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Apoc. Joh. 12), sowie die Ehrungen und Nachstellungen, die das neugeborene Christuskind erfährt (Matth. 2; Apoc. Joh. 12) 1).

Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein ähnlicher Mythus über die Geburt Marduks aus der babylonischen Litteratur bis jetzt noch nicht bekannt ist. Dagegen gehören als Parallelen in diesen Zusammenhang die der Kindheitsgeschichte Moses nahestehende Sage von der Geburt und Kindheit Sargon's I KB. III 1 S. 101, wie auch die Sage von der Geburt des babylonischen Königs Gilgamos bei Aelian, Anim. Hist. XII 21. Auch mag in diesem Zusammenhange daran erinnert werden, dass die babylonisch-assyrischen Könige schon in den ältesten Königsinschriften als Kinder der Muttergöttin gelten 2). Namentlich bei Assurbanipal, bei dem auch sonst diese Neigung zur Mythologisirung seiner Person stark hervortritt (s. unten zu Punkt 3 und 4), begegnet mehrfach die Auffassung, dass er ein Kind der Muttergöttin Ištar ist, am drastischsten in dem Wechselgespräch zwischen Assurbanipal und Nebo K. 1285 ), wo es Rev. 6ff. heisst: »Klein warst Du, Assurbanipal, als ich Dich überliess der Göttin, der Königin von Nineve; schwach warst Du, Assurbanipal, als Du sassest auf dem Schoosse der Göttin, der Königin von Nineve. Du hast von den vier Brüsten, welche Dir in den Mund gesteckt waren, aus zweien gesogen, in die zwei andern Dein Gesicht hinein vergraben« 4). Anderwärts erscheint Assurbanipal als Kind am Busen der Muttergöttin Bêlit-Ištar 5). Vgl. dazu unten unter »Ištar« die bereits babylonische Vorstellung von der Göttermutter mit dem an ihrer Brust saugenden Kinde auf ihrem linken Arme.

3. Der Christus als der Welterlöser, eine Vorstellung, die sich nicht nur im Neuen Testament, sondern auch schon innerhalb des Judentums, z. B. 4. Esr. 13, 25f. (s. Gunkel zur Stelle) findet, also bereits vorchristlich ist 6). Vgl. die oben besprochene Rolle

1) Zu den talmudischen Parallelen vgl. Gunkel, Schöpf. u. Chaos. S. 198 ff. 2) So bei Lugalzaggisi, der sich als »ernährt von der Lebensmilch der Göttin Ninharsag bezeichnet (s. Hilprecht, Babylon. Exped. Vol. I 2 p. 52) und bei Gudea, der wiederholt seine Göttin Nina als seine Mutter bezeichnet. Vgl. über die Vergötterung von Königen in altbabylonischer Zeit die ausführliche Erörterung hierüber bei Radau, Early Babyl. History p. 307 ff.

3) Craig, Rel. Texts I 5f., vgl. die Übersetzung des Textes bei A. Jeremias, Art. Nebo in Roschers Mythol. Lexic. III 61 f.

4) Ištar ist hier offenbar als Kuh gedacht, vgl. dazu auch unten bei Ištar. 5) K. 883, 20 ff. (Beitr. z. Ass. II S. 633, Craig, Rel. Texts I 27).

6) Doch beachte die Ausführungen Dalman's, Worte Jesu I S. 242 ff., wonach der Erlöser-Charakter nicht ursprünglich zum alttestamentlichen und jüdischen

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Der Christus als Welterlöser.

Marduks als Erlöser-Gottes im eminenten Sinne, die hierzu eine gewisse Analogie bildet.

Diese Vorstellung von dem Kommen des Christus als Welterlöser ist in zwiefacher Weise auf Jesus übertragen worden, einmal auf das Auftreten Jesus während seines Erdenlebens und sodann auf die erwartete Parusie; vgl. zu Punkt 12.

