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klärung, in welcher die Wissenschaft ihr Ziel findet. Aber in der Philosophie treten die Wert-Urteile viel mehr in den Vordergrund. Würde die Voraussetzung aus dem Denken genommen, ohne Rücksicht auf die Eindrücke, die die Welt auf die wertgebenden Vermögen des Menschen zuwegebringt, dann würde sie selbst auch von rein logischer Art sein. So kann man eine Art von Philosophie erblicken in der unter den Männern der Naturwissenschaft meist gangbaren Auffassung des Universums als eines physischen Processes, der allein durch Bewegungsgesetze beherrscht werde. Das ist kein wissenschaftliches Resultat, sondern Voraussetzung in Hinsicht des Ganzen, nach Anleitung und auf Grund der logischen Erklärung der zwischen gewissen Erscheinungen wahrgenommenen Verbindung. Philosophische Anschauung deswegen, aber eine solche, die ihre Erklärung und zugleich ihre Verurteilung findet in der Verkennung des Factums, dass das Subject, dem die Voraussetzung entlehnt wird, nicht nur ein denkendes, sondern auch ein fühlendes und wollendes Wesen ist, und dass darum eine andere Auffassung sich wenigstens mit gleichem Recht an die Seite der bloss logischen stellen kann.

Wenn der denkende Mensch aus seiner Subjectivität eine Voraussetzung hinsichtlich des Ganzen, von dem er selbst einen Teil ausmacht, ableitet, dann liegt es auf der Hand und ist es sicher vollkommen gerechtfertigt, dass er dafür das gebraucht, was sich in seinem Bewusstsein als seine eigene Beziehung zu dem Ganzen abspiegelt. So wird er aus der Causalitätsbeziehung, in der er zu allem, wodurch er geworden ist was er ist, sich stehend weiss, zu einer Auffassung des Ganzen als einer unverbrüchlichen Verkettung von Ursache und Wirkung kommen. Aber er erkennt sich selbst auch in anderen Beziehungen zum Ganzen. Er wird durch dasselbe auf verschiedene Weise afficirt, und er übersetzt das in eine Wertbestimmung, nach dem Massstab dessen, was sein eigenes Wesen ihm als Gesetz hinstellt. So macht er nicht allein die Unterscheidung zwischen Lust und Unlust, sondern ebensosehr zwischen schön und hässlich, und vor allem zwischen dem was sich gebührt und dem was sich nicht gebührt. Weiter ist er sich bewusst, nicht nur mit aufgenommen zu sein in die Kette von Ursache und Wirkung, sondern auch in dieser Kette ein Vermögen der Initiative zu besitzen, durch das Wollen und Vollbringen von etwas, das er sich als Zweck vorstellt. Dadurch erst erkennt er sich als Subject gegenüber all dem Objectiven. Wenn er dann aus seinem menschlichen Bewusstsein eine Voraussetzung in Hinsicht des Weltzusammenhanges schöpft, wie ist es anders möglich als dass darin zur Hauptsache wird was in seiner eigenen Beziehung zu dem Ganzen das am meisten Charakteristische ist? Seine Philosophie kann sich nicht auf die Anschauung des Ganzen aus dem Gesichtspunkte der Causalverbindung beschränken,

denn dadurch wird über die Beziehung, in der er sich selbst gegenüber dem Ganzen weiss, keine Rechenschaft gegeben. Im Unterschied von der Wissenschaft, die allein das logische Urteil anwendet, müssen in der Philosophie die verschiedenen Wert-Urteile in Verbindung mit dem logischen den Stoff für die allgemeine Auffassung liefern. Sie muss in ihre Anschauung Unterschiede aufnehmen, die nicht hervortreten können, wenn allein danach gefragt wird, wie alles als Grund und Folge zusammenhängt; sie muss die Frage nach dem warum? aufwerfen, die keinen Sinn hat wenn allein das wie? gesucht wird; sie muss streben nach einem Begreifen der Welt, wodurch des Menschen Platz und Beruf in ihr auf eine Weise erklärt wird, die seine vernünftigen und sittlichen Bedürfnisse befriedigt.

