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4 Berührungen der Völker, Völkerwanderungen, Staatenbildungen.

Osten und den Westen der »alten Welt« der Herrschaft einer Kultur erschliessen.

So hat man bis auf die Neuzeit die Berührungen der Völker des Altertums in friedlichem und feindlichem Sinne sehr gering angeschlagen, und es konnte sich beispielsweise das Märchen von der Abgeschlossenheit Ägyptens gegen jeden Fremdenverkehr, verstärkt durch ein paar misverstandene Nachrichten, bis auf die Neuzeit behaupten. Auch hier hat die Kenntnis der Urkunden des alten Orients Wandel geschaffen, und ist also auch in dieser Hinsicht von grundlegender Bedeutung für unsere Auffassung des Altertums. und der Entwicklung der Menschheit geworden. Wie unsere Begriffe über das, was »alt<< heisst, sich umgestaltet haben, so über das, was Art und Wesen der Organisationsformen der Menschheit ist, deren Darstellung eben den Inhalt einer Geschichtsbetrachtung bilden soll. Wir wissen jetzt, dass Völkerströmungen, wie sie der Anfang des Mittelalters<< in der sogenannten Völkerwanderung sah, wie sie dann in der islamischen Eroberung der Araber Vorderasien über Nordafrika hin bis zum westlichen Europa, und in dem türkischtatarisch-mongolischen Hinterasien über Vorderasien bis nach dem östlichen Europa entsandte, nichts Aussergewöhnliches sind, und dass auch die Geschichte des Altertums eine fortgesetzte Kette solcher Völkerwanderungen mit ihrem Durcheinanderwürfeln der verschiedenartigen Rassen und Völker bildet. Den Urbegriff naiver Anschauung des klassischen Altertums, Autochthonen und reine Rassen kennt die Geschichte nicht, ebenso wenig wie die Anthropologie den erschaffenen Urmenschen. Jedes Volk, von dessen Geschichte wir etwas erfahren, das also aus dem Dunkel des Hordendaseins heraustritt, ist eine Neubildung, welche unter dem Einfluss des eroberten Bodens steht, und die den Lebensbedingungen der Kultur unterliegt, wie sie sich auf eben diesem Boden entwickelt hat. Diese Kultur ist aber nur möglich und ist zum teil mit entstanden durch Austausch der eigenen Schätze gegen die fehlenden anderer Kulturgebiete sei es auf dem friedlichen Wege des Handels, sei es auf dem gewaltsamen des Raubes, des Krieges.

Solche Überschwemmungen der Kulturländer durch die Söhne der Steppe haben grosse Reichs- und Staatenbildungen zur Folge, welche sich beim Verfall der ursprünglich die Eroberung leitenden Centralgewalt wieder in die einzelnen Staaten und Landschaften aufzulösen pflegen, die einheitlichere Kulturgebiete bilden. Die gedachten Erscheinungen der Geschichte bieten Beispiele dafür und die Entwicklung des alten Orients zeigt dasselbe Bild. Schon hieraus würden sich auch engere politische Beziehungen weitausgedehnter Länderstrecken ergeben, denn was zu einem Reichsverbande gehört, kann nicht ein idyllisches Dasein in der Abgeschlossenheit der eigenen Landschaft führen. Vom Grosskönig, dem man zins- und heerespflichtig ist, empfängt man Befehle; seine Beamten erscheinen bei Hofe, selbst wenn die alte Verfassung geblieben ist, und seine stets angespannten Forderungen machen sich überall bemerklich. So erfährt jedes Dorf,

Verkehr der altorientalischen Völker, Ideenaustausch.

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dass es zu dem grossen Ganzen gehört, welches vom Ertrage seiner Arbeit und auch gelegentlich von seiner Bevölkerung seinen Anteil für sich verlangt. Und wenn auch das grosse Reich sich in seine einzelnen Bestandteile auflöst, so sind schon durch die ehemalige politische Zusammengehörigkeit dieselben Beziehungen bedingt, zu welchen auch die Bedürfnisse des Kulturlebens zwingen.

