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ten? Daß er noch lebte, beweisen eben jene Ermahnungen, welche in diese zehn Jahre fallen und ganz den Charakter der frühern tragen, mit welchen zugleich sie erscheinen.

Diese lezte Periode umfaßt nach unserer Annahme Baruchs sechsundsechzigstes bis fünfundsiebzigstes Jahr. Die Veranlassung des Abschlusses und der Absendung war offenbar das Vorrücken des Cyrus gegen Babylon von Nordosten. Dafür war entscheidend der Sieg über Krösus 546, wodurch er Herr von Kleinasten wurde. So sehen wir ihn bereits im Jahre 541 am Gyndes, einem Nebenfluße des Tigris, wo er seine Kräfte sammelt zum Aufbruche gegen das für uneinnehmbar geltende stolze und von Nabonedus vollständig befestigte Babel.

Es ist klar, daß wenn diese Ansicht sich durchführen läßt, sie viele einzelne bisher dunkle Stellen erhellen muß, die ihr zugleich als Prüfstein dienen. Auch über jenes zu Anfange erwähnte christliche Bedenken hilft es uns auf die natürlichste Weise hinweg.

Baruch konnte gar nicht daran denken, seine Weissagungen für die des Meisters auszugeben, oder gar für die des fast zwei Jahrhunderte ältern Jesajas. Ninive war damals schon nur eine Mähr und eher ein Wunder der Vorzeit, als eine geschichtliche Erinnerung, das Babylon hingegen, dessen nahen Sturz Baruch vorhersagt, als Strafe frevelnden Uebermuthes, war zur Zeit der prophetischen Blüte des Jesajas noch gar kein selbständiges Reich, Babel noch nicht einmal eine Stadt (nach langer Verödung), und einer seiner Statthalter buhlte erst ganz gegen das Ende von Jesajas Leben um die Freundschaft des eiteln und selbstsüchtigen Hiskias.

Er hat aber auch nachweislich nichts gethan, ein solches Misverständniß zu veranlassen. Der große Anhang ist von den Weissagungen des Jesajas, ja selbst von der lezten Parallele

zu denselben durch ein ganz spätes Einschiebsel aus der judäischen Königsgeschichte getrennt, nämlich die Erzählung des Buches der Könige von den lezten Jahren des Hiskias (Kap. XXXVI–XXXIX). Also bildete jener Anhang ursprünglich ein ganz selbständiges Büchlein, und wurde erst dem Buche Jesajas, beigefügt, als dieses bereits von einem Sammler, lange nach Baruch, abgeschlossen war.

Der größte Gewinn bei allen historischen Untersuchungen ist die geschichtliche Wahrheit an sich. Aber nicht gering darf auch der angeschlagen werden, daß wir statt zwei sehr verdunkelter prophetischer Charaktere nun drei vollkommen verständliche und von prophetischem Geiste leuchtende Charaktere gewinDer Namenlose wird eine Persönlichkeit, welche uns eine große Gewähr gibt für seine Schrift, und die befriedigendste Erklärung des Entstehens der jezigen Bücher Jesajas und Jeremias, um nicht zu sagen die einzig befriedigende.

nen.

Der Umstand, daß der Verfasser jener begeisterten Reden damals oder bald nachher, in Aegypten, oder auch in Babylon starb, ist nicht weniger wichtig für die Erklärung unsers Buchs als die Thatsache, daß er sehr gut so lange leben und schreiben konnte.

Denn schwer würde sich doch sonst erklären, troß aller Verwirrung der nächsten hundert Jahre, wie ein so großer Mann so ganz verschwinden konnte. Nicht ganz allerdings, denn er hat noch in einem späten apokryphischen Buche einen Nachhall.

Allerdings mochte der Inhalt, insbesondere das starke Selbstbewußtsein, das im Prophetenthume beispiellose Hervorheben der Persönlichkeit, die Zeitgenossen abstoßen, und der Anhang zu Jesajas ist noch nicht genug hierauf angesehen.

Gerade Das, wodurch der geistvolle Mann einen Zunder

in die edelsten Gemüther seines Volkes und aller Zeiten geworfen, konnte leicht den Zeitgenossen Aergerniß geben.

