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Niemand storen und kränken in der Ausübung seiner Religion; sie wollen Niemand verdächtigen, wenn er nur aufrichtigen Herzens ist daß er auf einem Irrwege sich befinde; sie wollen Niemand hassen, weil er anders denkt, wie sie. Aber sie wollen das, was sie Andern als das heiligste Recht des Menschen zugestehen: zu glauben und zu denken nach eigener Befähigung und Kraft das wollen auch sie für sich in Anspruch nehmen; sie wollen freie Entwickelung aus sich selbst, um durch die Geschichte dermaleinst darthun zu können, was fie in Wahrheit gewollt; sie wollen endlich, daß wenn der Weg zum Heil, den sie wandeln, ein anderer ist als der ihrer Widersacher, daß Niemand ohne Urtel und Recht sich anmaße, sie zu beschuldigen, sie gehen den Weg der Sünde und des Wahns, der zum Verderben führt. Das wollen sie und das hoffen sie zu erringen. J. Koeller.

Glauben und Wissen.

Von Nees v. Esenbeck.

Es war eine Zeit, wo die Frage nach dem Verhältnisse des Glaubens zum Wissen von der Philosophie angeregt wurde. Das war damals,

als mit Kant und Fichte das Denken zu sich kam und über sich selbst zu denken anfing. Die Theologie, die an dergleichen nicht gewöhnt war, glaubte einem solchen Thun auf den Grund zu schauen und erblickte daselbst den leibhaftigen Atheismus, und zwar nackt und ungeschminkt, und ohne den poetischen Heiligenschein, mit welchem er bis dahin von Zeit zu Zeit unter den Menschen erschienen war. Gegen eine solche Denunciation lehnte sich aber die Philosophie auf und verlangte, daß die Theologie ihr Rede stehe, und ihren neuen Glauben vom Atheismus der Philosophie vor der Vernunft rechtfertige.

Nun hat es aber damit eine eigne Bewandtniß. Vor der Vernunft besteht nämlich nichts, als das Vernünftige; das Vernünftige aber ist der wahre Gedanke oder der wahre Begriff. Der Glaube mußte also, wollte er seine Behauptung, daß er den Atheismus gesehen habe, vor der Vernunft wahr machen, sich selbst erst in einen Gedanken vers wandeln, oder, wenn er dieses nicht aus eigner Kraft konnte, sich einer Vernunftoperation unterwerfen, wodurch ihm die Zunge gelöst wurde, und er mit ihr auf diese Weise zu reden fåhig wurde, denn bis dahin redeten beide eine ganz verschiedene Sprache. Glauben und Wissen verstanden kein Wort von einander.

Wenn z. B. der Glaube sagte: ich glaube an Gott, den Vater, oder an dessen Sohn, oder an die Jungfrau Maria, u. s. w., so wollte er damit zu erkennen geben, daß er auf eine ganz andere Weise mit dem Genannten bekannt sei, als die, welche behaupteten, daß sie wohl wüßten, was man davon sage und denke, und wie sich diese Sage und Meinung eigentlich begeben habe; außer diesem ihrem Wissen von der

fraglichen Sache verspürten sie aber nichts weiter in sich, glaubten auch, daß sie weder sich noch Andere damit viel weiter bringen würden, wenn fie auch wieder und immer wieder dasselbe denken wollten. Darauf mußte nun der Glaube repliciren, und konnte nicht anders, als der Vernunft, die so philosophirte, antworten: was sie von seinem genannten Inhalte sage, sei, soweit es sich etwa denken lasse, ganz richtig und auch wahr; aber es sei noch nicht Alles; es sei noch etwas übrig, was sich wohl fagen, ja gewissermaßen wissen, aber nicht denken lasse, wie wenn Einem z. B. bei hellem, lichtem Tage ein Geist erscheine, den er mit leibhaftigen Augen gesehen zu haben gewiß sei, die Andern aber müßten behaupten, das sei gegen alle Vernunft und ganz unvernünftig, weil nach Vernunft und Erfahrung die Geister nur bei Nacht · - je finstrer die Nacht sei, desto besser zu sehen seien, nicht aber beim Scheine der Sonne.

