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wird. Daher trennen solche Zeloten soviel als möglich die Begriffe von Geist und Glauben, von Christus, vom heiligen Geiste und der Menschheit, während das Christenthum grade die innigste Vermählung des Menschlichen mit dem Göttlichen als seine Grundwahrheit vorausseht. Daher wird die Geschichte Christi und seine Persönlichkeit selbst ganz positiv und abgesondert gehalten, statt seinen Geist in der Zeitund Weltgeschichte überall als lebendig mitwirkend und untrennbar von der Christenheit zu glauben und zu verkündigen.

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Weil die Christkatholiken nicht in Worten, nicht in dogmatischen Hirngespinnsten, sondern im Geist und in der Wahrheit, in der sich selbst erkennenden That, das Wesen des Christenthums aufzufassen suchen, weil sie nicht überflüssig von der göttlichen Gnade sprechen, sondern sie lieber zu verdienen suchen, so heißt ihr Glaube — eine freie Phantasie! Nur die orthodoxe Beschränktheit kann an dem einfachen Symbole, worin, im Gegensaße zu dem apostolischen, die christkatholische Kirche ihren Glauben ausdrückt, eine Hinterthür für den Unglauben oder beliebigen Glauben entdecken. Der denkende Christ gesteht gewiß zu, daß es genug sei, sich zu Gott und Christo mit aller Wahrhaftigkeit zu bekennen, um ein Christ zu sein. Wer es nicht be= griffen und in sein innerstes Leben aufgenommen hat, was dies einfache Bekenntniß bedeute, der kann wohl ein Christ heißen, aber nicht sein, und die fehlenden Säße des apostolischen Symbols werden ihm wahrhaftig nicht dazu helfen.

Es überkommt den denkenden Gläubigen bei diesem Gedanken ein gar jämmerliches widerwärtiges Gefühl, wenn er in dem freien Heiligthume der christlichen Menschheit im Glauben so heillose Widersprüche, so ungeheure Inconsequenzen, so viele Eitelkeit und Selbstsucht wahrnimmt; wenn er bedenkt, wie so getrost die Mittel dem Zwecke, der Buchstabe der That und dem Leben übergeordnet werden. Aber wie Viele wissen denn, was Glauben heißt?.

In der Freiheit des Glaubens und der Verfassung, welche die christkatholische Kirche in sich trägt, beruht ihr Beruf, sich zur allgemeinen Kirche auszubreiten, alle streitenden historischen und doctrinairen Ele= mente in sich zu versöhnen, und das Christenthum endlich zu einer Wahrheit zu machen. Wird die Kirche mit Kraft und Weisheit den Organismus weiter entwickeln, zu dem sie berechtigt ist, wird sie dabei das Princip der Glaubens einigkeit festhalten um jeden Preis, dann wird sie im praktischen Christenthume ein starkes, überall vorleuchtendes, überall siegreiches Leben finden. Schon während der kurzen Zeit ihres Bestehens hat die leipziger Conferenz den rechten Geist in ihr gezeigt. Wann nennt die Geschichte eine Kirchenversammlung, wo die schwierigsten Differenzpunkte im Geiste der Liebe und Duldung so rasch und freudig ausgeglichen wurden, wie in Leipzig, weil man nicht die Form und Formel, sondern die Wesenheit des großen Gegenstandes im Auge behielt!

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Nein! auf dem Gebiete der vorherrschenden Theorie könnte die neue Kirche bald wieder die alten Zerwürfnisse und damit ihren Untergang erfahren, wenn gleich mit dieser Ansicht die bestimmte Berechtigung und Nothwendigkeit der Theologie zur Förderung des wahren Christenthums nicht entfernt bestritten sein soll. Aber auch die Warnungen der Ges schichte sind neben dem Evangelium von der christkatholischen Kirche nicht zu vergessen. Nur im prüfenden Vor- und Rückwärtsblicke kann sie ihr innerstes Wesen entfalten und ihren Beruf erfüllen lernen, für die neue Bildungsphase des modernen Staats die unerschütterliche christliche Grundlage zu bilden.

J. Kr.

Ueber die religiösen Bewegungen der Gegenwart.

I.

