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Die erste Dynastie von Babylon.

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Sie beginnen mit einer Dynastie von elf Königen, deren Namen diese deutlich als Kanaanäer kennzeichnen 1). Aus ihrer Zeit haben wir jetzt bereits nach hunderten zählende Urkunden des Geschäftslebens, zu denen auch eine Anzahl Briefe kommen, die uns einen tiefen Einblick in das Gesellschaftsleben Babyloniens während der Blütezeit der kanaanäischen Einwanderung gewähren. Während in Südbabylonien die Eroberer sich den Formen des babylonischen Lebens bereits mehr angepasst haben, tritt hier rein kanaanäisches Wesen noch deutlich in Namen und Sprache zu Tage. Die Beeinflussung 2) des Babylonischen durch die Sprache dieser neuen Herren, sowie die rein kanaanäischen Eigennamen sind die ältesten kanaanäischen Sprachzeugnisse, welche wir besitzen und wol je besitzen werden. Was wir aus diesen Urkunden kennen lernen, entspricht der Anschauung und dem Wesen des vorisraelitischen Kanaan. Man kann hier feststellen, wie die Anschauungen der Eroberer das alte babylonische Wesen durchsetzt haben. Besonders deutlich tritt uns das in den Götterkulten entgegen; denn hier haben die neuen Götter der Kanaanäer sich neben den alten ihren Platz erobert und sind teilweise unter ihrem Namen, teilweise ihrem Wesen nach Mitglieder des babylonischen Pantheons geworden.

Das kommt im Kulte von Babylon zum Ausdruck, welches wir als »Gründung Sargons ansahen, d. h. das durch diesen zu einer führenden Rolle erhoben worden ist, und unter der neuen Dynastie endgiltig diese Stellung erhält. Der Stadtgott Marduk ist die Frühjahrssonne und sein Gegenstück ist sein »Sohn« Nebo, der Stadtgott des benachbarten Borsippa, welcher die Herbstsonne darstellt3). Der Kult beider entspricht dem kanaanäischen Tammuzkult, welcher den Sonnenlauf in seinen beiden Hauptphasen zur Grundlage hat. Im Gegensatz zur altbabylonischen Auffassung des einheitlichen Sonnengottes, wie er in Nordbabylonien in Sippar gepflegt wird und wir ihn im Süden in Larsa (S. 16) kennen, ist die Kultform oder wenigstens ihre Betonung kanaanäisch.

Die ersten fünf Könige dieser »ersten Dynastie von Babylon«<, wie wir sie im Anschluss an die Listen nennen, sind gleichzeitig mit den letzten Herrschern von Isin und der Dynastie von Larsa. Da die südbabylonischen Könige die Herrschaft über Nordbabylonien in ihrem Titel beanspruchen, so müssen jene also in, allerdings deutlich nur formeller, Abhängigkeit von ihnen gestanden haben. Dazu stimmt, dass in den Datirungen der Urkunden keiner der fünf ersten als König bezeichnet wird 4), während bei den folgenden das die Regel ist.

Vom sechsten König, Hammurabi, haben wir eigene Inschriften und sonstige Nachrichten genug. Er hat Rim-Sin, den letzten König von Larsa, beseitigt und Südbabyloniens Selbständigkeit aufgehoben. Von nun an wird Babylon der Sitz des babylonischen Reichs, das also seinen Sitz in Nordbabylonien hat. »König von Babylon<«<

1) Gesch. Isr. I S. 130.

2) F. II S. 94.

lieferung S. 97 ff.

Über die Eigennamen s. Hommel, Altisraelitische Über

3) Weiteres s. Gesch. Israels II S. 79, Anm. 5.

4) Carl Niebuhr in Mitteil. der Vorderasiatischen Gesellschaft 1896, S. 292.