So müssen, wie ich meine, Wissenschaft und Philosophie von einander unterschieden werden. Und von diesem Standpunkte aus behaupte ich, dass die Religionsphilosophie auch das objective Recht der Glaubensvorstellungen zu untersuchen habe. Aber darum auch kann ich in dem Verlangen, dass die Religionsphilosophie angesehen werden solle als,,Wissenschaft im gewöhnlichen Sinne des Wortes, der einzig und allein die Aufgabe obliege, die religiösen Erscheinungen zu beschreiben und historisch-psychologisch zu erklären", nichts anders sehen als eine völlige Verurteilung des Studiums, welches wir mit diesem Namen bezeichnen. Was ihr hier als Aufgabe zugewiesen wird, gehört zweifelsohne auch zu ihrer Arbeit, aber wenn sie einzig und allein" sich damit nur beschäftigen soll, dann ist sie, wie auch gesagt wird, Wissenschaft im gewöhnlichen Sinne des Wortes, aber keine Philosophie.

Dieser Auffassung gegenüber nun behaupte ich, dass die Religionsphilosophie auch das objective Recht der Glaubensvorstellungen zu untersuchen hat, und dass sie dies tun darf,

erstens weil sie nicht Wissenschaft in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes ist, sondern Philosophie, von „,Wissenschaft" auf die so eben beschriebene Weise unterschieden;

sodann weil die Voraussetzungen, auf denen sie beruht, nicht derselben Art sind wie die „,bestimmten wissenschaftlich unbeweisbaren Glaubenswahrheiten" die die Grundlage der Dogmatik ausmachen.

Für dies letzte, worauf es vor allem ankommt, kann ich in dieser Einleitung den Beweis nicht liefern. Wer danach aussieht, kann mein Buch lesen, um selbst zu beurteilen, ob ich in meiner Kritik des Rechtes der Glaubensvorstellungen von solchen Voraussetzungen ausgegangen bin, die wol in irgend einer bestimmten Dogmatik zugelassen werden können, die aber das rein philosophische Denken nicht annehmen darf.

Für mich selbst habe ich kein Bedenken gefunden, um, da Reli

Ich

gion allezeit mit Glauben an die Realität einer übernatürlichen Macht gepaart ist, die Frage nach dem Rechte solchen Glaubens mit in ein System aufzunehmen das, weil es Philosophie sein will, nicht allein Erklärung, sondern auch Beurteilung der Erscheinungen bezweckt. bin mir nicht bewusst, mich dabei irgend eines dogmatischen Apriorismus bedient zu haben, aber ebenso wenig habe ich meine Aufgabe für gleichartig angesehen mit der der Wissenschaft „in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes". Eine Speculation die, mit Vernachlässigung der Erfahrung, aus einem voraufgestellten Begriffe ein System der Weltanschauung aufzubauen trachtet, wird in heutiger Zeit nur noch bei wenigen, bei mir ganz gewiss nicht, ihre Verteidigung finden. Aber eine sogenannte ,,Philosophie der Erfahrung", die sich rühmt, allein die Methode der Naturwissenschaften anzuwenden, verkennt, wie mir scheint, den Beruf der Philosophie durchaus. Weder der einen noch der andern wird man hier gehuldigt finden.

Während ich für die Anordnung der von mir behandelten Gegenstände auf das Inhaltsverzeichnis verweisen darf, muss ich noch von dem Grunde Rechenschaft geben, weshalb ich, abweichend von der zumeist befolgten Methode, den systematischen Teil dem historischen voranschicke. Pfleiderer, um nur ihn als Beispiel zu nennen, gibt in seinem ersten Teile eine „Geschichte der Religionsphilosophie", in dem zweiten eine „Genetisch-speculative Religionsphilosophie", und wo die beiden zusammen behandelt werden, wird man sie wahrscheinlich allgemein in dieser Folge finden.

