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zu behandeln, aber das ist ebenso wol der Fall mit anderen Wissenschaften, der Ethik, Rechtsphilosophie, Aesthetik - während doch niemand behaupten wird, dass auch deren Geschichte mit zur Religionsphilosophie gehöre. Welchen Grund giebt es denn, um die Geschichte der Philosophie, insofern dieselbe Beziehung hat auf Objecte, welche denen verwandt sind die den Inhalt der Religionsphilosophie ausmachen, als einen Teil von ihr zu bezeichnen? Der einzige Grund dafür muss der sein, dass jemand der ein System der Religionsphilosophie schreiben will, erwägt, wie Fragen, denen verwandt mit welchen er sich beschäftigt, auch gestellt und beantwortet sind, sei es auch aus einem andern Gesichtspunkt und mit einer andern Absicht, von verschiedenen philosophischen Systemen; und dass er nun, der Vollständigkeit halber, eine historische Uebersicht davon seinem eigenen Werke hinzufügt. Das kann eine sehr wichtige Zutat werden, wie dies jeder Leser von Pfleiderer's erstem Teil ohne weiteres zugestehen wird, aber man muss doch anerkennen, dass das eigentliche Werk, das System der Religionsphilosophie (Pfleiderer's zweiter Teil), ebensogut ein wohl zusammenhängendes abgerundetes Ganze bilden würde, auch wenn diese Zutat fehlte.

So scheinen wir zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass solch eine Geschichte der der Religionsphilosophie verwandten Teile der neueren philosophischen Systeme ohne Schaden bei der Behandlung unseres Faches entbehrt werden könne. Doch das ist meine Meinung nicht. Ich glaube dass dieser historische Teil durchaus zu dem systematischen hinzu gehört, aber dass er damit in eine andere Verbindung gebracht werden muss als dies gewöhnlich geschieht.

Die Religion führt allezeit zu einer eigenartigen Auffassung von der Bestimmung des Menschen und von seiner Beziehung zur Welt. In diesem letzten liegt zugleich, dass auch die Welt für den Menschen eine bestimmte Bedeutung haben muss. In Anbetracht nun, dass der Mensch sich selbst mit zur Welt rechnen muss, können wir, ohne in weitere Einzelheiten einzugehen, alles in die These zusammenfassen: dass Religion allezeit mit einer eigenartigen, nämlich der religiösen Weltanschauung verbunden ist. Es versteht sich von selbst, dass diese sich nach Art und Mass der Entwicklung der Religion, mit der sie zusammenhängt, ändern wird. Die Religionsphilosophie hat diese Weltanschauung, in ihrem Ursprung und ihrer Verschiedenheit, nicht allein psychologisch und historisch zu erklären, sondern sie hat auch ihr dauernd - wesentliches im Unterschied von allem wechselnd-zufälligen zu bestimmen. Wenn es wahr ist, dass Religion eine eigene Art des geistigen Seins ausmacht, das, bei aller Verschiedenheit der Affectionen, Ideen und Handlungen, in geringerem oder grösserem Masse vorhanden sein muss, um an irgend etwas den religiösen Charakter zu verleihen, dann muss auch in der

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religiösen Weltanschauung etwas sein, das, bei aller auch darin vorkommenden Verschiedenheit, ihr Constantes und darum ihr Eigenartiges ausmacht. Was das ist, hat die Religionsphilosophie festzustellen, um dann weiter dafür den reinsten Ausdruck zu suchen und dessen Recht zu vertreten.

Hat sie das nach ihrem Vermögen getan, so darf man sagen, sie hat ihr Werk vollbracht. Sie schliesst dann damit: der religiöse Glaube umfasst diese bestimmte Weltanschauung, und ihr Recht kann auf diese Weise festgestellt werden. Weiter kann sie nicht gehen, weil sie in ihrem Object zugleich ihre Grenze findet. Sie hat es allein mit der Frage zu tun, wie die Welt erscheint, wenn sie aus dem Gesichtspunkte des religiösen Glaubens angeschaut wird, und welches Recht vorhanden ist, sie also anzuschauen.