Außerdem aber stellte er ja selbst (und das ist meine Erklärung des denkwürdigsten aller prophetischen Abschnitte, des dreiundfunfzigsten Kapitels des Jesajas) seinen großen Meifter ganz in den Vordergrund. Ohne Zweifel trat nun dieser in den Erinnerungen des Volkes bald so hervor, wie in dem zweiten Buche der Makkabäer und zur Zeit Chrifti, wo er der Prophet" vorzugsweise hieß, dessen Wiederkunft Viele, wie die des Elias, erwarteten. Jeremias Name verdunkelte den des Jüngers, Herausgebers und Fortsezers, und er und Jesajas theilten sich in die Weissagungen Baruchs.

Erster Abschnitt.

Das Buch Jesajas und der Prophet selbst.

Das Buch Jesajas.

1. Die Sammlung.

Dies Buch des jüdischen Kanons ist uns echt aufbewahrt: das heißt, es liegt uns so vor, wie es Christus und seinen Jüngern vorlag. Die Fassung der Sammlung als eines Ganzen rührt nicht vom Propheten selbst her. Die Weissagungen sind zwar hier und da in Massen geordnet, allein offenbar mit Zusäßen und Nachträgen. Der Prophet legte eine Weissagung, wie er selbst sagt (VIII, 2, 16) bei angesehenen Männern nieder, und ließ sie von ihnen versiegeln: ohne Zweifel gab er außerdem wenigstens die ausführlicheren als fliegende Blätter heraus, wie die Gelegenheit es erforderte und ermöglichte.

Wenn wir nun von unserem Buche den aus dem Buche der Könige entlehnten Anhang (Kap. XXXVI–XXXIX) absondern, so sehen wir eine höchst merkwürdige Erscheinung vor uns. Wir finden die klar im Horizonte des Zeitalters jenes großen Propheten stehenden Abschnitte unterbrochen durch andere, welche

eben so unverhohlen den Stempel des Zeitalters des Cyrus (Koresch) an der Stirn tragen, also um anderthalb Jahrhunderte wenigstens später sind als die jüngste Weissagung des Jesajas in diesem Buche. Es ist sehr zu bedauern, daß diese Stücke von den Männern, welche sie zuerst als nachjesajanisch erkannten und geltend machten (Eichhorn 1803; Bertholdt 1814) als unecht bezeichnet wurden. Dieser Ausdruck war sehr unglücklich. Denn erstlich sind sie ja nur für die Anhänger der Synagoge unecht, welcher wir die jeßige Sammlung des Buchs Jesajas verdanken: für den Kritiker sind sie so wenig unecht als die Weissagungen des Jesajas: denn der Verfasser gibt sich nirgends für Jesajas aus. Zweitens mußte diese Bezeichnung die kirchlichen Theologen wie sie nun einmal sind, auffordern, die Thatsache selbst zu leugnen. Dieses war von vorn herein ein vergebliches Unternehmen: aber kein fruchtloses. Es gab der Untersuchung den gehässigen Charakter der Leidenschaftlichkeit und der Verkeßerung. Endlich aber hat die ungenaue Auffaffung des Verhältnisses jener eingelegten Stücke die Kritiker selbst offenbar abgehalten von einer ruhigeren Erforschung der Geschichte unsers Buches. Sie sind von einer unleugbaren philologischen Thatsache sogleich zur ausschweifenden Annahme einer hoffnungslosen Verwirrung übergesprungen, haben unbedenklich jesajanische Stücke angezweifelt, und sich überhaupt in willkürlichen Vermuthungen ergangen. Um so mehr sind anerkennenswerth ruhige und besonnene Forschungen, unter denen Gesenius Commentar (1821) noch immer einen hohen Rang behält, und der hohe sittliche Ernst, welcher Ewalds (1840) Darstellung der prophetischen Entwickelung eben so sehr auszeichnet wie genialer Scharfsinn. Der tiefe poetische und ethische Sinn, welchen Umbreits (1841) Propheten auch in diesem Buche mit Geistesfreiheit und Kritik ver

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