Es gab eine Zeit, wo man es als Sache der Theologen betrachtete, über kirchliche Angelegenheiten zu schreiben und zu lesen und allerlei fromme Wünsche zu hegen; die sogenannten Laien ließen ihr religiöses Bedürfniß durch den öffentlichen Gottesdienst und durch allerlei Erbauungsschriften befriedigen, so gut es eben gehn wollte, und wer diese Befriedigung darin nicht suchte, oder nicht fand, der blieb zwar nach wie vor ein Mitglied seiner Kirche, während er übrigens den Verkehr mit derselben aufgab. Unter den Männern von Fach tauchten die mannigfachsten theologischen Ansichten auf und bekämpften sich gegenseitig, bald mit geringerer, bald mit größerer Heftigkeit; auch Laien suchten sich wohl über die streitigen Gegenstände zu belehren, es kam hie und da im täglichen Verkehr auch zwischen ihnen zu einem theologischen Streit, und man schied, wie heute, mit einem feierlichen Anathema aus einander; aber dies Alles blieb nur etwas Vereinzeltes und ging ohne große, augenfällige Wirkung vorüber. Dieser Zustand ist wie mit einem Zauberschlag umgewandelt: die Nation in Masse nimmt Theil an den religiösen Kämpfen, und statt der bloßen Gedanken und Wünsche ringen sich mit ungeahnter Kraft neue religiöse Gestaltungen hervor. Die Lage des Friedens sind hin; doch um diesen Frieden brauchen wir nicht zu trauern. Es war eine Zeit dumpfen Unbehagens; es war die drückende Schwüle vor dem Ausbruche eines Gewitters. Eine neue, allgemeine Theilnahme für die Religion ist erwacht, Hoffnung und Furcht sind mächtig erregt, Nachdenken und Thatkraft geweckt, und Jeder möchte mit Hand anlegen; wann aber eine klare, feste Gestal= tung der Dinge aus diesem Kampfe hervorgehen wird, das wissen wir nicht; vielleicht sind die ersten Streiter dann längst vom Kampfplage abgetreten.

Die allgemeine Aufmerksamkeit, die Liebe und der Haß des Tages

sind vornehmlich den neuen, christkatholischen Gemeinen zugewendet, deren Gründer, durch die Macht innerer Ueberzeugung getrieben und doch halb unbewußt, das Zeichen zum offenen Ausbruche des allgemei= nen Kampfes gegeben hat. Nachdem diese neuen Gemeinen sich von der Herrschaft Roms und seinen Saßungen losgesagt, soll ihnen der Glaube fortan eine Sache der freien, inneren Ueberzeugung sein, und die Verschiedenheit in einzelnen Glaubensmeinungen nicht mehr ein Zunder des Hasses bleiben unter den Genossen desselben Volks, unter den Schülern eines und desselben Religionsstifters; indem sie sich ihrer gemeinsamen Grundlage bewußt sind, wollen sie in thätiger Liebe mit einander verbunden sein. Eine solche gemeinsame Grundlage ist in dem leipziger Glaubensbekenntniß ausgesprochen. Mag man an der Fafsung desselben auch so Manches mit Recht tadeln, so kann ihm doch das unterscheidende Merkmal eines christlichen Bekenntnisses durchaus nicht abgesprochen werden. Denn wenn sie in demselben Christus ihren Heiland nennen, so soll dies nach der geschichtlichen Bedeutung des Wortes doch soviel heißen:,,Es ist unser Erlöser von der Sünde und ihren verderblichen Folgen;" auch sie bekennen sich also zu Christus als der Quelle ihres religiösen und sittlichen Lebens, und dies ist be= kanntlich das allgemeine Kennzeichen, wodurch der christliche Glaube sich von allen übrigen Religionen unterscheidet. Wenn man aber eine junge, kaum entstandene Gemeine darum tadelt, daß sie noch nichts Vollendetes und Reifes zu Stande gebracht hat, so liegt darin ein unbilliges Verlangen. Ueberdies wird jenes Glaubensbekenntniß auch nur als ein vorläufiges angegeben, und ein solches war doch wohl nöthig als Einigungspunkt und gemeinsame Verhaltungsregel für die noch schwachen, zerstreuten und unberathenen Gemeinen, die, von mächtigen Feinden bedrängt, nur durch strenges Zusammenhalten sich Dasein und Berechtigung erringen können; es war dasselbe wünschenswerth, um die Besorgniß der Aengstlichen und die Anklage der Gegner zu widerlegen, daß man es auf die Vernichtung des Christenthums selbst abge= sehen habe. Wenn nun auch noch Mancher mit Zweifel und Besorgniß auf jene neuen Gemeinen blickt, ob sie etwa mit den mannigfachen Auswüchsen und Entstellungen des christlichen Glaubens den Glauben selbst hinwegwerfen möchten, wenn es ihnen auch an geschwornen Widersachern nicht fehlt, die einen Kampf auf Tod und Leben gegen sie kämpfen, so haben sie doch im Ganzen die allgemeine und freudige Theilnahme der Nation für sich. Man ist måde der endlosen Unmaßungen römischer Priester, der verborgenen Schlingen, mit denen sie das Volk umgarnen, der bittern Zwietracht, die sie wie ein heilloses Gift bis in's Herz der Familien tragen; man sehnt sich nach Freiheit des Glaubens; es ist eine neue Liebe für das gemeinsame deutsche Va= terland erwacht, und die erneuten römischen Umtriebe rufen es uns in's Gedächtniß zurück, wie Rom es war, das die Flamme des Bürgerkriegs in demselben anschürte, das unsern Boden mit Strömen von Bruder=

