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Nun lagen aber jenem Sammler Bruchstücke von Nachrichten aus den alten Königsjahrbüchern vor. Aus diesen, oder vielmehr aus theokratischen Bearbeitungen derselben hat bekanntlich die Chronik im Anfange des griechischen Zeitalters eine nicht zu verachtende Nachlese gehalten, worin wir manches Thatsächliche finden, gemischt mit priesterlichen Einseitigkeiten und volksmäßigen Ueberlieferungen. Unter jenen Bruchstücken finden sich einige Erzählungen aus Hiskias legten Jahren, in welchen auch Sprüche des Jesajas vorkamen. Diese nun wurden zwischen jenen beiden Stücken eingeseßt: und so lag das Alte und das Neue vollkommen getrennt vor.

Wir haben kein Recht, jene in die Erzählung eingestreuten Aussprüche des Jesajas weder zu verwerfen, noch mit den vier Büchern Jesajas oder denen Baruchs zu vermengen, und nehmen sie also als Nachtrag oder Anhang.

II.

Jesajas und sein sechzigjähriges Prophetenthum.

Jesajas Lebensgeschichte ist in seinen unsterblichen Weiffagungen und Predigten enthalten, und in der Geschichte seines Volkes, dessen dunkle Wege ihm gegeben war durch sein inneres Licht zu erhellen, und für dessen Leiden er Trost, für dessen Laster er Rüge, für dessen Jammer er Heilung brachte. Er muß früh durch die innere Stimme berufen sein: offenbar war er nicht Priester, aber hatte gelehrte Bildung. Die lezte Weissagung der ersten Sammlung ist um siebenundfunfzig Jahre entfernt von seiner Berufung, der lezte Spruch, den ihm unsere Auszüge aus den Königsbüchern beilegen, um einundsechzig. Er ist aus Hiskias Todesjahr 696. Die alte jüdische Sage, daß Manasse ihn habe zersägen lassen, hat durchaus nichts unwahrscheinliches: dieser erbärmliche König war zu allem Bösen fähig: daß unsere dürftigen Königsbücher die Thatsache nicht erwähnen, ist nicht zu verwundern, und daß der Verfasser der Chronik sie verschweigt, erklärt sich leicht daraus, daß nach ihr Manasse sich in seinen alten Tagen bekehrt hatte. Ueberhaupt aber geht durch alle diese Schriften das Gefühl der Scham hindurch, daß das Volk seine Propheten so mishandelt hatte. Es muß sie regelmäßig getödtet oder ruhig haben tödten lassen, da Jesus in der Bitterkeit seines Schmerzes aus

rief, als er auf der lezten Wanderung nach der Stadt war: ein Prophet muß ja tn Jerusalem sterben, nämlich gemordet oder hingerichtet werden.

Jesajas gehört Dem zu, was Ewald sehr treffend als das neuere Prophetenthum bezeichnet hat, und was man wol ganz besonders als das eigenthümlich judäische dem älteren Prophetenthume des nördlichen Reiches entgegenseßen kann. Denn von allen Propheten steht Jesajas in vielen Beziehungen dem Joel am nächsten, welcher doch älter ist als alle uns bekannten Propheten Israels, und überhaupt der älteste aller prophetischen Schriftsteller. Dieses echt judäische Prophetenthum ist das der besonnenen Begeisterung: es hat die Poesie des Schauens, aber verbindet sie mit besonnener Predigt, auslegend und anwendend. Bei Jeremias, der größten geschichtlichen Persönlichkeit aller Propheten, überwiegt das Predigtelement schon so bedeutend, daß das poetische darunter leidet, und nur gehalten wird durch die hohe Gesinnung des Gemüths und die Energie des Charakters, welche ihn auszeichnet.

An verwandten Geistern unter den Zeitgenossen finden wir nur Micha, der jedoch um ein Geschlecht oder wenigstens zwanzig Jahre jünger ist.

Aber Jesajas stand über seinen Zeitgenossen eben sowol durch seinen Genius als durch die Länge seines Lebens und die Bedeutung der Stellung und Wirksamkeit, die er sich zu erwerben und zu erhalten wußte.