Ich kann mir vorstellen, dass man mich nicht ohne einiges Befremden einen anderen Weg einschlagen sieht. Ist es nicht ganz in der Ordnung, kann man fragen, dass ein Schriftsteller der Behandlung seines Gegenstandes die Geschichte der Art der Behandlung vorangehen lässt?

Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Im allgemeinen verdient es sicher Anempfehlung. In diesem besonderen Falle spricht dagegen nur dies, dass es noch an hinlänglichen Stoff fehlt, um solch eine Geschichte herzustellen. Wie kurze Zeit ist es doch her, seit die Religionsphilosophie als selbständiges Fach bearbeitet wurde! Man braucht nur wenige Jahrzehnte in der Litteratur, auch der ausser-niederländischen, zurückzugehen, um das erste Entstehen einer von der Dogmatik gänzlich abgelösten Religionsphilosophie zu finden. Die Philosophie hat sich von Alters her mit der Religion beschäftigt, aber die Geschichte davon ist etwas anderes als die der „Religionsphilosophie". Für diese letztere besitzen wir freilich schon einige vollständige systematische Werke, und daneben eine Anzahl hoch zu würdigender Beiträge, aber für eine Geschichte des Fachs, in dem Sinne einer Geschichte der Bearbeitung des Fachs, ist noch eine längere Zeit nötig, als die, worauf wir heute

zurücksehen können. Auch Pfleiderer hat nicht an eine Litteraturgeschichte des Fachs gedacht, als er seine Geschichte der Religionsphilosophie ihr selbst voranstellte.

Was er unter dem Namen einer „Geschichte der Religionsphilosophie" giebt, ist eine Geschichte der neueren Philosophie, insofern sich dieselbe mit der religiösen Frage beschäftigt hat. Versteht man unter ,,Religionsphilosophie" jedes Nachdenken über religiöse Objecte, dann, behauptet er, ist sie so alt wie die Philosophie, ja eigentlich die Wurzel aller anderen Philosophie, da bei allen Völkern die Philosophie mit religiösen Speculationen begonnen hat. Nimmt man dagegen das Wort in dem engeren und allein richtigen Sinne von zusammenhängender wissenschaftlicher Aufsuchung und Erkenntnis des Ganzen der Erscheinungen, die im Leben der Menschheit die Religion ausmachen, so ist sie viel eher als das jüngste aller philosophischen Fächer zu betrachten, und kann ihr kein höheres Alter als das von zwei Jahrhunderten zuerkannt werden. Früher konnte sie nicht aufkommen, weil die Bedingungen für ihr Entstehen fehlten. Diese sind: zuerst dass die Religion als ein besonderes, von dem übrigen gesellschaftlichen und vor allem von dem staatlichen Leben bestimmt unterschiedenes Factum in der Erfahrung gegeben sei; sodann, dass schon eine wirkliche Philosophie bestehe, und zwar eine solche, die, unabhängig von aller äussern Autorität, den Charakter einer selbständigen wissenschaftlichen Untersuchung und logisch zusammenhängenden Erkenntnis trägt. Der einen von diesen zwei Bedingungen ist erst durch das Christentum Genüge getan, während die andere kaum eben erst erfüllt wurde, seit das philosophische Denken sich allmählich von Kirche und Schriftautorität freizumachen begann. So findet man den Anfang bei der theosophischen Mystik des Mittelalters und dann bei der antischolastischen Philosophie der Renaissance. Aber zu selbständiger Existenz kommt die Religionsphilosophie erst durch und bei Spinoza. Mit ihm beginnt die „kritische Religionsphilosophie", die weiter vertreten wird durch Leibniz, Wolff mit der Aufklärung, den englischen Deismus, Lessing und Kant. Die „intuitive Religionsphilosophie" tritt auf mit Hamann, Herder, Jacobi, Goethe, Novalis und der Romantik; die „speculative" mit Fichte, Schleiermacher, Schelling, Baader, Krause und Hegel. Endlich bleiben noch übrig die gegenwärtigen Richtungen, mit deren Beschreibung die Geschichte abschliesst.