blut gedungt und die Macht und den Wohlstand unsrer Nation untergraben hat; darum hat man die Gründung jener Gemeinen mit Jubel begrüßt und sie mit Wort und That unterstüßt. Das Hinzutreten eines ausgezeichneten katholischen Theologen erweckt gegenwärtig die Hoffnung, daß die neue Kirche nur mit größerer Bestimmtheit an die geschichtliche Grundlage des Christenthums anknüpfen und auf derselben auch in ihrem Innern eine reiche Lebenskraft entwickeln werde.

Aehnliche Bestrebungen, wenn sie auch in vieler Hinsicht ein anderes Gepräge tragen, zeigen sich in der evangelischen Kirche; an die Spige derselben haben sich gegenwärtig die protestantischen Freunde gestellt. Das, was sich bei allen Theilnehmern dieser Bewegung als gemeinsamer Zweck herausstellt, ist etwa dies: Jede Kirchensagung, die nicht mehr mit dem allgemeinen religiösen nnd sittlichen Bewußtsein der evange= lischen Christen übereinstimmt, soll auch nicht mehr zwingende Geseges= kraft für dieselben haben, und es soll darum den Dienern unsrer Kirche erlaubt sein, so zu lehren, wie es mit dem gegenwärtigen Glauben der Gemeinen im Einklange steht. Die Kirche ist ihrem Wesen nach eine freie, geistige Vereinigung, zur gemeinsamen Befriedigung des religiosen Bedürfnisses geschlossen; sie hat darum das Recht, sich selbst die nöthigen Geseze zu geben und, wenn es erforderlich ist, sich zu reformiren, d. h. ihre Geseze dahin umzuåndern, wie sie für ihren jedesmaligen Zustand am zweckmäßigsten sind. Dazu ist es freilich nöthig, daß sie durch selbstgewählte Vertreter ihre gemeinsame Willensmeinung aussprechen kann; diese naturgemåße Verfassung geht ihr aber dermalen. noch ab, und so lange ihr dieselbe fehlt, wird sie sich auch durch die Kämpfe, die sie verwirren, nicht zu einer klaren, festen Gestaltung hindurchringen können.

Auch in der Masse des evangelischen Volks erwacht immer tiefer und allgemeiner das Bewußtsein, daß jene Träume einer vergangenen Zeit, welche immer noch die Stelle einer Kirchenordnung vertreten, dem gegenwärtigen Bedürfnisse nicht mehr genügen; Formen, die kein Leben mehr haben und darum auch dem bedürftigen Herzen kein Leben geben können, werden als eine Last empfunden; wie im bürgerlichen Leben der Drang nach äußerer Freiheit, so wird in der Kirche die Sehnsucht nach geistiger Freiheit immer lauter und mächtiger: darum, wo sich irgend ein Morgenschimmer jener ersehnten Freiheit zu zeigen scheint, wird er mit freudiger Hoffnung begrüßt, wenn auch diese Hoffnung oftmals getäuscht wird. Aber die Meinungen und Vorschläge, die uns geboten werden, stimmen nicht alle unter einander überein; darum thut bei der Wichtigkeit des Gegenstandes eine ernste Prüfung Noth.