Die Vorstellung von Christus, dem Sohne Gottes, als dem Welterlöser ist aufs engste verwandt und ihrem Ursprunge nach identisch mit derjenigen von einem irdischen Könige als Bringer der Erlösung und Bahnbrecher einer neuen Zeit. Vgl. zur Geschichte der letzteren Vorstellung die wichtige Schrift von Kampers, Alexander der Grosse und die Idee des Weltimperiums in Prophetie und Sage 1901, für manche Züge, namentlich soweit sie die Gestalt Alexanders d. Gr. betreffen, auch schon Meissner, Alexander und Gilgamos 1894, sowie »Mücke«, Vom Euphrat zum Tiber 1899. Kampers, der mit Recht diese Idee im letzten Grunde aus der babylonischen Mythologie ableitet, erblickt, wie mir scheint mit Recht, auf S. 9 (vgl. S. 107) bereits in den eigenen Inschriften Sargon's II eine solche Bezugnahme auf Sargon als solaren Helden und Weltimperator, nämlich in der Notiz von den »350 alten Fürsten«<, die vor ihm die Herrschaft über Assyrien (und Babylonien) ausgeübt 1), indem die Zahl 350 solarer Herkunft sei 2).

Auch Assurbanipal wird im Eingang seiner grossen Inschrift als ein solcher gepriesen, mit dessen Regierung eine Zeit des Segens anbrach3); ähnlich in einem an ihn gerichteten Briefe ) eines Höflings, wo die Schilderung der mit der Regierung Assurbanipals angebrochenen Segenszeit auch im Ausdruck stark an entsprechende Schilderungen der messianischen Segenszeit im Alten und Neuen Testament erinnert 5):

Tage des Rechts, Jahre der Gerechtigkeit, reichliche Regengüsse, gewaltige Hochwasser, guter Kaufpreis. Die Götter sind wolgeneigt, Gottesfurcht ist viel vorhanden, die Tempel reichlich versehen. . . . Die

Messiasbilde gehört, sondern erst sekundär und nur in einer Richtung des Judentums von Gott auf den Messias übertragen wurde.

1) Cyl. 45

KB. II S. 47 und die Parallelstellen der anderen Inschriften. 2) Kampers verweist dabei auf die 350 Könige, die in der Haggada vor Nimrod sitzen, auf die 350 (=7×50) Rinder der Herden des Helios, sowie auf die 7 Könige, 72 Heerführer und 365 comites, die dem Priesterkönig Johannes dienen.

3) Assurb. Rm. I 41-51-KB. II S. 157.

4) K. 183, vgl. die Übersetzung von Delitzsch in Beitr. z. Ass. I S. 620, wo aber gerade die hier interessierende Stelle mehrfach zu rektificiren ist.

5) Vgl. z. B. Jes. 61, 1 ff. und die Anwendung Luc. 4, 18; Jes. 35, 5 und die Anwendung Matth. 11, 5; Luc. 7, 22.

Der Erlöser-König« im Babylonischen.

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Greise hüpfen, die Kinder singen, die Frauen und Mädchen . . . heiraten geben Knaben und Mädchen das Leben. Das Werfen verläuft richtig. Wen seine Sünden dem Tode überantwortet hatten, den hat mein Herr König am Leben gelassen. Die viele Jahre gefangen sassen, hast Du freigelassen, die viele Tage krank waren, sind genesen. Die Hungrigen sind gesättigt, die Ausgemergelten sind fett geworden, die Nackten sind mit Kleidern bekleidet worden.

Übrigens sind auch diese babylonisch-assyrischen Schilderungen der >>Segenszeit nur in ihrer Anwendung auf Assurbanipal und seine Regierungszeit etwas Neues, ihrer Form und ihrem Inhalt nach dagegen uralt im Babylonischen selbst. Und zwar bildet, wie besonders deutlich die Omina-Litteratur erkennen lässt, diese Idee einer >>Segenszeit<< seit alters den Gegensatz zur Idee einer »Fluchzeit<<. Vgl. dazu unten unter Nr. 12.

Dass die Idee des von Gott berufenen Königs als Welterlösers im Babylonischen tief gewurzelt gewesen sein muss und darum zu den verschiedensten Zeiten bald auf diesen, bald auf jenen König angewandt wurde, lässt sich noch an mehreren charakteristischen. Beispielen aus der älteren und jüngeren Zeit des babylonischen Altertums nachweisen. Dahin gehört z. B. die eigenartige Schilderung der göttlichen Berufung des Cyrus als »Erlöser-Königs« in dessen Cylinderinschrift 1).

