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in wie weit dies der Fall ist, darf bezweifelt werden, denn Ich bin vor meinem Wissen und zwar fortwährend, ein Nichtwissendes, ein einzelnes, endliches, im unbewussten Naturprozesse sein Leben vollziehendes Wesen. So muss also, wenn mein Anspruch auf Wahrheit begründet sein soll, die Lebensfunktion, vermöge deren Ich wissend bin, eine solche Erhebung aus einem endlichen Leben und Nichtwissen sein, kraft deren Ich das absolute Leben vollziehe. Ob und inwieweit mein Wissen zu dieser Annahme berechtigt, kann nur aus ihm selbst und von ihm selbst erkannt werden, Ich allein kann es, die lebendige Bewegung meines Wissens durch alle seine Stadien vollziehend, begreifen, bejahen oder verneinen.

So viel ist von vornherein klar, dass Ich den Ausgangspunkt nicht irgend wo ausserhalb des Wissens oder irgend wie vor dem Wissen nehmen kann. Wenn überhaupt etwas für mich vorhanden sein soll, wovon ich ausgehen kann, so muss auch das Wissen schon da sein, das Wissen ist absolute Voraussetzung, in sich seiende Kausalität, und kann aus irgend etwas Gewusstem eben so wenig hergeleitet werden, als ein Mensch über sich selbst hinwegzuspringen vermag.

Andererseits kann aber auch das Wissen, ob es gleich einzig von sich selbst begriffen werden kann, sich nicht abtrennen von seinen Gegenständen und sich selbst zu einem gesonderten Gegenstande des Wissens machen, denn alsdann hätte es ja wieder Gegenstände ausserhalb seiner, was unmöglich ist. Ich weiss vom Wissen nur insofern es mit seinen Gegenständen Eins ist, und von den Gegenständen nur, insofern sie integrirende Bestandtheile des Wissens sind.

Sein und Wissen sind identisch: das Sein als Wissen, das Wissen als Sein zu begreifen, ist die Aufgabe; sie zu trennen und doch ihre Uebereinstimmung zu verlangen und anzunehmen, führt nur dazu, dass beide unverständlich, beide blosse Worte bleiben.

Die Methode, die sich daraus für die Untersuchung ergiebt, kann nur darin bestehen, jedes Ding als lebendiges Moment des Wissens und das Wissen selbst als das in den Dingen sich entfaltende totale Sein zu begreifen.

Allerdings das Wissen, in dem und kraft dessen ursprünglich, nicht vermöge eines einmaligen Schöpfungsaktes, sondern eines fortwährend thätigen Seins, Alles, was ist, lebt und webt, ist nicht mein Wissen. In diesem Urprozesse bin ich nicht als Schöpfer, sondern als Geschaffenes. Mein Wissen ist das Wissen eines Einzelwesens, und damit tritt uns sogleich ein offenbarer Widerspruch entgegen, denn das Wissen ist unendliche, schlechthin in sich selbst verlaufende Funktion, das natürliche Einzelleben ist endlich, äusserlich auf Anderes bezogen, nichtwissend. Aber dieser Widerspruch ist ein thatsächlicher, lebendiger. Ich bin dieser Widerspruch: ich bin in der That nichtwissend, und ich bin in der That wissend; ich vollziehe fortwährend diese beiden entgegengesetzten Lebensfunktionen gleichzeitig und vereinige sie in einem Leben. So wird also mein Wissen nichts anderes sein können, als die von mir vollzogene dialektische Bewegung, die beständig diesen Gegensatz zeigt und auch aufhebt und damit mir offenbar macht, was Ich bin und was mein Wissen ist.

Die Grundform des in meinem Wissen sich stetig offenbarenden Gegensatzes ist die von Subject und Object. Ich, das Subject, bin Einzelwesen, denn nur mit meinem Körper fühle Ich mich in unmittelbarer Einheit und ich weiss, dass Ich die objectiv wahrgenommenen Dinge zwar weiss, aber nicht bin. Dies ist die unerschütterliche Grundlage all meines Wissens, dass Ich, das Wissende, ein Einzelwesen bin und dass Ich die Welt, die Ich wahrnehme, nicht bin. Ich kann Subject und Object nicht von einander trennen, denn so bald

ich Subject, d. h. wissendes Einzelwesen bin, ist auch das Object, die Welt, für mich da, und das Object ist für mich nicht vorhanden, wenn Ich, das Subject, es nicht weiss. Nicht trennen kann Ich Subject und Object, aber Ich muss sie durchaus einander entgegen setzen, Ich muss mir fortwährend bewusst bleiben, dass Ich nur als Subject unmittelbares reales Leben bin, das Object aber, die von Mir gewusste Welt, nur mein Geschöpf ein ideales Nachbild der Welt ist, das nur in Mir Leben hat. Wenn Ich nun dennoch diesem meinem Geschöpf Wahrheit d. h. Uebereinstimmung mit dem real vorhandenen Sein zuschreibe - wie ich unzweifelhaft thue so kann Ich die Gewähr dafür nur in Mir selbst finden. Unmittelbar liegt für Mich eine solche darin, dass in meiner objectiven Wahrnehmung die Subjectivität aufgehoben ist, und das Object als frei von ihr, als Nicht-Ich, mir entgegen tritt. Wie dies zugeht, weiss Ich zwar zunächst nicht, denn Ich weiss nicht, vermöge welcher Thätigkeit Ich überhaupt Objecte habe und von der Welt weiss; aber, dass es geschieht, ist mir von vornherein gewiss; die Realität des Objectes ist dem gesunden Menschenverstande deshalb durchaus gewiss, weil er es mit unfehlbarer Sicherheit von seinen subjectiven Zuständen unterscheidet.

