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andern richten, wenn es nicht geschähe gemäss dem Wesen des Menschen, welches für den Thäter wie den Richter dasselbe ist, wenn er es nicht thäte als Geschworner in Vertretung des Gewissens des Thäters. Wenn man sie so erkennt, so muss auch der Geist der Rache aus der Strafe verschwinden, und auch ihr Losungswort muss sein: excelsior! Nicht mit Verachtung gegen den Thäter, sondern in Anerkennung seiner höchsten Würde, der Selbstverantwortlichkeit, muss die Strafe erfolgen, nicht erniedrigen und brechen soll sie den Menschen, sondern ihn und die Menschheit erhöhen und fördern. Dass aber dazu die thatsächliche Busse, die das in der Wirklichkeit Verbrochene wiederum in der Wirklichkeit auszulöschen bestimmt ist, die Macht hat, das ist gleichfalls im Wesen des Menschen begründet, der sich selbst Busse auferlegt, selbst thatsächliche Sühne zu seiner Reinigung und Befreiung fordert. Wir haben viel zu thun, um die Strafe mehr als bisher, diesem ihrem Wesen entgegenzuführen, aber am weitesten entfernen wir uns von diesem Ziele, wenn wir die Selbstverantwortlichkeit des Menschen verneinen.

Fragen wir nun, was das Gute ist, so wird nun schon klar sein, dass es nicht dies oder das, nicht irgend etwas ist, das man besitzen oder fertig hinstellen kann. Es ist vielmehr durchaus Leben und Selbstsein. Ich bin das Gute, wie Ich die Wahrheit bin, Ich, der wissend-wollende und thätige Mensch. Das Gute ist der in That übergehende Erkenntnisswille und, wie dieser, nichts ausschliessend, allbejahend.

Das Gute hat deshalb auch keinen Gegensatz. Das Böse ist nicht. Das Nicht-Gute ist das Nicht-Seiende. Das Gute, der Wille, setzt sich im Menschen den sinnlichen Trieben entgegen, aber nicht, um sie zu vernichten, sondern um sie in ein höheres Sein aufzunehmen. Er nimmt ihnen nur ihre

gegen Andere feindliche Negativität und Ausschliesslichkeit und macht sie zu Momenten seiner selbst, er will sich auch als individuellen Willen, aber unter dem Primat des Allwillens, er will sich selbst als sinnlich-geistige Persönlichkeit.

Er vollzieht dieses Leben durchaus in der Form des Gegensatzes, den er beständig auch aufhebt. Wenn aber der Gegensatz im Denken irrthümlich festgehalten wird, so muss er auch im Wollen in gleicher Weise auftreten. Hierin haben wir die psychologische Grundlage der christlichen Ethik zu erkennen, so weit sie die sinnlichen Triebe absolut verneint und in Askese übergeht. Eben so ergiebt sich aus der Festhaltung des Gegensatzes die christliche Beschaulichkeit und die Lehre von der allein seligmachenden Kraft des Glaubens. Der Erkenntnisswille und der Thatwille stehen immer im Gegensatz zu einander, den der Erkenntnisswille aber, der den Primat hat, immer auch aufzuheben strebt Wird nun der Gegensatz festgehalten, so muss dies zur Abwendung von dem thätigen Leben führen und zur einseitigen Hochhaltung der dem Erkenntnisswillen und seinem substantiellen Kerne, dem Glauben, allerdings inne wohnenden Kraft der Befreiung und Erlösung von der Wirklichkeit. Aber diese Einseitigkeit ist zugleich sehr unfromm, denn erst durch die That, durch das Eingehen der Erkenntniss in die Wirklichkeit, wird der göttliche Urwille erfüllt.

Ihre Ausprägung zu einer Weltanschauung erhalten dann diese Gegensätze durch den festgehaltenen Gegensatz von Subject und Object, dem es versagt ist, im Wesen des Menschen das Wesen der Welt zu erblicken. So wird die über alles Endliche gebietende Kraft des Willens nicht als das eigene Wesen des Menschen erkannt, sondern zu einem jenseitigen Wesen hypostasirt. Dieses Wesen, Gott, ist allein Träger des über dem Endlichen stehenden Willens, das Gute ist sein

Gebot, und nur durch Gehorsam gegen dies Gebot, nicht durch Freiheit und eigenen Willen, hat der Mensch Theil an dem Guten. Der Mensch, von Natur endlich und sündhaft, kann sich nicht selbst erlösen, Gott aber entschloss sich zu einer erlösenden That, indem er Mensch wurde und wie ein Mensch litt und starb. Diese Menschwerdung Gottes ist der tiefste Gedanke des Christenthums, aber dieser Gedanke kann ebenfalls nicht den Gegensatz von Gott und Mensch überwinden, er kann sich nicht zu der Erkenntniss erheben, dass die Gottessohnschaft das Wesen des Menschen ist, dass der göttliche Wille und die Freiheit des Menschen identisch sind, er fordert von neuem die Unterwerfung des Menschen, er fordert den Glauben an die erlösende That Gottes als den einzigen Weg zur Seligkeit. Gott schuf, heisst es, den Menschen nach seinem Ebenbilde. Das ist ein tiefsinniges Wort, aber wie soll der Mensch Gott ebenbildlich sein, wenn Gott der Herr und der Mensch ein Knecht, wenn der Mensch nicht, wie Gott, Freiheit ist?

