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ein Vorgänger solche Nachfolger haben konnte. Es erklärt sich dies auch wohl nur daraus, dafs sie ihn ganz ungelesen liefsen, wie sich dies überall deutlich zeigt. Es ist unmöglich, dass wer den Commentar von Calvin gründlich studirt hat, in der Flachheit der Auslegung so fest und consequent seyn kann, wie sie sich durchgängig zeigen. Wir wollen uns hier nur mit den drei Männern beschäftigen, welche den ausgedehntesten Einfluss gewonnen haben, mit Spencer, Clericus, J. D. Michaelis. Andere, welche derselben Richtung ergeben waren, wie Grotius und Marsham, haben sie entweder nicht so consequent durchgeführt, oder sich weniger angelegentlich mit der Auslegung des Pentateuch beschäftigt, so dass sich die Spuren ihrer Einwirkung in denen der Einwirkung der drei Hauptmänner verlieren *).

Spencer, dessen Bemühungen um die Auslegung des Pentateuch in seinem Werke de legibus Hebraeorum ritualibus vorliegen, hat in der neuesten Zeit einen Geistesverwandten an Straufs gefunden. Bei Beiden derselbe Scharfsinn mit einem so unglaublichen Mangel an Tiefsinn, dafs man oft in Versuchung geräth, an ihrem Scharfsinne irre zu werden. Bei Beiden dieselbe eisige Kälte, dieselbe religiöse Impotenz, dieselbe Virtuosität, so zu sagen, in der Ertödtung des Gottesbewusstseyns, so dass religiöse Regungen nicht einmal als „,verschwindendes Moment" bei ihnen vorkommen und die Consequenz ihrer Richtung durchbrechen. Bei Beiden dieselbe Klarheit und Schärfe der Darstellung, wie sie um so leichter zu erreichen ist, jemehr der Verstand sich isolirt, jemehr es ihm gelingt, die übrigen Seelenvermögen zu unterjochen. Ein Unterschied findet zwischen beiden insofern statt, als Spencer sich begnügte, nach einer einzelnen Seite der Offenbarung hin seine Individualität geltend

*) Es liegt in der Natur der Sache, dafs die folgende Darstellang einseitig seyn mufs. Die anderweitigen Verdienste der genannten Männer gehören nicht hieher. Wenn der Verf. nicht von ihnen redet, so kommt es ihm deshalb nicht in den Sion, sie zu läugnen.

zu machen, was aber mehr zufällig, in der Verschiedenheit der Zeiten begründet ist. Man kann sich des Gedankens nicht erwehren, dafs er in unserer Zeit diese Bescheidenheit ablegen würde, ja dass er schon weit mehr dachte, als er sagte. Ein anderer Unterschied, in Bezug auf die Gelehrsamkeit, ist noch mehr zufällig und äufserlich.

Gleich der Grundgedanke des Spencerschen Buches zeigt hinreichend, wie unfähig er zur Auslegung heiliger Schriften war, wie diese unter seinen Händen die Seele aushauchen mufsten. Er geht von der im allgemeinen richtigen, nur von ihm sehr übertriebenen Behauptung aus, dafs vieles in dem Mosaischen Ceremonialgesetze eine auffallende Übereinstimmung mit religiösen Gebräuchen der heidnischen Völker, besonders der Aegypter, darbiete. Diese Übereinstimmung bezieht sich nur auf die Form, und ihre Erklärung und Rechtfertigung kann, sobald dies nachgewiesen, sobald gezeigt worden, dafs der Geist, welcher in der Mosaischen Ökonomie diese Form beseelte, ein durchaus neuer war, gar keine Schwierigkeit machen. Es ist ganz natürlich, dafs zur äufseren Darstellung des wirklich Heiligen diejenigen Formen gewählt werden, welche zur Darstellung des vermeintlich Heiligen schon in langem und ausgedehntem Gebrauche sind, also schon von den profanen Nebenbeziehungen entkleidet, die jedes ganz von neuem geheiligte Symbol mit sich führt. Wer denkt wohl daran, aus den religiösen Waschungen bei den Juden und allen andern Völkern des Alterthums etwas zum Nachtheil der Taufe zu schliefsen? Spencer aber war unfähig, dasjenige, worauf Alles ankommt, die Verschiedenheit des Geistes zu erkennen. Ihm ist das Ceremonialgesetz ein Leib ohne Seele. Bei einzelnen Theilen gesteht er zwar eine ratio mystica et typica zu, aber er thut dies nur bei wenigen, er behauptet, sie sey nur untergeordnet, nicht der Hauptzweck, so dafs der billige und milde Pfaff, in der dissert. praeliminaris zu der von ihm besorgten Ausgabe, sich zu der Bemerkung veranlafst sah: diçis saltem gratia et ne rationem

