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Dritter Teil.

Erscheinung der Religion und des religiösen Glaubens.

Erstes Hauptstück.

Erscheinung des religiösen Glaubens in Vorstellungen hinsichtlich des Uebersinnlichen.

§. 1.

Charakter der Glaubensvorstellungen.

Keine Religion ohne Mythologie.

Man ärgere sich nicht an diesem Worte, indem man es so versteht, wie der kirchliche Sprachgebrauch es in Miscredit gebracht hat, im Sinne von heidnischer Fabellehre. Der Ausdruck hat an sich selbst nichts Anstössiges, und wird hier nur gebraucht, um auszudrücken, dass man in allen Religionen einen Kreis von Vorstellungen hinsichtlich des Uebersinnlichen findet. So hat er ebenso Beziehnung auf den christlichen Glauben an den Vater im Himmel, wie auf die Götterwelt des Olymps. Wie gross der Abstand auch ist, der die eine Vorstellung von der andern scheidet, sie gehören doch zu derselben Art, als Glaubensvorstellungen, die von der Religion, aus welcher sie entstanden, unabtrennlich sind.

Es sind diese Glaubensvorstellungen, die jetzt unsere Aufmerksamkeit erfordern. Unsere vorhergehende Untersuchung ging auf den religiösen Glauben als eigenartige Lebens- und Weltanschauung. Auch wenn man dem Resultat dieser Untersuchung beipflichten kann, wird man doch vielleicht das Bedenken zurückbehalten, dass damit noch nicht genug erklärt sei. Mag es wahr sein, könnte man sagen, dass der Glaube auf diese Weise entsteht; mag man zugeben müssen, dass das eigentliche Wesen des Glaubens in anfänglich unbewusster, aber Rauwenhoff, Religionsphilosophie.

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stets mehr zur Klarheit kommender Ehrerbietung gegen eine sittliche Weltordnung gesucht werden muss; dann bleibt doch noch übrig, dass der Glaube sich niemals nur als Ehrerbietung gegen eine sittliche Ordnung darstellt, sondern dass er immer bestimmte Objecte, und zwar diese Objecte als Personen gedacht, zum Gegenstande der Verehrung macht. Der Glaube ist allezeit Glaube an eine Gottheit, die nicht Symbol einer oder der andern Idee, sondern wirkliche Macht ist. Er steht und fällt mit dem Vertrauen auf die Realität, das wirkliche Dasein und die Herschaft dieser Macht. Religionsänderungen mögen mit einer Aenderung in der ganzen Lebensanschauung zusammenhängen, historisch bedeuten sie doch an erster Stelle: einen andern Gott annehmen. Der Religionsgeschichte kann es überlassen werden, zu beschreiben, wie die verschiedenen Glaubensvorstellungen, im Zusammenhange mit der allgemeinen Entwicklung, entstanden, sich änderten, und von höheren verdrängt wurden. Aber die Religionsphilosophie muss ihren allgemeinen Charakter bestimmen, und das Recht des Glaubens, das Dasein solch eines übersinnlichen Glaubensobjectes anzunehmen, untersuchen. Um es mit Einem Worte zu sagen: unser Glaube ist nicht nur religiöser Glaube, sondern er ist Glaube an Gott. Welchen Charakter und welchen Wert hat er gerade als solcher?

Dies alles ist völlig richtig. Die Geschichte der Religionen ist eine Geschichte der Götter. Waren nun auch die Götter nichts anderes als die Exponenten der eigentlichen Gemütsbeschaffenheit und des Masses der Entwicklung ihrer Verehrer, so galten sie doch diesen Verehrern immer als Realitäten, als wirkliche Wesen die Verehrung verdienten. Es hat deswegen immer zum Glauben gehört, solche Wesen anzuerkennen und zu verehren. Dies ist ein Factum, welches durch die ganze Geschichte der Religion bestätigt wird, und es ist durchaus billig, wenn an die Philosophie der Religion die Forderung gestellt wird, dass sie dies Factum mit in Betracht ziehe.