In der christlichen Weltanschauung giebt es im Grunde keine Sittlichkeit, denn die Sittlichkeit ist Freiheit, wohl aber giebt es in ihr einen freiheitswidrigen Druck, der auf dem Leben lastet. Das Leben soll nach ihr nicht seinem eigenen Wesen und Gesetze folgen, sondern stets einem Andern gehorchen, und die Sinnlichkeit wird nicht zu einem freien und schönen Leben erhoben, sondern verketzert und gemassregelt. Darin leisten besonders orthodoxe Schulmeister noch immer viel. Armes junges Leben, das unter der Zuchtruthe eines solchen christlichen Schulmeisters seufzt und knirscht!

Der festgehaltene Gegensatz von Subject und Object ist es auch, der das Wesen der Sittlichkeit in Selbstverleugnung, in Altruismus, in Wirken für Anderes, verkehrt. Die Sitt

lichkeit ist keine Selbstverleugnung, sondern höchste Selbstbejahung, für die alles Andere zugleich ihr Eigenes und Identisches ist. Sie bestimmt auch ihre Pflichten selbst, und es hat niemand von ihr etwas zu fordern. Auf dem Standpunkt des Altruismus aber giebt es sehr zudringliche Gläubiger, besonders, wenn sie unter Gesammtfirmen auftreten. Der Altruismus verkennt das unendliche Wesen des Menschen und drückt ihn auf das Niveau des mitleidigen, mildthätigen, humanen Individuums hinab.

In dem festgehaltenen Gegensatze von Subject und Object wurzelt endlich auch der absolute Individualismus, von dem wir ausgegangen sind. Er will und mit Recht kein Absolutes ausser sich haben, kann es aber auch nicht in selbst finden, weil er sich selbst nur als Subject, als Individuum, versteht. So muss er die Sittlichkeit ganz verneinen, damit aber auch der Freiheit entsagen. Er kann das Object nicht überwinden und verfällt damit der Unfreiheit der Natur.

Unser ganzes gegenwärtiges Leben bewegt sich in Gegensätzen: es steht einerseits noch immer unter dem Zeichen des Kreuzes, leidend und blutend, und es sagt sich andererseits davon los, opfert dabei aber auch innerlich sein bestes Theil. Ein einheitliches Leben von hellenischer, mehr als hellenischer, Freiheit und Schönheit wird für den Menschen erst beginnen, wenn er ganz zu sich selbst, zur Erkenntniss seines eigenen Wesens, gekommen sein wird.

Das Recht.*)

Was ist Gerechtigkeit? Welche neue Gestalt nimmt die Sittlichkeit in der Gerechtigkeit an? Warum ist der sittliche Wille Rechtswille, und was ist er als solcher?

Der sittliche Wille ist der allgemeine Wille, der, das ganze Leben bejahend, sich verwirklichen will. Er ist, als der allgemeine, in jedem Menschen derselbe, er muss sich selbst in jedem andern Menschen, er muss die absolute Freiheit jedes einzelnen Menschen anerkennen. Diese gegenseitige Anerkennung der Freiheit ist die Gerechtigkeit, eine Consequenz des sittlichen Willens, die aus seinem Wesen folgt.

Hiermit ist die gerechte Gesinnung, der Ursprung der gerechten Handlungen, aus dem Wesen des sittlichen Willens abgeleitet, noch aber nicht das Recht, in welchem der Wille eine der Gerechtigkeit entspringende Regel aufstellt, die für den Menschen in äusserlich zwingender Weise massgebend sein soll.

Wie kommt der sittliche Wille, der durchaus Freiheit ist, dazu, Zwang auszuüben? Gegen den Willen selbst kann kein Zwang geübt werden, wenigstens kein direkter, der Wille

*) Hierbei beziehe ich mich auf meine früheren, das Recht betreffenden Untersuchungen in:,,die Arbeit und ihr Recht" und,,der Wille, die Lebensgrundmacht" und beschränke mich hier darauf, das Wesen des Rechts in seinen Grundzügen zu skizziren.

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