Aber dies ist denn doch immer eine Weltanschauung, in welcher etwas in Beziehung auf die wirkliche Beschaffenheit der Welt angenommen wird. Sie reicht also weiter als das eigentlich religiöse Gebiet. Wenn sie z. B. den Gedanken enthält, dass die Welt kein Erzeugnis des Zufalls sein kann, dann liegt in demselben zugleich positiv etwas enthalten hinsichtlich des Weltzusammenhanges, abgesehen von aller religiösen Auffassung. Unwillkürlich kommt man also durch den religiösen Glauben über die Grenzen der religiösen Weltanschauung hinaus in das Gebiet der allgemein philosophischen. Das ist unvermeidlich, und dann ist es für den denkenden Menschen auch nicht zu vermeiden, dass er sich die Frage stellt: wie ist meine religiöse Anschauung mit demjenigen in Uebereinstimmung zu bringen, was das rein philosophische Denken über Beschaffenheit, Zusammenhang und Wesen der Welt uns lehren kann?

Hiermit beginnt für die Religionsphilosophie eine neue Aufgabe. Schien es uns soeben, als ob sie ihr Werk mit dem Feststellen und Rechtfertigen der religiösen Weltanschauung vollbracht hätte, so zeigt es sich jetzt, dass es für sie noch eine andere Frage zu beantworten giebt. Sie kann sich damit nicht zufrieden geben, dass sie für ihre Resultate deren Zustimmung erwarten darf, die sich bei ihrer Beurteilung auf den Standpunkt des religiösen Glaubens stellen; sie muss für die von ihr als wahr anerkannte Weltanschauung auch von dem philosophischen Denken Anerkennung fordern, als welches sich nicht auf bestimmte Gruppen von Erscheinungen einschränkt, sondern sich über den gesammten Inhalt der Erkenntniss des Menschen erstreckt. Sie kam damit bereits in Berührung, als sie zu ihrer eigenen Beruhigung untersuchte, ob die Weltwissenschaft der Geltendmachung ihrer Auffassung keine Schwierigkeiten in den Weg lege, oder ob vielleicht von jener Seite her eine Unterstützung ihrer Anschauung zu bekommen sei. Aber noch etwas anderes ist es, wenn sie nicht allein mit der Wissen

schaft, sondern auch mit der Philosophie zu rechnen hat. Dann genügt es ihr nicht mehr, zu wissen, dass sie ungehindert, möglicherweise selbst hier und da ermutigt und gefördert, ihren eigenen Weg gehen könne. Dann muss sie verlangen, ihre besondere Anschauung von der Welt mit in ein System philosophischer Weltanschauung aufgenommen zu sehen, das, wenn es auch nicht von ihren Grundsätzen ausgegangen ist, ihr doch die Gelegenheit zum Anschluss und zur Verschmelzung bietet, welche ihr eine Bürgschaft für ihr eigenes gutes Recht giebt. Ist sie, um dies mit einem Beispiel zu erläutern, zu dem Resultat gekommen, dass der religiöse Glaube allezeit eine teleologische Weltanschauung erfordert, so musste sie zwar zuerst die Bedenken widerlegen, welche von Seiten der Wissenschaft gegen die Teleologie erhoben sind, und weiter aufsuchen, was durch das Naturstudium selbst als Wirkung der Finalität anerkannt werden muss; aber nun folgt für sie noch die Aufgabe, mit dieser teleologischen Weltanschauung zur Philosophie sich zu begeben, und in der von dieser gefundenen allgemeinen Weltanschauung für die ihrige einen Platz zu fordern, an dem die religiöse Teleologie sich ungezwungen, organisch in die philosophisch-teleologische Auffassung des Weltzusammenhanges einfügen kann.