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Die erste und zweite Dynastie von Babylon.

ist von jetzt an der vornehmste Titel eines vorderasiatischen Herrschers, und für jene Welt wird er das, was der eines römischen Kaisers für das Mittelalter gewesen ist. Hammurabi scheint auch Babylon endgiltig zur Hauptstadt erhoben zu haben. Bis dahin wird die Sonnenstadt Sippar in gleicher Stellung daneben genannt. Die unmittelbaren Zeugnisse für die Beziehungen dieser Dynastie zum Westen sind noch spärlich. Eine Inschrift auf einer Steinplatte scheint Hammurabi in seiner Eigenschaft als »König von Amurru<< zu bezeichnen, ebenso führt sein vierter Nachfolger Ammisadugga 1) (d. i. -) den Titel »König des ausgedehnten Landes Amurru«. Die übrigen Nachrichten in eigenen Inschriften der Könige und in den Briefen der Zeit betreffen babylonische Verhältnisse. Die blossen Eigennamen zeigen aber schon, dass eine gleichartige Bevölkerung vom Mittelländischen Meere bis an das persische Meer sitzt, dass wir also eine Erscheinung hier vor uns haben wie die durch den Islam herbeigeführten Verhältnisse.

Auch Ägypten hat gleichzeitig die gleiche Bevölkerung erhalten; denn die Hyksos sind nach den Angaben Manethos unsere »Kanaanäer«<, und nur durch die Annahme einer Ausdehnung dieser Wanderung können wir die Ausbreitung der gleichen Bevölkerung über Nordafrika erklären. Die Punier müssen durch die gleiche Bewegung in ihre Wohnsitze getragen worden sein 2).

Die Königslisten verzeichnen nach dieser Dynastie eine zweite von ebenfalls elf Königen. Eine Umwälzung der Verhältnisse ist durch die Einteilung bezeugt, über ihr Wesen wissen wir noch nichts Näheres, da bis jetzt Nachrichten und Urkunden aus dieser Zeit so gut wie gänzlich fehlen. Die Andeutungen, die wir haben, deuten auf eine Herkunft aus dem Süden Babyloniens 3). Das Ende dieser Dynastie, deren Regierungsdauer nach der Königsliste 368 Jahre betragen haben soll, fällt in das 17. Jahrhundert.

1) Beide Inschriften F. I S. 197-199. Die Hammurabi-Inschrift enthält wol eine Widmung an die [AN Aš-]ra-tum kallat ŝar(?) Anu d. i. Ašera, die Gattin des Königs (?) Anu oder des Himmelskönigs (kanaanäisch als wiedergegeben). Also eine weitere Erwähnung der Ašera neben ihrem Vorkommen im Eigennamen Abd-Ašrat in Tel-Amarna. Für Weiteres s. Capitel »Geographie<<.

2) Über die Hyksos s. Gesch. Isr. I S. 131. Manetho bezeichnet sie als Araber und Phönicier er ist also in derselben Verlegenheit wie wir, einen passenden Namen zu finden. Sie sind aus Arabien gekommen und entsprechen der phonicischen Bevölkerung Kanaans. Über die Punier und die Unmöglichkeit einer phönicischen Colonisirung des Westbeckens des Mittelmeeres durch >>Handelsfactoreien, wie es die gewöhnliche Vorstellung annimmt, s. F. I S. 421 ff.

3) F. I S. 520, wozu Jensen G. G. A. 1900, 863 den >>König des Meerlandes (Chron. S.) richtig Damik-ili-šu statt Dâmik-Marduk liest.

Die dritte Dynastie, Kassiten (Tel-Amarna).

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Die Liste, der wir von hier an folgen müssen, giebt als dritte eine Dynastie von 36 Königen, welche vom 17. bis gegen Ende des 11. Jahrhunderts geherrscht haben. Die Tatsache einer neuen Dynastie fällt abermals mit einer neuen Einwanderung zusammen. Das betreffende Volk, das Babylonien erobert und seiner Bevölkerung neue Bestandteile beigemischt hat, nennt sich selbst Kaššû, wir bezeichnen die Dynastie danach als kassitisch. Die Eroberer waren weder Semiten noch gehörten sie der kleinasiatischen, »hethitischen<< Gruppe zu, sie können daher nur von Osten, über Elam her eingedrungen sein, müssen also im inneren Asien ihre Heimat gehabt haben. Damit steht im Einklang, dass noch Sanherib mit Resten dieses Volks, die sich im medischen Randgebirge erhalten hatten, gekämpft hat 1). Von ihrer Sprache haben wir in den Eigennamen und einem Wörterverzeichnis 2) Reste, die uns die Fremdartigkeit des Volks bezeugen, eine Zusammenstellung mit einer bestimmten der uns bekannten Rassen aber nicht ermöglichen. Wir müssen uns damit begnügen, eine Teilerscheinung der grossen Völkerwanderungen aus dem inneren Asien festzustellen, über welche wir aus diesem Altertume noch nichts weiter wissen.

