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Ich singe, wie der Vogel singt,

Der in den Zweigen wohnet:

Das Lied, das aus der Kehle dringt,

Ist Lohn, der reichlich lohnet.

Ich singe, weil Ich ein Sänger bin. Euch aber ge

brauche Ich dazu, weil Ich

Ohren brauche."

,,Ich hab' mein Sach' auf Nichts gestellt."

II.

Friedrich Nietzsche.

So deutlich und bestimmt Stirners Denkweise wiedergegeben werden konnte, so schwierig ist es, die „Philosophie“ Nietzsche's in einen klaren Ausdruck zu fassen: er spricht fast nur in Aphorismen oder pathetischen, von Zorn und Verachtung reichlich durchtränkten Ergüssen, er liebt es, seine Gedanken zu maskiren oder hypothetisch auszudrücken und aufgeworfene Probleme mit einem abgebrochenen Satze oder einem Fragezeichen abzuschliessen, er ergeht sich gern in volltönenden Accorden oder schrillen Dissonanzen.

Man ist grösstentheils darauf angewiesen, den Zusammenhang der Ideen zu errathen oder zu combiniren, und läuft dabei immer Gefahr, des Missverständnisses geziehen zu werden. Fast nur solche einzelnen Gedanken, die immer bei ihm wiederkehren, geben einen festen Anhalt, auf diese also müssen wir uns beinahe ganz beschränken.

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Der grosse Unterschied zwischen den beiden Denkern ist dieser: Stirner ist - kritisch; Nietzsche ist dogmatisch. Nietzsche selbst freilich will kein Dogmatiker sein und protestirt dagegen mit dem Satze: „mein Urtheil ist mein Urtheil: dazu hat nicht leicht auch ein Anderer das Recht." Indessen darin spricht sich nur der Individualist

aus; wenn man aber, wie er, all sein Denken auf ein objectives Causalgesetz gründet, das nicht zuvor selbst aus dem Denken abgeleitet worden, nämlich auf eine nach Darwinistischem Muster zugeschnittene Entwickelungstheorie, so ist man eben doch dogmatisch.

Nietzsche ist Individualist aus Gesinnung, Trieb, Temperament, und dies bestimmt auch all sein Denken, aber die Begründung für letzteres findet er nicht in Sich, sondern in einem objectiven Weltprozesse, er ist sich selbst nur Resultat dieses Prozesses, ,,es denkt" in ihm, und ein Gedanke kommt, wenn „er“ will.

Gerade umgekehrt Stirner. Er ist der Selbstherrscher, der Schöpfer, seiner Gedanken, und seine Kraft, wie die Triebe zu beherrschen, so auch die Gedanken aufzulösen, sie zu hindern, Dogmen und fixe Ideen zu werden, lässt ihn als Sieger, als den „Einzigen" hervorgehen. Alle seine Beweise sind Beweise, der Kraft: er beweist Sich als absolut, indem er seine Macht bethätigt, alle dogmatischen Einbildungen zu zerstören. Er denkt nicht daran, eine objective Weltanschauung zu konstruiren, und, wenn er die Wirklichkeit freilich anerkennt, so geschieht dies doch nur insofern, als sie dem Subject sich unzweideutig fühlbar macht.

Das Denken ist allemal dogmatisch, so weit der Gedanke nicht durchaus seine That ist, und somit das Gedachte allein aus dem Denkenden, als dem zureichenden Grunde, hergeleitet, vielmehr ohne solche Begründung angenommen, geglaubt wird; es ist prinzipiell dogmatisch, wenn das Denken selbst nicht als spontane That des Denkenden, sondern lediglich als Resultat voraufgegangener Ereignisse, als Wirkung anderer Kräfte, und das Bewusstsein als Function des Unbewussten verstanden wird.

So aber ist es bei Nietzsche.

