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Nur das Eine noch treibt er, von Lieben frei, wie von Hassen
Zu beklagen die Menschheit. ...;

Das die Sitten, die unbewegliche Lehre des harten

Cato, treulich bewahren das Mafs und erreichen den Endzweck;
Folgen allein der Natur, dem Vaterland weihen das Leben
Nicht für sich, für die ganze Welt geboren sich glauben.

Freilich war das ein trauriger Roman, als der historische Cato auf Wunsch des Hortensius ihm seine Marcia leiht und dann, nachdem Hortensius gestorben, die reich Gewordene wieder zurück nimmt. Aber auch nach der Verherrlichung Lucans würde Dante den Cato, als den Empörer gegen Cäsar nicht mit solchen Ehren überhäufen, wenn er nicht, wie ich meine, sich selbst in ihm gespiegelt hätte. Darum spricht der Dante'sche Virgil von ihm:

„Libertà va cercando, ch'e si cara
Come sa, chi per lei vita rifiuta."

Dante sieht in Cato das Bild des Mannes, der um Freiheit willen auch das Leben lassen kann. Er selber hat das Ideal im Herzen, wie Lucan es von Cato schildert: „Zu bewahren das Mafs und zu erreichen den Endzweck."

III.

Am meisten überrascht, dafs Niemand anders aus den klassischen Denkern und Dichtern im Purgatorio erscheint als Papinius Statius, der Zeitgenosse Domitians, der Dichter der Thebais. Aber er wird als Christ geschildert, der nach langer Bufse in der Hölle nun hierher gekommen ist. An sich ist es nicht der einzige Fall, dafs man in der christlichen Legende hervorragende klassische Autoren für Christen gehalten hat. So soll ja Titus, an den Paulus der Apostel den schönen Brief geschrieben hat, Plinius den Jüngeren bekehrt haben. Freilich ist diese Sage nur dadurch entstanden, dass ein Märtyrer Secundus (wie Plinius auch hiefs) in Como verehrt und dafs Plinius der Jüngere in Como geboren

ward. Aber dafs Statius ein Christ geworden, ist nirgends berichtet. Dante selbst deutet an, dafs es nirgends bekannt gewesen sei, weil es Statius bei seinem Leben verborgen habe. Es ist seine eigene Erfindung '2)-; was aber hat den Dichter veranlafst, diese Fiction grade auf Statius zu übertragen! Das zu erforschen, ist lehrreich; die allegorische Freiheit und Tiefe des Dichters kann man kaum irgend so drastisch erkennen, als hier. Statius war in der alten und mittleren Zeit ungemein beliebt und gepriesen, mehr als in unsern Tagen, — und die Bewunderung, die er erfuhr, ist nicht unverdient. Dem Dante war der Dichter ungemein werth, obschon er bei der Angabe seines Geburtsortes ihn mit einem andern Statius verwechselt. Er sagt (Purgat. 21. 87): „,che Tolosano a se mi trasse Roma" aber L. Statius Ursulus, der zur Zeit Nero's lebte, war aus Tolosa; Papinius war aus Neapel, was er gewulst haben würde, wenn ihm die ,,Silven", die eigenthümlichen Gedichte des Statius bekannt gewesen wären '). Interessant war er zumal für Dante wegen seines Verhältnisses zu Virgil. Der Dichter der Aeneis hatte keinen gröfseren Bewunderer als den Dichter der Thebais. Statius, sagte Caspar Barth, mufs die Aeneis auswendig gekonnt haben. Derselbe zählt 69 Stellen auf und es sind deren noch mehr - aus welchen die Benutzung Virgilanischer

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12) Fabricius (Bibl. Lat. ed. 1712) p. 433 beruft sich auf ihn allein und hält es nicht für credibile.

13) Es scheint also in der That, dafs Dante die Silve nicht kannte, welche Statius an seinen Vater richtete (lib. 5. 3.) und in welcher er Neapel nannte; er sagt: et natalis origo.

„Pendet ab ambigno geminae certamine terrae

Te de gente suum Latiis ascita colonis

Graja refert Selle . . . . .

Parthenopeque suum longo probat ordine vitae."

Dafs das Graja Selle nicht in Epirus liegt, was noch immer wiederholt wird, weil es Barth noch hatte, ist in der Pariser Ausgabe des Statius von Amar und Lemaire unzweifelhaft erwiesen. (tom. 1. p. 752.)

Phrasen hervorgeht. Er sagt von Virgil in der Silve (4. 4) an Victorius Marcellus: „Ich stärke meinen Geist am Rande des Maronischen Tempels ") und singe am Grabe des grofsen Lehrers." Er denkt in einer andern (4. 7) für sich selbst mit kühnem Glauben an die „Freuden Mantuanischen Ruhmes" aber zumal war Dante bekannt, was er am Schlusse der Thebais von sich selber dichtet:

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„Schon der grofsherzige Kaiser begnadigt Dich selber zu kennen, Das Italische Volk studirt dich bereits; es lernt Dich die Jugend; Lebe doch stell' Dich nicht gleich der gotterfüllten Aeneis, Folg' ihr von weitem nach und immer verehr' ihre Spuren.“ 15) (12. 814-18.)