Der Westen ist hiervon nicht berührt worden, die Kassiten sind auf Babylonien beschränkt geblieben, sogar Mesopotamien als Mittelstufe des Weges nach dem Westen kam unter »hethitische<< Herrschaft, wie wir noch sehen werden. Unter den Kassiten beginnt der Rückgang der babylonischen Machtstellung.

Es sind kassitische Könige von Babylon, welche auch sonst aus Inschriften bekannt sind, von denen Briefe an Amenophis III. und IV. in Tel-Amarna gefunden worden sind.

Das ständige Zurückgehen der babylonischen Macht, die Besetzung Mesopotamiens und Syriens durch »hethitische Völker, begünstigen seit dem 15. Jahrhundert das Emporkommen eines neuen Staates, der in der Mitte zwischen den beiden auf diese Art entstandenen Grossstaaten gelegen ist: Assyrien. Dessen Wachstum, sein Kampf mit den Nachbarn auf beiden Seiten und sein Hinübergreifen nach dem Westen drücken von nun an der vorderasiatischen Geschichte den Stempel auf.

Babylonien ist nicht mit einem male in die zweite Stellung gedrängt worden. In Assyriens Geschichte werden uns mehrfache

1) Sanherib Taylor-Prisma I 63 ff. KB. II S. 87. Den Volksstamm nennt Sanherib Jasubi-galla (= Jasubi bei Salmanassar II.), das Land Kaššû. Dieser Name wird also von ihm als an der Gegend haftend angesehen. Die klassischen Kossäer hiervon zu trennen liegt kein Grund vor. Ob die Kissier aus Susa dazu zu stellen sind, bleibt offen.

2) Behandelt von Delitzsch, Die Sprache der Kossäer.

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Aramäer und Suti in Babylonien. Die Chaldäer.

Wechselfälle begegnen, welche dem alten Kultursitz am Euphrat wieder die führende Rolle verschaffen, seit der Kassiteneroberung ist aber politisch die Glanzzeit Babylons vorbei. Die aramäische Einwanderung, welche ebenfalls in diese Zeit fällt, scheint in Babylonien weniger politische Folgen gehabt zu haben, den Charakter der Bevölkerung hat sie zweifellos stark beeinflusst. Babylonien scheint jedoch mehr von den Vorläufern und einer Nebenströmung der Aramäer betroffen worden zu sein, welche sich als besondere Gruppen dieser Wanderung abheben. Die ersteren sind die Suti, die letzteren die Kaldu oder Chaldäer, die biblischen Kasdim.

Die Suti begegnen uns in den ältesten assyrischen Inschriften und den Tel-Amarnabriefen noch als die Nomaden der syrischen Steppe, im 11. Jahrhundert sind sie bereits in Babylonien unter Verheerungen eingedrungen. Von den Aramäern und namentlich Chaldäern sind sie dann weiter über den Tigris gegen das medische Gebirge gedrängt worden. Hier im Lande Jatburi, als unruhige Nachbarn Nordbabyloniens, kennt sie Sargon und noch die klassische Überlieferung, welche das Land nach ihnen als Sittakene bezeichnet 1). Ihr Name ist in der biblischen Überlieferung zu Šo'a verunstaltet.

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Weitertragende Folgen hat das Erscheinen der Kaldu (Chaldäer) gehabt. Etwa seit dem 11. Jahrhundert vielleicht früher dringen sie, wol mehr von Ostarabien her, in Babylonien ein, wo sie von Süden nach Norden vorrücken und allmählich das ganze Land überschwemmen. Von nun an hat Babylonien im offenen Lande eine chaldäische Bevölkerung, die unter ihren eigenen Fürsten steht, während den alten Einwohnern, den »Babyloniern<«<, nur die Städte mit dem zugehörigen Gebiete bleiben, ein Gegensatz zwischen Stadtund Landbevölkerung, wie er im Orient häufig wiederkehrt, ja überwiegend bestanden hat. Der Gegensatz der Lebensweise ist zugleich ein nationaler. Er kehrt ebenso wieder in dem der Israeliten (Hebräer) gegen die kanaanäische (amoritische) Bevölkerung, kommt zum Ausdruck in der noch heute geltenden Bedeutung von »Araber<«< als Beduine im Gegensatz zum Stadtbewohner.