Marduk

fasste Erbarmen (im Hinblick auf die vorher geschilderten angeblich traurigen Zustände in Babylonien). In allen Ländern insgesammt hielt er Umschau, musterte sie, und suchte einen gerechten Fürsten nach seinem Herzen, ihn zu fassen bei seiner Hand. Kuraš, König von Anšan, berief er mit Namen, zur Herrschaft über die Gesammtheit des Alls tat er kund seinen Namen 2).

Könnte gerade hier bei Cyrus die Ausdrucksweise betreffs der Berufung an und für sich sehr wol als ein Augenblickserzeugnis der babylonischen Priesterschaft in majorem gloriam des von ihr mit offenen Armen aufgenommenen Cyrus aufgefasst werden, so zeigen dagegen andere und ältere Stellen der babylonischen Litteratur, dass der betreffende babylonische Priester, der den Cyruscylinder verfasste oder inspirirte, sich dabei doch sehr eng an die im Babylonischen seit Alters eingebürgerte Vorstellung und Ausdrucksweise für die göttliche Berufung eines neuen Herrschers, insbesondere eines Dynastiebegründers, anlehnte. Denn ganz ähnlich

1) KB. III 2 S. 121 ff., korrekter in Beitr. z. Ass. II S. 209 ff.

2) Auf die enge, z. T. wörtliche Berührung dieser Schilderung der Berufung des Cyrus mit derjenigen in Jes. 45, 1 ff. hat mit Recht Kittel in ZatW. XVIII S. 149 ff. aufmerksam gemacht.

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Die Königsberufungssage im Babylonischen.

lautet die Ausdrucksweise bei der Berufung Merodachbaladans II auf dem Berliner Grenzstein dieses Königs 1):

=

Marduk. . . . fasste zum Lande Akkad Babylonien), von dem er im Grimm sich abgewandt hatte, Zuneigung, hielt Umschau unter allen Leuten, musterte die Menschheit, unter allen Menschen, sämtlichen Wohnsitzen traf er in festem Beschlusse Auswahl, Merodachbaladan, den König von Babylon, sah er freudig an und verkündete durch seinen Ausspruch: »Dieser sei der Hirte, der die Versprengten zusammenbringt u. s. w.

Ferner lautet die auch in anderer Beziehung interressante Schilderung der Berufung zum Königtum in einem von Assurnaşirpal, Sohn Samsiadad's ), an Ištar gerichteten Gebete, das sich auf einer Tafel aus der Bibliothek Assurbanipals findet 3), folgendermaassen: Ich wurde geboren inmitten von Bergen, die Niemand kennt *), nicht war ich eingedenk 5) Deiner ") Herrschaft, nicht betete ich beständig (zu Dir),

die Leute von Assyrien wussten nichts ) von Deiner Gottheit, flehten
nicht zu ihr:

Da hast Du, o Ištar, furchtbare Herrscherin unter den Göttern,
mit dem Blick Deiner Augen mich ausersehen ), Verlangen getragen
nach meiner Herrschaft,
hast mich hervorgeholt aus den Bergen, zum Hirten der Menschen
mich berufen,

hast mir ein gerechtes Scepter verliehen u. s. w.

Dass nun aber diese und ähnliche Schilderungen der Königsberufung im letzten Grunde nur Nachbildungen einer seit Alters im Mythus festgelegten »Königsberufungssage< 10) sind, lehrt unmissverständlich die Schilderung der Berufung zum Königtum im EtanaMythus, wobei der Mythus allem Anscheine nach die erstmalige Einsetzung des Königtums auf Erden durch die Götter im Auge

1) KB. III 1 S. 185 ff.; vgl. auch die z. T. korrektere Übersetzung in Beitr. z. Ass. II S. 267 ff.

2) D. i. wol der Sohn Tiglat-Pileser's I; vgl. oben S. 37 f., Anm. 3.
3) Veröffentlicht von Brünnow in Ztschr. f. Ass. V S. 66 ff. 79 f.