Mit verhältnißmäßig wenigen Ansnahmen ist wohl dies die allgemeine Ueberzeugung, daß die unumstößliche Grundlage der Kirche die heilige Schrift ist. Freilich ist in derselben nicht Alles Lehre; ihrem größten Bestandtheile nach enthält sie Geschichtserzählung. Mag diese nun bei dem damaligen unvollkommenen Zustande der Geschichtsschrei

bung auch nicht überall ein treues Abbild des wirklich Geschehenen, sondern vielfach mit Sagen und dichterischen Stücken durchwebt und durch die Unsicherheit der Erinnerung entstellt sein, mag auch das ge= fammte alte Testament, insofern es nur einem unvollkommenen, vorbereitenden Zustande der Gotteserkenntniß angehört, nach dem neuen Le= stamente zu beurtheilen und vielfach zu ergänzen und zu berichtigen sein: so sind doch die Lehren Christi, die er uns durch Wort und Beispiel gab, ein Kern von Wahrheit, der heute noch, wie seit Jahrtausenden, in unsrem sittlichen Bewußtsein und in unsrer täglichen Erfahrung seine Bestätigung findet. Wenn z. B. ein Buch des alten Testaments den Esel Bileams reden läßt, wenn auf den Befehl Josua's die Sonne still steht und ihren Untergang verzögert beinahe um einen ganzen Tag, so sind dies Sagen, die ursprünglich wohl aus der dichterischen Ausschmükkung eines bedeutenden Nationalereignisses entstanden und erst allmålig bei der Ueberlieferung von Mund zu Mund als wirkliche geschichtliche Vorfälle betrachtet sind; wenn der unsichtbare, allgegenwärtige Gott im Garten wandelt, als der Tag kühl geworden war, wenn er in menschlicher Gestalt mit zwei andern Männern den Abraham besucht, bei ihm ißt und mit ihm redet, wenn er hinabfåhrt gen Sodom, um zu sehen, wie es dort steht, wenn Moses und die 70 Aeltesten auf dem Berge Sinai den Gott Israels sehen: so sind dies eben die ersten kindlichen, sinnlichen Vorstellungen, die das israelitische Volk sich von Gott und seinem Wirken machte, und der Glaube an diese Dinge kann nicht das Mindeste beitragen, um eine fromme, sittliche Gesinnung im Menschen hervorzurufen und zu fördern. Jener Kern der Bibel aber, den ich vorher bezeichnet habe, ist die eigentliche Quelle des religiösen und sittlichen Lebens der gesammten Nation; dies fühlt dieselbe auch, darum betrachtet sie die Bibel als ihren besten Hausschaß und Familienfreund in guten, wie in bösen Tagen.

II.

Es sind auch einzelne Stimmen laut geworden, die die Bibel im Ganzen für etwas Veraltetes erklären, indem der menschliche Geist ja doch beständig fortschreite und darum heute einen weit höheren und vollkommneren Standpunkt einnehme, als vor 2000 Jahren. Dieser allgemeine Sag, auf den sie ihre Behauptung gründen, ist ein unumstößlicher Erfahrungssag; es kommt nur noch darauf an, welche besondere Anwendung er in diesem bestimmten Falle erleidet: denn die Wirklichkeit ist nie ein reiner, glatter Abdruck solcher allgemeinen Säge, sondern in jedem einzelnen Zweige des Lebens ist auch ein eigenthümlicher Entwickelungsgang. Es handelt sich hier um die Erkenntniß der religiösen und sittlichen Wahrheit, um die vollständige Verbreitung derselben unter dem gesammten Menschengeschlecht und ihre allgemeine Bestätigung im Leben, und wie jener allgemeine Grundsaß aus der Erfahrung hervorgegangen ist, so wird ihr auch in diesem besondern Falle die entschei

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