Usias zweiundfunfzigjährige Regierung hatte einen Wendepunkt in Juda hervorgebracht. Nicht allein Israel, sondern auch das Reich von Damascus, Israels Zinsherr, war in Verfall gerathen. Usta hatte die Mauern Jerusalems wiederhergestellt, die von den Israeliten unter seinem Vater, Amazia, dem Sohne des dem Gelübde seiner ersten Jugend ungetreuen Joas, ge

schleift waren. Auch am Tempel hatte er prächtige Bauten und Herstellungen vorgenommen. Denößendienst hatte er gründlich aus ihm vertrieben: der Jehovahtempeldienst war Staatsreligion: aber die örtlichen Feiern und Kapellen auf den Höhen im Lande dauerten fort. Ursprünglich nichts als freier örtlicher Jehovahdienst, waren sie bald, zum Theile wenigstens, abgöttisch geworden, theils durch den Reiz der alten Stammreligion mit ihren Zaubereien und ihrem dunkeln und blutigen Dienste, theils durch den natürlichen Rückschlag gegen die übermäßige Beschränkung des Jehovahdienstes auf Zion, und das Monopol der großen Gemeindeversammlungen für Jerusalem. Seit David hatte kein König die Grenzen des Reichs, den Nachbarvölkern gegenüber, so sehr erweitert als Usia. Er hatte Elath (Ailath, Ezion-geber, im Meerbusen von Akaba) den Edomitern entriffen, und dadurch den Handel mit Südarabien und Indien wieder eröffnet. Sie und die südlich lebenden arabischen Maonäer (deren Stadt Maân erst neuerdings wiedergefunden worden) machte er zinsbar durch Krieg, die Ammoniter und Moabiter suchten seinen Schuß nach. Die Philister wurden gründlich gedemüthigt, Asdod geschleift, und jüdische Ansiedler in ihren Städten ansässig gemacht. Dabei hatte er die Grenzen durch Burgen in den Bergschluchten gedeckt. Ein Heerbann von 200,000 Mann war kriegsgerüstet. Das Königshaus selbst besaß ein großes Fürstengut in Weideland und Heerden.

Den Abend seines Lebens trübte ein Zwist mit den Priestern. Sacharja, der Prophet der Zeit, war ihm eng befreundet. Nach dessen Tode aber zerfiel er mit der Priesterschaft, indem er, wie es scheint, Opferhandlungen als König ausübte. David und Salomo hatten allerdings auch Manches gethan, was seitdem ausschließliches Priesterrecht geworden war.

Aber die Sitte war gegen den König: er stieß auf großen Widerstand: das Volk trat auf die Seite der Priester. Es liegt in der menschlichen Natur, daß freiheitliebende, aber despotisch beherrschte Völker eifersüchtig darauf sind, die geistliche Herrschaft nicht in die Hände der Könige gerathen zu lassen. Usta stand ab von seinem Beginnen. Bald darauf verfiel er in die entseßliche Krankheit des Aussages, zog sich von den Regierungsgeschäften zurück, und starb verlassen und einsam.

Unterdessen war mit Reichthum und Sicherheit des Be= sizes auch Ueppigkeit, Schwelgerei und Veräußerlichung der Religion in Juda und Jerusalem eingezogen. Jesajas Schilderungen des Lebens der damaligen Juden, besonders der Bürger Jerusalems, geben ein lebendiges Bild dieser Zustände (unsere eigenen im Kleinen): und die bei der Weihe dem Propheten gewordene Botschaft zeigt wohin man gekommen war.

Zwar war Jotham als fünfundzwanzigjähriger Reichsverweser, der im Jahre 756 den Thron bestiegen hatte, auf des Vaters Wegen fortgegangen, mit fluger Enthaltung von allem, was ihm die Priesterschaft hätte zu Feinden machen können. Er befriedigte sie natürlich nicht, so wenig als der Vater, weil er den Höhendienst nicht mit Gewalt abschaffte: allein er ließ dem Jehovahdienst seinen Vorrang und Jerusalem seine Vorrechte. Die guten Verhältnisse mit dem Auslande dauerten fort: Aegypten behandelte Judäa mit Achtung. In Israel war das Haus Jehu vom Throne gestürzt, eine gerechte Strafe, welche die edeln Propheten des Reichs, Amos und Hosea, ihm vorher verkündigt hatten. In Folge des Mordes des leßten Sprößlings jenes schuldbefleckten Hauses ward, nach manchen Wirren, Pekah König von Israel, ungefähr ein Jahr vor Usias Tode. Er fand das Reich ausgesogen durch die Assyrer, welche es verwüstet, und sich eine

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