Darüber kamen denn Glauben und Wissen in Unfrieden auseinander, weil dieses an der Ehrlichkeit und Vernunft des Glaubens zweifelte, der Glaube aber die Vernunft für so blind und erbårmlich hielt, daß sie selbst am hellen Tage nichts sehe.

Um dieses bedenkliche Thema drehten sich damals die Schriften tüchtiger Männer, die meist verschollen sind, ich meine die Schriften, nicht die Namen Fichte, Jacobi, Görres, Eschenmayer u. A., die in jener Zeit den Streit des Glaubens und des Wissens anregten.

Der Glaube und das Wissen standen einander entgegen als zwei Mächte, welche, für sich geschieden, gleiche Ansprüche auf das ganze Menschengeschlecht machten; jede derselben behauptete: ihr gehöre es ganz. Und weil dieses widersinnig, das Menschengeschlecht aber ein für alle Male da und sich seines lebendigen Daseins auch ohne die Noth des Glaubens und Wissens sicher bewußt und gewiß war, so achteten die Menschen bald nicht weiter auf den Streit, der um ihren Besit geführt wurde, dichteten und trachteten unter einander, wie sie reich würden an Macht, an Kunst und an allen Gütern ihres wohlgeordneten Beisammenseins.

Der Glaube vergißt Anderes und sich leicht. Aber die Philosophie, diese Polizeipräsidentin der Wahrheit, vergißt nichts, was ihr je zum Aergerniß gereichte; hat sie's nicht mehr im Kopfe, so hat sie's doch in den Listen und findet's wieder darin, wenn der Zugwind der Zeit die Blåtter zum Zeitvertreib umwendet.

Die Philosophie kam also auch wieder auf den Glauben zu denken und zu sprechen, und da sie jezt allein auf dem Plane war, der Glaube aber nur wie eine Sage der Vorzeit vor ihrer Betrachtung lag, so wurde sie diesmal besser mit ihm fertig und kam weiter als zu des fel. Jacobi's Zeiten. Sie zeigte uns: der Glaube sei in vielen Stücken ganz vernünftig, und was er sage, könne man leicht verstehen und nur begrei

fen, nur sei Vieles darunter nicht wahr, und lasse sich nur als unwahr und als Irrthum begreifen. Insoweit also sei der Glaube,

wie wir Alle, als ein Gemenge aus Vernunft und Unvernunft ganz begreiflich und im Grunde so vernünftig wie wir; er gebe sich nur einen besondern Namen und sei eigentlich eine Art bornirter Vernunft, der es nur an dem nöthigen Verstande gebreche.

Außerdem aber habe der Glaube einen Sparren zu viel und meine, ,,es fei noch etwas Besonderes an ihm, oder vielmehr hinter ihm, was ihn erst recht zu Etwas mache; was man aber von ihm wisse und sage, das sei nichts, und er bleibe auch ohne dieses doch, was er sei.“ Nun, meinte die Philosophie, müsse man nur recht zusehen, ob so etwas da sei, und was da hinter dem Glauben stecke und nicht heraus könne, oder nicht heraus wolle. Håtte man das heraus und hatt's nur erst eben so gut schwarz auf weiß in der Wissenschaftslehre wie das Andere, was man bereits von ihm heraus habe, so sei der ganze Glaube im Lichte der Wissenschaft ausgelegt und nachgewiesen. Und das war sehr gut.

Weil aber die Wissenschaft sich ganz allein an's Werk begeben, und sich ganz allein dabei im Auge hatte, so kam doch wieder etwas Einsei= tiges und Unrechtes, wir möchten sagen:,,etwas Klösterliches" dabei heraus.

Als nämlich die Wissenschaft die Gardine von dem Glaubensschrein hinweggezogen und in sein Allerheiligstes geblickt hatte, sagte sie: Aha! Ist's nichts weiter, als dieses? das habe ich långst gewußt, und ohne dies für mich erkannt gehabt! Wir wissen nicht nur jest, sondern wir haben immer gewußt, was der Glaube aus purer Dummheit, Unklarheit und Unmündigkeit nicht begreift, und auch ewig nicht begreifen kann, weil er sonst so vernünftig wie die Wissenschaft selbst sein würde. Sagen wir ihm das, daß er sich schäme und heimgehe. Die Wissenschaft ist das Licht und das Leben allein. Sie hat auch den Glauben erkannt und hat seine Dummheit in Weisheit verwandelt; der Glaube ist nicht mehr, denn er ist Wissen geworden! Laute Acclamation! Der Glaube aber sagte kein Wort, schien weder von Gesezestiteln zu seinen Gunsten, noch von der Presse etwas zu wissen, - er schlief fest und glaubte von sich zu träumen.