Dies ist sicher ganz etwas anderes als Geschichte der Litteratur des Fachs. Aber was ist es denn?

Es ist ein Teil, und gewis ein sehr bedeutender Teil der Geschichte der neueren Philosophie. Bedeutend nicht allein wegen des Gegenstandes, dessen Auffassung gerade das Charakteristische aller der behandelten Systeme ausmacht, sondern auch in dem Sinn, dass man

bei dieser Behandlung genötigt ist, immer auf die Grundlagen des ganzen Systems zurückzugehen. Wer den ersten Teil von Pfleiderer's Werk liest, macht einen ziemlich vollständigen Cursus der Geschichte der neueren Philosophie durch. Dass deren Kenntnis für das Studium der Religionsphilosophie unerlässlich ist, braucht nicht bewiesen zu werden. Wer nicht aus der Schule dieser Geschichte herkommt, tut besser, sich nicht an das Philosophieren über Wesen und Recht der Religion zu wagen. Wenn darum diese Geschichte hingestellt und vorgetragen würde als Vorbereitungs- oder Uebungsstudium zur Religionsphilosophie, so würde man das nur billigen können, wie man es ebenso für wünschenswert erachten dürfte, dass junge Leute die die akademischen Vorlesungen über Religionsphilosophie hören wollen, darauf durch tüchtigen Unterricht in der Geschichte der neueren Philosophie vorbereitet wären. Aber das ist nicht gemeint. Die Geschichte der Philosophie steht hier nicht da als Hülfs- oder Vorbereitungsfach, sondern als Teil der Religionsphilosophie. Wie ist das zu rechtfertigen? Liegt in dem Begriff der Religionsphilosophie, dass sie auch eine historische Uebersicht der Art umfasst, auf welche in den verschiedenen philosophischen Systemen über das Dasein Gottes und die Beziehung der Welt zu ihm gedacht ist? Das Object der Religionsphilosophie ist die Religion. Bei der philosophischen Untersuchung derselben kommt auch der in allen Religionen vorhandene Glaube an eine Gottheit in Betracht. Das wird psychologisch erklärt, aber zugleich wird auch gefragt, welcher Grund für den Gläubigen vorhanden ist, um sich von der Realität des durch ihn vorausgesetzten Objectes seines Glaubens überzeugt zu halten. Der Gegenstand der Philosophie ist nicht die Religion, sondern die Gesammtheit der Dinge, die Welt. Von dieser Welt sucht sie eine Anschauung zu erhalten, in der das Besondere seine Erklärung in dem Allgemeinen findet, und der Zusammenhang des Ganzen in seiner Einheit und Notwendigkeit begriffen wird. Dabei entsteht auch die Frage, ob die wahre Weltanschauung von der Voraussetzung des Daseins eines höchsten Wesens abgeleitet werden könne, als des Grundes von Allem, für den der philosophische Sprachgebrauch allerlei Namen hat, wofür aber auch der dem religiösen Sprachgebrauch entlehnte Name Gott angewandt wird. Es besteht deswegen zwischen der Religionsphilosophie und dem, was man im allgemeinen Philosophie nennt, eine Verschiedenheit in Hinsicht des Objectes und des Zweckes. Die Religion, für die eine ihr eins und ihr alles, ist für die andere nur eine der Aeusserungen des menschlichen Seelenlebens, ebenso wie die sittliche Idee, das Rechtsgefühl, der Kunstsinn. Das Dasein eines Gottes, für die eine die Frage nach dem Recht der Anbetung, ist für die andere ein Prinzip der Welterklärung. Zwar begegnen sie einander an bestimmten Punkten, und haben dann gleiche oder ähnliche Gegenstände

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