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Auch der humane „freie Staat" fordert seine Religion von den Seinigen, die menschliche Religion ist nur die letzte Metamorphose der christlichen Religion sie stellt , den Menschen" über Mich, wie irgend eine andere Religion ihren Gott oder Götzen.

Wenn man einen Lebensberuf, eine Lebensaufgabe hat, dann hat man einen Gott, der ein lebendiges Opfer verlangt. Nur die Rohheit des Menschenopfers hat sich mit der Zeit verloren; das Menschenopfer selbst ist unverkürzt geblieben.

Nicht, wie ich das allgemein Menschliche realisire, braucht meine Aufgabe zu sein, sondern, wie Ich Mir genüge. Ich bin meine Gattung, bin ohne Norm, ohne Gesetz, ohne Muster. Vielleicht kann ich wenig aus mir machen, aber das ist besser, als was ich aus mir machen lasse durch die Gewalt Anderer, durch die Dressur der Sitte, der Religion, der Gesetze, des Staates.

Alles Heilige" ist Spuk. „Wenn Du das Heilige verzehrst", ruft Stirner aus, hast Du's zum Eigenen gemacht. Verdaue die Hostie, und Du bist sie los."

Folgerecht finden auch die Wahrheit, die Moral und das Recht keine Anerkennung bei dem Einzigen“.

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Die Wahrheit, die überindividuell ist, kann der absolute Individualismus nicht gelten lassen.

„Früher eiferte man im Namen der göttlichen Vernunft gegen die schwache menschliche, jetzt im Namen der starken menschlichen gegen die egoistische, die als „Unvernunft“ verworfen wird. Und doch ist keine andere wirklich, als gerade diese Unvernunft." Weder die göttliche, noch die menschliche Vernunft, sondern allein Deine und Meine jedesmalige Vernunft ist wirklich, wie und weil Du und Ich es sind."

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„Ich bin, wie übersinnlich, so überwahr. Die Wahrheiten

sind vor Mir so gemein und so gleichgültig, wie die Dinge, sie reissen mich nicht hin und begeistern mich nicht. Die Gedanken sind meine Geschöpfe. Wollen sie sich losreissen und etwas für sich sein, so nehme ich sie in ihr Nichts, d. h. in Mich, ihren Schöpfer, zurück. Ich bin gedankenlos, und nur durch diese Gedankenlosigkeit bin ich mein eigen und kann das Denken und die Sprache als mein Eigenthum verbrauchen.“

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„Die Wahrheit oder die Wahrheit überhaupt" will man nicht aufgeben, sondern suchen. Was ist sie anders, als das être suprême, das höchste Wesen? Und doch ist die Wahrheit nur ein Gedanke, aber nicht blos einer, sondern sie ist der Gedanke, der über alle Gedanken ist, der unumstössliche Gedanke, sie ist der Gedanke selbst, der alle anderen heiligt, ist die Weihe der Gedanken, der „absolute“, der heilige Gedanke. Die Wahrheit hält länger vor, als alle Götter, denn nur in ihrem Dienst und ihr zu Liebe hat man die Götter und zuletzt selbst den Gott gestürzt. Den Untergang der Götterwelt überdauert „die Wahrheit“, denn sie ist die unsterbliche Seele dieser Götterwelt, sie ist die Gottheit selber."

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Woran erkennst Du den wahren Gedanken? An Deiner Ohnmacht, daran, dass Du ihm nichts mehr anhaben kannst. Seine Herrschaft über Dich documentirt Dir seine Wahrheit, und wenn Du von ihm besessen bist, dann hast Du Deinen Herrn und Meister gefunden. Die Wahrheit, mein lieber Pilatus, ist der Herr, und Alle, welche die Wahrheit suchen, suchen und preisen den Herrn. So lange Du an die Wahrheit glaubst, glaubst Du nicht an Dich und bist ein Diener, ein religiöser Mensch. Du allein bist die Wahrheit,

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oder vielmehr, Du bist mehr, als die Wahrheit, die vor Dir gar nicht ist.“

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Wahr ist, was mein ist; unwahr das, dem Ich eigen bin." Ich mache mich an die Vorstellungen und Gedanken, wie an die Erscheinungen, um sie mir mundgerecht, geniessbar und eigen zu machen, um mich in ihnen zu orientiren und zu Hause zu wissen. Die Wahrheiten sind Material, wie Kraut und Unkraut; ob Kraut oder Unkraut, darüber liegt die Entscheidung in Mir. Die Wahrheit ist nur ein Nahrungsmittel für meinen denkenden Kopf, wie die Kartoffel für meinen verdauenden Magen, der Freund für mein geselliges Herz. Wo ich hingreife, fasse ich eine Wahrheit, die ich mir zurichte. Die Wahrheit hat ihren Werth nicht in sich, sondern in Mir. Für sich ist sie werthlos. Wahrheit ist eine Creatur.

