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Je mehr dann mit ihrem Gewicht die Wahrheit auf uns liegt, desto sorgfältiger wollen wir uns an ihr messen.

Wie gern hegt die Kirche, deren Glieder wir sind, die Hoffnung: es sei die Verwerflichkeit alles lieblosen Wesens uns klar worden, es habe sich die Pflicht dem Schuldner zu verzeihen in unser Herz geprägt, es werde das Verhältniß worin die Feindesliebe zur Seligkeit stehe erkannt: aber die Früchte davon, zeigt sie unser Leben? Stehen wir sanftmüthig dem Beleidiger gegenüber? Vergeben wir wie Gott vergiebt?

Und ob du ein Herz habest, das großes Unrecht mit großer Geduld trågt: macht auch das Heer kleiner Fehler, mit denen das Haus- und Umgangs-Leben die Geduld heimsucht, dich nicht mehr verdrießlich? Der Mitmensch soll eher müde werden zu sündigen, ehe du måde wirst zu verzeihen? Bist du so weit?

Es soll nicht aussehen wie Liebe, es soll Liebe seyn, wenn du die Hand der Versöhnung bietest; das Herz soll die Hand ausstrekken. Mehr sollst du können gegen übelwollende Menschen, als ihnen einen Dienst leisten, eine Wohlthat erweisen; du sollst Zutrauen haben zu ihrer Besserung und durch Zutrauen sie besiegen. Ueberhaupt nicht in einzelnen Thaten die du ihnen zuzåhlest, noch in einzelnen Worten, die du ihnen zuwägst wie auf der Goldwaage, soll dein Verhältniß zum Feinde sich kund geben. Gesinnung werden soll deine Sanftmuth. Bist du sanftmüthig gesinnt: dann verläugnest du auch wenn du zürnen mußst, die Sanftmuth nicht. Nicht dahin blos kommen soll die widerstrebende Natur, daß sie den um Geduld bittenden anhört und seine Bitte

erfüllet: auch das Fragen soll sie verlernen:,,Herr, wie oft muß ich dem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug, fiebenmal? Ich sage dir: nicht siebenmal, antwortet der Herr, siebenzig Mal siebenmal sollst du zur Schulderlassung bereit seyn. Dich soll kein Uebelwollen mehr anstekken, kein Unglimpf mehr erbittern, kein Haß mehr verleiden wieder zu hassen. Die Liebe, die alles glaubt, hofft, duldet, überwindet, soll dich so lange lehren feurige Kohlen zu sammeln auf des Feindes Haupt, bis du es ganz und gar inne hast. Hast du es ganz und gar inne?

Das sind nicht die Stillen im Lande, die von der Welt zurükgezogen leben. Die Wahrhaftstillen sind diejenigen, die mitten.in der Welt vom Wesen der Welt sich entfernt halten und selbst wenn sie Macht und Gelegenheit Rache zu nehmen in Hånden haben mit keiner Handlung sich beflekken, welche wider die Liebe wåre. Haben wir es dahin gebracht?

Selbstbetrug ist bei aller Selbstbeurtheilung möglich. Doch nirgend ist mehr Selbstbetrug unter den Menschen als in dem was sie ihre Feindesliebe nennen. Bald soll schon die Fassung so heissen, womit sie den Gegner ertragen, bald schon die Klugheit, womit sie ihm ausweichen, bald schon die Gleichgültigkeit, womit sie ihn sich selbst überlassen, bald schon die Feinheit, womit sie ihn beschämen. Und wie oft gilt auf diese Weise für Feindesliebe was bloße Eigenliebe ist! Prüfen lasset uns im Lichte der Wahrheit, welche die Schriftworte vergegenwärtigen, wie es in unserem Herzen stehe.

Ob Selbstverblendung auch für Augenblikke tåuschen mag, wie sie den Unwürdigen täuschte, dem so große Barmherzigkeit wiederfahren war: lange dauert der Betrug nicht. Am wenigsten betrügen läßt sich der große Haufe Zeugen, den wir um uns haben. Der Mensch ohne Erbarmen hat nicht Gott allein gegen sich. Er hat die Welt gegen fich. Auch seinesgleichen in der Gesinnung hat er gegen sich. Er hat so viel Gegner im Urtheil als Gefährten im Leben. Betrachtet das evangelische Bild. Die Mitknechte sind es, welche über den Unglüklichen, der kein Erbarmen beweisen wollte, so ihm doch lauter Erbarmen wiederfahren war, die Verdammniß herbeiführen.

So zittre denn unser Herz vor Regungen, mit denen wir nicht auf dem Wege zum Reich sind. Der aber ist nicht auf dem Wege, der ausser der Liebe wandelt. Und es kann ihn kein anderer Spruch treffen, als den das Bild zur Unterschrift hat:,,Also wird euch Mein himmlischer Vater auch thun, so ihr nicht vergebet von euren Herzen ein Jeglicher seinem Bruder seine Fehle".

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10.

Das Reich: unser Wachen.

Das Reich, obwohl Gabe Gottes, verlangt die Menschen in einer Verfassung, durch die sie der Gabe würdig seien, und diese Verfassung ist nichts anders als eine über Söldlingssinn erhabene, mit Buße und Glauben beginnende, in Glaube und Liebe sich entwikkelnde, sich erweisende, sich steigernde Thätigkeit.

Darum duldet das Reich keine Schläfer,

Zwar behauptet das Pfalmwort:,,Seinen Freunden giebt Er's schlafend". Und siehe! Er hat es uns schlafend gegeben. Wir schliefen unter dem Mutterherzen: der Heiland wachte, und die Kirche, zu unserem Empfang, stand offen. Wir schliefen uns durch die Taufe, wir schliefen uns durch die Kindheit: der himmlische Aufseher wachte und schlafend nahm uns der heilige Bund auf. Nachdem Er uns aber aufgenommen, hat Er gesorgt, wie Er allmålig in uns erwekke das Bewußtseyn von unserem Zeitleben als einem Anfang ewiger Entwikkelungen. Die Jahre des ersten Religionsunterrichts haben hiemit anfangen müssen; und was sie angefangen, haben Erfahrungen, haben Uebungen, haben

Prüfungen, haben Anfechtungen, haben Erschütterungen aller Art fortgesetzt.

Seitdem wachen wir nun. Wir wissen, was rechts und links ist. Leben und Tod, Fluch und Segen sind uns vorgelegt; und wir haben die Wahl.

O wohl uns, wenn wir hell wachen! wenn es der Kirche, die nun schon durch Jahrtausende predigt: die Stunde sei da, aufzustehen vom Schlaf! und diese Mahnung auch unter uns zu wiederholen nicht müde werden kann, gelungen ist, uns wach zu erhalten, ja; unsre Wachsamkeit, so wie wir ålter geworden sind, zu erhöhen!! Wohl uns!

Denn, soll das Kleinod, das wir schlafend überkamen, das Reich, unser Eigenthum wirklich werden; soll Anwartschaft in Besit sich verwandeln; soll der Besitz ein ewiger seyn: so müssen wir wachen. Hieran will die Schrift erinnern.

Luc. 12, 35-44.

,,Lasset eure Lenden umgürtet seyn und eure Lichter brennen, und seid gleich den Menschen die auf ihren Herrn warten, wenn er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf daß, so er kommt und anklopft, sie ihm alsbald aufthun. Selig sind die Knechte, die der Herr, so er kommt, wachend findet. Wahrlich! Ich sage euch, er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tische sehen und vor ihnen gehen und ihnen dienen. Und so er kommt in der andern Wache

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