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kaum überwiesen, als er auf neue sinnet, indem er sie braucht. Betrogen, mag er denken, hast du nun doch einmal; was liegt denn daran, ob der Betrug gróffer oder geringer ist. So läßt er mehrere Schuldner seines Herrn kommen, findet sich unter der Hand mit ihnen ab, und sucht durch beträchtliche Schenkungen ihre Gunst für die Zeit zu erlangen, wo er seines Dienstes entsetzt seyn wird. Bo demnach ist hier eine Sput, wo auch nur eine einzige, die da verriethe, er habé das Empörende seines Benehmens gefühlt, er sei ergriffen gewesen, er sei durchdrungen worden vom Bewußtseyn seines entschiedenen Unwerthes! Et kennt keine Schaam. Gleichwohl spricht er von Schaam. „Ich schäme mich zu betteln“.

Wir fragten schon vorhin, wie es damit wohl sei? Das Bisherige wird uns in den Stand geseht haben hierauf zu antworten.

Seine Betrügereien, wie sehr ihre Nichtsz würdigkeit auch durch die besonderen Verhältnisse, in welchen er stand, erhöhet wird, fie, das wissen wir nun schon, sind es nicht, was ihn frånkt. In der bösen That an sich liegt ihm nichts, wovor er roth würde. In dem Bewußt-. seyn, schlecht gehandelt zu haben, eröffnet sich ihm keine Quelle von Demüthigungen. Die Folgen

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aber, die aus seiner Unredlichkeit sich entwikkeln, greifen ihn an. Sein Herr nimmt das Amt von ihm ". Förmlich angeklagt und übel berüche tigt, darf er nicht hoffen auf ähnliche Art irgende wo angestellt zu werden. Um Taglohn also arbeiz ten, oder - betteln wird er müssen. Das scheint ihn fürchterlich. Er, der einst selbst Knechte hielt, soll jezt in ihre Mitte treten; der einst Befehle aus= theilte, soll sich befehlen lassen; der einst ein Gez genstand des Neides war, soll nunmehr zum Spott dienen; der einst schwelgte, soll darben?! Das wirft ihn nieder. Ein Betrüger zu heissen, das will er noch wohl verschmerzen; es gewe. sen zu seyn, kümmert ihn gar nicht. Aber an den Bettelstab zu gerathen, davor schämt

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er sich. Sehet hier die erste Gestalt, in wels cher die falsche Schaam gewöhnlich auftritt.

oder bet=

Nicht, als mögte ich von allen, die der Gedanke, zu betteln" demüthigt, behaupten: ihre Schaam sei falsch. Wenn du betteln mußit, da du besser es hättest haben können, telnd umherschweifft, da du,,mit stillem Wesen zu arbeiten und dein eigen Brodt zu essen“ ver= mögtest, sobald du nur wolltest, wie willst du der Schaam vor dir selbst dann entrinnen! Wer leichtsinnig verarmte, kann ohn' Erröthen Dr. Pr. 3te Samml.

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auf den wohlhabenden Mitbruder, den frommer Fleiß und ein Gottesfürchtiger Wandel, den,,Beten und Arbeiten" emporhob, nicht hinblikken. Wer zu nüglichem Beginnen die Kraft hat, und doch lieber zu verderblichem Müssigang hinunter sinkt, kann ohne Selbstverachtung der Hülflosen nicht gedenken, die er der Gaben beraubt, welche seine unverschämtheit zu erpressen oder Gaukelei zu erlisten weiß. Hätte der Haushalter gesagt:

Graben kann ich noch, drum schäme ich mich zu betteln"; nicht verdammen würden wir solche Schaam. Sie würde vielmehr auf gewisse Weise uns mit ihm aussöhnen, und wenigstens das bez zeugen, daß noch nicht aller Sinn fürs Gute in ihm erstorben gewesen sei. Aber nicht als eine natürliche Frucht seines schlechten Betragens, fon= dern als der Grund, warum seine vormaligen Genossen ihn nun verachten werden, ist seine Noth ihm empfindlich. Hätte er nur mit Manier" betteln zu können geglaubt, dann würde er auch des,,Bettelns" sich nimmer geschämt haben.

Eine eben so falsche Schaam, meine Brüder, beweisen wir, wenn wir nicht die Sünde, sondern blos den åblen Schein, den sie auf uns wer: fen dürfte, -wenn wir nicht den Fehltritt, sondern allein die nachtheiligen Folgen, die er haben kann,

wenn wir nicht die Verlegung

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des Gewissens, sondern nur die Vorwürfe der Welt, wenn wir nicht die pflichtwidrige, böse That, sondern lediglich die mit ihr verbundenen Strafen, und die oft auf dem Fuße hinter ihr her tretende, oft so schrekliche Vergelterin scheuen. Wo dann diese nicht drohet, da bleiben wir gleich= gültig. Was aufserlich weder Schmerz noch Verlust bringt, das erlauben wir uns, und wäre es innerlich noch so frevelhaft und empérend. So meiden wir nicht das Böse, nur den Namen; fürchten nicht das Verbrechen, kanntwerden

nur das Be=

unterdrükken nicht die Begier,

nur ihre Ausbrüche; achten nicht des Rechts,

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nur der Mod' und Sitte; bessern nicht das innere geheime Leben, - nur die Miene und den åusseren Anstrich. Heuchler sind wir, die, mit Jesu Ausdruk, ihre Becher und Schüsseln von aussen rein halten, von innen aber sie voll Raubes und Frasses seyn lassen". Eigennuk, Ehrgeit, Furcht, Sklavensinn, darin liegen die Quellen, woraus bei uns das Gefühl hervordringt, was in edleren Gemüthern aus Achtung für das Gute, aus Liebe zu Gott, aus Ehrfurcht gegen seinen heiligen und unverleßlichen Willen, und aus dem Bewußtseyn von der Hoheit ihrer Menschennatur sich rein und lauter entwikkelt.

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Es kann sodann auch in einer andern Hin ficht durchaus unpassend seyn, wenn ein Mensch sagt:,,ich scháme mich zu betteln".

An sich nämlich kann der Bettelstab einen Menschen eben so wenig erniedrigen, als der Bc= sig von Tausenden ihn erheben. Armuth ist keine Verletzung, Reichthum ist keine Verherrlichung der Menschenwürde; zufällige Einfassungen sind sie des inneren Edelsteins. Besteht nun jene Würde nur in dem Besiße der grossen Kräfte und Anlagen, mit welchen wir als vernünftige, freie, unsterbliche Wesen begabt sind, und können wir, mit einer gewissenhaften Anwendung jener Kräfte in allen möglichen Verhältnissen und unter allen möglichen Umgebungen unser Ansehen behaupten, ja eine Gewalt erlangen, die in dem Maasse rührender wird, als sie weniger auf Zufälligkeiten sich stüget: so streitet es mit unserer Würde auch nicht, wenn der Urheber unsers Daseyns uns Reichthum, hohe Geburt, vornehmen Stand, körperliche Schönheit, einen glänzenden Wirkungskreis versagt, wenn er unzählige über uns gefeßt, wenn er Armuth und Niedrigkeit uns zum Loose be= stimmt hat; es streitet nicht gegen unsre Würde, wenn wir unbekannt mit den Einbildungen, den Thorheiten, den Sitten und dem Wahne der Welt

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