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Vorwort.

Es ist eine wehmütige Aufgabe für den Uebersetzer dieser Religionsphilosophie, an Stelle des Verfassers ihr den Geleitsbrief schreiben zu müssen. Während des Druckes starb Herr Dr. Rauwenhoff in Meran, wohin die Aerzte ihn zur Wiederherstellung seiner Gesundheit geschickt hatten, wenige Tage nach seiner Ankunft (am 26. Januar d. J.). Kurz vor seinem Tode las er noch den 7. Druckbogen, dann liess er mir durch seine Gattin schreiben, er wäre nicht weiter imstande, für sein Werk selbst mit zu sorgen, und vertraue mir daher dasselbe gänzlich an, da es in guten Händen sei. Ehe meine Antwort ihn erreichte, war er bereits sanft verschieden. Sein Werk tritt verwaist den Weg aus der Heimat in die Fremde an. Aber ich hoffe, es werde auch so denselben finden, und die Aufmerksamkeit und Würdigung, auf welche es in so hohem Masse Anspruch hat, recht bald erlangen.

Das hiermit ausgesprochene Urteil über die Bedeutung dieser Religionsphilosophie ist das zweier Männer, die in der wissenschaftlich-theologischen Welt als Autoritäten dastehen. Herr Geh. Kirchenrat Prof. Dr. R. A. Lipsius in Jena hat das holländische Original im „Theologischen Jahresbericht“ für 1887 (auf S. 340-344) analysirt, und ihm das Zeugnis ausgestellt, dass es in hohem Grade die Aufmerksamkeit der deutschen Leser verdient". Er schliesst damit, dass er von dem Buche nicht scheiden könne, ohne der hohen Befriedigung Ausdruck zu geben, welche es ihm, trotz mancher noch nicht gehobenen Bedenken, im Ganzen wie im Einzelnen gewährt habe. Und Herr Prof. Dr. O. Pfleiderer in Berlin, dessen religionsphilosophischen Positionen Rauwenhoff in seinem Werke bei den wichtigsten Fragen entschieden entgegentritt, antwortete darauf in den Jahrbüchern für protestantische Theologie" (1889, S. 1-54) mit einer von grosser Hochachtung getragenen Kritik des R.'schen Buches.

Im Vaterlande des Verfassers ist sein System von allen Seiten. und Richtungen eingehend und gründlich besprochen. Ein besonders competenter Beurteiler, weil Mitforscher auf demselben Gebiete, Herr Dr. Ph. R. Hugenholtz in Amsterdam (der seinem persönlichen Freunde Rauwenhoff, nach schwerem Leiden, am 16. Mai d. J. im Tode gefolgt ist), nennt dasselbe eine Bereicherung der theologischen Litteratur, und zwar mit allem Nachdruck, um sich dann in feinster Weise mit dem Verfasser über einen speciellen Punkt auseinanderzusetzen; nämlich, ob im „unbedingten Pflichtbewusstsein" unmittelbar die intuitive Erkenntnis einer heiligen Allmacht" gegeben sei (was H. behauptet), oder ob das „unbedingte Pflichtbewusstsein" nur (wie R. nachzuweissen sucht) zu dem Postulate einer „sittlichen Weltordnung" führe (siehe Theolog. Tijdschrift 1888 S. 152-172, und Rauwenhoff's Antwort ebendaselbst S. 173-192). Die andern Kritiker unter seinen Landsleuten stehen den R.'schen Anschauungen ferner, oder geradezu im Gegensatz zu ihnen, was sie jedoch nicht an Bezeugungen hoher Achtung gehindert hat. Nur Herr Dr. H. J. Betz spricht, vom Standpunkt des Atheismus aus, in „De Nederlandsche Spectator" (7. Jan. 1888) einigermassen abfällig über diese Religionsphilosophie. In ganz anderem Tone schreiben, trotz principieller Gegensätze, Herr Dr. Bavinck (Professor am Seminar der afgescheidene" Reformirten in Kampen; in „De vrije Kerk" Juni 1888), Herr F. Smit (ein Katholischer Gelehrter; in „Studiën op godsdienstig etc. gebied" Tl. 31. 1888), Herr Dr. J. Offerhaus (in Geloof en Vrijheid" 1888, 2. Stück), und Herr Dr. A. Bruining (in dem „Bijblad van de Hervorming" 1888, Nro. 3-6). Einzelne Punkte des System's kritisiren Herr Dr. L. H. Slotemaker (Prediger der Remonstranten in Arnhem; in M. A. N. Rover's Bibliotheek van moderne theologie" 1888, unter dem Titel: „Godsdienstig geloof voor onzen tijd“) und Herr Professor Dr. van der Wijck (in Groningen; in „De Tijdspiegel 1888, S. 28 ff.). In der vorletzten Versammlung der modernen Theologen Niederlands (nach Ostern 1888 in Amsterdam gehalten) bildete die R.'sche Religionsphilosophie, in Gegenwart und unter lebhafter Anteilnahme des Verfassers, den Hauptgegenstand der Debatte.

