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lichen Autorität der Schrift keine Unterstützung bei der geschichtlichen Forschung finden werden, und der Systematiker versuche das Recht des religiösen Glaubens, auf der Grundlage des unabhängigen Denkens, philosophisch so zu befestigen, dass der Gläubige durch keine Gemütsbeängstigung von der Anerkennung der wissenschaftlichen Resultate zurückgeschreckt zu werden braucht.

Hier kann die Antwort des Supernaturalismus auf unsere Frage nicht empfohlen werden. Wenn wir nach dem suchen, was zur Unterstützung unserer Voraussetzung dienen kann, dass der Weltzusammenhang die Herschaft des Sittengesetzes möglich machen müsse, und man bietet uns dazu eine andere Voraussetzung an, die, dass der Weltzusammenhang von Zeit zu Zeit durch die Dazwischenkunft einer höheren Macht durchbrochen wäre, die damit ihr Dasein und ihre Macht über die Welt bewiesen hätte: dann wissen wir nur zu gut, dass diese Voraussetzung den Beweis ihres Rechts selbst schuldig bleiben müsste, so dass wir von ihr kein Heil zu erwarten haben.

Wir nehmen darum unsere Frage wieder auf, so wie wir sie im Anfange gestellt haben, und wollen versuchen, auf anderem Wege eine befriedigende Antwort zu finden. Vorher aber wollen wir noch näher bestimmen, was wir zu finden hoffen müssen, wenn es als befriedigende Antwort gelten soll.

Das sittliche Bewusstsein postulirt eine solche Beschaffenschaft der Welt, dass das Sittengesetz in ihr herschen kann. Würde es genug sein, wenn wir nachweisen könnten, dass wirklich ein sittlicher Factor als Macht in der Welt da ist? Die Gefahr liegt nahe, dass wir uns damit die Aufgabe zu leicht machen. Wenn doch das Sittliche zur Anlage des Menschen gehört, dann ist kein Beweis erforderlich, dass in der menschlichen Gesellschaft der sittliche Factor eine Macht bildet. Welcher ernsthafte Mensch sollte das leugnen? Die Macht des Wortes und Beispiels, dem Bösen zuwider zu sein und das Gute zu befördern, ist über jedes Bedenken erhaben. Aber es ist mehr gemeint als dies. Es ist, wie sich uns früher ergab, gemeint, dass nicht allein der eine Mensch auf den andern einen sittlichen Einfluss üben kann, sondern dass die Menschheit im Ganzen unter der Macht eines ihr innewohnenden Gesetzes steht, das sie zu einer gewissen Entwicklung drängt und treibt, zu der sie die Anlage, und in der Anlage die Bestimmung in sich trägt; und dass, in Anbetracht, dass die Verwirklichung dieser Anlage und die stetige Annäherung an diese Bestimmung auf keine andere Weise. als so gedacht werden kann, dass dem auch die Naturordnung dienstbar sei, dass die Herschaft dieses Gesetzes nicht nur in des Menschen Absichten und Taten gesucht werden kann, sondern sich auch über die stoffliche Welt ausdehnen muss, zu der der Mensch mit gehört, und

von der er sich auch als sittliches Wesen nicht losmachen kann. Es wird deshalb behauptet, dass in der Gesamtheit der Dinge, insofern diese in den Bereich unserer Betrachtung fällt, Platz sein muss für das Wirken einer Macht, die wir, nach dem was wir in unserm eigenen Innern finden, als souveräne, absolut gültige Macht des Guten kennen.

Es ist uns natürlich nicht unbekannt, dass diese Behauptung immer der Gefahr ausgesetzt ist, von dem hocherleuchteten gesunden Menschenverstande der allgemeinen Verspottung preisgegeben zu werden. Gleichwol können wir uns darüber mit dem Gedanken trösten, dass sie dies mit vielem von dem besten was der menschliche Geist hervorbrachte gemein hat, u. a. mit fast der ganzen Philosophie.

Aber wir haben auch ernsthaftere Bestreitung zu erwarten. Der gegenüber müssen wir für uns selbst wie für unsere Gegner deutlich zu machen suchen, was in jener Behauptung beschlossen liegt, und in welchem Sinne sie deshalb von uns verteidigt werden kann.

Ist dieses Gesetz in der Gesamtheit der Dinge, auch auf stofflichem Gebiete, vorhanden und wirksam, dann versteht es sich wol von selbst, dass es als solches, als Gesetz des Guten, nicht durch wissenschaftliche Untersuchung zu finden sein kann. Welcher Sinn wäre damit zu verbinden, dass ein Gesetz des Guten durch Teleskop oder Mikroskop, durch Secirmesser oder Reagentien aufgesucht werden sollte? Und nicht nur das allein. Kein einziges Gesetz ist mit diesen Hülfsmitteln zu constatiren. Ist ja doch ein Gesetz nicht wahrzunehmen. Aber auch die denkende Naturbetrachtung, die die Gesetze des Lebens voraussetzt und sie in den Veränderungen an den Erscheinungen nachzuweisen sucht, würde doch nie zu der Voraussetzung eines Gesetzes des Guten kommen. Gut, im Sinn von sittlich gut, ist kein wissenschaftlicher Begriff. Wir haben das im vorhergehenden Hauptstück erwogen. Welche Verbindungen der Erscheinungen die Naturwissenschaft auch unter feste Gesetze zu bringen verstehen mag, sie würde niemals Veranlassung haben, das Naturleben aus einem Gesetz des Guten zu erklären.

