: Se= het auf, hebet eure Häupter auf, es nahet sich eure Erlösung"!

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Sturm reinigt die Luft; und nachdem er das Heer schädlicher Dünste, das die Wohnpläße der Menschen bedekte, zerstreuet hat, da

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