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etwas zu begreifen. Aber hinsichtlich des warum? werden die denkenden Geister nach tausenden von Jahren oder Jahrhunderten wol noch mit der einzigen Antwort, die wir darauf zu geben wissen, sich auch zufrieden stellen müssen, mit der es ist so!

Mag die Form, in der diese Anschauung vorgetragen wird, nicht von anderwärts her entlehnt sein, so werden doch die, welche einigermassen in der Geschichte der Philosophie zu Hause sind, nicht schwanken, zu welcher Geistesrichtung sie die Anschauung selbst zu rechnen haben. Sie werden sie, nach der gebräuchlichen Einteilung der Philosophie, Idealismus, nach der der Scholastik, Realismus nennen. Vollkommen mit Recht. Sie will nichts anderes sein. Immer was die Richtung, nicht was die Ausführung betrifft. Ebenso wenig Platon's Ideenwelt wie Anselmus' ideale Ontologie möchte ich für meine Rechnung nehmen. Gern aber folge ich ihnen in ihrer Bestreitung alles empiristischen Nominalismus.

Die zwei grossen Geistesrichtungen ziehen sich, in grosser Verschiedenheit der Formen, jedesmal bestimmt durch die Uebung des philosophischen Denkens und durch die Fortschritte in der Naturerkenntnis, durch die ganze Geschichte des Denkens hin. Der Anteil einer jeden von beiden an der Entwicklung behält stets denselbigen Charakter. Der Empirismus erfüllt die gewichtige Aufgabe, dem Denken allezeit neuen Stoff zuzuführen, und den Idealismus, der mit seiner Systematik den Boden der Wirklichkeit verlassen und sich auf das Bauen von Luftschlössern legen möchte, kritisch zu beleuchten. Selbst aber ist er nicht imstande, die zusammenfassende, ordnende und aufbauende Arbeit zu leisten, die erst die eigentliche Philosophie ausmacht. Das ist der Anteil des Idealismus. Darum verbleibt ihm stets die weitere Entwicklung der Philosophie. Ob auch jedesmal, und mit Recht, durch den Empirismus zurückgedrängt, gewinnt er immer wieder das Feld, auf dem er sich mit der Leitung und Erneuerung des philosophischen Denkens befassen kann.

Offenbar hatte in der letzten Zeit der Empirismus das Wort, und zwar mit mehr Nachdruck und mehr Macht, als nach dem Aufkommen Baco's und seiner Schule erhört war. Die Geschichte des letzten halben Jahrhunderts kann keine bessere Ueberschrift erhalten als die: von Hegel nach Darwin. Alle Systematik ist zurückgedrängt, und wenn sie wieder in den Vordergrund zu treten wagt, so wartet ihrer gar eine schwere Aufgabe! Eine doppelt schwere, weil, gegenüber dem unersetzlichen Verlust einer Anzahl ihrer wertvollsten Stützen, ein Schatz neuen Materials ihr geworden ist, das auf die Länge für sie sehr hohen Wert bekommen kann, das aber anfänglich viel Mühe zur Bearbeitung erfordert. Aber das darf sie nicht entmutigen. Je Rauwenhoff, Religionsphilosophie. 20

reicher die Wissenschaft geworden ist, um so viel mehr ist es der Mühe wert, sie zur Philosophie zu erheben.

Mit diesem Gedanken stellen wir uns dem gegenüber, was die neuere Naturwissenschaft uns zu lehren hat. Dankbar für ihre Kritik wie für ihren Unterricht, halten wir es nicht für genug, dass wir die Grundlage der Religion weiterhin gegen die Angriffe verteidigen können, die sich in ihrem Namen darauf richten, sondern anerkennen wir auch unsere Verpflichtung, die religiöse Weltanschauung gemäss der Forderung der gegenwärtigen Welterkenntnis zu reformiren; oder ich will lieber sagen: danach zu streben. Wir haben uns überzeugt, dass die Naturwissenschaft uns nicht um das Recht des religiösen Glaubens angst zu machen braucht. Aber es bleibt unser Streben, in die auf diesen Glauben erbaute Weltauffassung auch das aufzunehmen, was die Wissenschaft unserer Erkenntnis der Welt neu hinzugefügt hat.