Je mehr wir vom alten Orient erfahren, um so mehr lernen wir erkennen, wie rege der Verkehr der Völker und der Austausch nicht nur der Waaren, sondern auch der Ideen gewesen ist. Das Reichsgebiet des Islam, ja sein ganzes Ausdehnungsgebiet, ist keine erstmalige Erscheinung, auch nicht in seiner Bedeutung als Herrschaftsgebiet einer gemeinsamen Weltanschauung. Dasselbe Gebiet hat unter der gleichen Weltanschauung, unter derselben Lehre vom Wesen der Dinge im Altertum gestanden. Was die Religionen der einzelnen Völker unterscheidet, sind nur die lokal und landschaftlich verschiedenen Namen der Götter, und ihre Personificirungen. Die zu grunde liegenden Vorstellungen sind überall dieselben, wie sie es im Islam und Christentum sind. Hier versagt völlig eine Erklärung

der naturgemässen Entwicklung gleicher Vorstellungen aus gleichen Bedürfnissen. Wo Form und Gestaltung des Gedankens sich bis in die kleinsten Einzelheiten decken, muss gemeinsamer Ursprung und gemeinsame Lehre angenommen werden. In der Mitte der in betracht kommenden Länder, als eine anerkannte Wiege der Kultur, liegt aber Babylonien, wo diese Lehren ihren reinsten Ausdruck und ihre klarste Durchbildung gefunden haben, und wo ihren Ursprung eine nunmehr der Geschichte wieder errungene Überlieferung nachweist.

Das kleine Volk Israel hat politisch nie eine bedeutende Rolle gespielt. Nicht einmal die spätere vom Gedanken seiner religiösen Überlegenheit getragene Anschauung hat das zu behaupten gewagt. Was von seiner Machtausdehnung über die engeren Grenzen hinaus in den angeblich goldenen Zeiten eines David und Salomo erzählt wird, ist noch innerhalb der jetzigen Überlieferung leicht als spätere Umdeutung der alten Überlieferung erweisbar. Weiter als »>von Dan bis Beerseba« hat Israel sich nie ausdehnen wollen, auch für Ezechiel sind das noch die Idealgrenzen seines neuen Israel.

Auch für die Entwicklung einer eigenen Kultur fehlen die Vorbedingungen. Das Gebiet ist zu klein, es fehlen die Flüsse, welche als natürliche Verkehrsstrasse dienen könnten. Seine natürlichen Grenzen trennen es nach Norden von der stammverwandten und höher civilisirten, weil näher an der Kultur sitzenden Bevölkerung, während umgekehrt Israel den Einflüssen der Steppe mit ihren nomadisirenden Horden mehr ausgesetzt ist. Dagegen ist es nicht abgeschlossen genug gelegen, um von dem Gange des Verkehrs und der Eroberungen unberührt zu bleiben. Seine Berge sind nicht hoch und unzugänglich genug, um ein abgeschiedenes, weltfernes Leben zu gewähren. So bestimmen die geringe Ausdehnung von Land und Volk, wie die Lage inmitten der zwei grossen Kulturländer im Zwei

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Israels Lage zwischen den beiden Kulturländern.

stromlande und am Nil, den Verlauf von Israels politischen Schicksalen. Denn die Heerstrasse von einem zum anderen Gebiete führt mitten hindurch, und wenn erobernde Völkermassen aus Asien gegen Ägypten heranzogen, wenn babylonisch-assyrische Herrscher denselben Weg gingen, oder umgekehrt die Pharaonen erobernd gegen ihre Nebenbuhler im Zweistromlande vordrangen, so fielen ihnen Syrien und Palästina zur Beute.

Weitere Wege führen vom Hinterlande, wo Ammon, Moab, Edom als Grenzvölker der Steppe sitzen, durch Israels Gebiet nach der Küste. Es fällt ihm also der Durchgangsverkehr von der Steppe nach den phönicischen Häfen zu, und den drei Brudervölkern ist es daher überlegen, wie die grösseren Mächte ihm überlegen sind.