Diese Aufgabe würde nicht schwierig sein, wenn Eine bestimmte Philosophie da wäre, mit der man zu tun hätte. Aber welche soll man nehmen? An eine willkürliche Wahl darf natürlich nicht gedacht werden, und welche Rechtstitel kann denn das eine System mehr als das andere geltend machen, um sich als Prüfstein für die religiöse Weltanschauung zu empfehlen?

Hier ist nun der Punkt, wo die Religionsphilosophie und die Geschichte der neueren Philosophie ungesucht mit einander in Beziehung treten.

Das philosophische Denken hat jetzt bereits einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert hinter sich, in dem es sich hat üben können, auf der einen Seite gänzlich unabhängig nicht allein von Kirchen- und Schriftautorität, sondern auch von dem Einfluss einer öffentlichen Meinung, die seine Freiheit in Bande zu schlagen suchte, auf der anderen Seite stets mehr und mehr bereichert durch Erkenntnis der Natur, der Geschichte und der socialen Gesetze. So ist es zu einer Reihe neuer Auffassungen des Weltzusammenhanges gekommen, die einander nicht nur der Zeitordnung nach folgen, sondern die auch in höherem Sinne als eine fortlaufende Entwicklung historisch zusammenhängen, sei es als geradlinige weitere Entfaltung früher aufgestellter Principien, sei es als durch Einseitigkeit hervorgerufene Reaktion. An diesem Entwicklungsgange der neueren Philosophie findet die Religionsphilosophie den Prüfstein, als welchen sie nicht nach Willkür das eine oder andere System gebrauchen dürfte. Umsomehr hat sie Veranlassung, ihn darin Rauwenhoff, Religionsphilosophie.

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zu suchen, weil die Philosophie, unabhängig von ihr, das am meisten. Charakteristische ihrer Auffassung als ein Princip der Welterklärung miterprobt hat, und dadurch ihr entgegenkommt, gleich wie um ihr einen. Anknüpfungspunkt zu bieten. Wenn sie dann mit ihrer religiösen Weltanschauung der Entwicklungslinie der Philosophie folgt, wird sie Schritt. für Schritt dem nachgehen können, in welchem Verhältnis diese Anschauung zu dem sich entwickelnden philosophischen Denken steht. Von selbst wird das eine kritische Untersuchung werden, und zwar in doppeltem Sinn. Sie wird zur Selbstkritik angetrieben werden, wo das philosophische Denken mit von ihr noch festgehaltenen Vorstellungen in Streit gerät. Aber sie wird auch ihrer Kritik Geltung verschaffen, wo die Philosophie zur Verkennung oder unwahren Deutung von Tatsachen kommt, zu deren Beurteilung sie am meisten befugt ist. So wird als Resultat erreicht werden, nicht dass die Religionsphilosophie von einer autoritativen Philosophie die Weihe empfinge wahrlich, die Philosophie ist gegenwärtig nicht in dem Zustande, dass sie auf Autorisiren oder Sanctioniren Anspruch erheben könnte sondern dass die Religionsphilosophie, auf Grund dieser kritisch-historischen Untersuchung, sich wird deutliche Rechenschaft zu geben wissen von dem Verhältnis, worin sie, mit ihren Resultaten, gegenüber dem verschiedenartigen philosophischen Denken unserer Zeit steht, und von dem Wert, den die verschiedenen Richtungen der gegenwärtigen Philosophie für sie haben oder erlangen können.