Sehen wir nun zuletzt noch auf das zurück, was uns zu diesen Bemerkungen über die Evolutionslehre geführt hat. Es war das Bedenken, die teleologische Weltanschauung möchte durch die neuere Naturwissenschaft ausgeschlossen werden. Wäre die ganze Weltentwicklung das zufällige Resultat der Bewegung in einem Urstoff, in dem nichts von Anlage oder Potenz vorausgesetzt werden könnte, dann könnte auch nicht an irgend ein Vorhandensein von Zweck und Mittel in dem Weltzusammenhange gedacht werden. Wir haben gesehen, dass die Erklärung aller Naturerscheinungen aus Bewegung mit Unrecht als eine ausgemachte Sache dargestellt wird, dass im Gegenteil die höheren Lebensformen für diese Erklärung nicht zugänglich sind. Weiter aber hat sich uns ergeben, dass, was die Naturwissenschaft hinsichtlich der Entstehungsweise des Organismus und des organischen Lebens lehrt, unsere Auffassung durchaus nicht ausschliesst. Alles was sie entdeckt hat, kann nicht nur ebensogut, kann sogar viel besser aus der Voraussetzung einer im Wesen der Dinge vorhandenen Anlage oder Potenz erklärt werden, als aus dem was bei der Evolutionslehre als das einzig Wirkliche gilt. Der alte Artbegriff fällt dann fort, aber damit ist nichts Wesentliches verloren. Dürfen wir uns die ganze Weltentwicklung als fortwährenden Uebergang von Potenz in Actualität vorstellen, dann wird der ganze Weltzusammenhang eine ununterbrochene Verkettung von Zweck und Mittel, und die causa finalis ist das grosse agens in allem was besteht. Jede Potenz setzt einen Zweck, und die allgemeine Naturwirkung, durch welche sie in Actualität übergeht, wird dann das Mittel, wodurch sie ihren Zweck erreicht. Eine bessere Unterstützung kann die teleologische Weltanschauung nicht finden! Sie hat dann nicht nur, wie man früher meinte, hie und da einige feste Punkte, die sie halten, sondern das ganze Gewebe des

Naturzusammenhanges fordert diese Auffassung, die sie darauf anzuwenden wünscht. Sicherlich nicht in dem Sinne, in welchem die Teleologie oft vorgetragen ist, als ob man im Weltzusammenhang bestimmte, vom Menschen im Voraus zu unterscheidende, Zwecke bemerken könne, wie der alte Supernaturalismus eine Dienstbarkeit der Natur gegenüber den Wegen Gottes mit seinem auserkorenen Volke voraussetzte, und wie später im Zusammenhange der Erscheinungen die Weisheit des Schöpfers verehrt wurde. Der Gedanke an solche Auffassungen kommt nicht in Betracht bei der Behauptung, dass die Naturwissenschaft eine Finalität anerkennen kann und muss. Denn die Naturwissenschaft weiss nichts von Plänen Gottes oder von der Weisheit eines Schöpfers, und wir müssen sie auch nicht gebrauchen, um dafür zu zeugen. So wird hier auch nicht behauptet, dass was wir als Verbindung von Potenz und Actualität ansehen zu müssen meinten, als Beweis für das Vorhandensein einer sittlichen Ordnung dienen könnte. Unsere ganze Anschauung blieb auf dem Boden des Naturzusammenhanges, und dafür gilt keine Unterscheidung von etwas Sittlichem, ebensowenig wie von etwas Schönem. Naturwissenschaft hat nichts zu tun mit Wertschätzung, sondern nur mit Erklärung. Später können wir was wir als Erklärung gefunden haben in Verbindung mit der Wertschätzung bringen, die wir aus andern Motiven erschlossen haben, aber so lange die Frage bleibt, was die denkende Anschauung der Natur uns hinsichtlich ihres inneren Organismus lehren kann, haben wir es nur mit den Begriffen zu tun, mit welchen die philosophische Naturwissenschaft ihre Arbeit zu vollbringen pflegt. Zu diesen Begriffen gehört das Verhältnis von Potenz und Actualität. Das bedeutet: die Notwendigkeit des Resultates zufolge des im voraus Bestimmtseins des Resultates durch die Eigentümlichkeit des sich bildenden Wesens. Dann ist causa finalis da, weil der finis nicht nur Folge ist, sondern als Ziel fortwährend in der Bewegung vorhanden war und sie leitete. Was wir zu beweisen versuchten, ist nur: dass was wir in der Natur finden, nicht allein die Wirkung einer causa finalis in ihr nicht ausschliesst, sondern vielmehr aufs Beste erklärt wird, wenn man die Causalität zugleich als Finalität auffasst. Weiter gehen wir hier nicht. Aber für unsere Anschauung haben wir schon viel gewonnen, wenn wir dies Resultat aufrecht erhalten können.

§. 3.

Bestätigung der teleologischen Weltanschauung durch die Beweise für vorhandene Zweckmässigkeit in der Natur.

Sollte es nicht möglich sein, weiter als zu dieser allgemeinen Vorstellung von Finalität in der Welt zu kommen? Sollten keine bestimmten Beweise zu finden sein, dass die Natur nur aus einer zwecksetzenden Macht erklärt werden kann?