Unserer Überlieferung sind die Andeutungen dieser Verhältnisse nie ganz verloren gegangen. Neben den häufig, ja regelmässig, berichteten Beziehungen zu den unmittelbaren Nachbarn ist auch das Verhältnis zu den Grossmächten im Bereiche der beiden Kulturgebiete von ihr berücksichtigt worden, und wie Assurs und Babylons Eingreifen das Geschick des auserwählten Volkes besiegelt hat, wie im Anfang seiner Existenz, unter Rehabeam, Ägypten bestimmend in seine Verhältnisse eingriff, wie es noch in der letzten Zeit auf Ägypten Hoffnungen setzte, als es von der assyrischen und babylonischen (chaldäischen) Herrschaft los zu kommen suchte, davon ist die Überlieferung voll. Ebenso wenig wie die Betrachtung der griechischen Geschichte im 5. und 4. Jahrhundert das persische Reich ausser Acht lassen konnte, ebenso musste der biblischen Geschichte Assur und Babylon ein Gegenstand der Forschung sein. In diesem Interesse sind denn auch die ersten Arbeiten unternommen worden, welche das Verständnis namentlich der babylonisch-assyrischen Denkmäler erschlossen, und die ersten Arbeiter auf diesem Gebiete haben mit Geschick und Scharfsinn die in der Bibel erhaltenen Nachrichten als Schlüssel zu benutzen verstanden. Das so empfangene Licht haben die Denkmäler reichlich zurückgegeben, das politische, wirtschaftliche und Geistesleben Israels ist jetzt nichts Alleinstehendes mehr, sondern kann im Zusammenhange derjenigen Kräfte betrachtet werden, aus denen heraus es sich entwickelt, und durch die es bestimmende Einwirkungen empfangen hat.

Ein dritter und vierter Kulturkreis kommen noch in betracht, wenngleich ihre Einwirkungen nicht gleich bedeutsam gewesen sind, oder noch nicht genügend gewürdigt werden können. Der eigenartigere davon ist der kleinasiatische, gewöhnlich als hethitisch (hittitisch) bezeichnete, welcher Israel ferner liegt. Seine Denkmäler mit ihrer charakteristischen Bilderschrift sind bis jetzt noch wenig zahlreich, wenngleich ihre Zahl mit jeder Forschungsreise wächst. Weit entfernt sind wir aber noch von einem Verständnis dieser Urkunden, welches für die biblische Geschichte und Schrifterklärung in betracht kommen könnte. Was wir von der Geschichte der Hatti (ägyptisch Heta) und der übrigen hethitischen Völker wissen, verdanken wir den Nachrichten der Keilinschriften unter denen wir

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Die hethitische und die arabische Kultur.

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einzelne von Hethitern mitzählen müssen und der ägyptischen Inschriften.

Als vierter Kulturkreis kann dann der arabische gezählt werden. Wenn wir in Arabien die Heimat der semitischen Völker sehen werden, zu denen auch Israel gehört, so muss von vornherein erwartet werden, dass alles das, was über das Leben und Wesen arabischer Völker festgestellt werden kann, geeignet ist, uns Aufschlüsse über Leben- und Denkweise Israels in seinem Urzustande zu geben.

Arabien ist ein eigenartiges Land und noch wenig bekannt. In weiten Steppen und Wüsten, welche wegen des Mangels regelmässiger Bewässerung der Sesshaftigkeit keinen Boden bieten, ist es allezeit eine Heimat von Nomaden gewesen, welche ihre überschüssige Bevölkerung wie es die Abraham-Lot-Sage zum Ausdruck bringt - nach den ertragsfähigeren Kulturgegenden abstossen mussten, und somit immer neue Schaaren dorthin entsandten. Wo aber in der trockenen Jahreszeit nicht versiegende Wasserläufe sich finden, da hat der Mensch dort wie überall die sichere Gewinnung des Lebensunterhaltes als Ackerbauer gegen das unsichere und nur eine geringe Anzahl ernährende Leben des Viehzüchters eingetauscht. Soweit wir bis jetzt zu sehen vermögen, hat auch Arabien Kultursitze, Städte mit Ackerbau und Handel treibender Bevölkerung, und Staaten- und Reichsbildungen von wechselndem Umfang und verschiedener Ausdehnungsfähigkeit.