Darum, wenn dieses das wäre, was wir nötig hätten, um unsere Voraussetzung zu bestätigen, dann könnten wir uns ruhig die Mühe sparen, diese Frage an die Naturwissenschaft zu richten. Wir würden vorausberechnen können, dass sie uns keine befriedigende Antwort zu geben hätte.

Aber es ist bereits früher gesagt: so braucht die Frage nicht gestellt zu werden. Was wir nötig haben, ist eine Naturanschauung, in welcher Platz für die von uns vorausgesetzte Herschaft des Gesetzes des Guten ist. Dem ist genügt, wenn sich ergiebt, dass in der Natur die Wirkung der Naturkräfte durch eine Zweckmässigkeit beherscht wird, die zwischen den Erscheinungen eine Verbindung von Zweck und Mittel herstellt. Gibt es nichts anderes als Verbindung von Ursache

und Folge, dann suchen wir vergebens nach einem Platz in der Naturanschauung für noch ein anderes Gesetz. Dann können und müssen ja die Erscheinungen einzig und allein aus chemicher und mechanischer Wirkung erklärt werden. Aber ist Grund da, um anzunehmen, dass diese Verbindung von Ursache und Folge durch ein Gesetz beherscht und geleitet wird, das sie für bestimmte Zwecke wirken lässt, dann können die Erscheinungen nicht nur aus chemischer und mechanischer Wirkung erklärt werden, sondern zur Erklärung muss noch ein anderer Factor angerufen werden, und dieser andere Factor wird dann der Stützpunkt für die Voraussetzung, die wir auf die Welt anzuwenden wünschen.

Jeder

Das ist die Frage. Wir nennen dies das Recht der teleologischen Weltanschauung. Aristoteles zählte bereits zu den Ursachen der Dinge den Zweck, welchem sie dienen müssen (to ou Evexa), und die Scholastiker haben dafür den jetzt allgemein gebräuchlichen Ausdruck der causa finalis in Schwang gebracht. versteht was damit gemeint wird. Das organisirte Leben in der Natur kann aus verschiedenen Gesichtspunkten angesehen und erklärt werden. Man kann auf seine Bestandteile achten, früher Stoff genannt, deren Eigentümlichkeit die chemische Untersuchung zu ergründen trachtet. Man kann es nach der Form, in der es sich darstellt, unterscheiden. Man kann es aus den Bewegungsgesetzen erklären, die es zu dem gemacht haben was es ist. Aber dann bleibt noch eine andere Betrachtung übrig. Was es ist, das musste es aus diesem Stoff, in dieser Form, durch diese Bewegung werden, weil es in sich die Anlage hatte, dies und nichts anderes als dies zu werden, und darum wurde alles das, wodurch es so ward wie es ist, durch den Zweck beherscht, welcher durch jene Anlage bestimmt war. So wird das Resultat mit zur Ursache, und gerade hierin liegt der Unterschied zwischen der teleologischen und der mechanischen Weltanschauung, dass bei der ersten das Resultat mit als Ursache, bei der andern allein als Resultat genommen wird.

Aus dieser Erklärung geht hervor, dass was wir hier meinen nichts mit allerlei willkürlichen Auffassungen gemein hat, die auch unter dem Namen der teleologischen Weltanschauung vorgetragen sind. In dieser Richtung ist so viel von den Theologen gesündigt, dass man verpflichtet ist, sich bei der Behandlung dieses Gegenstandes gegen alle Verantwortlichkeit für ihre Theodiceen zu verwahren. 1) Vor allem die Aufklärung des vorigen Jahrhunderts hat in dieser Hinsicht viel auf dem Gewissen. Von der These ausgehend, dass diese Welt darauf eingerichtet sei, dem Menschen den Aufenthalt auf Erden so gut und angenehm

1) Vergl. S. Hoekstra, de tegenstelling van optimisme en pessimisme, (Der Gegensatz von Optimismus und Pessimismus.) 1880. S. 51 ff.