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Ich habe weder die Absicht, noch den Beruf, das von mir den Deutschen Theologen und den sich sonst für die hier behandelten Fragen Interessirenden zugänglich gemachte Werk lobend oder überhaupt beurteilend einzuführen. Ich handle nur im Sinne Rauwenhoff's, wenn ich sein Buch für sich selbst sprechen lasse. Es hat Vieles und viel zu sagen. Das ward mir sofort bei der ersten Lectüre klar, und darum bat ich den Verfasser, der

mich mit der Zusendung seines Werkes aufs Angenehmste überrascht hatte, um das Vorrecht, dasselbe übersetzen zu dürfen. An dieser Uebersetzung habe ich in den wenigen freien Stunden, die mein Amt mir lässt, mit Liebe gearbeitet. Aber eben wegen der geringen Mussezeit erscheint meine Arbeit erst fast zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Originals.

Der Titel desselben lautet: „Wijsbegeerte van den Godsdienst". Es wurde gegen Ende 1887 von der Firma E. J. Brill & S. C. van Doesburgh in Leiden herausgegeben. Aber nur der erste Teil, das System enthaltend, ist erschienen. Der in der Einleitung (und Vorrede R.'s) verheissene zweite (historische) Teil wird nun leider nicht mehr kommen, da nur einige Partieen desselben im Nachlass R.'s vorhanden sind. Für das Verständnis des Systems macht das freilich nichts aus.

Meine Uebersetzung darf, hoffe ich, als eine treue Interpretation des Originals gelten, mag sie auch sonst manches Gebrechen aufzuweisen haben. Sie würde vollkommener sein, hätte der Entschlafene die Revision bis zum Ende durchführen können. Zwar liess mir Herr Professor Dr. A. Kuenen, R.'s ältester Freund und langjähriger College, aufs Gütigste seine Bejhülfe anbieten; indessen mochte ich des vielbeschäftigen Gelehrten Freundlichkeit nicht durch häufige Inanspruchnahme misbrauchen.

Im Einverständnis mit dem entschlafenen Verfasser habe ich einige Partieen des Originals, die für Deutsche Leser von geringerem Interesse schienen, in der Uebersetzung fortgelassen. Es sind dies, ausser der Vorrede und Teilen der Einleitung, die Seiten 55-65, 310-320, 338, 344-357. Der Zusammenhang ist dadurch nirgends gestört.

Kleinere Druckfehler wolle man freundlichst entschuldigen! Das Auge übersieht dieselben, besonders wenn nur Eine Correctur gelesen werden kann, gar zu leicht. S. 71, Zeile 7 und 9 von oben bitte ich, statt „Ausbreitung" zu lesen: „Erweiterung"; S. 146, Zeile 18 und 19 von unten, statt „gesetzmässige": „legitime"; S. 521, Zeile 14 von unten statt „Käfer“: „Biber".

Ueber das Leben und die wissenschaftliche Bedeutung Dr. Rauwenhoff's haben sich auf Wärmste und Eingehendste ausgesprochen Herr Prof. Dr. Abraham Kuenen (Theol. Tijdschrift 1889: „in memoriam"), Herr Prof. Dr. Fr. Nippold (Protest. Kirchenzeitung 1889, Nro. 6 und 7), und Herr Prof. Dr. W. C. van Manen (ebend. Nro. 18 und 19). (Der Letztgenannte gibt eine erschöpfende Darstellung der litterarischen Tätigkeit R.'s). Ausserdem sind ihm in Niederland und Deutschland noch manche ehren- und pietätsvolle Nachrufe von Freunden, Schülern und Ver

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