Und

Ich muss mich hier auf Andeutungen beschränken, deren Tragweite das volle Licht erst empfangen wird durch die Ausführung, die ich im zweiten (späterhin erscheinenden) Teile meines Werkes zu geben hoffe. Aber wenn jemand sich verwunderte, dass der Religionsphilosophie diese Aufgabe gestellt und sie also in Verbindung mit der Geschichte der Philosophie gebracht werde, so möchte ich ihn wol fragen: was tust du denn anders, wenn du dich mit ihr beschäftigst? Ist denn nicht das gerade immer der Punkt, zu dem du mit deinen Gedanken zurückkehrst: in welchem Verhältnis du mit deiner religiösen Weltanschauung zu dem philosophischen Denken unserer Zeit stehst? wenn du auf diese Frage eine Antwort suchst, fühlst du dann nicht fortwährend das Bedürfnis, in der Geschichte der Philosophie zurückzugehen zu den Anfängen der Richtungen des philosophischen Denkens, die noch heute eine so grosse Verschiedenheit philosophischer Weltanschauung veranlassen? Nimm nur das eine gewichtige Beispiel von der Bedeutung Kant's für die Philosophie und im besondern für das Verhältnis von philosophischer und religiöser Weltanschauung. Wie kannst du dich dann verwundern, dass ich die Religionsphilosophie tun lassen will, was du, sobald du dich ihr widmest, als deine dringende Pflicht anerkennst ?

So wird die Geschichte der neueren Philosophie, aus einer interessanten aber doch ohne wesentlichen Schaden zu entbehrenden Beigabe, zu einem unentbehrlichen Objecte für die Religionsphilosophie. Diese erreicht mit solch kritisch - historischer Untersuchung nicht allein ihre Vollendung, sondern sie tritt damit auch aus dem theologischen Kreise heraus, in den sie so leicht gebannt bleibt, um sich der Arbeit der Philosophie anzuschliessen, und ihren Anteil zu der von dieser gesuchten Lösung der grossen Fragen der Lebens- und Weltanschauung beizutragen.

Wenn nun die Beziehung zwischen Philosophie und Geschichte der Philosophie so aufgefasst wird, dann muss bei der Bearbeitung der systematische Teil vorangehen. Man will zur Geschichte der Philosophie kommen, um zu sehen, wie die religiöse Weltanschauung sich an die philosophische anschliessen kann. Aber dann muss doch vorher feststehen, was das Wesentliche der ersteren ausmacht. Verschiedenheit der Denkweise hierüber wird auch sofort eine andere Auffassung der Beziehung zu der philosophischen Weltanschauung im Gefolge haben. Meint z. B. jemand, dass das Wesen der religiösen Weltanschauung in der Erklärung der Welt aus Gottes Schöpfung und Allherrschaft gesucht werden muss, dann steht er ganz anders den Lehren der Philosophie gegenüber als derjenige, welcher das charakteristisch Religiöse allein in einer ethisch - teleologischen Auffassung sucht. Wo dieser in irgend einem Systeme eine Auffassung fände, die für seine ethische Teleologie als allgemeine Grundlage dienen könnte, sodass er sie dort organisch, zur vollen Befriedigung sowol seines philosophischen Denkens wie seines religiösen Glaubens einzufügen vermöchte, da würde jener möglicherweise vergeblich nach einer Transcendenz suchen, die er als für seinen religiösen Glauben unentbehrlich ansähe, und auf Grund dessen mit der Erklärung abschliessen dieses System sei unbrauchbar zur Verbindung von religiöser und philosophischer Weltanschauung. Die ganze Beschäftigung mit der neueren Philosophie wird bei dieser Methode zwecklos, wenn nicht erst zu vollständiger Klarheit gebracht ist, was das Charakteristische der religiösen Weltanschauung, die dabei zum Ausgangspunkt und Maassstab dienen muss, ausmacht. Das ist der erste und auch zuerst zu bearbeitende Teil der Aufgabe der Religionsphilosophie. Der zweite, die kritisch-historische Probe, wenn ich so sagen darf, beruht ganz auf dem Resultat welches durch die erstere Untersuchung erlangt ist, und kann also auch unmöglich derselben vorangehen.

Möchte jemand gegen diese Behandlungsart einzuwenden haben, dass auf solche Weise die Geschichte der neueren Philosophie nicht objectiv vorgetragen, sondern in die Beleuchtung eines voraufgestellten Begriffes vom Wesen des religiösen Glaubens gebracht werde, so habe

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