4) Und dabei ist der Vater dieses Assurnaşirpal gleichfalls König von Assyrien ! Es handelt sich demnach bei dieser Notiz von der »Geburt im unbekannten Gebirge« und der Hervorholung« aus demselben beim Regierungsantritt wol nicht um einen wirklichen Vorfall aus dem Leben dieses Königs, vielmehr nur um einen aus der feststehenden Königsberufungssage aufgenommenen und auf ihn übertragenen Zug.

5) Ist hiermit vielleicht das wiederholte y Jes. 45, 4. 5 zu vergleichen? 6) Nämlich Ištar's.

7) Wol »waren uneingedenk; kaum ul idáni
8) Eigentlich: erkannt, túdini von idú .

= kannten mich nicht.

9) Vgl. den ähnlichen Zug in der Sage von Sargon I (s. oben S. 18), wo der in der Fremde und in niedrigem Stande, als Gärtner, aufwachsende Sargon gleichfalls durch die ihm sich zuwendende Gunst Ištar's zur Königswürde erhoben wird.

10) Vgl. hierzu die Ausführungen Winckler's, Altor. Forsch. II S. 168, Gesch.

Die »Fülle der Zeit«. Der Christus vom Vater gesandt. 383

hat. Hier heisst es 1), nachdem zuerst die bis dahin noch königslose Zeit auf Erden beschrieben worden, in der die Insignien des Königtums, Scepter, Binde, Mütze, Stab noch unvergeben vor Anu im Himmel lagen, dass Ištar und Bêl »nach einem Hirten (rê'u ) im Himmel suchten und sich auf Erden nach einem König umschauten. Die bis jetzt noch fehlende Fortsetzung muss dann jedenfalls die Einsetzung Etana's oder von dessen Sohn zum (ersten) König auf Erden gebracht haben.

4. Die Erscheinung des Christus in der »Fülle der Zeit (tò thńęwμɑ tov xgóvov) Gal. 4, 4, vgl. Marc. 1, 15; vgl. ferner Eph. 1, 10; 3, 11; 4. Esr. 11, 44 u. s. w., eine Vorstellung, die gleichfalls mit ihrem Schema verschiedener Weltperioden bereits im Babylonischen selbst ihren Ausgangspunkt haben wird) und die vielleicht auch schon innerhalb Babyloniens selbst mit der Gestalt des »ErlöserKönigs (vgl. zu Punkt 3) verknüpft war.

In dieser Hinsicht ist vielleicht beachtenswert, dass gerade bei Assurbanipal, den wir auch sonst mehrfach mit den Farben des >Erlöser-Königs<« geschildert finden (s. zu Punkt 3), der Ausdruck >die Tage wurden voll« (ûmê imlu) gebraucht wird und zwar in einem Zusammenhang, wo davon die Rede ist, dass bereits vor 1635 (1535) Jahren, als die Nannaja von Erech durch Kudurnanhundi nach Elam entführt wurde, Assurbanipal als der einstige Rächer der Göttin prophezeit worden sei 3), eine Prophezeihung, die jetzt, bei der Eroberung Elams durch Assurbanipal und die daran sich knüpfende Zurückführung des Götterbildes der Nannaja nach Erech, ihre Erfüllung gefunden habe 4).

Vgl. zu dem Zusammenhang der Erscheinung des Christus mit der Weltperiodenrechnung auch das zu Punkt 12 über Christus als »der himmlische Mensch Bemerkte.

5. Der Christus als der von seinem Vater in die Welt Gesandte (Röm. 8, 3; Joh. 4, 34; 5, 23 f. 30. 37; 6, 38ff. u. s. w.). Vgl. hierzu die obigen Angaben über Marduk, als von seinem Vater Ea jeweils zur Hülfeleistung bei den Leiden der Menschheit gesandt.

Isr. II S. 91. 156, auch oben S. 256 über die »Staatsbegründerlegende<< in der orientalischen Sage.

1) KB. VI 1 S. 583f.

2) S. hierzu schon oben Winckler S. 316 f. und S. 332 ff.

3) Vgl. hierzu das unten S. 403 über die göttliche Vorausbestimmung der Könige Bemerkte.

4) S. Assurb. Rm. VI 107 ff. KB. II S. 209f. und die daselbst in Anmerkung gegebene Stelle aus einer Parallelinschrift.

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