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Rede sein soll, Max Stirner*) und Friedrich Nietzsche, sind frei von der Halbheit des modernen Durchschnittsmenschen: auch sie verneinen das über dem Einzelnen Stehende, das Absolute, und zwar mit viel grösserer Entschiedenheit und Consequenz, als das gewöhnliche moderne Bewusstsein es fertig bringt, aber sie thun es nur, um das Individuum absolut zu machen und alle daraus sich ergebenden Folgerungen rücksichtslos hinzustellen.

Die literarische Thätigkeit der beiden Denker liegt um mehr als dreissig Jahre auseinander, aber, so gross auch ihre Verschiedenheit, ihre Uebereinstimmung ist es nicht minder, und in dieser treten die wesentlichen Charakterzüge des principiellen Individualismus um so deutlicher hervor.

*) Max Stirner, der Einzige und sein Eigenthum, Leipzig, Otto Wigand 1845.

I.

Max Stirner.

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Anfang und Ende bei Stirner*) ist „Ich, der einzelne, leibhaftige, individuelle Mensch, Ich - der Einzige." Ich habe nichts über mir, weder ausserhalb meiner, noch in Mir. Ich bin auch dem Geiste nicht unterthan, Geist sowohl wie Fleisch ist meine Eigenschaft, mein Eigenthum; was man Freiheit des Geistes nennt, ist die Knechtschaft Meiner, denn Ich bin mehr, als Fleisch und Geist. Für Mich hat die arme Sprache kein Wort, und das Wort der Logos, ist für Mich ein blosses Wort. Ich bin der Unsagbare. Man sagt von Gott: „Namen nennen Dich nicht." Das gilt von Mir: kein Begriff drückt mich aus, nichts, was man als mein Wesen angiebt, erschöpft Mich; es sind nur Namen. Gleichfalls sagt man von Gott, er sei vollkommen und habe keinen Beruf, nach Vollkommenheit zu streben. Auch dies gilt von Mir. Wir sind nicht, wie die Religion sagt, allzumal Sünder, wir sind allzumal vollkommen, denn wir sind in jedem Augenblick Alles, was wir sein können; mehr können wir nicht,

*) In der nachfolgenden Darstellung werden überall, auch wo es nicht ausdrücklich gesagt ist, nur die Meinungen Stirners, wenn auch nur theilweise mit seinen Worten und zum Theil in der Sprache des Verfassers dieser Darstellung, wiedergegeben.

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mehr brauchen wir nicht zu sein. So wenig, wie über Mir, habe ich neben Mir etwas, was Mich bindet und Mir Pflichten auferlegt, Ich bin nicht ein“ Ich neben anderen Ichen, sondern das alleinige Ich. Ich bin einzig. Alles Andere, Dinge und Menschen, ist mein Eigenthum, so weit meine Macht reicht, sie Mir zu eigen zu machen und Ich es will.

Freiheit ist ein Ideal, ein Spuk. Frei bin ich von dem, was ich los bin, Eigner von dem, was Ich in meiner Macht habe, dessen Ich mächtig bin. Mein Eigen bin ich jederzeit, wenn Ich mich zu haben verstehe und nicht an Andere wegwerfe. Frei sein kann ich nur, so weit meine Gewalt reicht, aber wie Vieles entzieht sich ihr, und die Fesseln der Wirklichkeit schneiden jeden Augenblick in mein Fleisch die schärfsten Striemen: Mein Eigen aber bleibe Ich. Von den Folterqualen und den Geisselhieben ist mein Leib nicht frei unter der Herrschaft eines grausamen Gebieters; aber meine Knochen sind es, die unter der Tortur ächzen, meine Fibern zucken unter den Schlägen, und Ich ächze, weil mein Leib ächzt. Dass Ich seufze und erzittere, beweist, dass Ich noch bei mir, dass Ich noch mein eigen bin. Mein Bein ist nicht ,frei von dem Prügel des Herrn, aber es ist mein Bein und mir unentreissbar. Er reisse es mir aus und sehe zu, ob er noch mein Bein hat! Nichts behält er in der Hand, als den Leichnam meines Beines, das so wenig mein Bein ist, als ein todter Hund noch ein Hund ist.

