20 a I d und Höh I e. Faust (allein). Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, Wie in den Busen eines Freund's zu schauen. Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Brüder Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen. Und Nachbarstämme quetschend nieder streift, Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert; Und steigt vor meinem Blick der reine Mond Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch, daß dem Menschen nichts Vollkomm'nes wird, Mephistopheles (tritt auf). Habt ihr nun bald das Leben g'nug geführt? Es ist wohl gut, daß man's einmal probirt ; Faust. Ich wollt, du hättest mehr zu thun, Nun nun! ich laff' dich gerne ruhn, Ist wahrlich wenig zu verlieren. Den ganzen Tag hat man die Hände voll! Das ist so just der rechte Ton! Er will noch Dank, daß er mich ennähirt. Mephistopheles. Wie hatt'st du, armer Erdensohn, Dein Leben ohne mich geführt? Hab' ich dich doch auf Zeiten lang curirt; Was hast du da in Höhlen, Felsenriyen Dich wie ein Schuhu zu versißen? Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein, Wie eine Kröte, Nahrung ein? Ein schöner, süßer Zeitvertreib! Dir steckt der Doctor noch im Leib. Faust. Verstehst du, was für neue Lebenstraft Mir dieser Wandel in der Oede schafft? Ja, würdest du es ahnen können, Du wärest Teufel g'nug mein Glück mir nicht zu gönnen. Mephistopheles. Ein überirdisches Vergnügen! In Nacht und Thau auf den Gebirgen liegen, Und Erd' und Himmel wonniglich umfassen, Und dann die hohe Intuition (Mit einer Gebärde) Ich darf nicht sagen wie - zu schließen. Pfui über dich! Faust. Mephistopheles. Das will euch nicht behagen; Ihr habt das Recht gesittet pfui zu sagen. Doch lange hält Er das nicht aus. Du kommst ihr gar nicht aus dem Einne, Erft kam deine Liebeswuth übergeflossen, Wie vom geschmolznen Schnee ein Bächlein übersteigt z Du hast sie ihr ins Sherz gegossen; Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen, Das arme affenjunge Blut Für seine Liebe zu belohnen. Die Zeit wird ihr erbärmlich lang; Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn Ueber die alte Stadtmauer hin. Wenn ich ein Vöglein wär'! so geht ihr Gesang Tagelang, halbe Nächte lang. Einmal ist sie munter, meist betrübt, Einmal recht ausgeweint, Dann wieder ruhig, wie's scheint, Und immer verliebt. Schlange! Schlange! Faust. Mephistopheles (für sich). Gelt! daß ich dich fange! Faust. Verruchter! hebe dich von hinnen, Und nenne nicht das schöne Weib! Nicht wieder vor die halb verrückten Sinnen! Mephistopheles. Was soll es denn? Sie meint du seyft entflohn, Und halb und halb bist du es schon. |