So erwuchs ein System des Denkens, welches den Glauben, wie er im Denken, und wie er ein Gedanke ist, nachwies als einen Zustand, der in Erkenntniß aufgelöst verschwindet, wie die Nacht durch die Morgendämmerung in den Mittag eingeht und in ihm so durch und durch beleuchtet da ist, daß man schwören sollte, sie sei ganz und gar nichts mehr, bis sie sich mit den Abendschatten wieder ankündigt und die Philosophen und Andere mit weichen Armen zur Ruhe bringt, und ihre Blumendüfte über sie ausgießt und, wenn sie einschlummern, sie mit dem Kusse ihrer weichen Lippen berührt und ihnen zuflüstert: „ich bin doch da, und bin Etwas.“

Das Denken, das den Glauben in seinem Wissen aufhob und das ,,Wissen vom Glauben" an dessen Stelle feste, hatte ihn wieder, wie vormals, nur halb genommen, dieses Mal aber gar schlafend. Daher

konnte es unbedenklich dessen Sinne in ein Wissen verwandeln, und ihn noch dazu so nehmen, wie er sich gewöhnlich giebt, — nämlich als ein Glauben an Etwas, und zwar, im ganz gewöhnlichen Sinne, als ein Glauben an etwas Heiliges, Göttliches, an Gott nach gewissen historischen Angaben, welche man annimmt, ohne sie mit dem Denken anzutasten, an die man eigentlich allein glaubt, und von denen aus man dann weiter wieder denkt und thut, wie sonst in gewöhnlichen Dingen, mit dem einzigen Unterschiede jedoch, daß Alles, was unter der Glaubens-Gardine gedacht wird, ein Erhabnes, Reines, Göttliches, also mit dem Eins ist, was die Philosophie Idee nennt.

Dieses, daß man das Heilige weiß und nur an die Offenbarungsweise, an den Bericht von dem Heiligen, glaubt, daß man also an etwas glaubt, das an sich nicht heilig ist, sondern nur Schrift und Wort, das man also dem Denken unterordnen dürfte, ohne sich an dem Heiligen selbst zu vergehen, über das man aber kein Denken gelten lassen will, - dieses macht den Glauben zum Religions glauben, und so nahm ihn die Wissenschaft, als sie ihn zur Vernunft brachte.

Es wåre dabei etwas zu berücksichtigen gewesen: die Redensart:,,an Etwas glauben" ist eigentlich im Deutschen, ja überhaupt, unrichtig und durch die Religionsschriften des Christenthums aus hebraisirendgriechischen Quellen gång und gebe geworden. Wenn Christus in Bezug auf sich selbst spricht: glaubt mir, (der ich lebendig, und rein, und wahrhaftig und meiner selbst gewiß vor Euch stehe), so läßt ihn der Bericht dafür sagen: glaubt an mich, was die deutsche Sprache durch eine Interpretation zu verstehen sucht, durch diese aber erst recht falsch oder vielmehr gar nicht versteht, indem sie dem lebendig gegenwärtigen Gewißsein von einer gegenwärtigen Person oder deren notorisch gewissen Zeugen etwas unterschiebt, was weder Wissen noch Gewißheit ist, oder je Wissen werden soll, sondern was, um es bildlich klar vor Augen zu stellen, den,,wie gegenwärtig Gewissen" vielmehr als den Nie-Gegenwärtigen, endlos Fernen zu erkennen und vor sich zu haben gebietet.

