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Vorrathshäuser voll Öl und Thran mit ergriffen wurden. Achthundert der schönsten Häuser ftürzten ein oder mußten niedergeriffen werden. Da sah man auch, wie es am Abend leicht anders werden kann, als es am frühen Morgen war, nicht nur mit einem schwachen Menschen, sondern auch mit einer großen und volkreichen Stadt. Der König von Holland segte sogleich ein nahmhaftes Geschenk auf jeden Menschen, der noch lebendig gerettet werden konnte. Auch die Todten, die aus dem Schutt hervorgegraben wurden, wurden auf das Rathhaus ge= bracht, damit sie von den Ihrigen zu einem ehrlichen Begråbniß konnten abgeholt werden. Viele Hülfe wurde geleistet. Ob= gleich Krieg zwischen England und Holland war, so kamen doch von London ganze Schiffe voll Hülfsmitteln und große Geldsummen für die Unglücklichen, und das ist schön— denn der Krieg soll nie in's Herz der Menschen kommen. Es ist schlimm genug, wenn er außen vor allen Thoren und vor allen Scchafen donnert.

Schlechter Lohn.

Derselbe.

Als im lezten preußischen Krieg der Franzos nach Berlin kam, in die Residenzstadt des Königs von Preußen, da wurde unter Anderm viel königliches Eigenthum weggenommen und fortgeführt oder verkauft. Denn der Krieg bringt nichts, er holt. Was noch so gut verborgen war, wurde entdeckt und Manches davon zur Beute gemacht, doch nicht Alles. Ein großer Vorrath von königlichem Bauholz blieb lange unverra= then und unversehrt. Doch kam zulegt noch ein Spizbube von des Königs eigenen Unterthanen, dachte, da ist ein gutes Trinkgeld zu verdienen, und zeigte dem französischen Commandanten mit schmunzlicher Miene und spigbübischen Augen an, was

für ein schönes Quantum von cichenen und tannenen Bauståm= men noch da und da beisammen liege, woraus manch tausend Gulden zu lösen wåre. Aber der brave Commandant gab schlechten Dank für die Verråtherei, und sagte : « Laßt ihr die schönen Bauståmme nur liegen, wo sie sind. Man muß dem Feind nicht sein Nothwendigstes nehmen. Denn wenn euer König wieder in's Land kommt, so braucht er Holz zu neuen Galgen für so ehrliche Unterthanen, wie Ihr einer seyd.

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Das muß der rheinländische Hausfreund loben, und wollte gern aus seinem eigenen Wald ein paar Ståmmlein auch her= geben, wenn's fehlen sollte.

Kannitverstan.

Derselbe.

Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, in Emmendingen und Gundelfingen, so gut als in Amsterdam Betrachtungen über den Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel gebratene Tauben für ihn in der Luft herum fliegen. Aber auf dem seltsamften Umweg kam ein deutscher Handwerks bursche in Amsterdam durch den Irrthum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntniß. Denn als er in diese große und reiche Handels-Stadt, voll prächtiger Häuser, wogender Schiffe und geschäftiger Menschen gekommen war, fiel ihm sogleich ein großes und schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner gan= zen Wanderschaft von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keines erlebt hatte. Lange betrachtete er mit Verwunderung dieß kostbare Gebäude, die 6 Kamine auf dem Dach, die schönen Gefimse und die hohen Fenster, größer als an des Vaters Haus daheim die Thür. Endlich konnte er sich nicht enthalten, einen Vorübergehenden anzureden. « Guter Freund, redete er ́ihn

an, könnt ihr mir nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dieses wunderschöne Haus gehört mit den Fenstern voll Tulipa= nen, Sternenblumen und Levkoien? »—Der Mann aber, der vermuthlich etwas Wichtigeres zu thun hatte, und zum Unglück gerade so viel von der deutschen Sprache verftand, als der Fragende von der holländischen, nåmlich Nichts, fagte kurz und schnauzig : Kannitverstan; und schnurrte vorüber. Dieß war ein holländisches Wort, oder drei, wenn man's recht be= trachtet, und heißt auf deutsch soviel, als: Ich kann euch nicht verstehn. Aber der gute Fremdling glaubte, es sey der Name des Mannes, nach dem er gefragt hatte. Das muß ein grundreicher Mann seyn, der Herr Kannitverstan, dachte er, und ging weiter. Gaß aus Gaß ein kam er endlich an den Meerbusen, der da heißt: Het Ey, oder auf deutsch : das Ypsilon. Da stand nun Schiff an Schiff, und Mastbaum an Maft= baum; und er wußte anfänglich nicht, wie er es mit seineu zwei einzigen Augen durchfechten werde, alle diese Merkwürdigkeiten genug zu sehen und zu betrachten, bis endlich ein großes Schiff seine Aufmerksamkeit an sich zog, das vor Kur= zem aus Ostindien angelangt war, und jezt eben ausgeladen wurde. Schou standen ganze Reihen von Kiften und Ballen auf- und nebeneinander am Lande. Noch immer wurden mehrere herausgewälzt, und Fåffer voll Zucker und Kaffee, voll Reis und Pfeffer, und falveni Mausdreck darunter. Als er aber lange zugesehen hatte, fragte er endlich einen, der eben eine Kiste auf der Achfel heraus trug, wie der glückliche Mann heiße, dem das Meer alle diese Waaren an das Land bringe.

