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Eiferer indessen meinten, man müsse zu einer solchen Theilnahme sie auffordern, und nöthigenfalls zwingen; und wirklich wollten auch schon, aus Mangel an richtiger Beurtheilung 'dessen, was für Christen das Wesentliche und was nur znfällige Nebensache sei, ihrer viele sich zwingen lassen. Der Upostel sucht ihnen daher in seinem Briefe die Sache darzustellen, wie sie war. Er zeigt ihnen, daß für ehemalige Juden, auch selbst nachdem sie zu dem Erlöser sich gewendet hätten, eine jüdische Satzung noch immer eine gewisse Hei= ligkeit haben könnte; für Solche aber, die als Heiden mit israelitischen Religionsgebräuchen nie Gemeinschaft gehabt, falle, zumal wenn sie bereits Anhänger Jesu seien, diese Heiligkeit durchaus weg. Wenn Solche daher dennoch zur Gemeins schaft daran sich überreden ließen; so beruhe das auf blossem Miß verstande, so verrathe das eine Schwäche des Geistes, die den Christen ernie. drige; so gebe das den deutlichsten Beweis, daß fie in den Geist und das Wesen der Lehre Jesus noch nicht eingedrungen, und zum Besige währer christlicher Freiheit entweder noch überall, nicht gelangt, oder sie auch wieder zu verlieren im Be= griff seien. An diese Freiheit erinnert, für fie eifert er auch in den mitgetheileen Worten: „So

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bestehet nun in der Freiheit, damit euch Christus befreiet hat, und lasset euch nicht abermals in ein Enechtisches Joch fangen; vielmehr da wir im Gei» ste leben, so laffet uns auch im Geiste wandeln".

Zu einem gleich edlen Sinne in Sachen des Glaubens und des Gewissens, wünschte auch Lu. ther die Christen seiner Zeit zurükzuführen und von den entsehlichen Fesseln, in welche Betrug und Habgier und Herrschsucht die Geister gelegt hatz ten, sie zu erlösen. Seine Zwekke, seine Bea mühungen, seinen Heldenmuth, sein vielseitiges, grosses Verdienst stellt dieser Tag, zu dankbarer Erinnerung, vor unsere Seele. Wie? Und das Kleinod, das verlorene, follten wir nicht eine mal recht kennen?

Lasset uns ihn fassen, den Gedanken jener Edlen und Grossen! Lasset uns sehen, für wel= e Freiheit sie das menschliche Geschlecht bes rufen hielten.

Da Luther zu dem, was Jesus bereits geges ben, nichts hinzuzuthun hatte, sondern das Alte, nur erneuern und das Entschwundene nur zurükbringen wollte; so kommt es für unsern Zwek blos darauf an,

"Die Freiheit zu erwågen, womit
une Christus befreiet hat".

Und damit Ihr gleich hier die Höhe und 7 die Fülle ihres Werthes ahnet, so mögen wenigs stens ihre Hauptzüge schon jest bezeichnet werden. Sie ist eine Freiheit vom Wahne, von der Sünde, vom Elende, und vom Geseze.

,,Ihr waret weiland Finsterniß", lesen wirz' ,,ich aber bin kommen in die Welt ein Licht, auf daß, wer an mich glaubet, nicht in Finsterniß bleibe. So ihr daher achten werdet auf meine Rede, so werbet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen". * der Wahn ist also das erste Joch, welches" Jesus zerbrochen hat. Nicht von dunkeln Gefühlen soll der Mensch sich leiten lassen, nicht" falschen Ansichten, unrichtigen Begriffen, unhalts baren Grundsägen soll er folgen in seinem Urtheil und Beginnen; denn dann würde er unter der Herrschaft des Wahnes stehen. 'Die' Wahrheit soll er zu finden begehren, und nir. gend sich beruhigen, als bis es ihm klar gewor= den ist, so sei es, so sei es gewiß, und wenigstens ihm set, unter den Umstånden und bei den Kräften keine bessere Ueberzeugung und keine angemessenere Vorstellung möglich.

* Joh. 12, 46, 8, 31. 32.

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Da wird er nun freilich, selbst wenn er den redlichsten Ernst anwendet, nicht überall ein genügendes Licht finden. Er wird oft im Dunkeln tappen, er wird gar vielen Erscheinungen nicht auf den Grund kommen, er wird häufig irren und, wie es denn das Loos der Sterblichen ist, daß die Sonne sich ihnen nicht ganz enthüllen darf, seinen Glauben die gefundene Wahrheit nennen. Daß er aber in der Hauptsache, in der einigen grossen Hauptsache seines Daseyns fich nicht täusche; daß sein Wesen, seine Bestim mung, seine Abkunft, sein Verhältniß zur Welt und ihrem Ürheber, seine Gemeinschaft mit einer, höheren Ordnung der Dinge, sein Leben, und sein Ziel ihm deutlich und gewiß werde, dafür, o mit Entzükken dürfen wir, die wir Jesu Namen nennen, és sagen, dafür hat die Vorsehung gesorgt. So gewiß wir das wahrhaft Menschliche in uns selber auffinden gelernt haben, so gewiß wir zum klaren Bewußtseyn unser selbst gelangt sind: da findet Betrug nicht, da kann Betrug nicht Statt finden.

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Diese grosse Hauptsache seines Lebens und Strebens soll der Mensch richtig erkennen und nur das, was in der That sein Höchstes ist und bleibt, für sein Höchstes halten. Dieses dafür Dr. Pr. zte Samml.

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halten soll nicht ein leeres Muthmassen, sondern eine tiefe, auf Gründen beruhende Ueberzeugung seyn. Nicht dunkle Ahnungen sollen ihm dabei hinreichen; es soll jeder Gedanke, jeder Begriff, jedes Gefühl, jede Hoffnung sich ihm bis zur helleften Klarheit entwikkeln. Feststehen soll das, was er hier glaubt, damit nicht jeder,,Wind der Lehre"; und jeder blendende Trugschluß, nicht jeder Einfall der Zweifler und jeder Wig der Spotter, nicht jedes Räthsel im Lebensgange und jedes beunruhigende Ereigniß der Seit ihn hin und her werfe. Und weil nur die Wahrheit, die wir selbst fanden, unsere Wahrheit, weil nur der Glaube, von dem wir ung das Wie und Warum anzugeben wissen, unser Glaube, kein anderer Glaube aber als der eigene ein sicherer, und ein zuverlässiger ist; so soll jeder überall, besonders aber, wo es auf die Bedeutung seines Daseyns ankommt und sein ganzes Wesen auf dem Spiele steht, selbst sehen, selbst prüfen, selbst untersuchen, selbst geübte Sinne erlangen zum Unterschiede des Guten und Bösen"; vor allen die sollen dies, unter welchen der Frthum, die Unwissenheit und das Vorurtheil mehr als anderswo zu Hause zu seyn pflegen, die geringeren Stånde, woher es auch diese waren,

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