Wenn das Wissen diesen Widerspruch im Ausdrucke des Religionsglaubens als das ganze Wesen des Glaubens betrachtet, so hebt es damit allerdings diese Art des Glaubens auf. Dieser Glaube war nie Fleisch und Blut, er hatte nie ein lebendiges Sein, soviel er auch Leben getödtet und Blut vergossen hat. Von ihm unbeeinträchtigt, kann die Philosophie das Universum ihrer Gedanken auferbauen, ihren Gott ganz in ihr Wissen einschließen und das Blatt dieses ihres Evangeliums bis zum Rande vollschreiben. Aber wenn sie's vollbracht hat, steigt die Zwillingsschwester, die milde, labungsvolle, daseinsreiche Nacht herauf und lächelt, und löscht das legte Lämpchen aus; das Buch der Weisheit ist dann unlesbar; uns bleibt nur noch der Glaube an sein Dasein nach dem, was wir davon in Gedanken behalten haben, und was wir aus uns selbst von nun an besißen würden, wenn auch die Tradition

von dem Buche der Weisheit wirklich falsch gewesen sein sollte. Wie Tag und Nacht, so verhalten sich zu einander die Gedanken der Menschen und ihr Inhalt. Was aber beide ewig waltend und webend. vereint, was beider wahre und wirkliche Wahrheit ist, ist das Leben. Das hat wohl einer unserer Philosophen gefühlt, als er sagte: das Blatt des Wissens ist vollgeschrieben. Schade, daß er hinzuseßte: er wolle nun die Philosophie des Seins, der Existenz auf die andere Seite schreiben! Also doch wieder schreiben! Das Leben läßt sich nicht schreiben, und Christus hat auch nicht geschrieben.

Das Wissen, das den Glauben dadurch, daß es ihn ganz weiß, vernichtet zu haben behauptet, hat sich nur einen Glauben zum Vernichten geben lassen, und hat des Glaubens Wesen nicht erkannt.

Der Glaube, welcher an etwas glaubt, ist nicht der Glaube, welcher, des Wissens ebenbürtiger Diskurenbruder, dessen vollen Inhalt ausmacht, er ist nicht der Glaube, welcher Berge versest.

Es soll hier nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden, was der Glaube seinem Wesen nach sei, und was das Wissen wesentlich vom Glauben unterscheide. Halten wir uns lieber, nachdem wir eingesehen haben, daß die Philosophie, welche den Glauben aufhebt, nicht diesen selbst, sondern nur eine Form oder Erscheinungsweise desselben aufhebt,

halten wir uns lieber an das Verhältniß des Glaubens zum Wissen, wie beide uns aus dem Leben bekannt, und wie sie nur die beiden Seiten des Lebens selbst sind, wodurch sich dieses dem Selbstbewußtsein des Menschen offenbart.

Das Leben geht nur auf Wahrheit und Wirklichkeit des Daseins. Die lebendige Pflanze, das lebendige Thier, der wirklich lebendige Mensch, ich meine: der Mensch, der nicht bloß gläubig betet, und nicht bloß in der Studirstube denkt und schreibt, sondern der Mensch, der ein lebendiges Menschenleben mit allen seinen Leiden und Freuden lebt und in diesem seinem Leben sein Selbstbewußtsein hat, — alle diese, der Inbegriff aller uns bekannten lebendigen Wesen, stellen nur immer sich selbst her und gehen nur darauf aus, das Gesez ihres Daseins in's Leben zu rufen! Jede Pflanze, jedes Thier, jeder Mensch ist für sich nur ein einzelnes Wesen, aber jedes geht auf die Erhaltung seiner Gattung, auf die Verewigung seines Naturbegriffs, nicht etwa bloß in Gedanken, so daß etwa ihr Namen in einem Gedankensysteme stehe, sondern in lebendiger Wirklichkeit, so daß nie ihres Gleichen aussterbe, sondern immer im Dienste des Ganzen da sei. Die einzelne Pflanze, das einzelne Thier, der einzelne Mensch geben sich hin in den Tod, aber ihr Werk ist ihr Leben, das entspringt aus ihnen und vertritt sie im Ganzen wieder als ihre neu erwachende Jugend bis in's tausendste Glied. Immer dasselbe Leben, nur in andern Lebendigen! Im Menschen aber ist das höchste Leben seiner selbst bewußt, und dieses nur unterscheidet den Menschen von andern lebendigen Wesen. Wir drücken diesen Unterschied in besserer Weise so aus: der Mensch ist ein lebendiger

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