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„Als zu Maro's Grab geleitet
Paulus frommen Herzens schreitet,
Weint er Thränen auf das Grab;
Dich hätt ich mit Gott verbunden,
Hätt ich lebend Dich gefunden
Aller Dichter Hirtenstab."

Deshalb spricht auch Statius (bei Dante Purgat. 22. 67): ,.Du thatest da wie Einer, der bei Nacht geht, und Licht trägt hinter sich und sich nicht nützet."

Aber unmöglich schien es, dafs es dem Statius nicht genutzt haben sollte, der Virgils Weisfagung kannte, der seine Aeneis göttlich nannte und die Gemeinde sah, die sich zu Christo wandte. Darum was Dante an Statius dichtet, damit schildert er sich selbst. Beide schreiben ihren Glauben von der Erfüllung dichterischer Weisfagung her, wie sie sie in Virgilen's Dichtung fanden in Uebereinstimmung mit der heiligen Lehre der Apostel. Statius als er in die Studien Virgils und des Heidenthums versenkt war, erfuhr, was Virgil im Geist gesehn, an seinem Herzen und nahm an der Gemeinde Theil, in welcher man offen Christum bekannte. Was Statius spricht (v. 64): „Du führtest auf den Weg mich zu dem Parnafs in seinem Born zu trinken und hast nächst Gott mich du zuerst erleuchtet" das wollte Dante von der Einheit der altklassischen Lehre mit dem Evangelium aussagen. Das stimmt mit seiner Meinung von der Römischen Legende zusammen, die für ihn eine politische und geistliche Einheit ist. Ja ich glaube, dafs die Worte Dante's, worin Statius sich gegen den Vorwurf des Geizes, den ihm Virgil zu machen scheint, verwahrt und meint, er sei vielmehr zu verschwenderisch gewesen sich auf Dante selbst beziehen. Für Statius hätte diese Anklage gar keine Bedeutung gehabt aber es war ja Dante, den seine Freunde der Gelderpressungen in seinem Amt angeklagt haben, während Bocaccio nur von ihm sagt, dafs er ach Ehre und Prunk, mehr als sich gebührt, gestrebt habe. Daher scheint dies

Wort des Statius vielmehr ein Bekenntnifs Dante's von sich selbst zu sein.

Statius war wie er ein Kaiserlicher und wie er wollte - ein Christ. Allerdings war Domitian ein Heide und ein Verfolger der Christen. Daher bildete sich der legendäre Zusatz, dafs Statius im Verborgenen mit den Verfolgten geweint habe. Auch zeigt das gröfsere Werk der Thebais keine Spur, dafs der Dichter sich offen als Christ bekannt habe, aber es zeigen sich andere Eigenthümlichkeiten, welche freilich nur ein eindringendes Studium desfelben wahrnehmen läfst. Dante mufs eine so grofse Kenntnifs von Statius gehabt haben, wie man sie an dessen Studium des Virgil rühmt, sonst würde er auf ihre Beobachtung seine Legende nicht gebaut haben. Statius verkündigt zwar nicht Jesum mit Namen, aber er zeichnet die heidnischen Götter so, wie sie ein verborgener Christ abmalen konnte, wie Arnobius etwa oder Minucius Felix. Schlechter, grausamer, blutdürstiger konnte man sie nicht darstellen. Ihre Macht wird als gebrochen und hinfällig geschildert. Das mufs Jedem auffallen, der Statius aufmerksam liest, auch ohne dafs er an die Legende des Dante denkt.

Sonderbar genug klingt es für einen Römer unter Domitian, wenn er Jupiter (Theb. 1. 211.) sagen läfst 19): „Frevel der Erde beklag ich, und den durch die Furien selber nicht zu bezwingenden menschlichen Geist! Wie lange soll man Schuldige strafen! Mit dem leuchtenden Blitz zu wüthen, ekelt michs; schon längst ermatteten der Cyklopen thätige Arme und auf den Aeolischen Essen fehlen die Feuer."

Fur Statius' Zeit klingt es gar nicht Römisch, wenn zu Apollo gesagt wird: „Sei es, dafs ich Dich rosigen Titan

19

,,Terrarum delicta nec exsuperabile Diris

Ingenium mortale queror; quonam usque nocentum
Exigat in poenas; taedet saevire corusco

Fulmine; jam pridem Cyclopum operosa fatiscunt

Brachia et Aeoliis desunt incudibus ignes.

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nenne nach Achäischem 2o) Brauch oder ob besser zu sagen: Fruchtgebender Osiris oder Mithras, der an den Hörnern hält den unwilligen Stier unter der Felsen-Grotte." Wenn aber Dante das ganze Werk mit seinen allegorisch-christlichen Augen ansah, so trat dies und anderes noch seltsamer heraus. Jupiter sagt zu Mars (III. 229): „Du kannst mit Krieg entflammen die Himmelsbewohner und meinen Frieden" 21) dagegen tönt es ganz christlich, wenn Mars zur Venus, d. i. zur Liebe sagt: „O du ruh' nur vom Kampf, du heiliges Vergnügen (sacra voluptas) und einziger Frieden im Geist, die allein die Macht hat unter den Göttern und Menschen, meinen Geschossen straflos zu begegnen" 22). Erebus (die Unterwelt, der Tod) sagt: „Die schuldige Welt, nicht mein ist sie mehr" und fährt dann fort: „,,Suche

mir Einen, der die Götter bekriegt, der die Feuer des Blitzes und den feindlichen Jupiter mit dämpfendem Schilde zurückschlägt“ 23). (8. 76.) „Stille dein Herz," sagt Amphiaraus zu Pluto (et melior sis, quaero, diis) 24), „,und sei besser als die Götter." Er läfst die ganze Orakelkunst die Götter bestreiten; wenn er sagt: „Wir ergrübeln, ob Glück uns unser Geburtstag verkündigt wann wir enden, was er, der gütige Vater der Götter und was Klotho uns sinnt, daher die Opferbeschauung, Achten auf Vogelgeschrei, auf den Wechsel der Sterne und die Phasen des Monds wir arme ver

.....