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So ist also mein erstes und auch in aller Folge unveränderliches Wissen der Gegensatz von Subject und Object, von denen jedes das andere voraussetzt und keins das andere erklären kann.

Mein Wissen besteht darin, dass das Gewusste als NichtIch für Mich vorhanden ist, und doch muss das Nicht-Ich, um gewusst zu werden, Meine Funktion, also Ich sein.

Aus diesem Delemma können wir nur herauskommen durch die Selbstoffenbarung des Wissens, in der es, aufsteigend aus dem Nichtwissen, auf einer höheren Stufe, nicht nur den Schell wien, Max Stirner und Friedrich Nietzsche etc.

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Gegensatz von Subject und Object, sondern auch die Einheit beider aus sich begreift.

Aber nur in dieser Bewegung wird es sich selbst ererkennen können, und somit kehren wir, um ihm in derselben zu folgen, zur Grundlage all unsers Wissens, der sinnlichen Erfahrung, von der auch vorhin schon die Untersuchung ausgegangen ist, zurück.

Wie das objective Bewusstsein, mein Wissen von der Welt, entsteht, auf welcher Funktion von Mir, es sei Leiden oder Thun, oder beides zugleich, es beruht, das ist die Frage.

Indem Ich in der sinnlichen Erfahrung sowohl die Gegenstände wahrnehme, als mich darunter als empfindenden Körper unterscheide, nehme ich zugleich eine thatsächliche Beziehung zwischen meinem Körper und den andern Körpern wahr, die je nach ihrer verschiedenen Art und Weise, verschiedene subjective Empfindungen in Mir zur Folge hat, Empfindungen, die durchaus nur subjective Bedeutung haben und die Objecte unberührt lassen, worin sich wiederum der Gegensatz von Subject und Object offenbart.

Aber nicht nur meine subjective Empfindung, sondern auch meine objective Wahrnehmung ist durch eine äussere Einwirkung der anderen Körper auf meinen Körper, auf meine Sinnesorgane, Auge, Ohr, Tastnerven, wie ich zwar nicht empfinde, aber objectiv wahrnehme, bedingt und veranlasst.

Wenn man nun hieraus die Folgerung zieht, dass meine objective Wahrnehmung ebenfalls in einer Empfindung besteht, die von den Dingen durch die Sinnesorgane und das Gehirn in Mir erregt wird, so wird man doch diese Meinung bei einiger Besinnung bald aufgeben müssen, denn der Inhalt der objectiven Wahrnehmung besteht gar nicht in einer Empfindung und auch nicht in einer Wirkung der Dinge, sondern in den Dingen selbst, in der Ursache der Einwirkung,

die Ich mittelst der Sinnesorgane von ihnen erfahre. Das objective Bewusstsein ist der von den Gegenständen erfüllte Raum, aber der Raum ist nicht in meinem Kopfe, sondern mein Kopf ist im Raume, Ich als Körper bin nur ein Bestandtheil meines objectiven Bewusstseins. Zudem kann doch eine Empfindung nur subjectiv sein, für das Objective aber ist es gerade wesentlich, dass es nicht-subjectiv, Nicht Ich ist. In der That empfinde ich auch nichts bei der objectiven Wahrnehmung, Ich nehme eben nur wahr, d. h. Ich habe die Gegenstände als solche in meinem Bewusstsein, und, wenn Empfindung sich einmischt, so stört sie nur. Mann kann sich leicht überzeugen, wie entschieden dieser Gegensatz von subjectiver Empfindung und objectiver Wahrnehmung ist, wenn man bei geschlossenen Augen mit dem tastenden Finger über die Oberfläche eines Gegenstandes fährt. Der Inhalt des Bewusstseins ist dann: eine subjective Empfindung von Druck im Finger und objective Wahrnehmung des betasteten Gegenstandes ausserhalb des Fingers. Beide sind toto genere verschieden: die Empfindung besagt nichts über den Gegenstand und der Gegenstand bekundet lediglich sich.

Wenn nun sonach das Object durchaus nicht als subjective Empfindung gedeutet werden kann, doch aber auch im objectiven Bewusstsein ein subjectives Walten stattfinden muss, weil sonst das Object für Mich überhaupt nicht vorhanden sein würde, so kann dieses subjective Walten nur in einem Thun, einer Hervorbringung des Objectes bestehen, einer Umsetzung Meiner in das Object.

In der sinnlichen Wahrnehmung jedoch bin Ich Mir eines solchen Thuns, einer schöpferischen Hervorbringung des Objectes keineswegs bewusst: allerdings weiss Ich im objectiven Bewusstsein auch von Mir, aber nur von Mir, als einem Aufmerkenden, Wahrnehmenden, nicht als einem Hervorbringenden;

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