Das ist gewis die älteste Frage in der gesamten Religionsphilosophie, und die Geschichte der auf sie gegebenen Antworten würde eine ziemlich vollständige Geschichte des religiösen Denkens werden. Würde sie doch die Geschichte jenes teleologischen oder physiko-theologischen Beweises sein, der mit so grosser Vorliebe zu allen Zeiten vorgetragen und verteidigt wurde. In dem Zusammenhange, in welchem die Frage uns hier vorkommt, finden wir keinen Anlass, dieser Geschichte nachzugehen, oder den sogenannten Beweis für das Dasein Gottes in Erwägung zu ziehen. Das erstere würde nur die Aufmerksamkeit von unserm eigentlichen Gegenstande ablenken, und das zweite wird uns später beschäftigen müssen. Hier, wo es noch immer unser Zweck ist, die Grundlagen des religiösen Glaubens so fest zu legen, dass darauf sicher weitergebaut werden kann, müssen wir uns bei Beantwortung dieser Frage auf das beschränken, was gerade dazu dienen kann.

Wiederum stellen wir uns auf den Standpunkt der denkenden Naturbetrachtung, ohne uns solcher Voraussetzungen zu bedienen, die von anderswoher in uns entstanden sind. In Anbetracht dessen, dass es gerade um das Recht dieser Voraussetzungen zu tun ist, oder besser gesagt, um die Uebereinstimmung dieser Voraussetzungen mit dem, was in der Natur zu finden ist, müssen wir auch die Naturerscheinungen rein an sich selbst betrachten. Sonst verliert die Untersuchung ihren Wert.

Die Frage ist deshalb jetzt für uns diese: wir haben gesehen, dass im Allgemeinen die Naturwissenschaft die. Hypothese der Finalität nicht ausschliesst, sondern dass im Gegenteil der Naturzusammenhang am besten erklärt wird, wenn er als fortwährender Uebergang von Potenz in Actualität aufgefasst wird, wodurch dann die teleologische Anschauung eine feste Grundlage gewinnt; müssen wir uns nun mit diesem allgemeinen Resultat zufrieden geben, oder sind, wie von manchen behauptet wird, in der Natur noch ausserdem bestimmte Erscheinungen aufzuweisen, die noch viel nachdrücklicher für die Wirksamkeit einer causa finalis eintreten?

Eine der bedeutendsten Schriften über diesen Gegenstand ist gewis das 1882 zum zweiten Mal erschienene Werk von Paul Janet: Les causes finales (Paris, Librairie Germer Baillière et Cie.). Es ist mit reicher Sachkenntnis geschrieben, auch mit grosser Kenntnis der Litteratur sowol auf philosophischem wie auf naturwissenschaftlichem Gebiete. Den Standpunkt des Verfassers lernt man sofort aus der Zusammenfassung seines Resultates kennen, die er bereits in der Einleitung gibt (p. IV).

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Voici maintenant nos conclusions. Elles se ramènent à trois propositions fondamentales:

I. La première, c'est qu'il n'y a pas de principe à priori des causes finales. La cause finale est une induction, une hypothèse dont la probabilité dépend du nombre et des caractères des phénomènes observés.

II. La seconde, c'est que la cause finale se prouve par l'existence en fait de certaines combinaisons, telles que l'accord de ces combinaisons avec un phénomène final indépendant d'elles serait un pur hasard, et que la nature tout entière devrait s'expliquer par un accident.

III. La troisième enfin, c'est que le rapport de finalité étant une fois admis comme loi de l'univers, la seule hypothèse appropriée à notre entendement qui puisse rendre compte de cette loi, c'est qu'elle dérive d'une cause intelligente".

Die dritte dieser Thesen lassen wir vorläufig auf sich beruhen. Sie gehört zu einem späteren Teile unserer Untersuchung.

Charakteristisch für die Behandlungsweise der Frage ist die Leugnung der Apriorität eines Princips der causae finales. An diesem Punkte weicht die Anschauung des Verfassers von der unsrigen ab. Wir haben gerade gemeint, dass der Begriff der Finalität in unserm Wertschätzungsvermögen begründet sei, nämlich in unserm Willen, sodass wir ihn nicht hätten, wenn wir ihn nicht von dorther ableiteten. So meinten wir, dass die teleologische Anschauung uns nicht durch empirische Untersuchung an die Hand gegeben werde, sondern dass wir mit ihr an die Natur herangehen, und dann die Probe zu machen haben, ob und inwiefern die Natur gestatte, diese Anschauung auf sie anzuwenden.

Janet hat von der causa finalis eine andere Auffassung. Er sagt: ,,Si l'on doit reconnaître des causes finalis, c'est done uniquement par cette raison que, dans certains cas, la raison antérieure ne suffit pas; c'est qu'entre cette raison et le fait produit il y a un vide, une lacune, un abîme, en un mot un hasard. La cause finale n'est donc que l'application du principe plus général de la raison suffisante. Tant que les causes antérieures suffisent, il faut s'en tenir là; car il ne faut

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