20) Die Lesart „Achämenischen" ist wohl in den Text gekommen, weil bald darauf von dem Persischen Mithras die Rede ist.

21).

22)

23)

,,tibi fas ipsos incendere bello

coelicolas pacemque meam."

„O mihi bellorum reliquies, et sacra voluptas
unaque pax animo, soli cui tanta potestas
Divorum hominumque meis occurrere telis.“

Quaere diis qui bella ferat, qui fulminis ignes

Infestumque Jovem clipeo fumante repellat."

24) Was Bindewald fälschlich mit „sei gegen die Götter nicht hart" übersetzte. (Statius, Stuttgart 1868. 2. p. 91.)

derbte Geschöpfe wollen die Götter ergründen, daher denn Neid und Erbitterung, Schandthat, Arglist und mafslose Wünsche (3. 355 etc.)

Solcher Beispiele 25) könnten noch viele angeführt werden. Wenn Dante den Statius im Verborgenen mit den Verfolgten weinen läfst denkt er sicher an ein Ereignifs eigenen Lebens, wo er aus Klugheit sich nicht zu den eigenen Geistesgenossen bekannt hat und an den Vers des Statius (11. 107) ,,schon geht er hinweg von aller Gemeine, um sich zu weinen", wozu Barth aus einem, wie er sagt, christlichen Scholion citirt, die Thränen sind die Vorläufer eines besseren Lebens und der Schmerz über vergangene Leiden" 26).

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Aber die Thebais spielt zwar in Griechenland und hat scheinbar mit Römischen Verhältnissen keinen Zusammenhang. und ist doch nicht ein blos ästhetisches, sondern auch ein politisches Werk. Statius verfolgte dabei nicht allein den Zweck, kunstreiche Verse zu machen - sondern gab bedeutungsvollen politischen Ideen der Zeit einen Ausdruck. Die Thebais stellt einen Bruderzwist gräfslicher Art dar. Eteokles und Polyneikes reiben sich einander selbst auf. Erst nach ihrem Tode kommt aus der Ferne von Athen der versöhnende Theseus. Damit deutet die Dichtung auf die politischen Verhältnisse der Zeit an. In furchtbarem Bürgerkrieg hatten sich Galba, Otho, Vitellius bekriegt. Das Flavianische Haus. Vespasianus und seine Söhne Titus und Domitianus haben den Frieden hergestellt. „Du," sagt er zu Domitian, „des lateinischen Ruhmes neueste Zier, von dem, dafs er das neue

25) Schon Barth war es aufgefallen. Er sagt (III. 1152): „et notanda semel erunt aliqua ut quanta securitate de his loquatur tantus scriptor, patescat argumento, scivisse illum etiam meliora de Deo, quam publicis sanctionibus profiteretur.“ Er citirt dazu eine Reihe von Stellen aus dem 10. Gesang, zumal v. 207, 231, 253, 262. etc., die doch nicht so hervortreten, wie die oben angegebenen.

26) coetu fertur jam suis ab omni flere sibi."

Werk des vollendeten Vaters zum Ziele führe, Rom ewig sich wünscht." Dem Domitian, sagt er an anderer Stelle, mufs Jupiter weichen. Der brachte Bürgerkrieg; jener den Frieden. Er tadelt die Zwistigkeit der Brüder um so mehr, je weniger es sich verlohnte, um ein kleines Reich zu streiten. Er will sagen, dass in den neuesten Zeiten, wo man sich doch um Rom streitet, dies doch ein Wetteifer um die Welt ist.

„Wohin reifst Euch Erbitterung! fort, begehrtet Ihr doch wenigstens durch solches Verbrechen die

beiden

Pole der Welt zu gewinnen, die Sol an des Ostens Gestaden
Schaut und am westlichen Meer; die weit entlegenen Länder,
Die sein Strahl nur schräge berührt, die der Boreas kalt macht
Oder der laue Notus erwärmt“ 27).

Der Kaiser Domitianus gab überall Frieden;

darinnen,

so ist der Sinn der ersten Silve, übertraf er auch Cäsar. Frieden gab er überall.

Das ist's aber grade, was Dante's Seele erfüllt. Deshalb schildert er sich in Statius selbst. Er klagt auch über Zwiespalt der Brüder, und die Parteien einer Sprache und eines Landes zerreifsen sich in Italien. Ghibellinen und Welfen bekämpfen sich in Florenz wie Oedipus Söhne. Sie streiten um den Wechsel der Herrschaft. Und einen Theseus ersehnt er sich aus der Ferne; der Kaiser soll kommen und Einheit machen. Das Kaiserthum, so fafst er die Römische Zeit auf, und das ist sein Ideal ist das Symbol des

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