Wenn Dante den Statius das allein hätte sagen lassen,

was Purgat. 21. 91 etc. gelesen wird:

Es war von meiner Gluth der Same jener Funken,

Die mich erwärmten aus der gotterfüllten (divina) Flamme,
Wovon erleuchtet werden mehr als tausend,

Ich mein' die Aeneide, welche Mutter mir geworden

Und Amme auch im dichterischen Schaffen,

Ohn' sie hätt' ich ein Quentchen kaum gewogen“,

so würde das nicht aufgefallen sein. Wenn er aber hinzu

fügt:

„Durch Dich ward' ich Poet, durch Dich zum Christen,

Doch dafs Du besser siehst, was ich entwerfe,

Streck ich den Finger aus, es auszumalen
Es war die Welt schon überall befruchtet
Von dem wahrhaften Glauben, ausgesäet
Durch die Gesandten des ewigen Reiches
Und Deine nicht längst gehörte Rede
Stimmte ganz zu den neuen Prädicanten
Und ich ward so gewöhnt sie zu besuchen,
Es traf sich, dafs sie mir also heilig schienen,

14) Maroneique sedens in margine templi

Sumo animum et magni tumulis adcanto magistri.“
15) nec tu divinam Aeneida tenta

Sed longe sequere et vestigia semper adora."

Dass, als Domitianus sie verfolgte,

Nicht ohne meine Thränen ihre flossen,

Und ganz so lang als ich im Jenseits dort geblieben,
Stand ich denselben bei und ihre reinen Sitten,

Liefs mich verschmähen alle andern Secten
Und ehe ich die Griechen zu den Flüssen
Von Theben führte, ward ich schon getauft,
Allein aus Furcht war ich verborgen Christ,
Lang noch zeigend äufserlich das Heidenthum.
Und diese Lauheit liefs den vierten Kreis

Wohl mehr als vier Jahrhunderte umwandern",

so erregt das Verwunderung. Woraus schlofs Dante die Allegorie dieser Dichtung, nehmlich dafs Statius ein Christ gewesen und zwar schon vor der Abfassung der Thebais! Was erhob diesen in der That über die anderen Dichter, die er alle in der Hölle findet; welches waren die Momente, die Dante zusammensetzte, um grade in Statius den Christen zu finden, der ihn mit Virgilen durch das Purgatorium geleitet!

Ich glaube, er schildert sich selbst in ihm. So wie er Statius Virgilen ehren läfst, so sehr thut er es selbst und nicht blos aus poetischen, sondern politischen Gründen. Virgil ist der Dichter der Römischen Monarchie aber er war noch mehr; er war der Weissager einer neuen Zeit. Sein berühmter Ausruf in der vierten Cykloge:

„Nun beginnt die Ordnung der Zeit, eine herrliche Aera Und die Jungfrau ist nah es kommt die Saturnische Herrschaft, Schon entsteigt ein neues Geschlecht dem erhabenen Himmel;

-

Sei dem kommenden Knaben, mit dem die eiserne Arbeit
Endet und rings aufblüht ein golden Geschlecht durch das Weltall.
Sei du keusche Lucina ihm hold; schon herrscht dein Apollo" 16)

16) Vgl. Piper: Virgilius als Theolog und Prophet im Evangelischen Kalender 1862. Besonders interessant sind in dieser Beziehung die Acten des h. Secundianus, Verinus und Marcellianus, welche unter Decius gelitten haben. Ein Kriegsmann, Secundian, hatte sich die Frage vorgelegt, woher es käme, daís die Christen lieber sterben denn gut leben, und hatte den Marcellian, selbst einen Verfolger, darüber gefragt. Beide waren ge

wurde wie eine Prophetenstimme aus der Heidenwelt angesehn. Um dieser Verkündigung willen ist Virgilen der besondere Charakter beigelegt geworden, den er im Mittelalter getragen. Er ward um dieser und anderer Stellen willen in seinen Werken bald der Prophet des Lichts, bald ein Zauberer wie Bileam genannt. Er hat darum begeisterte Apotheosen erfahren, wie wenig Andere, wie wenn Caspar Barth sagt, „es sei die Aeneis ein so von jeder menschlichen Nachahmung ausgeschlossenes Werk, dafs in derselben Zeit, in welcher der Erlöser der Menschheit selbst aus Gnaden geboren ward, aus besonderer Wohlthat ein solcher Autor an's Licht der Welt trat, wodurch bezeugt wird, dafs auch diese Wissenschaften seiner (Gottes) gesegneten und in Allem anbetungswürdigen Gnade am Herzen liege" 17). Aber so hoch ihn Dante stellt, er war doch kein Christ. Er war gestorben, ehe Christus auferstand. Man empfand Schmerz, dafs ein solcher Prophet so nah an Christus geweissagt und ihn selbst doch nicht erkannt habe. Daher die Legende entstand, dafs Paulus zu seinem Grabe gegangen sei. In Mantua wurde in der St. Paulsmesse im 15. Jahrhundert der Vers gesungen'):

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lehrte und belesene Leute. Dabei waren sie auf die Literatur und Virgil gekommen und die berühmten Stellen traten ihnen mächtig vor die Augen und als sie sorgfältig nachgedacht hatten, von wem der Dichter rede und erkannt hatten, dafs das Christus sei, wurden sie selbst bekehrt. Vgl. Acta Sanct. 9. Aug. tom 2. p. 406. cf. Act S. S. Juni tom 1. p. 37, wo die Geschichte etwas naiver und klarer erzählt ist. Beide Versionen verdienen noch eine nähere Prüfung.

17) In seinem Commentar zum Statius (Cygneae 1664) tom 3. p. 1570. 18)

„Ad Maronis Mausoleum

Ductus fudit super eum

Piae rorem lacrymae

Quem te, inquit, reddidissem

Si te vivum invenissem

Poetarum maxime."

Doch hat Comparetti (Virgil im Mittelalter, deutsch von Dütschke, p. 92) mit Recht geleugnet, dafs dieser Vers noch heute in Mantua gesungen würde.

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