Man höre z. B. folgende Stelle, die seine ganze Denkweise charakterisirt*):

,,Gesetzt, dass nichts Anderes als real „gegeben“ ist als unsre Welt der Begierden und Leidenschaften, dass wir zu keiner anderen ,,Realität" hinab oder hinauf können als gerade zur Realität unsrer Triebe denn Denken ist nur ein Verhalten dieser Triebe zu einander ist es nicht erlaubt, den Versuch zu machen und die Frage zu fragen, ob dies Gegebene nicht ausreicht, um aus Seines Gleichen auch die sogenannte mechanistische (oder ,,materielle") Welt zu verstehen? Ich meine nicht als eine Täuschung, einen ,,Schein", eine „Vorstellung" (im Berkeley'schen und Schopenhauerischen Sinne), sondern als von gleichem Realitäts-Range, welchen unser Affekt selbst hat, als eine primitivere Form der Welt der Affekte, in der noch Alles in mächtiger Einheit beschlossen liegt, was sich dann im organischen Prozesse abzweigt und ausgestaltet (auch, wie billig, verzärtelt und abschwächt-), als eine Art von Triebleben, in dem noch sämmtliche organische Funktionen, mit Selbst-Regulirung, Assimilation, Ernährung, Ausscheidung, Stoffwechsel, synthetisch gebunden in einander sind, als eine Vorform des Lebens? Zuletzt ist es nicht nur erlaubt, diesen Versuch zu machen: es ist, vom Gewissen der Methode aus, geboten. Nicht mehrere Arten von Causalität annehmen, so lange nicht der Versuch, mit einer einzigen auszureichen, bis an seine äusserste Grenze getrieben ist (- bis zum Unsinn, mit Verlaub zu sagen): das ist eine Moral der Methode, der man sich heute nicht entziehen darf; es folgt aus ihrer Definition", wie ein Mathematiker sagen würde. Die Frage ist zuletzt, ob wir den Willen wirklich als wirkend aner

*) Jenseits von Gut und Böse, S. 50.

kennen, ob wir an die Causalität des Willens glauben: thun wir das und im Grunde ist der Glaube daran eben unser Glaube an Causalität selbst so müssen wir den Versuch machen, die Willens-Causalität hypothetisch als die einzige zu setzen. „Wille" kann natürlich nur auf,,Wille" wirken und nicht auf „Stoffe" (nicht auf „Nerven“ zum Beispiel —): genug, man muss die Hypothese wagen, ob nicht überall, wo „Wirkungen“ anerkannt werden, Wille auf Wille wirkt und ob nicht alles mechanische Geschehen, insofern eine Kraft darin thätig wird, eben Willenskraft, Willens-Wirkung ist.

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Gesetzt endlich, dass es gelänge, unser gesammtes Triebleben als die Ausgestaltung und Verzweigung einer Grundform des Willens zu erklären nämlich des Willens zur Macht, wie es mein Satz ist —; gesetzt, dass man alle organischen Funktionen auf diesen Willen zur Macht zurückführen könnte und in ihm auch die Lösung des Problems der Zeugung und Ernährung es ist ein Problem fände, so hätte man damit sich das Recht verschafft, alle wirkende Kraft eindeutig zu bestimmen als: Wille zur Macht. Die Welt von innen gesehen, die Welt auf ihren „intelligiblen Charakter hin bestimmt und bezeichnet sie wäre eben Wille zur Macht“ und nichts ausserdem."

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Der Anfang der Stelle, der freilich hypothetisch ausgedrückt wird, klingt wie ein Anerkenntniss unserer inneren Erfahrung als einziger Quelle unsers Wissens und alleiniger Offenbarung von „Realität". Allein diese innere Erfahrung

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wird zugleich beschränkt auf unsre Welt der Begierden und Leidenschaften", und das ist keineswegs ihr ganzer Inhalt. Es fehlt zunächst die thatsächlich sich bewährende Kraft, den Begierden und Leidenschaften zu gebieten, der Wille. Aus einer andern Stelle ist ersichtlich, das Nietzsche die Erscheinung des Willens deutet als herrschenden Trieb, Ueber

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