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Die Vedantagedanken sind somit für Indien die eigentliche geistige Lebensluft, welche alle Erzeugnisse der spätern Litteratur durchweht, geworden und geblieben, und noch heute sind die Upanishad's für jeden brahmanischen Inder dasselbe, was für den Christen das Neue Testament ist.

Eine Erscheinung von dieser Bedeutung verdiente und erforderte eine eingehendere Behandlung, als sie bisher zu finden war, und wir hoffen, dafs es uns gelungen ist, den Nebel zu heben, der bisher über dieser Region lagerte, und da, wo manche nur ein Durcheinanderfluten widerspruchsvoller Conceptionen erblickten, Ordnung, Zusammenhang und, wenn nicht ein einheitliches System, so doch eine einheitliche historische Entwicklung zu erkennen, bestehend in einem ursprünglichen, schroffen und kühnen Idealismus, welcher dann im weitern Verlaufe durch eine zweifache Accommodation, einerseits an die überkommenen Traditionen, anderseits an die uns allen von Natur an eigene empirische Anschauungsweise, sich stufenweise zu dem fortentwickelt hat, was wir, im Anschlufs an occidentalische Vorstellungen, wenn auch nicht überall genau in dem Sinne derselben, Pantheismus, Kosmogonismus, Theismus, Atheismus (Sâñkhyam) und Deismus (Yoga) genannt haben. Zur ersten Orientierung über diese Verhältnisse mag das schon durch seine paradoxe Überschrift die Aufmerksamkeit auf sich lenkende und zum Widerspruch reizende Kapitel IX: „Die Nichtrealität der Welt" (S. 204-215), wie auch der am Schlusse des Werkes (S. 354 fg.) zu findende Rückblick dienen.

Das Merkwürdige und auf den ersten Blick Verwirrende bei dieser ganzen Entwicklung besteht darin, dafs jener ursprüngliche Idealismus durch die aus ihm entsprungenen pantheistischen und theistischen Fortbildungen nicht beseitigt wird, sondern als unaufgehobenes Moment fortbesteht

und überall, hier mehr, dort weniger deutlich, hindurchleuchtet, bis er endlich vom Sâñkhyasysteme ganz verlassen, hingegen vom Vedantasysteme als die allein ganz ernst zu nehmende,,höhere Wissenschaft" (parâ vidya) proklamiert wird, welcher gegenüber alle jene realistischen Fortbildungen mitsamt Weltschöpfung und Seelenwanderung als die,,niedere Wissenschaft" (aparâ vidya) erscheinen und aus einer Accommodation der Schriftoffenbarung an die Schwäche des menschlichen Erkenntnisvermögens erklärt werden. Diese von den spätern Vedântatheologen vertretene Accommodationstheorie ist nicht ganz ohne Grund und nur dahin zu berichtigen, dafs jene Anpassung an das empirische (auf räumliche, zeitliche und kausale Zusammenhänge gerichtete) Erkenntnisvermögen nicht eine absichtliche und bewufste, sondern eine unbewusste gewesen ist. In dieser Form wird der Accommodationsgedanke zu einem Schlüssel, welcher geeignet ist, nicht nur die Entwicklung der Upanishadlehre, sondern auch viele analoge Erscheinungen der abendländischen Philosophie innerlich zu erschliefsen. Denn eine Einkleidung metaphysischer Intuitionen in empirische Erkenntnisformen ist nicht nur in Indien, sondern auch in Europa von jeher geübt und auch dadurch nicht um ihr Ansehen gebracht worden, dafs Kant das Unberechtigte des ganzen Verfahrens aufdeckte, wie wir dies in den spätern Teilen unseres Werkes näher nachzuweisen hoffen.

Kiel, im April 1899.

P. D.

Alphabetisches Verzeichnis

der wichtigeren Upanishad's,

zur Erklärung der im Buche gebrauchten Abkürzungen, welche jedesmal aus den Anfangsbuchstaben der hier alphabetisch verzeichneten Namen bestehen (Bṛih. BrihadaraṇyakaUpanishad, Chând. Chandogya - Upanishad, u. s. w.). Die beigefügten Zahlen verweisen Sechzig Upanishad's des Veda, aus dem Sanskrit übersetzt", wo die von uns verwendeten Texte im Zusammenhang vorliegen, auch in den Einleitungen und Anmerkungen das Nähere zur Begründung unserer Auffassungen zu finden ist.

auf die Seiten unserer

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zu sprechen; also: Yâdschnavalkya, Tschhandogya u. s. w.

ç ist ein mittlerer Laut zwischen s (stets scharf) und sh (= sch).

Die Betonung richtet sich, wie im Lateinischen, nach der Quantität der vorletzten Silbe; ist dieselbe lang, so hat sie den Accent, ist sie kurz, so liegt er auf der drittletzten Silbe (e und o sind stets lang).

Nach der von uns befolgten Schreibweise sind alle Wörter auf a Maskulina, alle auf â Feminina, alle auf am Neutra: der Vedanta, die Mîmânsâ, das Sankhyam (sc. darçanam).

INHALTSÜBERSICHT.

Vorwort

Der zweiten Periode der indischen Philosophie oder der Brâh-
manazeit Fortsetzung und Schlufs:

DIE PHILOSOPHIE DER UPANISHAD'S.

EINLEITUNG ZUR PHILOSOPHIE DER UPANISHAD'S.

1. Die Stellung der Upanishad's in der Litteratur des Veda 1. Der Veda und seine Teile.

2. Brahmanam, Aranyakam, Upanishad

3. Die Upanishad's der drei ältern Veden

4. Die Upanishad's des Atharvaveda .
5. Über die Bedeutung des Wortes upanishad

II. Einiges zur Geschichte der Upanishad's

1. Der erste Ursprung der Upanishad's
2. Die vorhandenen Upanishad's.

3. Die Upanishad's bei Bâdarâyana und Çankara
4. Die wichtigsten Upanishadsammlungen

III. Der Grundgedanke der Upanishad's und seine Bedeutung
1. Der Grundgedanke der Upanishad's

2. Der Upanishadgedanke und die Philosophie
3. Der Upanishadgedanke und die Religion.

DAS SYSTEM DER UPANISHAD'S.

Vorbemerkung.

Seite

V

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b

Des Systems der Upanishad's erster Teil:

THEOLOGIE

ODER DIE LEHRE VOM BRAHMAN.

I. Über die Erkennbarkeit des Brahman

1. Ist der Veda die Quelle der Brahmanwissenschaft?

2. Vorbereitende Mittel der Brahmanerkenntnis

3. Das Opfer

4. Die Askese (tapas).

5. Andere Vorbedingungen

6. Der Standpunkt des Nichtwissens, des Wissens und des
Überwissens in Bezug auf das Brahman

II. Das Suchen nach dem Brahman

1. Der Âtman (das Brahman) als die Einheit
2. Die Erklärungsversuche des Bâlâki.

3. Die Erklärungsversuche des Çakalya
4. Sechs einseitige Definitionen
5. Definitionen des Atman Vaiçvânara

6. Stufenweise Belehrung des Nârada
7. Drei verschiedene Atman's

8. Fünf verschiedene Âtman's .

III. Symbolische Vorstellungen von Brahman

1. Vorbemerkungen und Anordnung.

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2. Brahman als Prâna und Vâyu

93

3. Andere Symbole des Brahman

101

4. Versuche, die symbolischen Vorstellungen von Brah-
man umzudeuten

107

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2. Brahman als das Seiende und das Nichtseiende, als

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