Weniger günstig ist von der Natur der Nordwesten behandelt von der Osthälfte der Halbinsel wissen wir bis jetzt so gut wie nichts, was für die Altertumsforschung in betracht käme. Die einzelnen grösseren Städte liegen hier mehr oasenartig in den weiten Wüsten. Bekannt sind als solche namentlich Teima 1), das auch bereits einige Denkmäler geliefert hat, und die beiden durch den Islam berühmt gewordenen Städte Jathrib (Medina) und Mekka, deren Alter als Handelsstädte und Hauptpunkte der Handelsstrasse vom Süden

nach den Hafenstädten der Philisterküste so alt ist als dieser Handel überhaupt.

Eine archäologische Erforschung dieser Gebiete hat bis jetzt nur in geringem Masse stattgefunden. Die Denkmäler, die wir von hier kennen, rühren im Wesentlichen von den Nabatäern her, deren Blütezeit zwischen ca. 200 v. Chr. bis 100 n. Chr. fällt, also nur für die letzten Zeiten der jüdischen Geschichte Aufschlüsse geben. können. Für Kultur und Denkweise semitischer Völker haben sie trotzdem ihren Wert, geben aber wegen ihrer Art als formelhafte Grabinschriften bis jetzt noch wenig Stoff her.

Die arabischen Staaten haben ihre Bedeutung und Blüte erhalten durch die Vermittlung des Handels, der von der östlichen Hälfte der alten Welt nach der westlichen, von Indien nach dem Mittelländischen Meere geht. Besonders wenn der Weg durch

1) s. das Capitel Muşri über Aribi.

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Südarabien und seine Denkmäler.

das Euphratthal schwerer gangbar oder ganz verlegt war, nahmen die Erzeugnisse Indiens ihren Weg nach den Mittelmeerhäfen durch Arabien. Die bedeutendsten Handelsvölker sind die Bewohner der Südwestecke, des Jemen. Die Sabäer werden von der Bibel selbst in ihrer Rolle als Händler gewürdigt. Der Jemen, ein Gebirgsland mit nicht versiegenden Wasserläufen, und darum zur Ansiedlung einer zahlreichen Bevölkerung geeignet, ist der Sitz einer eigenartigen Kultur geworden, welche uns semitisches Wesen vielleicht einst in seiner Eigentümlichkeit am besten enthüllen wird. Vorläufig freilich sind kaum die Anfänge gemacht, um die reichen archäologischen Schätze, die dort über und unter der Erde liegen, zugänglich zu machen. Die Inschriften werden dereinst nach Tausenden zählen und uns die Zustände und Kulturstufe der Zeit, in welche die gesamte israelitische Geschichte fällt, vom Ende des zweiten Jahrtausends bis in nachchristliche Zeit in neuem Lichte zeigen. Wir können bereits die nahen Berührungspunkte gerade mit der kanaanäischen Bevölkerung in Abstammung und Anschauung feststellen. Gegenüber der babylonischen Ideenwelt und ihrem Einfluss auf die Denkweise der orientalischen Völker, wird sich von hier aus das feststellen lassen, was man von den Israel sonst so nahe stehenden Phöniciern mangels ausreichender Denkmäler vergeblich erwartet: die Eigenart derjenigen Völkerschicht unter den Semiten, welcher Israel im engeren Sinne angehörte.

Als Handelsstaaten mussten die südarabischen darauf bedacht sein, sich den Weg für ihre Karawanen zu sichern. Der Endpunkt der von Südarabien kommenden Karawanenstrassen sind die Philisterhäfen, besonders Gaza als der südlichste. Bis dorthin mussten die Staaten des Jemen also ihren Waaren auf friedlichem oder gewaltsamem Wege freien Durchgang sichern. Die Reichtümer, welche ihnen der Handel einbrachte, lieferten ihnen gleichzeitig die Mittel, um die in betracht kommenden Gebiete unter ihrem Einfluss zu halten. Ihre Inschriften finden wir auch im nördlichen Arabien, wo sie also Colonien oder Provinzen hatten, nordarabische Gebiete, die bis an die Südgrenze Judäas reichen, haben ihnen ebenso wie Jathrib (Medina) gehört, Gaza selbst scheint ihnen zeitweilig gehorcht zu haben. Wie ihre nordarabischen Statthalter oder Vasallenfürsten infolge dieses Einflusses auch in die judäische Geschichte eingegriffen haben, werden wir im einzelnen noch zu verfolgen haben. (Vgl. für alles Weitere das Capitel Musri.)

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