So zerfällt das offene Land in eine Anzahl chaldäischer Kleinstaaten, denen als erstrebenswertes Ziel selbstverständlich die Besetzung des städtischen Gebietes und der Stadt selbst mit ihren Schätzen gilt. Es besteht daher ein fortwährender Kampf zwischen

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1) Adad-nirari I Zeile 20. Tel-Amarna Nr. 15. In Babylonien: Nabûaplu-iddin (V R. 60 KB. III 1 S. 175 ff.) Col. I, 6 s. Sargon-Annalen Z. 233. 337. 361 etc. F. I S. 147. Über ihre Erwähnung bei Jesaja s. F. II S. 253 ff.

Der Rückgang Babyloniens, Verlust von Mesopotamien.

den beiden Bestandteilen der Bevölkerung.

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Das höchste Ziel eines

Chaldäerfürsten bildet aber der Besitz von Babylon und der babylonischen Königskrone mit ihrem Anspruch auf die »Weltherrschaft«. So begegnen wir vielfach Chaldäern als Königen von Babylon, die natürliche Gegner der Assyrerkönige sind, welche ihrerseits die Schutzherrschaft über Babylon beanspruchen. Die Folge dieses Gegensatzes ist, dass die Chaldäer gegen die überlegene assyrische Macht bei dem benachbarten Grossstaat Schutz suchen: bei Elam. Seit Babylonien aufgehört hat politisch die erste Stellung einzunehmen, verfällt es der Vorherrschaft der Assyrer oder Elamiter. Während die ersteren »Babylonier« als Könige einsetzen, in späterer Zeit selbst die Königswürde annehmen, sind die Elamiter die Beschützer der Chaldäer.

Durch das Emporkommen Assyriens, welches sich nun zwischen Babylonien und Mesopotamien und damit den Westen schiebt, verliert das erstere an Bedeutung für Kanaan in politischer Beziehung. Es hat seine Ansprüche freilich nicht ohne weiteres fallen lassen, denn der Besitz Mesopotamiens und dann Syriens war ein Haupterfordernis für einen babylonischen Grossstaat, der für seinen Handel den Weg nach den Häfen des Mittelmeeres frei haben musste 1). Die ersten Jahrhunderte assyrischen Emporkommens gelten daher hauptsächlich dem Kampfe um den Besitz Mesopotamiens, den es wechselseitig mit Babylonien teilen muss, und erst der endgiltige Verlust seit etwa 1000 v. Chr. fällt mit Babyloniens politischer Ohnmacht und dem Überwiegen chaldäischer Kleinstaaterei zusammen. Einzelheiten dieser Kämpfe zeigt die Verfolgung der Entwicklung Assyriens. Zur Tel-Amarna-Zeit, wo Assyrien erst beginnt um die Anerkennung seiner Grossmachtstellung zu kämpfen, gilt neben den >hethitischen Mitani, welche Mesopotamien besitzen, Babylonien für die palästinensischen Fürsten und Ägypten noch als derjenige Grossstaat, dessen Absichten auf den Westen in erster Hinsicht zu fürchten sind 2). Es sind sieben Jahrhunderte, welche die Zeit eines Jesaja von der Tel-Amarna-Epoche trennen, Babylon hat während dieser Zeit die Überlieferung seiner ehemaligen Grösse bewahrt, wie es in kultureller Hinsicht seine Bedeutung nie verloren hat. In diesem Zusammenhang will es verstanden sein, wenn die Versuche

1) Vgl. Die politische Entwickelung Babyloniens und Assyriens in > Der alte Orient II 1 S. 20.

2) Tel-Amarna 56; 51; 87. Vgl. F. I S. 149. s. Capitel Tel-Amarna.

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