Kannitverstan, » war die Antwort. Da dachte er : Haha, schauf's da heraus? Kein Wunder, wem das Meer solche Reichthümer an das Land schwemmt, der hat gut solche Haufer in die Welt stellen, und solcherlei Tulipanen vor die Fenfter in vergoldeten Scherben. Jezt ging er wieder zurück, und

stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich selbst an, was cy für ein armer Mensch sey unter so viel reichen Leuten in der Welt. Aber als er eben dachte: Wenn ich's doch nur auch einmal so gut befame, wie dieser Herr Kannitverstan es hat, fam er um eine Ecke, und erblickte einen großen Leichenzug, Vier schwarz vermummte Pferde zogen einen ebenfalls schwarz überzogenen Leichenwagen langsam und traurig, als ob sie wüßten, daß sie einen Todten in seine Ruhe führten. Ein langer 3ug von Freunden und Bekannten des Verstorbenen folgte nach, Paar und Paar, verhüllt in schwarze Mäntel, und ftumm. In der Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jegt er= griff unsern Fremdling ein wehmüthiges Gefühl, das an keinem guten Menschen vorübergeht, wenn er eine Leiche sicht, und er blieb mit dem Hut in den Hånden andächtig stehen, bis Alles vorüber war. Doch machte er sich an den Legten vom Zug, der eben in der Stille ausrechnete, was er an feiner Baumwolle gewinnen könnte, wenn der Zentner um 10 Gulden aufschlüge, ergriff ihn fachte am Mantel, und bat ihn treuberzig um Erküfe. « Das muß wohl auch ein guter Freund von euch gewe= sen seyn, sagte er, dem das Glöcklein läutet, daß ihr so betrübt und nachdenklich mitgeht. » Kannitverstan! war die Antwort. Da fielen unserm guten Tuttlinger ein paar große Thrånen aus den Augen, und es ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht um's Herz. Armer Kannitverstan, rief er aus was haft du vun von, all deinem Reichthum? Was ich einft von meiner Armyth auch bekomme ; ein Todtenkleid und Leintuch, und von allen deinen schönen Blumen vielleicht einen Rosmarin auf die kalte Brust, oder eine Raute. Mit diesen Gedanken begleitete er die Leiche als wenn er dazu gehörte, bis an's Grab, sah den vermeinten Herrn Kannitperftan hinabfenten in seine Ruhestätte, und ward von der holländischen

Leichenpredigt, von der er kein Wort verstand, mehr gerührt, als von mancher deutschen, auf die er nicht acht gab. Endlich ging er leichten Herzens mit den Andern wieder fort, verzehrte in einer Herberge, wo man deutsch verstand, mit gutem Ap= petit ein Stück Limburger Kåse, und, wenn es ihm wieder einmal schwer fallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich seyen, und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff und an fein enges Grab.

Kindliche 3årtlichkeit.

Derselbe.

2

In Valencia, an dem Fluffe Guadalaviar, erhob sich ein altes, romantisches Schloß, in arabisch-gothischem Geschmacke, das Almanfor, einer der berühmtesten maurischen Helden, erbaut hatte. Nach ihm nannte es die Nachwelt Kaftell-Mansor. Seine hohen Thürme spiegelten sich riesenmåßig in dem vorbei= fließenden Strome, und warfen bei untergehender Sonne ihre Schatten weit über das gegenseitige flache Ufer. Ein dicker, dunkler Wald zog sich um seinen Rücken, und nur ein fteiler, mühsamer Pfad führte zu seinem eisernen Thore, deffen Eingang zwei koloffalische Bildfäulen von Basalt zu bewachen schienen. Jeben, der aus dem feierlichen Dunkel des Waldes her= vortrat, und sie zum ersten Male erblickte, überraschte ihr drohender, furchtbarer Anblick. Die nahe ftehende, aus Felsenftücken erbaute Moschee, um die man, sie vor der Zerstörung der Chriften zu bewahren, eine große, nun mit Moos und Ge= ftrauchen bewachsene Maffe von Ruiner aufgeführt hatte, ftimmte die Seele des Wanderers zu tiefem Nachdenken über

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