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typicam prorsus eliminare videatur, dixisse hoc videtur auctor. Und dann wird, auch wo die geistige Bedeutung zugegeben wird, dieselbe auf einen ganz aufserlichen Erklärungsgrund zurückgeführt: verosimile est, deum sacratiora quaedam symbolorum et typorum velis obducta in lege tradidisse, ob morem affincm inter gentium, Aegyptiorum praecipue sapientes usitatum. p. 211. Im Allgemeinen aber verschwindet ihm jeder Unterschied zwischen den heidnischen und den äusserlich entsprechenden Israelitischen Gebräuchen. Gott hat die heidnischen Gebräuche, wie sie dalagen, herübergenommen, um dem rohen Volke durch sie ein Divertissement zu gewähren, was es sonst auswärts gesucht haben würde. So crafs wie nur möglich spricht er dies z. B. p. 640. aus: deus interim, ut superstitioni quovis pacto iretur obviam ritus non paucos, multorum annorum et gentium usu cohonestatos, quos ineptias norat esse tolerabiles in sacrorum suorum numerum adoptavit. Überall redet er von dem Ceremonialgesetze in den verächtlichsten Ausdrücken, wie sie ganz natürlich sind, so lange die Bitte,,Herr, zeige mir die Wunder in deinem Gesetze" nicht gethan und deshalb nicht erhört worden, bei solchen wenigstens, welche zuviel Selbstgefühl haben, als dafs sie nicht sofort aus ihrem Nichtsehen auf das Nichtvorhandenseyn schliefsen sollten, vgl. z. B. p. 26.: nulla ratio occurrit, cur deus tot legibus et ritibus inutilibus populum Judaicum onerare et cultum rationalem paene obruere voluerit, nisi ut gravi illo jugo populum impediret, ne officii sui cancellos transiliret et ad ritus gentilium rueret. Id enim confessum et apertum est, hujusmodi ritus nullum cum dei natura consensum habuisse, nec tanto ceremoniarum apparatu opus fuisse ad pietatem colendam. Der Zusammenhang des Mangels an Auslegungsfähigkeit und der Läugnung der Achtheit liegt hier ganz auf der Oberfläche. Wird das Mosaische Ceremonialgesetz als reiner Gegensatz des Gottesdienstes im Geiste und in der Wahrheit gefafst, statt als Vorbereitung,