Die Frage ist gleichwol, was sie in Hinsicht hierauf bestimmt als ihre Aufgabe anzusehen hat.

Den Ursprung dieser Vorstellungen zu erklären, ist nicht mehr nötig, nachdem der Ursprung der Religion erklärt ist. Ist doch gerade in jener Umgestaltung vorausgesetzter Naturmächte zu Göttern die Erklärung des Ursprungs der Religion gefunden.

Ebenso hat sich bei der Inbetrachtnahme der Entwicklung der Religion bereits ergeben, wie die Vorstellung von der Gottheit sich ändern muss, je nachdem sich die Weltanschauung des Menschen klärt und sein sittliches Leben sich reinigt. Was könnte eine nähere Erklärung davon mehr lehren als das, was aus der Art der Sache von selbst folgt, und was überall in der Geschichte seine Bestätigung findet, dass der Mensch die Gottheit nach seinem eigenen Bilde und Gleichnis bildet?

Auch ist keine besondere Auseinandersetzung erforderlich, um begreiflich zu machen, dass der Mensch immer an die Realität seiner Götter zu glauben wagte. Diese Götter waren an erster Stelle kosmische Mächte, die er zu Gegenständen der Verehrung machte. Dass es solche kosmische Mächte gab, und zwar als frei wollende und wirkende Wesen, stand für ihn durch seine Weltanschauung fest. Schon vor ihrer religiösen Verehrung, sah er in der Natur und in den Erfahrungen seines eigenen Lebens das Werk und die Anordnung solcher Wesen, und als er sie zu seinen Göttern machte, geschah dies gerade deswegen, weil die Realität ihres Daseins und ihrer Macht ihm über allen Zweifel erhaben war. Entdeckte er bei weiterer Entwicklung, dass er sich darin geirrt hatte, dann waren sie auch für ihn keine Götter mehr, und wurden durch andere Wesen ersetzt, die er dann als die wahrhaftigen Mächte anerkannte.

Dies alles ist aus dem Vorhergehenden vollkommen deutlich.

Aber es ist noch etwas anderes vorhanden.

Die Religionsgeschichte lehrt, dass die Gottheit für den Menschen immer mehr aus kosmischer Macht zur sittlichen Macht geworden ist. Diese Wendung zeigt sich darin, dass die vorausgesetzte kosmische Macht fortwährend mehr wegen der ihr zugeschriebenen sittlichen Attribute der Verehrung des Menschen wert gehalten wird. Schon in der Geschichte des Polytheismus ist das nachzuweisen, aber vor allem seitdem sich Israel aus dem ursprünglichen Naturdienst zuerst zu einem Henotheismus zu erheben wusste, und seitdem dann dieser, unter dem Einfluss der Propheten, zum Monotheismus wurde, war es der „,Heilige“ allein, der als Gott anerkannt werden konnte. Doch war auch Israel's ,,Heiliger" noch immer an erster Stelle kosmische Macht. Auch er wurde durch die Weltanschauung, schon vor aller religiösen Auffassung, dem Volksbewusstsein als ein wirklich vorhandenes Wesen, das Alles hervorgebracht und Alles bestehen liess und von dem Alles abhängig war, eingeprägt. Gerade so, als die einzige Macht im Himmel und auf Erden, konnte er Allem sein Gesetz geben. Es war darum keine andere Weise in Anwendung gebracht, um die Glaubensvorstellung zu bilden. Process, wenn man solch ein Wort bei diesem Gegenstande gebrauchen darf, war ganz derselbe wie bei dem alten Naturdienst. Das Object der Verehrung wurde der Weltanschauung entnommen, ebenso wie der Animismus bei den culturlosen Völkern seine Geister als kosmische Mächte zu Objecten der Verehrung darbot. Der Unterschied war der, dass auf diese kosmische Macht andere, höhere Attribute übertragen wurden, und dass nun der Mächtige zugleich als der Heilige zum Gott gemacht ward.

So blieb es bei dem Entstehen des Christentums, so weiter in der christlichen Kirche, so bei ihrer Erneuerung im Protestantismus, immer

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