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PT 2435
M4

1863
v. 7

Druck von August Grimpe in Hannover.

Bilder im Moose.

Wollen unsere Nachkommen einst ihre Zeit begreifen

lernen, so werden sie es wie wir machen und sich in die geheimsten Gemüthszustände der nächsten Vergangenheit, wie in eine Bergmannsgrube, versenken müssen, um aus den wundersam durch- und übereinander geschobenen Schichten in der Tiefe die Bildung der Oberfläche sich zum Verständnisse zu bringen.

Wenn dann auch dieses Büchlein unter dem Gerülle liegt, welches der erzsuchende Bergmann in die Ecke geworfen hat, und nur ein neugieriger Reisender im Vorübergehen es aufschlägt, möchten dann die Abdrücke der seltenen Moose der Zeit, welcher es angehört, im weichen Novellenschiefer, recht bestimmt und eigen ihm in die Augen fallen! Ich habe ihm die Ueberschrift: Bilder im Moose gegeben, denn es sind solche. Wer zur müßigen Stunde das Auge auf einer alten, bemoosten Mauer ruhen läßt, dem werden sich gar bald die krausen, seltsamen Linien in den wirr durcheinander laufenden Moosflechten zu seltsamen Bildern zusammenstellen. So sind auch diese Novellen während meines vieljährigen Aufenthaltes in Dresden und zu der Zeit entstanden, wo das Rokokomoos seiner gesellschaftlichen Zustände in der Pflege eiens dreißigjährigen Friedens wieder grün und schön wurde. Wie Figuren und Gestalten aus den ältesten Zeiten im Traume sich in die gegenwärtigsten Verhältnisse mischen und sich, wie in einem

Jul. Mosen sämmtl. Werke. VII.

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Elysium, mit einander behaben, so wird sich auch in gesellschaftlichen Traumzuständen immer Aehnliches begeben: das Allernächste wird zum Märchen, und das in Zeit und Raum Entfernteste zur greifbaren Gegenwart. Die Zeit, welche sich nicht in Thaten ausprägt, versinkt von selbst in das Chaos der Ewigkeit zurück, und die Wirklichkeit wird so dünn, wie ein Gazeschleier, hinter welchem man die Geisterwelt ihre Grimassen schneiden sieht. Fast kommt es mir vor, als wenn in der Ferne der erste Hahnschrei den Morgen verkündete, und ich werde mich beeilen müssen, einige dieser Traumbilder festzuhalten, ehe sie zerrinnen.

Zu solcher Zeit hatte sich in humoristischer Verspottung der damaligen Restaurationsversuche der Pfaffen ein Clubb lustiger Gesellen gebildet, welche sich Benedictiner mit demselben Rechte hießen, wie noch jetzt jedes Casino in irgend einer Stadt dem lustigen Benedictinerkloster auf dem Monte Casino in Italien diese seine Bezeichnung verdankt. Unsere flösterlichen Zusammenkünfte hielten wir in verschiedenen Kaffeehäusern, häufig aber in dem Belvedere auf der Brühlschen Terrasse. Der renovirte Mönchsorden bestand aus Künstlern aller Art, Philosophen und Dichtern. Jeder bestrebte sich irgend einen geistigen Genuß der Gesellschaft zu bereiten. Die Gesellschaft hat sich nun längst aufgelöst, die fröhlichen Genossen sind zum Theile nach Ost und West zerstreut, zum Theile in das Moos des gemeinen Lebens hineinverwachsen, daß sie kaum mehr ausfindig zu machen sind. Ich bedauere sehr, daß ich damals zu unachtsam war, die Ideen, welche dort im Herüber und Hinüber der Rede sich erzeugten, aufzuzeichnen; es sind manche davon zu geschichtlichen Thaten geworden. Nur diese Bilder sind davon übrig geblieben. Der Convent der modernen

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