Hülle, niedere Form desselben, so ist ja nichts ungereimter, als es ferner von Gott abzuleiten; weit näher liegt die Annahme, dafs es auf rein natürlichem Wege von den Heiden zu den Juden übergegangen sey; um so näher, da Gott von diesen angeblichen ineptiis keinesweges als von solchen redet, vielmehr dieselben dem Sittengesetze gleichstellt und ihre Bestrafung aufs schwerste zu ahnden droht und zu ahnden befiehlt, so dafs man ihm von dieser Ansicht aus eine fraus pia Schuld geben mufs, welche Sp. unter dem honnetten Namen der σvyxaráẞaois verbirgt, auch wohl gar bemerkt, Gott habe sein Volk zum befsten gehabt, vgl. z. B. p. 753., wo er sagt, Gott habe die Opfer vielleicht per ironiam geboten. - Welch eine niedrige Vorstellung von Gott der Spencerschen Hypothese zu Grunde liege, darauf machen schon seine gleichzeitigen Gegner aufmerksam; vgl. z. B. Witsius Aeg. p. 282.: Verum enimvero, quantamcunque haec civilis prudentiae speciem habeant, praeter dei verbum cuncta dicuntur, et humani commenta sunt ingenii, divini numinis majestate haud satis digna. Nimirum cauti catique in seculo mortales deum ex sua metiuntur indole: arcanasque imperandi artes et vaframenta Politicorum, quae vix terra probat, coelo locant. Quasi vero in populo sibi formando firmandoque iis astutiarum ambagibus indigeat is, qui mortalium corda in manu sua habens, ea quorum vult flectit *). Die Rohheit der Gottesidee ist so grofs, dafs man leicht auf den Gedanken gerathen könnte, Spencer habe selbst nur per ironiam seine Hypothese vorgetragen, erwartend, dafs seine für die volle Wahrheit reifen Leser sie von selbst herausfinden würden, wofür man sich auf Andeutungen berufen könnte, wie die p. 210.: deus multa in lege typorum et figurarum tegumentis involuta tradidit, forsan ut lex Mosaica cum ipso Mosis ingenio et educatione consensum coleret. Indessen fehlt es doch

Worte, welche auch J. D. Michaelis hätte beherzigen sollen.

an sicherem Beweise, dafs Spencer, sich der Consequenzen seiner Ansicht klar bewufst war, und für unsern Zweck ist dies gleichgültig. Für ihn genügt es, dafs sie vorhanden waren, dafs von dieser Ansicht vom Ceremonialgesetze aus nach allen Seiten Wege zur Läugnung der Ächtheit des Pentateuch führten. Als Beispiel geben wir hier nur eine Reihe von Folgerungen; Ist das Mos. Ceremonialgesetz so beschaffen, so kann es nicht von Gott herrühren, so kann Moses, der es von Gott ableitet, nicht göttlicher Gesandter, so kann er nicht als solcher durch Wunder und Weissagungen erwiesen, so kann der Pentateuch, der ihm solche in bedeutender Anzahl beilegt, nicht von Moses seyn. Übrigens begnügte sich Sp. nicht, dem Ceremonialgesetz seine tiefere Bedeutung und seinen göttlichen Charakter zu rauben. Auch den moralischen Theil des Gesetzes sucht er möglichst seines Inhaltes zu entleeren. So bemüht er sich p. 28. nachzuweisen, der Decalog sey nicht ein Inbegriff der Moral, sondern habe nur die einseitige Bestimmung, der rohen Abgötterei entgegenzuwirken.

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Die Einwirkung des Spencerschen Buches war sehr bedeutend, wie schon die wiederholten Auflagen, die Nachdrücke in Holland und Deutschland beweisen. Selbst Theologen wie Bossuet (Einl. übers. v. Cramer S. 227.) waren unvorsichtig und kurzsichtig genug, sich ihm mehr oder weniger anzuschliefsen. Die zum Theil sehr gelehrten Gegner wussten die verwundbare Stelle nicht recht zu treffen. Statt alle Kräfte an eine gründliche und nüchterne Erforschung der symbolischen und typischen Bedeutung des Ceremonialgesetzes zu setzen, und somit die Wunder des Gesetzes aufzudecken, gaben sie sich die unfruchtbare Mühe nachzuweisen, dafs die äusseren Formen nicht durch die Juden von den Heiden entlehnt seyen, sondern umgekehrt. Die Typik beharrte in ihrer alten Willkühr, welche Spencer zur theilweisen Entschuldigung gereicht.

Auf Spencer folgte Clericus, der seine Hypothesen ohne alle Modification und Veredlung sich aneignete. Ihn in

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