Meine Freiheit wird erst vollkommen, wenn sie meine Gewalt ist. Durch diese höre Ich auf ein bloss Freier zu sein und werde ein Eigener. Die Freiheit der Völker ist ein hohles Wort, weil die Völker keine Gewalt haben. Warum schmachten die D . . . . . Kammern vergeblich nach Freiheit und werden dafür von den Ministern geschulmeistert? Weil sie keine Gewaltigen" sind. Ihr Thoren: nähmet ihr die Ge

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walt, so käme die Freiheit von selbst. Laut erschallt ringsum der Ruf nach Freiheit"! Aber nichts bedeutet eine geschenkte oder octroyirte Freiheit. Alle Freiheit ist wesentlich

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Selbstbefreiung, ich kann nur so viel Freiheit haben, als ich durch meine Eigenheit mir verschaffe. Was nützt es den Schafen, das ihnen niemand die Redefreiheit verkürzt? Sie bleiben doch beim Blöken.

Die Eigenheit ist keine Idee, gleich der Freiheit, sie ist nur die Beschreibung des - Eigners.

So beschränkt die Freiheit in der Wirklichkeit ist, so grenzenlos ist sie im Denken. Ich bin der Schöpfer und Herr meiner Gedanken und schalte mit ihnen, wie Ich will. Vor meinem Denken bin Ich, und die einzige Voraussetzung meiner Gedanken ist nichts Gedachtes, ist der Eigner des Denkens. Jeden Gedanken, der sich verfestigt, der ausser Mir Gestalt gewinnen will, nehme Ich in Mich zurück und löse ihn auf. Alle Götzen sind durch Mich. Ich brauche sie nur nicht von Neuem zu schaffen, so sind sie nicht mehr. Ich bin in jedem Augenblicke mein Geschöpf und stehe auch über Mir selbst, als der Schöpfer, ein anderes, ein höheres Wesen" giebt es für Mich nicht.

Wenn aber aus dem Gedanken die Energie des Gedankens, das Denken selbst, diese rastlose Zurücknahme aller sich verfestigenden Gedanken verschwindet, dann entsteht im Menschen eine fixe Idee, die er nicht auflösen kann, und welche die Herrschaft über ihn gewinnt, er hat einen Sparren und ergiebt sich einem Spuk, einem Gespenst, als einer „höhern Macht", es herrscht nun etwas Fremdes in ihm, er ist besessen.

Diese Spukgestalten sind Vampyre, die dem lebendigen Menschen das Blut aussaugen, und als Kirche, Staat, Gesellschaft, vertreten durch physische Repräsentanten, reale Mächte,

die ihn beherrschen und Gehorsam bei ihm finden, weil er von dem Spuk besessen ist.

Der Liberalismus ändert hierin nichts, weder der bürgerliche, noch der sociale.

Der bürgerliche Liberalismus gewährt Alles dem Staate, dem Einzelnen an sich nichts; alle Macht und aller Befehl (Gesetz) ist beim Staate, und der Einzelne dem Staate durchaus unterworfen; nicht der Einzelne als solcher gilt etwas, sondern nur der Bürger, das vom Staate sanctionirte Individuum.

Der sociale Liberalismus nimmt, um die Ungleichheit des Besitzes aufzuheben, jedem, was er hat, und überträgt es auf eine imaginäre Gesellschaft; es wird jeder zur Arbeit gezwungen und auf den Lohn beschränkt, den die Gesellschaft ihm dafür gewährt; die Gleichheit Aller besteht darin, dass Keiner etwas hat und bedeutet.

Der bürgerliche Liberalismus macht uns alle zu Nullen, der sociale - zu Lumpen.

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Wenn endlich der humane Liberalismus Bruno Bauer's „den Menschen" als Ideal aufstellt, das im Einzelnen und im freien Staate" verwirklicht werden soll, wenn er verlangt, dass in der menschlichen Gesellschaft nichts Anerkennung finde, was Einer oder der Andere Besonderes hat, nichts Werth habe, was den Charakter des Privaten" trägt, so ist hier wieder ein „Höheres", ein „Heiliges" zur Norm, zum Gesetz erhoben, dem Ich, der Einzige, mich unterwerfen, das Ich werden soll.

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Der humane Liberalismus achtet nur den Menschen in mir, d. h. eine Eigenschaft von mir, mein Eigenthum, nicht Mich. Dieser „Mensch", der aber nicht als das Eigenthum des leibhaftigen Ich's, sondern als das eigentliche Ich betrachtet wird, ist ein Gespenst, ein Spuk, ein Gedanke, ein Begriff.

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