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Pflichten gegen Andere erkennt der absolute Individualismus nicht an, mithin auch keine Moral. Auf fessellose Befriedigung der Sinnlichkeit ist es dabei nicht abgesehen. Man höre: „Eigennutz im christlichen Sinne heisst etwa dies: Ich sehe nur darauf, was mir als sinnlichem Menschen nützt. Ist denn aber die Sinnlichkeit meine ganze Einheit? Bin ich bei mir selbst, wenn ich der Sinnlichkeit hingegeben bin? Folge Ich Mir selbst, wenn ich jener folge? Mein eigen bin ich erst, wenn nicht die Sinnlichkeit, aber ebensowenig ein Anderes (Gott, Menschen, Obrigkeit, Gesetz, Staat, Kirche u. s. w.) Mich in der Gewalt haben, sondern Ich selbst; was Mir, diesem Selbsteigenen oder Selbstangehörigen nützt, das verfolgt mein Eigennutz.“

Entschieden abgelehnt wird jede Verpflichtung für Mitmenschen, jede Thätigkeit für Andere.

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Die Geschichte sucht den Menschen: er ist aber Ich, Du, Wir. Gesucht als ein mysteriöses Wesen, als das Göttliche, erst als der Gott, dann als der Mensch (die Menschlichkeit, Humanität, Menschheit), wird er gefunden als

der Einzelne, der Endliche, der Einzige. Ich bin Eigner der Menschheit, bin die Menschheit und thue nichts für eine andere Menschheit. Thor, der Du eine einzige Menschheit bist, dass Du Dich aufspreizest, für eine andere, als Du selbst bist, leben zu wollen."

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Wo mir die Welt in den Weg kommt und sie kommt mir überall in den Weg da verzehre ich sie, um

den Hunger meines Egoismus zu stillen, Du bist für Mich nichts, als meine Speise, gleichwie auch Ich von Dir verspeiset und verbraucht werde. Wir haben zu einander nur eine Beziehung, die der Brauchbarkeit, der Nutzbarkeit, des Nutzens. Wir sind einander nichts schuldig, denn, was ich Dir schuldig zu sein scheine, das bin ich höchstens Mir schuldig. Zeige ich Dir eine heitere Miene, um Dich gleichfalls zu erheitern, so ist Mir an Deiner Heiterkeit gelegen, und meinem Wunsche dient meine Miene; tausend Anderen, die ich zu erheitern nicht beabsichtige, zeige ich sie nicht."

Ich kümmere mich um keine fremde Sache, weder Gott noch Menschheit, sondern nur um meine Sache; auch nicht um die „gute Sache." Ich bin weder gut, noch böse. Meine Sache ist nur das Meinige, nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie u. s. w., und sie ist keine allgemeine, sondern sie ist

nichts über Mich."

einzig, wie Ich einzig bin. Mir geht

Die Liebe wird anerkannt, so weit sie freie Regung des Einzelnen ist; sie wird verworfen, wo sie als Schuldigkeit gefordert wird und statt des einzelnen wirklichen Menschen ein Phantom zum Gegenstande hat.

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Der Philanthropismus, die Menschenfreundlichkeit wird gewöhnlich so missverstanden, als sei sie eine Liebe zu den Menschen, zu jedem Einzelnen, während sie nichts als eine Liebe des Menschen, des unwirklichen Begriffs, des Spuks ist.“

„Ich liebe die Menschen auch, nicht blos einzelne, sondern jeden. Aber ich liebe sie mit dem Bewusstsein des Egoismus Ich liebe sie, weil die Liebe Mich glücklich macht, Ich liebe, weil Mir das Lieben natürlich ist, weil Mir's gefällt. Ich kenne kein Gebot der Liebe". Ich habe Mitgefühl mit jedem fühlenden Wesen, und ihre Qual quält, ihre Erquickung erquickt auch Mich: tödten kann ich sie, martern nicht."

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Wer aber voll heiliger (religiöser, sittlicher, humaner) Liebe ist, der liebt nur den Spuk, den wahren Menschen", und verfolgt mit dumpfer Unbarmherzigkeit den Einzelnen, den wirklichen Menschen, unter dem phlegmatischen Rechtstitel des Verfahrens gegen den Unmenschen". Das ist der Sinn der berühmten Liebeserscheinung, die man Gerechtigkeit nennt. Der peinlich Angeklagte hat keine Schonung zu erwarten, und niemand deckt freundlich eine Hülle über seine unglückliche Blösse.

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Ihr liebt den Menschen, darum peinigt ihr den einzelnen Menschen, den Egoisten; eure Menschenliebe ist Menschenquälerei. **)

„Ich muss die Liebe Mir wieder vindiciren und sie aus der Macht des Menschen erlösen."

Das Recht, als eine bindende Norm für die Handlungen der Einzelnen perhorrescirt der absolute Individualismus eben so, wie die Gesellschaft, von der es ausgeht, und die als organisirtes Ganze, als Staat, über den Einzelnen steht.

„Eigener und Schöpfer meines Rechts- erkenne Ich keine andere Rechtsquelle an, als Mich, weder Gott, noch *) Der Verfasser erinnert sich eines nun schon längst vergessenen philosophischen Schriftstellers er war zugleich Chefpräsident eines hohen Gerichtshofes von dem die Aeusserung erzählt wurde: „Auch ich habe die allgemeine Menschenliebe, aber den einzelnen Menschen liebe ich nicht."

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