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Eine solche Stille bezeichnet die Entwikkelung des Großen. In solcher Stille geschieht es, daß ein Gedanke, der uns durch die Seele fährt, daß ein Anblik, den wir haben, daß eine Stunde, die wir zubringen, daß ein Wort, welches von ung oder zu uns geredet wird, daß ein Entschluß, welchen wir fassen und ausführen, ein Schritt, den wir thun, ein Umstand, der gerade so und gerade da und gerade nun sich ereignet und mit dem Augenblikke sich verknüpft, —' über unser ganzes Daseyn, über alle unsre Schiffale, und manchmal zugleich über den Zustand von vielen Undern in der Zeit und in der Folge, das unwiderrufliche Loos wirft.

Wie aus dem zarten Keime gewaltig der treibende Halm dringt, so dringt aus Geringem das Grosse. Man mögte sagen, es erscheine, ge= nau genommen, nirgend anders als so; und aus Nichts Welten zu erschaffen sei noch immer die Regel in der Hauss haltung Gottes.

Wohin nun soll dieses alles uns führen, meine Brüder? Der Christ kann ohne diese Frage nirgend ruhig werden; denn er will nicht die Wahrheit blos erkennen, er will in ihr leben und das Leben lassen,

Es ist klar, daß die Bemerkung: in der Welt komme Grosses aus Kleinem und Geringem, sehr wohlthätig für uns werden müsse, wenn sie nämlich, wie sie soll, uns antreibt:

auf das Leben vernünftig zu achten z
vor dem Herrn demüthig anzubeten z
unfre Würde richtig zu beurtheilen ;
bei Recht und Pflicht muthig zu beharren;
unter allen Umstånden freudig zu hoffen,

und durch åchtreligiösen Sinn uns herrlich zu
vollenden.

Lasset uns alle diese Punkte jegt noch mit Wenigem berühren.

Vernünftig auf das Leben zu achten, ist das Erste, wohin die Crfahrung: aus Kleinem komme Grosses, uns leiten soll. Wir sollen nåm= lich bemerken die Art, wie die Veränderungen, welche mit uns und um uns her sich ereignen, herbeigeführt werden, und den Zusammenhang, nach welchem sie, eine aus der andern, sich ents wikkeln, Wie dies geschehen müsse, zeigt uns der königliche Diener im Evangelio, Nach Hülfe für seinen kranken Sohn umherschauend vernimmt er, daß Jesus sich nähere. An ihn wendet er sich und empfångt eine gütige Antwort. Zurükeilend

mit dieser ist die Nachricht ihm wichtig, welche seine Hausgenossen von der Genesung des Kran= ken ihm entgegenbringen. Er will aber tiefer noch eindringen und die Beziehung, worin sein Glük zu den Worten Jesu steht, noch reiner auffassen. So forschet er nach der Stunde, in welcher es besser mit seinem Kinde worden sei, und was er nun hört, giebt seiner Seele volle Befriedigung. Den schönsten Gewinn aus dem, was er erlebt, zieht ihm der stille, sinnende Geist.

Ohne solche Achtsamkeit auf das, was vorgeht, ist unser Leben das Leben einer Pflanze, eines Thieres, nicht das Leben eines Vernunftbegabten Geschöpfes. Durch jenes dumpfe Hinbrúten, wo weder vor uns noch hinter uns, weder zur Seite noch in die Höhe ein fragender Blik schauet, geht das Menschliche in uns verloren.

Wie oft auch führen Versehen, die der Leichts finn unbedeutend glaubt, zu grossem Unheil! Wie oft ist eine Versåumniß, eine Uebereilung, ein Muthwille, ein Augenblik der Leidenschaft, ein Wort, ein Schritt hinreichend, in einen Abgrund yon Sorgen und Aengsten den Menschen zu werfen, den er nicht sah, den er von weitem nicht ahnte, von dem er, wenn es zu spåt ist, ausruft:wer håtte das gedacht”! an den er

aber gedacht haben würde, wenn er vernünftig auf das Leben zu achten beslissen wåre.

Ueberdies endlich beraubt uns eine solche Sorglosigkeit des hohen Vergnügens, das Menschenle ben von der Seite zu sehen, wo es den eigen= thümlichsten und einen wahrhaft Ehrfurcht gebietenden Anblik gewährt. Zwar kann auch der be sonnenste Denker nicht ganz lösen das Gewebe jenes Zusammenhangs, worin Eigenes und Frem= des, Inneres und Neusseres, worin Vergangen= heit, Gegenwart und Zukunft mit einander ste= hen. Wer aber gar nicht Acht geben will, oder immer bei dem nächsten Anlasse 'hången bleibt, der vermag es noch weniger. Und hieraus er klärt es sich denn, warum man so oft von uns fern Seiten sagen hört: „jekt geschehen keine Wunder mehr“. Es geschehen noch Wunder, wie vormals; man hat_nur_ver= lernt auf sie zu achten und an sie zu glauben. Jeder Tag, um welchen wir ålter werden, führt neue Zeichen an unserm Himmel herauf. Das ganze Leben, vom ersten bis zum letzten Odemzu= ge ist eine Kette zusammenverschlungener Zeis chen, von welchen eines das andre erklärt, ein früheres das kommende ahnen läßt, und ein spåteres auf das vorangegangene zurükweiset. Nur

ein gläubiger Sinn gehört dazu in diesem Wunderbuche zu lesen; und wie der Erlöser bei dem größten Theile der damals lebenden Menschen die. sen Sinn vermißte, und ihnen vorwarf, daß sie Beichen am Himmel verlangten,,,die ihnen nicht gegeben werden würden", während sie die Zeichen auf Erden unbeachtet liessen, die zu Tausenden da wåren: so eben ist es mit dem heutigen Ge= schlechte auch. Wenn das unnatürliche sich begeben, wenn die Sonne in ihrem Laufe stillste= hen oder die Sterne herabfallen könnten, das würden sie für Wunder gelten lassen. Wenn aber auf dem stillen, ebenen Wege der Natur, durch seltsame Fügung, aus Zartem Furchtbares, aus Schwachem Gewaltiges, aus Kleinem Grosses, und aus Verachtetem Herrliches sich entwikkelt, wenn, um mit der Bibel zu reden, Gott die Thorheit und die Niedrigkeit und das da nichts ist, erwählet, damit er zu Schanden mache das etwcs ist und die Weisen beschäme in ihrer Weisheit"✶ das fahet nicht unter ihnen.

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, meine Brüder! wollen wir Menschen seyn; wollen wir das Vorrecht verdienen, das uns mit dem denkenden Geiste der Himmel zugewandt hatz wollen wir lernen das Leben

* 1 Cor. I, 26 - 28.

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