wie möglich zu machen, fand sie ihr Vergnügen daran, auf die unsinnigste Weise den Schöpfer zu verherrlichen, der sein Werk so verständig und menschenliebend vollbracht habe. Weit höherer Ernst spricht aus der Alttestamentlichen und danach der Christlichen Auffassung, die dem Allerhöchsten bestimmte Absichten mit Seinem Volke und der Kirche zuschreibt, die Er durch die Leitung der Weltbegebenheiten und durch wiederholte Eingriffe in den geregelten Gang der Natur verwirklicht. Aber weder die eine noch die andere steht in irgend einem Zusammenhange mit der hier gemeinten Teleologie. Abgesehen von allen anderen Erwägungen, haben wir nur auf diesen entscheidenden Unterschied zu achten, dass in jenen und allen gleichartigen Anschauungen ein gewisser Zweck im Voraus bestimmt, und dann gefragt wird, ob und inwiefern die Welt ihm entspreche. Hier dagegen wird nichts im Voraus als Zweck festgestellt. Es wird nicht gefragt, wozu alles daseiende dienen müsse. Die Frage ist nur die: lässt sich das organisirte Naturleben ohne causa finalis erklären? Wir kommen zu dieser Frage, weil wir eine Voraussetzung hinsichtlich des Zusammenhanges der Erscheinungen haben, die für uns feststeht, unabhängig von dem, was die Naturwissenschaft uns lehren könnte; für deren Bestätigung aber es von Interesse sein würde, wenn die teleologische Weltanschauung, zu der sie führt, durch die Nachweisung von causa finalis in der Welt unterstützt werden könnte. Darum untersuchen wir, inwiefern die rein wissenschaftliche Anschauung der Natur uns diese Stütze liefern könnte.

§. 2.

Bedenken der Naturwissenschaft gegen die teleologische

Weltanschauung.

Eingedenk der vierfachen Möglichkeit, die wir uns bei dem Verhältnis unserer Voraussetzung zu den Resultaten der Naturwissenschaft vorhielten, müssen wir mit der Frage beginnen, ob von dieser Seite auch Bedenken vorhanden seien, welche die Anwendung der Voraussetzung auf den Naturzusammenhang ausschliessen. Damit würde freilich die Veranlassung, weiter zu suchen, sofort abgeschnitten sein.

Es ist zuweilen von den naturwissenschaftlichen Forschern ein Bedenken aufgeworfen, das wir hier zwar nicht ganz übergehen können, das uns aber auch nicht gerade in Verlegenheit setzen wird. Es ist dies: dass, wofern das was wir voraussetzen wirklich vorhanden wäre, davon doch auch etwas zu finden sein müsste. Und ziemlich naiv wird uns versichert, dass man davon nichts finde. Wie Lalande vergeblich

den ganzen Himmel durchsucht hatte, ohne Gott zu finden, so entdecken unsere Physiologen weder in der Gehirnsubstanz, noch in dem Nervengewebe, noch irgendwo anders in irgend einem Organismus etwas von dem, das dann darin sein müsste. Was denken sie sich denn wol, darin finden zu müssen? Diese Frage haben sie nicht deutlich gestellt; sonst würden sie jenes Bedenken wol zurückgehalten haben. Wenn man behauptet, dass in einer Locomotive (ein Beispiel E. von Hartmann's) der grossartige Verstand des Menschen sichtbar sei, und jemand antwortete darauf: er habe eine ganze Locomotive auseinander genommen und nichts gefunden als Stücke Metalls, von denen sehr gut zu erklären sei wie sie bloss mechanisch diese Form erhalten hätten, durch welche sie zu einander passen und, wofern nur der Kolben durch den Dampf in Bewegung gebracht werde, die Bewegung des ganzen Mechanismus verursachen, aber von einem Verstande, der darin sichtbar sein solle, wäre nichts zu finden gewesen; würde das weniger unvernünftig sein als das Nichtfinden Gottes am Himmelsgewölbe, oder der Gedanken im Gehirn? E. von Hartmann sagt unbestreitbar richtig: „Die Teleologie will Lehre von den Zwecken sein, die Zwecke in der Wirklichkeit nachweisen und die Art der natürlichen Verwirklichung der noch nicht wirklichen d. h. ideellen Zwecke untersuchen. Wie kann nun aber der ideelle Zweck sich verwirklichen ohne ein Material, an und in welchem er sich verwirklicht? Und wenn dem so ist, wie kann er sich verwirklichen ohne die Vermittlung dieses Materials, das ihm als Mittel der Realisation dient? Kann überhaupt der Zweck Zweck sein ohne das reciproke Mittel, kann von Teleologie die Rede sein ohne irgend welche Weise der natürlichen Vermittlung, ohne ein System natürlicher Mittel, d. h. einen Mechanismus? Das Material, in welchem, und die mechanischen Vermittlungsweisen, durch welche der Zweck sich verwirklicht, sind nur als Mechanismus d. h. als eine Summe vorhandener Kräfte von naturgesetzlicher Wirksamkeit zu denken, d. h. die Teleologie setzt den Mechanismus voraus und ist ohne diesen unmöglich, ganz ebenso wie umgekehrt der Mechanismus ohne die Teleologie unmöglich ist.") Gesetzt, es wären in der Natur wirklich causae finales, dann würden die doch nur in der Richtung wirksam sein, die sie dem Naturmechanismus gäben, sodass dieser bestimmte Resultate zuwege brächte. Dann aber würde man doch in jedem gegebenen Augenblicke, auch bei der Erreichung des Resultates, nichts anderes finden als Naturmechanismus, der in einer oder der andern Richtung wirkte. Wie sollte der Zweck sich anders verwirklichen können als in und durch den Mechanimus? Man wird sich ihn doch nicht vorstellen wollen als ein anderes etwas, das nebenher geht, auf die Art wie der Führer des

1) Wahrheit und Irrtum im Darwinismus. 1875. S. 158.

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